Freitag, 30. August 2013

Wade Guyton

Zürich.- 2006 zeigte Wade Guyton in der Gruppenausstellung «Wade Guyton, Seth Price, Josh Smith, Kelley Walker» seine Werke zum ersten Mal in der Kunsthalle Zürich. Die Ausstellung präsentierte den Dialog und die Auseinandersetzung dieser vier Künstler mit den Bedingungen und allen nur möglichen Techniken des alltäglichen digitalen Lebens und wie sie Fragen der Authentizität und des Zufalls in der Konfrontation diverser Reproduktionstechnologien sowie im unangemessenen Gebrauch von Genres und Materialien wirksam werden lassen.

Wade Guyton (geboren 1972 in Hammond, Indiana, lebt und arbeitet in New York ) präsentiert nun, nach seiner ersten retrospektiven Werkschau im Whitney Museum of American Art in New York im Herbst 2012, in der Kunsthalle Zürich zwei gross angelegte, neu für die Ausstellung geschaffene Präsentationen, die Konzepte der Malerei wie der Zeichnung auf experimentelle Art und Weise in den Räumen in Spannung versetzen.

In einer raumgreifenden Gruppe von Tischvitrinen breitet Guyton aus, was er als „Zeichnung“ bezeichnet: ein Universum aus Manipulationen, Schichtungen und Beziehungen von über druckten, gefundenen, de und rekontextualisierten Bildern. In der gelb gefliesten Küche seines Ateliers fotografierte der Künstler Bilder, um sie wiederum zu reproduzieren, und komponiert sie nun auf dem gleichen gelben Fliesenmaterial in der Ausstellung zu einem neuen Bild – Künstlerstudio, Ausstellungsraum und Präsentationsformate verbinden sich zu einem komplexen erweiterten Raum von Produktionsprozessen und Reproduktionen, zusätzlich ausgeweitet in das Format eines Buches, «Zeichnungen für lange Bilder, das die Arbeit an den Bildern dieser Installation dokumentiert und auf die zweite Installation der Ausstellung verweist.

Die „langen Bilder“ verdoppeln in der zweiten Etage der Kunsthalle Zürich tautologisch die Wände der Ausstellung. Auf Leinen gedruckt mit einem Epson Stylus Pro 11880, sind die auf einem Computerbild basierenden Gemälde auf eine horizontale Position gedreht und ihre Information wand fü l lend ausgeweitet. Diese abstrakten Bilder sind geprägt vom Zufall und dem Scheitern der Druckmaschine am digitalen wie physischen Material. Analog zu den multiplen Prozessen der Produktion, Reproduktion und Wiederverwendung von gedruckten Materialien in seinen Zeichnungen, verfolgt Wade Guyton auch in seiner Malerei einen experimentellen Ansatz. Anstelle von traditionellen Werkzeugen setzt er moderne Technologien ein und stellt die Möglichkeiten, Grenzen und Verfahren der Malerei auf die Probe. Er arbeitet aus einem konfliktbasierten Dialog heraus – sowohl mit der Tra dition der Moderne und der Abstraktion als auch mit der Technik. Er zwängt die Leinwand durch einen Drucker, der zum Ausdruck digitaler Vorlagen auf Papier, und nicht für diesen Untergrund vorgesehen ist. Die Zweckentfremdung der Maschine nutzt er so als g eneratives Verfahren zur Bildentstehung – ein Missbrauch, der die digitale Information der Bilder zu unerwarteten Ergebnissen führt.

Die durch die Maschine gezwungene Leinwand, das Stottern oder Scheitern der Bildinformation, führt zu Fehlern in der Ausfü hrung der Farbbereiche, zu Verschmutzungen und Verschiebungen. Diese werden häufig durch die schwierige Handhabung der Leinwände im Studio verstärkt, wo sie auf dem Studioboden oder durch das Handling noch zusätzliche Spuren und Verletzungen erfahren. Wade Guytons Werk entzieht sich jedem Versuch, es auf einen spezifischen Ansatz oder ein Untersuchungsgebiet begrenzen zu wollen.

Eines seiner vielen kollaborativen Projekte, «Continuous Project» (2003 mit Bettina Funcke, Joseph Logan und Seth Price gegründet) , hinterfragt und verunklärt die Beziehung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Archiv und Erinnerung, indem es Dokumente, Ereignisse und Diskussionen, die ansonsten vergangen wären, manipuliert, reproduziert und neu inszeniert. Guytons Arbeiten pointiere n die Problematik, dass keine formale Untersuchung Fragen nach der Bedeutung völlig umgehen kann. Seine Gemälde und Zeichnungen, die mit den grossen Themen der Abstraktion und auch Monumentalität dieser Themen operieren, sind deshalb immer konzeptuell und nicht ästhetisch begründet. Der Künstler „verunreinigt“ Werke nicht nur formal, sondern kontaminiert auch die Begriffe und Werte kunstimmanenter Themen mit neuesten Technologien. Immer behandelt Wade Guytons Werk auch die Auseinandersetzung mit und Demontage von Mythen und geschichtlichen Transmissionen der abstrakten Kunst. Wie ist ein abstraktes Bild heute zu verstehen? Welche Fragen haben wir an das Nicht.

Katalog Wade Guyton wird während der Laufzeit der Ausstellung ein Künstlerbuch gestalten, das im JRP|Ringier Kunstverlag erscheinen wird. Zu einem Werk der Ausstellung erscheint zur Eröffnung im Verlag Walther König, Köln, die 128 Seiten umfassende Publikation: Wade Guyton.

Öffnungszeiten: DI/MI/FR 11 – 18 UHR, DO 11 – 20 UHR, SA/SO 10 – 17 UHR, MO GESCHLOSSEN

Wade Guyton
31. August – 10. November 2013

Kunsthalle Zürich
Limmatstrasse  270
CH-8005 Zürich
Tel +41 44 272 15 15
www.kunsthallezurich.ch

Donnerstag, 29. August 2013

dies & das und Festivals

3land.- Im August/September gibt es im 3land die verschiedensten Festivals, beziehungsweise Angebote nach dem Motto alle Jahre wieder. Da wäre zum Beispiel der Tag des Denkmals am 7. September. Unter dem Motto «Altstadt Kleinbasel» umfasst das diesjährige Programm zahlreiche Führungen und Veranstaltungen zu Baudenkmälern und zur Kulturgeschichte im Kleinbasel. Konzerte mit dem Sinfonieorchester Basel und dem 1. Mai-Chor Basel sowie Gratisfahrten mit einem historischen Tram der BVB runden den Tag des Denkmals ab. Die ausführliche Programmzeitung liegt ebenfalls auf.

Ausstellungen

Das Museum der Kulturen Basel macht am 4. September von 18.00 – 20. 00 Uhr Ethnologie fassbar und lädt anlässlich der Ausstellung "Was jetzt? Aufstand der Dinge am Amazonas" zu einer spannenden Podiumsdiskussion über die vielfältigen Verflechtungen Schweiz – Amazonien ein. Moderiert wird die Podiumsdiskussion von Christoph Keller, Leiter der Redaktion Kunst und Gesellschaft SRF. Seine Gesprächspartner sind Christoph Wiedmer, Gesellschaft für bedrohte Völker; Martin Fasser, Präsident der Branchenvereinigung Zug Commodity Association; Lucy Koechlin, Institut for Social Anthropology, Universität Basel und Alexander Brust, Kurator der Ausstellung "Was jetzt? Aufstand der Dinge am Amazonas".
Inhaltlich geht es um Fragen gesellschaftlicher Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung und eine gemeinsame Zukunft. In der Diskussion werden die Interessenkonflikte, Menschenrechtsverletzungen und Gefahren, die mit der Ausbeutung bedeutender Rohstoffvorkommen in Amazonien verbunden sind, thematisiert. Angesprochen werden Themen wie die Rolle der Schweiz als Drehscheibe des internationalen Rohstoffhandels, die Wirksamkeit internationaler Regulierungen, die Strategien indigener Gruppen zur Verteidigung ihres Lebensraums.
http://mkb.ch/dms/email_anhang/MKB_Flyer/MKB_flyer.pdf


Festivals

Die 8. Ausgabe des Jugendkulturfestivals Basel (JKF) macht Basel am 30. und 31. August 2013 wieder zur «Hauptstadt der Jugendkultur» - dazu hin ist der Eintritt frei. Das Jugendkulturfestival Basel (JKF) ist die grösste nicht kommerzielle Plattform für Jugendkultur in der Schweiz. Neben den 60 000 erwarteten Besucherinnen und Besuchern und den über 180 Acts auf über 11 Bühnen ist dem Verein Neues JKF die Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. Nachdem Gespräche in den vergangenen Jahren jeweils zu keinen Resultaten geführt haben, ist es dem JKF nach konstruktiven Gesprächen in den vergangenen Monaten gelungen, den Coop Pronto am Barfüsserplatz in die Nachhaltigkeitsstrategie des Festivals einzubinden. Erstmals erhebt der Coop Pronto Barfüsserplatz bei einem Festival in der Innenstadt Pfand auf sämtliche verkauften Getränke. Zudem werden Glasflaschen während des Festivals aus dem Sortiment entfernt. http://www.jkf.ch


Forschung

Am 6. September 2013 findet der nächste Forschungsevent der Hochschule für Life Sciences FHNW imm schweizerischen Muttenz statt. Wie jedes Jahr geben unsere Fachkräfte Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft und Politik einen Einblick in die aktuellen Forschungsprojekte der Hochschule. Details dazu finden Sie anbei. Im Anschluss stellen die diesjährigen Absolvent/innen ihre Diplomarbeiten aus, die sie in der Industrie, an der Hochschule oder externen Forschungsstätten im In- und Ausland durchgeführt haben. www.fhnw.ch/lifesciences


Junge Welt

Vor drei Jahren eröffnete das Basler Top Secret Drum Corps eine eigene Trommelschule, die „Top Secret Drummelschuel“, um motivierte Jungtalente zu fördern.  Schnuppertag ist am Montag, 2. September 2013, ab 18.00 Uhr. Um den Kindern und Jugendlichen im Alter von 11- bis 18-Jahren, die bestmögliche Entfaltungsmöglichkeit zu bieten, baut sich die Trommelschule in drei Alters-, resp. Leistungsstufen auf. Wird im Kurs 1 der Fokus auf die fortführende Ausbildung im Basler Trommeln gelegt, durchbricht der Kurs 2 trommlerisch die Basler Stadtmauern. Das Repertoire wird durch Rhythmusstücke und Kompositionen ergänzt, wobei ein erstes Schnuppern im Showtrommeln stattfindet. Das Verbessern der Basler Trommeltechnik ist auch im Kurs 2 die klare Zielsetzung. Der Kurs 3, unser „Junior Corps“, übt sich im facettenreichen Trommeln auf der High Tension Snare des Top Secret Drum Corps. Dieser Instrumentenwechsel von der Trommel auf die „Snare“ bietet den topmotivierten Tambouren die Möglichkeit einen vielleicht angestrebten und erhofften Weg in das Top Secret Drum Corps zu vereinfachen. Wer wird bald unser Corps ergänzen? Uns bei Auftritten in Südafrika, Moskau, Halifax, gar Edinburgh und Basel begleiten?
Weitere Informationen zu der „Top Secret Drummelschuel“ finden Sie auf www.topsecretbasel.ch. Anmeldung bei: Claudio Rudin, Leiter der Top Secret Drummelschuel, drummelschuel@topsecretbasel.ch


Musik

Donnerstag, 26.9., 20 Uhr, SWR-Studio Freiburg, Kartäuserstraße 45, Schlossbergsaal: playing  Jazz-Duo Jochen Schorer/Johannes Mössinger Ein Jazzmusiker mit Sinn für klassische Musik trifft auf einen klassischen Schlagzeuger mit Liebe zum Jazz und schon eröffnet sich ein Spielfeld, um genreübergreifend Neues zu entdecken und Grenzen zu sprengen.  Johannes Mössinger und Jochen Schorer tun genau dies und kreieren mit ihrem großen Background aus Klassik, Jazz und moderner Musik ein rhythmisch-harmonisches Powerprojekt: moderne Musik für Schlagwerk und Piano. Im Mittelpunkt stehen Kompositionen von Johannes Mössinger für Marimbaphon und Klavier, Klassiker von Chick Corea und gemeinsame Improvisationen. Jazzpianist und Komponist Johannes Mössinger wurde bekannt durch sein New Yorker Ensemble, seine Solokonzerte, seine Arbeit als Komponist und die Zusammenarbeit mit vielen Größen des Jazz, wie  Joe Lovano, Joel Frahm, Enrico Rava oder Don Braden. Tourneen führten ihn in die USA und in den Nahen Osten. www.johannesmoessinger.de

Dienstag, 27. August 2013

Rock 'n Roll & Movie Magic

Basel.- Das Gerbergässlein in Basel wird anlässlich des Filmfestivals Basel vom 29. August bis 1. September zum Schauplatz der neusten Kurzfilme von jungen regionalen Nachwuchsfilmern. Mit 70 Filmeinsendungen gab es so viele Anwärter wie nie zuvor – die 30 besten haben die Organisatoren ausgewählt und ihre Werke werden von einer prominent besetzten Jury, in der auch Ehrengast Gilles Tschudi ist, bewertet. Das volle Programm ist auf der Webseite zu finden. Das Gässli Film Festival findet wie jedes zweite Jahr in Partnerschaft mit dem Jugendkulturfestival (JKF) statt. Rock 'n Roll meets Movie Magic . Die 8. Ausgabe des Jugendkulturfestivals Basel (JKF) macht Basel am 30. und 31. August 2013 wieder zur «Hauptstadt der Jugendkultur» - dazu hin ist der Eintritt frei.

Auch zu empfehlen: die killer Workshops, der Musikvideo-Wettbewerb (präsentiert am Donnerstag vor "Grounding") und diverse Showcases mit mehr nationalen und internationalen Kurzfilmen. Zum ersten Mal werden wir auch einen mit CHF 1000.- dotierten Publikumspreis vergeben. Hier liegt der Ball in den Händen der Besucher, welche/r Nachwuchsfilmer/in diesen ehrenvollen Preis mit nach Hause nimmt :)

Das Festival ist kostenlos und ein gemeinnütziger Anlass, der für junge Filmemacher und die Bevölkerung in der Region Basel organisiert wird. Das Ziel ist es, Jugendliche fürs Filmemachen zu begeistern und den Filmtalenten von Morgen die Möglichkeit zu geben, ihre Werke einem grösseren Publikum zu präsentieren. Dafür lädt das Festival einen international bekannten Filmemacher nach Basel ein, der den Jugendlichen im charmanten Ambiente des Gerbergässli Tipps und Tricks mit auf den Weg gibt. Mit Gilles Tschudi können wir seit 2009 wieder einen Ehrengast mit Basler Wurzeln im Gässli begrüssen. Wir sind gespannt auf seine Filme und Stories...

Nicht zu verpassen - folgende Happenings:
Donnerstag, 29.8.2013 um 21h - "Grounding - Die letzten Tage der Swissair" inkl. Q&A mit Gilles Tschudi
Freitag, 30.8.2013 um 21h - "Mein Name ist Bach" inkl. Q&A mit Gilles Tschudi
Samstag, 31.8.2013 ab 19h - legendäre Kurzfilmnacht der JungfilmerInnen mit Preisverleihung

Das Jugendkulturfestival Basel (JKF) ist die grösste nicht kommerzielle Plattform für Jugendkultur in der Schweiz. Neben den 60 000 erwarteten Besucherinnen und Besuchern und den über 180 Acts auf über 11 Bühnen ist dem Verein Neues JKF die Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. Nachdem Gespräche in den vergangenen Jahren jeweils zu keinen Resultaten geführt haben, ist es dem JKF nach konstruktiven Gesprächen in den vergangenen Monaten gelungen, den Coop Pronto am Barfüsserplatz in die Nachhaltigkeitsstrategie des Festivals einzubinden. Erstmals erhebt der Coop Pronto Barfüsserplatz bei einem Festival in der Innenstadt Pfand auf sämtliche verkauften Getränke. Zudem werden Glasflaschen während des Festivals aus dem Sortiment entfernt.

Montag, 26. August 2013

Jenseits der Grenzen

Zürich.- Vom 6. September bis 10. November 2013 zeigt das Kunsthaus Zürich die erste Einzelausstellung von Lonnie van Brummelen & Siebren de Haan in der Schweiz. Die Geschichte des im 2. Jahrhundert vor Christus entstandenen Pergamon-Altars, der nach Ausgrabung seiner Fragmente in der Türkei im 19. Jahrhundert durch deutsche Archäologen den Berliner Museen zugesprochen wurde, nehmen Lonnie van Brummelen (*1969) und Siebren de Haan (*1966) zum Anlass, um über Fragen von Globalisierung, kulturellem Transfer und Zugehörigkeit nachzudenken. Mit seinen Filminstallationen wirft das holländische Künstlerduo ein kritisches Auge auf Migrationsbewegungen und hinterfragt politisch-ökonomische Machtstrukturen. Das neue Werk «Episode of the Sea» (2013) hat in Zürich Premiere. Es wird am 1. November gezeigt und von einem Podiumsgespräch begleitet.

Ausgangspunkt der Ausstellung und zugleich das alle Arbeiten verbindende Werk ist «Monument to Another Man’s Fatherland» (2008-2012). Diese vierteilige Installation rückt das Thema von Grenzen und Migration in den Fokus – und dies in einem ganz wörtlichen Sinn. Denn im ersten Teil der Arbeit, einem 35mm-Film, scheint es, als ob die Künstler den Fries mit der Kamera Stück um Stück abgefilmt hätten. Doch die Künstler hatten dafür vom Pergamonmuseum keine Filmerlaubnis erhalten. Als sie das Museum mit der Anfrage kontaktierten, ein Kunstprojekt machen zu wollen, das die Verschiebung des Altars im 19. Jahrhundert aus Pergamon (in der heutigen Türkei) nach Berlin beschreibt, hatte ihnen das Museum die Zusammenarbeit verweigert. Es wollte offenbar Diskussionen zur Repatriierung von Kunstwerken aus dem Weg gehen. Stattdessen haben van Brummelen & de Haan in aufwändiger Recherche Abbildungen in akademischen Publikationen und Museumsführern aus ganz unterschiedlichen Zeiten zusammengesucht, abgefilmt, und so den Fries im Film rekonstruiert. Ein Index gibt an, welche Abbildung aus welcher Publikation stammt.

Ergänzend zu diesem Porträt des Altars zeigt ein 16mm-Film Porträts junger Türken, die zur Vorbereitung ihrer Auswanderung nach Deutschland einen Sprachkurs im Goethe-Institut Istanbul belegten. Van Brummelen & de Haan haben die Teilnehmer dieses Kurses eingeladen, die kunsthistorischen Beschreibungen der Friesplatten in Deutsch laut vorzulesen. Das schwierige und ungewohnte Vokabular der Texte bereitet den Ausreisewilligen in der Aussprache einige Schwierigkeiten und vieles bleibt unverständlich. Erst die Untertitel machen deutlich, dass es sich bei den Textpassagen um Beschreibungen des Kampfes der Giganten handelt, der auf dem Pergamon-Fries dargestellt ist. Diese Aufnahmen im 16mm-Film thematisieren einerseits die verschärften Einwanderungsgesetze in vielen Ländern Europas, die es Migranten erst erlauben, einen Einreiseantrag zu stellen, wenn sie nachweisen können, dass sie einen Sprachkurs absolviert haben. Neben diesen sozial-politischen Inhalten geht es van Brummelen & de Haan aber auch um eine Reflexion des Mediums Film und seiner Geschichte.

Das zeigt die formale Anordnung der Kurzporträts, die auf Andy Warhols «Screen Tests» verweist. Interessant ist in dieser Hinsicht auch, dass in etwa gleichzeitig zu den Ausgrabungen des Pergamon-Altars das Material Zelluloid erfunden wurde, das die Entwicklung von Roll- oder Kleinbildfilm ermöglichte und so schliesslich den Weg für den Kinofilm ebnete. Einen anderen Ausgangspunkt hat die Arbeit «Subi dura a rudibus» (2010), ebenfalls eine 16mm-Installation – nämlich eine Serie von Tapisserien aus dem 16. Jahrhundert, die anlässlich der Eroberung von Tunis durch Karl V. hergestellt wurde. Der spanisch-habsburgische Monarch unternahm diesen Feldzug, um den Vormarsch der Türken zu stoppen. Er beauftragte den holländischen Maler Cornelis Vermeyen, mit den Truppen mitzureisen und die Kampfszenen in Zeichnungen festzuhalten. Diese Zeichnungen wurden später als Tapisserien umgesetzt.

Van Brummelen & de Haan beschlossen, seine zeichnerischen Vorlagen mit den Tapisserien zu verbinden, indem sie beide parallel zueinander abfilmten und in einer Doppelprojektion zusammenfügten. Die zwei rohrschach-artigen Projektionen zeigen Details der beiden Vorlagen, die zum Teil abstrakt-malerische Formen annehmen, sich dann aber wieder zu Bildern zusammenfügen, die an verstümmelte Körper erinnern. Gleichzeitig verweist die Geschichte des «embedded painters» darauf, wie eng Bildproduktion und Repräsentation von Macht schon damals zusammenhingen.

Um die Hinterfragung von wirtschaftlichen Machtstrukturen geht es in der Arbeit «Monument of Sugar» (2007). Darin untersuchen van Brummelen & de Haan den Zucker-Handel zwischen Europa und Afrika und thematisieren Fragen von globalisierter Rohstoffproduktion und staatlicher Intervention mit künstlerischen Mitteln. In ihrem neusten Film «Episode of the Sea» (2013), der im Kunsthaus Zürich zum ersten Mal gezeigt wird, stellen die Künstler die aktuelle Krise und die damit einhergehenden Veränderungen in der europäischen Fischereiindustrie zur Diskussion. Für diesen rund eine Stunde dauernden Filmreport haben die beiden Künstler mit betroffenen Fischern zusammengearbeitet und diese auch als Akteure gewinnen können.

«Episode of the Sea» wird nur am 1. November 2013 um 18 Uhr in einem speziellen Screening gezeigt, mit anschliessendem Gespräch zwischen Lonnie van Brummelen und Siebren de Haan, der Kuratorin Mirjam Varadinis sowie der Künstlerin Ursula Biemann und Emily Scott (gta Zürich). Bereits im Jahr 2008 war das Künstlerduo in einer Ausstellung von Varadinis zu Gast, in «Shifting Identities». Für die dort gezeigte Arbeit «Grossraum» (2004/05), die sich inzwischen in der Sammlung des Museum of Modern Art, New York befindet, erhielt Lonnie van Brummelen den prestigeträchtigen «Prix de Rome».

Lonnie van Brummelen & Siebren de Haan
6. September bis 10. November 2013,

Kunsthaus Zürich
Heimplatz 1
CH-8001 Zürich
0041 (0)44 25384-84
info@kunsthaus.ch
/www.kunsthaus.ch

Freitag, 23. August 2013

Reisen und Natur - die Saisoneröffnung des Tonhalle-Orchesters Zürich

Zürich.- David Zinman eröffnet seine letzte Saison als Chefdirigent des Tonhalle-Orchesters Zürich mit Werken von Ottorino Respighi und einem Auftragswerk. Tan Duns «The Tears of Nature» wird vom unvergleichlichen Martin Grubinger zur Schweizer Erstaufführung gebracht. Am Tag darauf ist Martin Grubinger in Familienkonzerten zu erleben. Vor der Saisoneröffnung tritt das Tonhalle-Orchester Zürich mit David Zinman und dem Geiger Frank Peter Zimmermann, Artist in Residence in 2013/14, beim Edinburgh International Festival auf.

David Zinman eröffnet am 31. August die Saison 2013/14 mit einem Galakonzert des Gönnervereins, bei dem die Natur thematisch im Zentrum steht. «The Tears of Nature» des chinesischen Komponisten Tan Dun ist eine emphatische Stellungnahme für die Natur und drückt die Angst um ihre Gefährdung aus. Das Auftragswerk ist dem Perkussionisten Martin Grubinger gewidmet. «I wanted to create something special for the hunger of his beating heart and his vibrating soul», so Tan Dun, der seit seiner Filmmusik zu «Crouching Tiger, Hidden Dragon» ein Oscar-prämierter Star unter den zeitgenössischen Komponisten ist.

Nicht nur Martin Grubinger, sondern auch den Schlagzeugern des Tonhalle-Orchestrers Zürich kommt in «The Tears of Nature» eine herausragende Rolle zu. Auch die beiden Familienkonzerte am Sonntag, dem 1. September stehen im Zeichen des Schlagzeugs: «Schlag auf Schlag» wird eine faszinierende tour d`horizon in die unendliche Klangwelt der Schlagzeuger und ihrer Instrumente. Sandra Studer wird diese Entdeckungsfahrt moderieren. Neben den Perkussionisten und Paukern des Orchesters Andreas Berger, Benjamin Forster, Christian Hartmann und Klaus Schwärzler wirkt auch Martin Grubinger mit.



Vor der Saisoneröffnung sind das Tonhalle-Orchester Zürich mit Chefdirigent David Zinman nach 2009 und 2011 zum dritten Mal zum Edinburgh International Festival eingeladen. Am 24. August begleitet das Orchester seinen Artist in Residence Frank Peter Zimmermann im Violinkonzert von Johannes Brahms. Zudem steht die 3. Sinfonie von Anton Bruckner in der Usher Hall auf dem Programm. Am 26. August erklingt Brahms`«Ein Deutsches Requiem» mit dem Edinburgh Festival Chorus und Rachel Harnisch und Florian Boesch als Solisten.



Sa 24.8.13, 20 Uhr, Usher Hall
Edinburgh International Festival
Tonhalle-Orchester Zürich
David Zinman, Leitung
Frank Peter Zimmermann, Violine, Artist in Residence

Johannes Brahms: Violinkonzert D-Dur op. 77
Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 3 d-Moll, 3. Fassung 1889



Mo 26.8.13, 20 Uhr, Usher Hall
Edinburgh International Festival
Tonhalle-Orchester Zürich
David Zinman, Leitung
Rachel Harnisch, Sopran
Florian Boesch, Bariton
Edinburgh Festival Chorus

Johannes Brahms: Ein deutsches Requiem op. 45


Sa 31.8.13, 19.30 Uhr
Galakonzert des Gönnervereins
Tonhalle-Orchester Zürich
David Zinman, Leitung
Martin Grubinger, Schlagzeug

Tan Dun: The Tears of Nature (EA)
Ottorino Respighi: Fontane di Roma; Pini di Roma


So 1.9.13, 11.15 und 14.15 Uhr
Familienkonzert
Schlag auf Schlag - Eine musikalische Abenteuerreise rund um die Welt
Schlagzeuger des Tonhalle-Orchesters Zürich
Martin Grubinger, Schlagzeug
Sandra Studer, Moderation

Tonhalle-Gesellschaft Zürich
www.tonhalle-orchester.ch

Donnerstag, 22. August 2013

dies & das & der Saisonwechsel

3land.- Noch ist Sommer, aber der Saisonwechsel naht. Das betrifft auch den Theater- und Musikbereich. An den ersten tTheatern, so dem in Basel haben die Probenarbeiten bereits wieder begonnen. Besonders für Familien interessant. das Figurenfestival im September. Christian Schuppli übergibt das Festival an seinen Nachfolger Marius Kob. Mit einer kurzen und unterhaltsamen Stabsübergabe wird der Generationenwechsel eingeläutet. Mehr zum Programm und zum Kartenvorverkauf: www.theater-basel.ch/


Ausstellungen

Seit letztem Freitag zeigt das Vitra Design Museum in Weil am Rhein eine neue Ausstellung: »Learning from Vernacular«. Die Ausstellung wird ausnahmsweise im Dome/ Richard Buckminster Fuller gezeigt, da das Hauptgebäude des Vitra Design Museums wegen Umbauarbeiten bis einschließlich Freitag, 27. September 2013 geschlossen bleibt. In der Vitra Design Museum Gallery wird weiterhin die Ausstellung »Archizines« gezeigt.
Die Architekturführungen über den Vitra Campus finden regulär statt: 11, 13 und 15 Uhr auf Deutsch; 12 und 14 Uhr auf Englisch, Ticketverkauf in der Vitra Design Museum Gallery. Beide Ausstellungen haben wie immer von 10 – 18 Uhr geöffnet. www.design-museum.de

Roman Signer hat seit 1973 zahlreiche Ausstellungen in Galerien und Museen im In- und Ausland, seit 1981 im öffentlichen Raum. Durch seine Arbeit an der Documenta 8 in Kassel (1987 – Papierwand, Abschlussaktion der Documenta), die Skulptur.Projekte in Münster (1997) und an der Biennale Venedig (1999) wurde er zu einem der bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern in Europa. Ausgangspunkt für Signers Arbeit ist der Begriff der Skulptur der sechziger Jahre, wie ihn Harald Szeemann im Jahr 1968 zunächst in seiner legendären Ausstellung «Live in your head: When Attitudes become Form» zur Diskussion gestellt hat.Für die aktuelle Ausstellung vom 6. bis 29. September im «iwbFilter 4», einer 100-jährigen, früheren Wasserfilter-Anlage in Basel/CH, wird er eine neue Installation mit dem Titel «Fluss» vorstellen.
Mit seinen Veranstaltungen und Installationen arbeitete der Künstler seit den 1970er Jahren an einer Neudefinition der Skulptur. Signer bezieht Zeit, Beschleunigung und Veränderung mit in den skulpturalen Prozess ein und erkundet die Möglichkeiten des Mediums neu
Die dem breiteren Publikum bekannten, spektakulären Aktionen mit Dynamit, Transformation, Explosion und Detonation sind nur eine Seite der künstlerischen Arbeit von Roman Signer. Bereits in seinen frühesten Arbeiten ab 1971 – dem unrealisiert gebliebenen Warschau-Projekt (1972) oder dem Selbstbildnis aus Gewicht und Fallhöhe (1972) – zeichnet sich die Entstehung eines eigenwilligen Œuvres ab, welches jedoch erst in den 90er-Jahren internationale Anerkennung findet. www.romansigner.ch/de/ausstellungen/,  www.iwbfilter4.ch/


Musik

Das Straßburger Festival Musica ist eine Erfolgsgeschichte, wird seit 30 Jahren jedes Jahr aufgelegt. 2013 vom 20. September bis 5. Oktober. Der Kartenvorverkauf hat begonnen.

Musica est né il y a trente ans, en 1983, sous l’impulsion de Jack Lang, alors ministre de la Culture et de Pierre Pflimlin, maire de Strasbourg. Leur souhait de voir naître dans cet espace européen par excellence un grand festival dédié à la création musicale et au répertoire contemporain sera exaucé au-delà de tout espoir grâce au projet ambitieux, judicieusement imaginé et mis en œuvre jusqu’en 1986 par Laurent Bayle. Dès ses débuts, le festival capitalisera un public nombreux et enthousiaste, passionné des évolutions musicales de son temps. Musica s’affirmera rapidement comme l’un des temps forts de la vie musicale tant en France qu’en Europe. Les plus grands compositeurs du XXe siècle y seront régulièrement présents et honorés, tels Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen, György Ligeti, Luciano Berio, Franco Donatoni, John Cage, Iannis Xenakis, Georges Aperghis, György Kurtág, Henri Dutilleux ou encore Helmut Lachenmann...
www.festivalmusica.org, billetterie@festival-musica.org


Zum Vormerken

Die chinesische Band Da Wang Gang am 15. Oktober 2013 im Burghof Lörrach: Philosophisch-phantastische Geschichten über Tiere, Kinder oder Zauberer, eingewogen in ein Klanggewand aus Gitarre, Pferdekopfgeige, Ghijek, Obertongesang, Maultrommel, Schlagzeug, Percussions und Samples. Allesamt immer wieder auf neue Art gespielt und kombiniert – dafür steht die chinesische Band Da Wang Gang. Die dabei entstehende Musik ist eine Reise durch chinesische und zentralasiatische Folklore, experimentelle und (natur-) geräuschhafte Klangwelten, archaischem Sound der Weite, rhythmische Trance, expressiv-energetische Gefühlsausbrüche und Geschichten voller Weisheit und Tiefe. www.burghof.com

Mittwoch, 21. August 2013

Hinter den Blumen


Studie zu Behind Flowers, 1976. Fotografie; © Dieter Meier / Datasound AG
Aarau.-  Mit «In Conversation» widmet das Aargauer Kunsthaus Aarau ab 7. September dem Kosmopoliten Dieter Meier (*1945) erstmals in der Schweiz eine umfassende Überblicksausstellung. Meier ist Konzept- und Performancekünstler, Zeichner, Bildhauer, Filmemacher, Musiker, Essayist und Poet in einer Person.Die Schau spannt den Bogen von den konzeptuellen und performativen Arbeiten der 1960er- und 70er-Jahre bis in die Gegenwart und macht deren weitgreifende Bedeutung mit zum Teil erstmals gezeigten Werken und Dokumentationen erfahrbar. Die Ausstellung bietet zudem die Gelegenheit, Dieter Meier als Musiker und versierten Gesprächspartner zu erleben.

Das Aargauer Kunsthaus präsentiert mit Dieter Meier einen aussergewöhnlichen Künstler, dessen Schaffen herkömmliche Gattungsgrenzen immer wieder überschreitet. Die Ausstellung bietet mit unterschiedlichen Bildern und Textdokumenten Einblicke in die frühen konzeptuellen Performances von Dieter Meier (Gehen, 1970, Zürich; Two Words, 1971, New York) und stellt Bezüge zur späteren Werkentwicklung her. In der Aufbruchstimmung von Fluxus, Konzeptkunst und aktionistischen Tendenzen der 1960er und -70er Jahre tritt Dieter Meier mit unerwarteten, situativen Aktionen auf und lässt das Publikum mitunter daran teilhaben.

Konzeptuelle Ansätze verbunden mit subversiven Gesten - etwa das fünf Tage dauernde Abzählen und Abfüllen von 100'000 Schrauben in Plastiktüten vor dem Zürcher Kunsthaus (5 Tage, 1969) sind bezeichnend für Dieter Meiers frühes Schaffen. Schon damals gilt seine Aufmerksamkeit dem eigentlich «Unnützen», womit er gängige Muster des Kunstbetriebs sowie gesellschaftliche Wertvorstellungen auf kritische und gleichzeitig humorvolle Weise unterwandert.

Ähnlich wie bei den Auftritten im öffentlichen Raum interessiert sich Dieter Meier auch in seinen Fotografien für unspektakuläre Situationen, Orte und Objekte (20 Pictures within 5 minutes, 1970; Lost Sculptures, 1976; Non Shots, 1980). Indessen widerfährt dem Bedeutungslosen gerade durch Dieter Meiers künstlerische Auseinandersetzung mit eben diesem eine Bedeutungsaufladung und subtile Ästhetik. Immer wieder ist sich Dieter Meier sein eigenes Arbeitsmaterial und schlüpft für seine Fotoserien und Videoarbeiten in fiktive Rollen und unterschiedliche Identitäten (As time goes by, 1974-2013; Der falsche Magier, 1982).

Als Vorläufer der Schweizer Videokunst ist Dieter Meier einer der ersten Kunstschaffenden, der Ende der 1960er-Jahre mit dem Medium Film zu experimentieren beginnt. Weder bestimmte Handlungsabläufe noch Erzählungen sind darin wiedergegeben (My grandparents, 1972; Portrait H. Lachmayer, 1972). Mehrere Einzelfilmprojektionen offenbaren den Pioniergeist seiner frühen und teilweise kaum bekannten Videoarbeiten. Im Dialog mit seinen Fotoserien wird die Vernetzung dieser Werkgruppen untereinander sichtbar. Viele der frühen Werke Dieter Meiers flossen nicht zuletzt in die berühmten Videoclips des Elektroduos YELLO mit ein, die Musikgeschichte geschrieben haben. Angesichts der künstlerischen Bedeutung der von Dieter Meier geschaffenen Videos ist diesen ein eigener Ausstellungsraum gewidmet.

Jüngere Arbeiten - Fotoserien wie Portraits (ab 2010) sowie Dieter Meiers Manifestationen mit der Stiftung ASSOCIATION DES MAÎTRES DE RIEN (seit 2008) runden die Ausstellung ab und zeigen, wie Dieter Meier seine künstlerischen Anliegen bis in die Gegenwart konsequent weiterverfolgt. Trotz der zahlreichen Ausstellungen, in denen Dieter Meier bisher präsent war, ist sein Schaffen dennoch kaum angemessen gewürdigt worden. Es ist an der Zeit, die Bedeutung dieses Künstlers und dessen Rezeption im Bereich der Bildenden Kunst neu zu definieren und zu verhandeln.

Dieter Meier (*1945 Zürich) macht Ende der 1960er Jahre mit konzeptuellen Performances im öffentlichen Raum auf sich aufmerksam und nimmt 1972 an der documenta 5 in Kassel teil. 1979 gründet er mit Boris Blank die legendäre Elektropopgruppe YELLO, die mit innovativen Sounds und Videoclips bald internationales Renommee erlangt und in die Musikgeschichte eingeht. Heute gehört Dieter Meier zu den herausragenden Schweizer Persönlichkeiten des internationalen Kulturbetriebs. Seit 1967 werden seine Filme an Filmfestivals gezeigt und ab 1970 folgen Kunstausstellungen im In- und Ausland.

Zur Ausstellung erscheint eine begleitende Publikation (Deutsch), die inhaltlich an den Ausstellungstitel anknüpft. Neben einem ausführlichen Essay von Madeleine Schuppli enthält der Katalog ein Interview mit Dieter Meier und Philip Ursprung, Professor für Kunst- und Architekturgeschichte an der ETH Zürich, moderiert von Madeleine Schuppli. Mit zahlreichen Abbildungen der ausgestellten Werke und umfassender Biografie des Künstlers. Verlag für Moderne Kunst Nürnberg, 2013, ca. 140 S. ISBN 978-3-86984-458-9. CHF 48.–

Öffnungszeiten: Di bis So 10 - 17 Uhr, Donnerstag 10 - 20 Uhr, Montag geschlossen

Dieter Meier - In Conversation
7. September bis 17. November 2013
Vernissage: Fr 6. September 13, 18 Uhr
Aargauer Kunsthaus
Aargauerplatz
CH-5001 Aarau
0041 (0)62 83523-30
www.aargauerkunsthaus.ch

Dienstag, 20. August 2013

«Sappho» wird restauriert

Antoine Bourdelle, Sappho, 1887/1925, Bronze, 207 x 100 x 145 cm, Zustand vor der Restaurierung, Kunsthaus Zürich, Geschenk Alexis Rudier

Zürich.- Im Kunsthaus Zürich wird die Bronzeskulptur «Sappho» des französischen Bildhauers Antoine Bourdelle (1861-1929) einer aufwändigen Restaurierung unterzogen. Für 2014 ist eine Sammlungspräsentation geplant.

Der aus Südwestfrankreich stammende Bildhauer Antoine Bourdelle  bildet mit Auguste Rodin und Aristide Maillol das Dreigestirn der frühmodernen französischen Plastik. Von intimen, kleinformatigen Arbeiten bis zu grossen öffentlichen Auftragsarbeiten hat Bourdelle, der bereits zu Lebzeiten weltweite Anerkennung erfuhr, alle Formate gepflegt. Sein Hauptthema ist die beseelte, bis in die kleinsten Details der Form kraftvoll durchgestaltete menschliche Figur, häufig dargestellt in mythologischen Kontexten. Letzteres gilt auch für die drei wichtigen Bronzen im Kunsthaus Zürich: «Apollon (Masque)» von 1900, eine Darstellung des Gesichtes von Apoll, dem griechischen Gott der Musik und der Dichtkunst, sodann «Beethoven» von 1902, eine Porträtbüste des grossen Komponisten – und schliesslich «Sappho» von 1887/1925.

Bei Sappho handelt es sich um eine monumentale Darstellung der gleichnamigen grössten Dichterin der Antike (spätes 7. bis frühes 6. Jh. v. Chr.). Auf einer kleinen Erhöhung kauernd, trägt sie eine grosse Lyra bei sich. Vom hochgereckten grossen rechten Zeh bis zur nach oben gehaltenen rechten Hand ist ihre ganze Gestalt von einer starken Spannung erfüllt, die sich auch in den Falten ihres Kleides manifestiert. Sappho hat den Kopf gebeugt. Ihre rechte Hand verbindet sich darüber mit der Form des Instrumentes, vielleicht zählt die Dichterin gerade, tief versunken, das Versmass eines Gedichtes ab. Sapphos grosses Thema ist die Liebe – und die Verehrung für die Liebesgöttin Aphrodite

Bourdelle beschäftigte sich mehrere Male mit seiner Sappho-Komposition. Eine erste Fassung, nur 28 cm gross, entstand 1887. 1924 realisierte Bourdelle eine Bronze von 70 cm Höhe. Im Jahr darauf dann die in 7 Güssen existierende monumentale Bronze. Das im Kunsthaus aufbewahrte, überlebensgrosse Exemplar von 1925 weist das typische Erscheinungsbild einer Aussenbronze auf, wie es sich über viele Jahre im Freien aufgestellt, entwickelt. Dabei wechseln sich auffallend grüne und schwarze Bereiche ab. Es handelt sich um Kupferkorrosionsprodukte, mehrheitlich basische Kupfersulfate und Schmutzauflagen. Grüne Korrosionsprodukte liegen kristallin, körnig, teilweise auch puderartig, ohne starken Verbund zum Untergrund auf. Die schwarzen Teilchen hingegen sind glatt und sehr hart mit der Oberfläche verbunden. Sie liegen inselartig verteilt auf dem grünen Grund auf. Bei der genauen Betrachtung fällt auf, dass die Oberfläche verschiedene Niveaus aufweist. So liegen die hellgrünen, manchmal ins bläuliche changierenden Korrosionsprodukte etwas tiefer – ein Zeichen, dass die Oberfläche bereits an Schichtdicke verloren hat. Denn im städtischen Klima bilden sich zusammen mit der Feuchtigkeit mitunter saure Lösungen, die den Aufbau einer kompakten und passivierenden Oberfläche verhindern. So wundert es nicht, dass sich tiefe Laufspuren über die Jahrzehnte auf der Oberfläche ausbilden.

Nach der Untersuchung der Oberflächenbeschaffenheit begann die vorsichtige Nassreinigung der Oberfläche, um lose aufliegende Verschmutzungen zu entfernen. Dabei kamen Kunststoffbürsten, Wasser und ein leichter nichtionischer Tensid-Zusatz zum Einsatz. Durch die Benetzung der Oberfläche mit Wasser entsteht eine Tiefenwirkung, die ein klareres Bild der Oberfläche als im trockenen Zustand wiedergibt. Dabei wurde sichtbar, dass es sich bei den braunen Auflagen um Reste einer Grundierungsschicht oder einen Anstrich handeln muss, denn Pinselstriche sind deutlich zu erkennen. Zusätzlich konnten Reste von golden glänzenden Bereichen auf dieser Schicht ausgemacht werden, die wir als «Fassungsreste» bezeichnen. Noch offene Fragen zu diesem Oberflächenphänomen werden mithilfe von Probenentnahmen gelöst, die am SIK–ISEA (Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft) analysiert werden. Nach entsprechenden Vorversuchen und dem Reinigen mit weichen Bürsten folgte inzwischen die Reinigung mit heissem Wasserdampf und leichtem Druck. Damit konnten fest anhaftende Schmutzpartikel und Schadstoffe aus der Luft besser aus der Oberfläche gelöst werden. An Stellen, wie z.B. Hinterschneidungen bildeten sich dickere und härtere Sinter- und Schmutzkrusten. Diese konnten nur mechanisch mit dem Skalpell vorsichtig reduziert werden. Damit wurden die Niveauunterschiede der Oberfläche ausgeglichen. Im Gesamten waren es jedoch nur wenige Flächen, die so bearbeitet wurden. Die grün korrodierten Bereiche wurden bei der Oberflächenreinigung mechanisch nicht bearbeitet, da man sich dort schon unter dem originalen Oberflächenniveau befindet.

Aus diesem Grund wurde neben ästhetischen Aspekten eine Konservierung der Oberfläche auf Wachsbasis durchgeführt. Diese schützt die Oberfläche langfristig nicht nur gegen Witterungseinflüsse und Vandalismus, sondern ermöglicht auch das «Nachwachsen» einer stabilen, sich selbst heilenden und schützenden Bronzeoberfläche. Zur Verwendung kam dabei das mikrokristalline Wachs Cosmoloid H 80 mit einem hohen Schmelzbereich. Es wird in Siedegrenzbenzin gelöst aufgetragen und heiss in die Oberfläche eingeschmolzen. Damit ist ein dauerhafter Schutz gewährleistet, der jedoch nur bei regelmässiger Wartung aufrechterhalten werden kann.

Nach der Konservierung unter Leitung von Hanspeter Marty wird Patrick Decker nun die partielle Retusche einzelner sehr störender Bereiche bewerkstelligen, um die Oberfläche in ihrer Anmutung wieder näher an ihren Ursprungszustand heranzubringen und die optische Lesbarkeit der künstlerischen Form durch Hervorhebung einzelner Charakteristika zu erhöhen. Wie jeder Schritt erfolgt dies in  enger, interdisziplinärer Abstimmung mit Sammlungskonservator Philippe Büttner. Ende 2013 soll die Restaurierung abgeschlossen sein. Von 21. März bis 22. Juni 2014 fasst das Kunsthaus die Skulpturen Bourdelles in einer Sammlungspräsentation zusammen. Zu diesem Anlass wird die Öffentlichkeit ausführlich über den Künstler, sein plastisches Werk und die jüngsten Restaurierungsschritte informiert werden. Schon jetzt können einzelne Phasen online auf www.kunsthaus.ch unter den Rubriken Sammlung und Restaurierung nachverfolgt werden.

Öffnungszeiten: Sa/So/Di 10–18 Uhr, Mi–Fr 10–20 Uhr, Montag geschlossen

Kunsthaus Zürich
Heimplatz 1
CH–8001 Zürich

Tel: +41 (0)44 253 84 84
info@kunsthaus.ch
www.kunsthaus.ch

Montag, 19. August 2013

crescendo

Gabriele Vallentin, „Seestück 7“, 2012, Öl auf Leinwand, 1m x 1.30m
Freiburg.- Mit Gabriele Vallentin ist die GEDOK Freiburg bereits zum zweiten Mal zu Gast im Ernst-Lange-Haus. Dieses wurde vor wenigen Jahren von der Evangelischen Kirche zum Ausstellungsort gekürt und tritt seitdem mit wechselnden Ausstellungen in Erscheinung. „Crescendo“ – der Titel dieser Ausstellung verweist auf die Musik, deren immanenter Bezug zu den Farbklängen der Freiburger Künstlerin Gabriele Vallentin unmittelbar zum Ausdruck kommt.

Gabriele Vallentin wurde in Bielefeld geboren. Sie studierte zunächst in Münster in Westfalen Anglistik und Textile Gestaltung und war danach im Schuldienst am Gymnasium tätig. Noch während dieser Zeit nahm sie ein zweites Studium in Bielefeld auf, wo sie an der Universität Kunstpädagogik und Malerei studierte.

Seit 1982 lebt und arbeitet sie als freie Künstlerin in Freiburg. 2001 wurde sie an der Universität Köln mit einer Doktorarbeit über ästhetische Bildung promoviert und hat seitdem neben ihrer künstlerischen Tätigkeit immer wieder auch Lehraufträge wahrgenommen.

Für die Malerin sind Fotografien, entstanden auf ihren Reisen in exotische Länder und fremde Kulturen, Inspirationsquelle und Keimzelle ihres Schaffens. Zurück im Freiburger Atelier reduziert sie die neuen Sinneseindrücke auf das essentielle Thema Farbe. Harmonisch und kontrastreich, dabei weit entfernt von erzählerischen Bildinhalten und bar jedes expressiven Gestus’, umspannen ihre vielschichtigen Abstraktionen jene Steigerung von der Ruhe zur Bewegtheit, wie sie auch in der musikalischen Bezeichnung „crescendo“ anklingt.

Die GEDOK Freiburg besteht seit 1952 und fördert bundesweit das künstlerische Schaffen von Frauen besonders im Kontext grenz- und spartenüberschreitender Tendenzen der Gegenwartskunst und macht Werk und Leistung von Künstlerinnen publik.

Die Ausstellung ist vom 19. September bis 15. November, Montag bis Donnerstag, von 8.30 Uhr bis 17 Uhr sowie Freitag, von 8.30 Uhr bis 12 Uhr geöffnet.

Öffnungszeiten: Mo - Do, 8.30 - 18 Uhr und Fr, 8.30 - 12 Uhr

crescendo
Gabriele Vallentin
Malerei
19. 9. 2013 bis 15. 11. 2013

Ernst-Lange-Haus, Evangelisches Forum
Habsburgerstraße 2,
79104 Freiburg
(Stadtbahn Linie 2 bis Okenstraße)

Vernissage: Mittwoch, 18. September 2013, 19 Uhr
Einführung: Stefan Tolksdorf
www.gabrielevallentin.de
www.GEDOK-Freiburg.de

Freitag, 16. August 2013

Zwischen Schein und Sein

Reclining Figures, 2012. Pigmente, Gips, PVC-Rohr, Rohrschellen, 320 x 240 cm. Installationsansicht Ausstellungsraum Klingental Basel, 2012
Aarau.- Mit David Berweger (*1982) führt das Aargauer Kunsthaus ab dem 7. September die diesjährige Ausstellungsreihe für junge Kunst mit dem Titel CARAVAN weiter. Der in Basel lebende Künstler zeigt in Aarau eine Gruppe von Wand- und Bodenarbeiten, die er eigens für die Ausstellung in Aarau entwickelt hat: Werke aus einfachen, zuweilen flüchtigen Stoffen, deren ungewöhnliche Beschaffenheit irritiert und zu eingehender Betrachtung herausfordert.

Motivisch orientiert er sich an Alltagsgegenständen, entzieht ihnen aber die vertraute Erscheinungsform und Eindeutigkeit durch die Wahl ungewohnter Materialien und künstlerischer Verfremdungsprozesse. In Anlehnung an seine jüngst entstandenen Papierarbeiten entpuppt sich ein grosser Holzrahmen bei näherer Betrachtung als gefaltetes Stück Papier, das sich zusehends verbiegt und an eigenwilliger Plastizität gewinnt. In diesem Prozess wird der Rahmen von seiner ursprünglichen Bestimmung zum Schutz eines Kunstwerks gelöst und selbst zum Kunstobjekt. 

Für sein künstlerisches Schaffen schöpft David Berweger aus dem kreativen Spiel zwischen dem realen und dem illusionistischen Raum. Seine Werke kreisen um Fragen nach der Wahrnehmung von Oberflächen und sind Ausdruck einer konstanten Suche nach der Räumlichkeit in der Fläche. Fasziniert von den illusionistischen Darstellungsformen der Renaissance, erprobt der Künstler in immer neuen Versuchsanordnungen Tiefenwirkung und Plastizität in der zweiten Dimension. Sein Atelier gleicht einem wissenschaftlichen Labor, in welchem er Materialien wie Asche, Holz, Gips oder Papier auf ihre wesentlichen Eigenschaften hin überprüft, um sich ihr vielfältiges Potenzial im künstlerischen Prozess zunutze zu machen.

Bezeichnend für David Berweger ist der Umgang mit einem geometrischen Formenvokabular, dessen Exaktheit und Strenge durch bewusste Eingriffe wiederholt aufgebrochen wird. Beispielsweise experimentiert er mit Farbpigmenten auf Bodenflächen, wobei anfänglich geometrische Formen unter Einwirkung von Wasser teilweise verwischen und sich auflösen. In der Arbeit «hommage to the snowball» (2012) überführt er das flüchtige Ausgangsmaterial auf eindrückliche Weise in eine vorübergehend feste Form: Ein aus 1600 Litern Asche komprimierter Quader mutet zunächst wie eine Wand aus Beton an, bevor er unter dem Eigengewicht in sich zusammenfällt.

In der Verschränkung von festgefügten, klar konturierten Formen und ihrer Veränderung hin zu instabilen, amorphen Gebilden überlagern sich zwei Gegensätze, die an künstlerische Vorbilder erinnern: einerseits an die Minimal Art mit ihrer klaren, nüchternen Formensprache und andererseits an die Arte Povera mit ihren einfachen, oft vergänglichen Materialien.

Dieser reflektierte Umgang mit den Eigenschaften des jeweiligen Materials ist charakteristisch für Berwegers Schaffen: Damit evoziert er bei den Betrachtern bestimmte Vorstellungen, um sie im nächsten Moment mit ironischem Augenzwinkern zu unterwandern. So täuschen auch die Teppichbahnen auf dem Boden des Ausstellungsraums unseren Blick, zumal sie nicht aus textilem Gewebe, sondern aus präzis gestreuten Farbpigmenten bestehen. Wie viele Arbeiten des Künstlers tragen sie das Potential der Veränderung in sich, sind keine festgefügten Werke, sondern Gesten, die sich in Raum und Zeit entfalten.

David Berweger, 1982 in Rheinau/ZH geboren, lebt und arbeitet in Basel. Von 1999 bis 2003 studierte er an der Punkt G Gestaltungsschule in Zürich, wo er im Fachbereich Illustration abschloss. 2010 initiierte er im Künstlerkollektiv das Kunstprojekt Birswanger Contemporary in Schaffhausen.


Öffnungszeiten, Di bis So 10 - 17 Uhr, Donnerstag 10 - 20 Uhr, Montag geschlossen

David Berweger
7. September bis 17. November 2013
Vernissage: Fr 6. September 13, 18 Uhr

Aargauer Kunsthaus
Aargauerplatz
CH-5001 Aarau
0041 (0)62 83523-30
www.aargauerkunsthaus.ch


Donnerstag, 15. August 2013

dies und das und einige Ausblicke

3land.- Jaja, der Herbst naht. Diese Jahrszeit hat aber auch schöne Seiten, Ende August beginnt am Schwarzwaldrand wieder die hohe Zeit der Weinfeste, Weinhocks und der geöffneten Straußwirtschaften. Im Schwarzwald ist der Herbst aber auch die Zeit der traditionellen Erntedankfeste mit ihren Trachtenumzügen. Auf der Seite des Schwarzwald-Torurismus-Büros ist eine bunte Palette an Meldungen aus "Deutschlands schönster Genießer-Ecke" zusammengestellt. Sicher ist die eine oder andere auch für Sie von Interesse. Die Meldungen finden Sie unter www.schwarzwald-tourismus.info


Ausstellungen

Manches ist geblieben, viel Neues kam dazu – wie jeden Herbst halten zur Skulpturenausstellung auf der Liegewiese Kunstwerke Einzug ins Freiburger Faulerbad. Die Ausstellung ist vom 29.9.2013 bis zum 24.5.2014 täglich von 12 bis 20 Uhr zu besichtigen. Schon zahlreiche Besucher haben sich von den Arbeiten in dieser besonderen Atmosphäre bezaubern lassen – seit nunmehr vierzehn Jahren ist die Liegewiese ein Ort der Kunst, der längst über Freiburg und die Region hinauswirkt.
Die Ausstellung zeigt Arbeiten von Johannes Bierling, David Brankatsch, Martin Gehri, Uta Hahndorf, Rolf Hannes, Andrea Hess, Alois Landmann, Claudio Magoni, Ursula Bohren Magoni, Vera Peter, Roland Radenz, Léonie von Roten, Sonja Schäfer, Uli Weidner, Jörg Siegele, Renate Tongbhoubesra, Katja Wüstehube, Johanna Ziegler, Peter Zimmermann.
www.kunstimfaulerbad.de

Und noch eine Ausstellung im Freien und zwar bis 30. September: „Kunst vor Ort“ heißt die Ausstellung, die der Kunstverein Kirchzarten nun bereits zum vierten Mal im Außenbereich des Bildungs- und Beratungszentrums für Hörgeschädigte in Stegen ausrichtet und dieses Mal dem Freiburger Bildhauer Jörg Siegele widmet
Eine in den Himmel gereckte Geste, die drei Beine fest im Boden verankert, so leicht und doch so schwer. Obenauf schwebt, wie schon aus der Ferne zu erkennen, ein scheibenartig- körperhaftes Objekt – es scheint kurz davor sich zu lösen, abzuheben, loszufliegen. Assoziationen drängen sich auf, zumal beim Näherkommen: Engel, Vogel? Gleichwohl, irgendetwas, irgendwo zwischen Himmel und Erde. Jörg Siegeles Arbeiten entziehen sich jeder Festlegung. Sie tragen keine Titel und bieten daher auch keinerlei Anhaltspunkte für eine mögliche Deutung. Diese Werke genügen sich selbst in dem, was sie eben sind: Ein Angebot an den Betrachter, sämtliche Denkvorgänge außer Acht zu lassen und einfach nur zu schauen.
Ausflugstipp: Das Ausstellungsgelände ist zu Fuß vom Spazierweg Ebnet–Stegen aus öffentlich zugänglich, mit dem Auto über die L 133 zu erreichen. Die Wege sind bei jedem Wetter begehbar, Rückweg auch auf der anderen Seite der Dreisam möglich. Schöne Einkehrmöglichkeiten in der Nähe. www.joergsiegele.de


Literatur

Der September bietet spannende Schriftsteller im Literaturhaus Zürich, vier neue Schweizer Bücher, davon drei Buchvernissagen:
Peter Stamm mit «Nacht ist der Tag» (Fischer 2013) am Donnerstag, 5. September, das Gespräch führt Eva Wannenmacher.
Die mit dem Studer/Ganz-Preis 2012 ausgezeichnete Henriette Vásárhelyi (wohnhaft in Biel) ist am Dienstag, 10. September, mit ihrem Debüt «immeer» (Dörlemann 2013) zu Gast. Jennifer Khakshouri spricht mit der Autorin.
Am Donnerstag, 19. September, Beate Rothmaier mit «Atmen, bis die Flut kommt» (DVA 2013), die Autorin lebt in Zürich. Christine Lötscher unterhält sich mit ihr.
Urs Widmer wird am Donnerstag, 12. September, aus seiner Autobiografie «Reise an den Rand des Universums» (Diogenes Verlag 2013) lesen und sich mit Martin Zingg auch über das Schreiben und Erinnern unterhalten. www.mug.ch

Und im Literaturhaus Basel:
Urs Widmer, der in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag feierte, eröffnet am 29. August die neue Saison: Der grosse Schweizer Erzähler und "Erbe Dürrenmatts und Max Frischs" (Der Tagesspiegel) liest aus Reise an den Rand des Universums, der Autobiographie seiner ersten dreissig Jahre. Mit Apéro!
Gleich drei Buchpremieren von Basler Autorinnen und Autoren gibt es im September zu feiern:
Am 17. September stellt Gabriel Heim, ehemaliger Fernsehdirektor bei ARD, sein Buch Ich will keine Blaubeertorte, ich will nur raus vor: Im Nachlass seiner Mutter fand er über 170 Briefe seiner Grossmutter. Aus dieser Korrespondenz zwischen Berlin und Basel während des Zweiten Weltkriegs ist ein packendes Dokument der Zeitgeschichte entstanden.
Melitta Brezniks neuer Roman, den sie am 19. September präsentiert, ist eine einfühlsame seelische Kartographie: Der Sommer hat lange auf sich warten lassen zeichnet präzise die Auswirkungen des Kriegs im Leben dreier Menschen nach.
Schliesslich liest Rudolf Bussmann am 26. September aus Popcorn. Texte für den kleinen Hunger, eine Sammlung von Geschichten mit Innenleben: faszinierende, plastische Sprachbilder scheinbarer Unscheinbarkeiten.
WortReich heisst unser neues Angebot für Bücherfans und Literaturenthusiastinnen bis 25, das das Literturhaus am 30. August während des Jugenkulturfestivals lancieren: Für den symbolischen Betrag von 25 Franken pro Jahr können alle unter 25 während eines Jahres monatlich eine frei gewählte Veranstaltung im Literaturhaus besuchen, Autorinnen und Autoren erleben und kennenlernen und Diskussionen zu aktuellen Themen erleben. Neben Informationen über Literaturthemen und Schreibwettbewerbe werden Schreibworkshops angeboten: Den Auftakt macht ein Workshop zu Storytelling auf dem Papier und der Bühne mit der Slam Poetin Daniela Dill.
www.literaturhaus-basel.ch/


Zum Vormerken

Nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr mit über 16.000 Besuchern findet in diesem Spätherbst die 2. Auflage der Europäischen Messe für Kunsthandwerk in Straßburg vom 8. bis 11. November 2013 auf dem Messegelände Parc des Expositions de Strasbourg Wacken, Pavillon K, statt. Schirmherrin in diesem Jahr ist die zeitgenössische und international bekannte Designerin Matali Crasset.
Ziel der Organisatoren ist es, das gegenwärtige, zeitgenössische Bild des Kunsthandwerks widerzuspiegeln und allen Interessierten zugänglich zu machen. Um ein qualitativ hochwertiges Niveau und Originalität zu gewährleisten, wurden die Kunstschaffenden aus ganz Frankreich sowie aus der Schweiz, Deutschland, Spanien, Italien, Belgien und Schweden von einer Fachjury nach erfolgtem Bewerbungseingang ausgewählt.
Auch in diesem Jahr präsentieren über 170 Fachaussteller auf 6000 m2 ihre Werke - die als Einzelstücke oder in kleinen Serien gefertigt wurden.
Ein ausführliches und abwechslungsreiches Begleitprogramm mit Vorträgen, Ateliers und Vorführungen rundet die viertägige Kunsthandwerkermesse ab.
Die europäische Messe für Kunsthandwerk wird gemeinsam vom regionalen Kunsthandwerkerverband Fédération Régionale des Métiers d'Art d'Alsace (Frémaa) und dem nationalen Fachverband Ateliers d'Art de France organisiert. www.salon-resonances.com/

Wie kaum ein anderes Medium hat das elektrische Licht im letzten Jahrhundert unseren Lebensraum revolutioniert. Es veränderte unsere Städte, schuf neue Lebens- und Arbeitsformen und trieb den Fortschritt in Industrie, Medizin und Kommunikation voran. Ausgelöst durch neue Lichttechnologien zeichnet sich in der Welt des künstlichen Lichts heute ein tiefgreifender Wandel ab.
Vom 28.09.2013 - 16.03.2014 beleuchtet das Vitra Design Museum in Weil am Rhein diese Entwicklung und widmet mit »Lightopia« dem Thema Lichtdesign die erste umfassende Ausstellung. Gezeigt werden etwa 300 Werke. Darunter sind zahlreiche Ikonen aus der bislang noch nie präsentierten Leuchtensammlung des Museums, Entwürfe heutiger Designer und Installationen, die die performative Kraft des Lichts veranschaulichen.
Die Ausstellung umfasst Werke von Le Corbusier, Olafur Eliasson, Front Design, Vico Magistretti, Ingo Maurer, László Moholy-Nagy, Charlotte Perriand, realities:united, Daniel Rybakken, Gino Sarfatti, Wilhelm Wagenfeld sowie vielen anderen Designern, Künstlern und Architekten. »Lightopia« wird begleitet von einem umfangreichen Rahmenprogramm aus Vorträgen, Diskussionen, Symposien und Workshops mit namhaften Künstlern, Designern und Wissenschaftlern. Unter den Gästen sind Michele De Lucchi, Ben van Berkel, Richard Sapper, Winy Maas/MVRDV, Rogier van der Heide, Troika und mischer‘traxler. www.design-museum.de/

Mittwoch, 14. August 2013

5. Kabarett-Konzerte-Kleinkunst-Saison

Die Niamh Ní Charra Band präsentiert am Donnerstag, 10. Oktober, Irish music
Bad Säckingen.- Die Kabarett-Konzerte-Kleinkunst-Reihe der Tourismus GmbH Bad Säckingen geht in ihre 5. Saison. Start ist im September mit zwei Konzerten, die zugleich Bestandteil des 13. Festivals „AKKORDE – Gitarre am Hochrhein“ sind: mit „Fabro“ und der „Niamh Ní Charra Band“.Das Trio Fabro kreiert seit genau 20 Jahren mit der Verschmelzung von spanischen und südamerikanischen Musikstilen eine aufregende Instrumentalmusik, in die sich Einflüsse von Jazz, keltischer Musik und Klassik mischen und die sich auf einzigartigen Wegen in Richtung Weltmusik bewegt.Mit dem Konzert am Donnerstag, 19. September, feiert das Ensemble sein Jubiläum und die Taufe der inzwischen fünften CD „Primavera“.

Die „Niamh Ní Charra Band“ präsentiert am Donnerstag, 10. Oktober, mit ihrem Programm „Irish music, song & dance straight from the well“ zur original irischen Musik auch den berühmten Stepptanz. Die außergewöhnliche Fiddle- und Concertina-Virtuosin Niamh Ní Charra zählt zu den großen Persönlichkeiten der irischen Musikszene und erhielt bei den Live Ireland Music Awards 2012 den Titel „Female Musician of the year“. Sie kommt mit ihrer anspruchsvoll zusammengestellten Band und dem Top-Step-Dancer Shane McAvinchey, der auch als Solist bei Riverdance mitwirkte.

„Sascha Korf“ führt am Donnerstag, 28. November, auf der Grundlage seines – mal mehr, mal weniger ernst gemeinten – Ratgeber-Buches „Wer zuletzt lacht, denkt zu langsam“ witzige Spontaneitätsübungen mit dem Publikum durch und lässt die Zuschauer Zeugen von herrlich absurden Geschichten aus dem Leben des „Speedy Korfzales“ werden: von Korfs Kreuzfahrterlebnissen bis hin zu seinem Versuch, die Welt durch gute Laune aus den Angeln zu heben. Im Frühjahr dieses Jahres erhielt er für seine Performance den Publikumspreis „Freiburger Leiter 2013“.

„Benjamin Eisenberg“ ist der quicklebendige Beweis, dass das politische Kabarett lebt. Am Mittwoch, 22. Januar, hat der Bottroper Kabarettist das aktuelle Zeitgeschehen, die Medien, Politik und Wirtschaft „Im Visier“ und liefert einen Gratis-VHS-Schnellkurs „Wie parodiert man korrekt Angela Merkel“. Die Presse lobt: „Ein smarter scharfzüngiger Bursche in der Nachfolge eines Dieter Hildebrandt.“ (Die Welt). Benjamin Eisenberg ist unter anderem Gewinner der Lüdenscheider Lüsterklemme 2011 und des Kabarettpreises MAX 2011.

Den Abschluss der KKK Saison 2013/14 bildet am Donnerstag, 8. Mai, das Konzert mit den „Medlz“, Germany’s Top-A-Capella-Band aus Dresden. Mit ihrem brandneuen Programm „Bekannt aus Film und Fernsehen“ begeben sich die vier begnadeten Sängerinnen, unglaublich sexy und lustig, auf eine Reise durch die Filmgeschichte. Silli, Nelly, Mary und Bine erhielten 2012 den Publikumspreis „Freiburger Leiter“.

Die Veranstaltungen finden jeweils um 19:30 Uhr im Bad Säckinger Kursaal statt.
Wahlabos sind in den bewährten Varianten „3 aus 5“, „4 aus 5“ und „alle 5“ – mit entsprechend 10%, 15% und 20% Ermäßigung gegenüber dem Einzelticketpreis – erhältlich.
Abonnements und Einzeltickets sind ab sofort erhältlich bei der Tourismus GmbH Bad Säckingen, Waldshuter Str. 20, Telefon 07761/5683-0, in der Zweigstelle Hallwyler Hof, und unter www.reservix.de. „Take 5“-Restkarten zu € 5 werden an Schüler und Studenten bis 25 Jahre unmittelbar vor Vorstellungsbeginn ausgegeben.

Dienstag, 13. August 2013

Legal Fictions

Carey Young, We the People (after Pierre Cavellat), 2013. © Carey Young; Courtesy of the artist and Paula Cooper, New York
Zürich.- Seit den späten 1990er Jahren untersucht die britische Künstlerin Carey Young den wachsenden Einfluss internationaler Grosskonzerne auf das Individuum in Arbeiten, die sich einer breiten Palette von Medien – darunter Videos, Performances, Texte und Installationen – bedienen und in der Tradition der konzeptuellen Kunst stehen. Sie untersucht insbesondere, wie die Unternehmenskultur die Sprache verändert oder wie sich Vertragsstrukturen und ihre sprachlichen Merkmale immer stärker in alle Lebensbereiche ausbreiten und sie umgestalten.

Dabei hat Young mehr und mehr das Recht als künstlerisches Medium entdeckt: Sie schafft experimentelle juristische Strukturen, in denen Gesetze als «Wirklichkeit» eigener Art auftreten und unerwartete Beziehungen zwischen Künstler, Betrachter und Galerie choreografieren. Ihre Werke entwickeln sich oft aus der besonderen Kultur, die sie untersucht. Wie eine Doppelagentin vertieft sie sich in die Geschäftswelt oder die Sphäre des Rechts, kleidet sich entsprechend und inszeniert dafür empfohlene Szenarien, um die Reichweite der Macht jeder einzelnen Institution zu hinterfragen und ihre Fähigkeit, unsere heutige Wirklichkeit zu prägen, auf die Probe zu stellen. In der Ausstellung werden frühere Werke sowie eine grossangelegte neue Serie gezeigt, die die Künstlerin eigens für die Schau im Migros Museum für Gegenwartskunst entwirft. Diese neuen Arbeiten werden sich mit Gesetzeslücken in den rechtlichen Regelungen bezüglich Überwachung, Redefreiheit und des öffentlichen Raums auseinandersetzen.

Carey Young hatte zahlreiche Einzelausstellungen u. a. in der Paula Cooper Gallery, New York (2010), im Contemporary Art Museum in St. Louis und The Power Plant in Toronto (beide 2009) und nahm 2010 an der Taipei-Biennale, 2007 an der Moskau-Biennale, 2005 an der Biennale in Sharjah und 2003 an der Venedig-Biennale teil. Darüber hinaus waren Arbeiten von ihr im San Francisco Museum of Modern Art (2012), im New Museum, New York (2011), und im MoMA/PS1, New York (2010), sowie in der Tate Britain (2009/2010) zu sehen. Zur Ausstellung im Migros Museum für Gegenwartskunst erscheint bei JRP|Ringier eine umfassende Übersichtsmonografie mit Beiträgen von der Künstlerin, Martha Buskirk, Raphael Gygax und Tirdad Zolghadr.

Öffnungszeiten: Di/Mi/Fr 11 – 18 Uhr, Donnerstag 11 – 20 Uhr, Sa und So 10 – 17 Uhr,

Carey Young. Legal Fictions
31. August bis 10. November 2013
Eröffnung: Fr 30. August, 18 Uhr
Migros Museum für Gegenwartskunst
Limmatstrasse 270
CH-8005 Zürich
0041 (0)44 277 20 50
info@migrosmuseum.ch
www.migrosmuseum.ch

Montag, 12. August 2013

Schattenreisen

Hauptbahnhof Zürich; 1983. Radierung und Aquatinta, 53.0 x 79.0 cm (Blattgrösse); Besitz des Künstlers. © Peter Bräuninger, Zürich
Zürich.- Das Geheimnisvolle hat seit jeher die Menschen zu fesseln vermocht. Zwischen betörender Verzauberung einerseits und unheimlichem Schauer andererseits bietet die Welt der Schatten ein unerschöpfliches Thema für die Kunst dar. Ob wie im Barock das pralle Leben im Schutze der wolllüstigen Nacht gefeiert wurde oder in der Romantik sich die Faszination für das metaphysische Böse in düsteren «Hymnen an die Nacht» niederschlug, bis heute vermag diese vielschichtige Thematik die Künstler einzunehmen. Die Graphische Sammlung der ETH Zürich hat sich in einer neuen Ausstellung ab 21. August der Schattenreisen von Peter Bräuninger angenommen.

Peter Bräuninger (geb. 1948) hat sich in seinem Werk ganz der stimmungsvollen Feier einer magischen Schattenwelt verschrieben: nächtliche Strassen- und Hafenszenen wechseln mit verdunkelten melancholischen Interieurs ab; das Innenleben wird dabei anhand der dunklen Ecken im eigenen Atelier genauso neugierig-registrierend ausgeleuchtet wie das pulsierende Rotlicht-Milieu draussen vor dem Fenster. Das Flair für die abgründige Ästhetik der Nacht vermischt sich hier oft mit den Elementen eines Film noir: suggestive Bildformeln des schleichenden Grauens scheinen von Alfred Kubin entlehnt, wohingegen die harten Kontraste an die zwielichtigen Grossstadt-Porträts von Edward Hopper erinnern. Einsam und verloren steht der Mensch mit seinen Habseligkeiten da und wartet. Das Ziel seiner Reise bleibt unklar - wie etwa in der titelgebenden Radierung von 1989.
Seit etwa vierzig Jahren ist Peter Bräuninger selbst ununterbrochen unterwegs: der Zürcher Künstler pendelt seit den späten 1970er Jahren regelmässig zwischen Zürich, Genua und Hamburg, hat aber auch immer wieder längere Aufenthalte in den USA und Paris eingelegt.

Seit mehr als vierzig Jahren schafft Bräuninger auf seinen Reisen unermüdlich virtuose Aquatinta-Radierungen, die in ihrer hyperrealistischen Darstellung an Schwarzweiss-Photographien erinnern. Das entsprechende Know-how hat er sich bei Bruno Stamm an der Zürcher Kunstgewerbeschule erworben. Anfang der 1970er ging man hier ganz dem Impuls der Zeit folgend stark von der exakten Beobachtung aus und schuf im Gegenzug zum alles relativierenden Konzeptualismus eine neue Art von Realismus, der im Fall von Bräuninger zu seiner phantastischen Ausprägung mutierte. Diesem Ansatz ist er bis heute treu geblieben.

Die ersten Erfolge gaben ihm recht. Das beachtliche Echo gipfelte in einer monographischen Ausstellung 1980 im Kunstmuseum Winterthur. Es folgten bis zum heutigen Tag unzählige Präsentationen in Galerien im In- und Ausland, diese wurden stets auch von der Kritik wohlwollend rezipiert. Die früher einmal konstatierte systemkritische «Weltuntergangsstimmung» wich mit der Zeit der ausgeprägten Fabulierlust. Heute überwiegen aufwendig komponierte Inszenierungen, die mit einem verschmitzten Blick auf die Realität bestechen. Die wohldosierten Irritationen erfordern genaues Hinschauen, um die kühnen Visionen zu erspähen: so imaginiert Bräuninger bereits in den 1980er Jahren Hochseekräne vor der Kulisse des Zürcher Letten-Bahnhofs.

Das graduelle Ätzen der Radierplatten, die er nebst der Strichzeichnung mit mehreren flächig-druckenden Aquatinta-Lagen anreichert, verlangt wie kaum ein anderes druckgraphisches Verfahren ein ausserordentliches räumlich-abstraktes, ja «szenisches» Denken. Und hier ist er ohne Zweifel als Meister des dramatischen Hell-Dunkels zu bezeichnen. Daneben agiert er auch als Drucker seiner graphischen Blätter – was sehr aussergewöhnlich ist, aber durchaus seinen Grund hat: Bräuninger modelliert seine «Nachtstücke» stufenweise in mehreren Vorgängen aus der Kupferplatte heraus.
Aus dem stattlichen Archiv des Künstlers wird eine repräsentative Auswahl gezeigt.

Die retrospektiv angelegte Präsentation, die von den ersten Versuchen bis zu den neuesten Arbeiten an die 80 Werke umfasst, erlaubt auch einen Blick in die Werkstatt des Künstlers: die Druckgraphik wird durch Zeichnungen und Skizzenbücher ergänzt. Bräuninger pflegt seine Motive vor Ort mit dem Bleistift oder in Gouache einzufangen und im zweiten Schritt in detailreiche Vorlagen umzusetzen. Hierbei pflegt er in der Tradition der Architekturphantasien von Giovanni Battista Piranesi vorzugehen: vorgegebene Objekte werden nachträglich in unerwartete Zusammenhänge versetzt und mit sicherem Gespür neu kombiniert. Oder hat man gewusst, dass sich tief unter dem Zürcher Hauptbahnhof rätselhafte Verliese verbergen?

Anlässlich der Ausstellung erscheint ein umfangreicher Bildband: Schattenreisen. Radierungen von Peter Bräuninger, mit Texten von Alexandra Barcal, Peter Kane Dufault und Martin Schaub, Hamburg/Baltimore: Achilla Presse, 2013; ca. 300 Seiten, mit ca. 270 farbigen Abbildungen, CH 48.-, ISBN 978-3-940350-21-3.

Öffnungszeiten: Mo bis Fr von 10 - 17 Uhr, Mittwoch bis 19 Uhr, Sa und So geschlossen

Schattenreisen. Radierungen von Peter Bräuninger
21. August bis 18. Oktober 2013
Eröffnung: 20. August 13, 18 Uhr

Graphische Sammlung der ETH
Rämistrasse 101
CH-8092 Zürich
0041 (0)44 632 40 46
info@gs.ethz.ch
www.gs.ethz.ch

Freitag, 9. August 2013

Ika Schilbock und Freunde

Gefäß von Ika Schilbock
Freiburg.- Über 40 Jahre war das Keramikatelier von Ika Schilbock eine Institution in der oberen Freiburger Altstadt und nicht nur von Touristen, sondern auch von Keramikkennern und Künstlern gerne besucht. Viele junge Menschen absolvierten in der Werkstatt in der Gerberau seit 1970 eine Ausbildung und profitierten von der ungewöhnlichen Experimentierfreude und Weltoffenheit ihrer Meisterin. Später erhielten sie und andere Kolleginnen und Kollegen aus Kunst und Keramik im Atelier gegenüber auf der Insel Gelegenheit, gemeinsam mit Ika Schilbock auszustellen, Jahr für Jahr ein anderer. Nun findet zum letzten Mal eine Kunst- und Keramikausstellung mit Ika Schilbocks eigenen Arbeiten und denen ihrer Freunde auf der Insel statt. Ab 13. September wieder.

Die 1926 in Wuppertal geborene Keramikerin und Schülerin von Monika Maetzel in Hamburg, die 1958 aus Australien zurückkehrte, arbeitete zunächst als Werklehrerin, bis sie sich 1966 eine eigene Werkstatteinrichtung in Waldkirch leisten konnte. Erste Erfolge stellten sich alsbald als Teilnehmerin am großen Concorso Internationale della Ceramica d’Arte von Faenza ein. In den 70er und 80er Jahren waren ihre Arbeiten bei den einschlägigen Wettbewerbsausstellungen zum Westerwälder und Offenburger Keramikpreis zu sehen. Das anspruchsvolle Gefäßunikat gewann neben der Existenz sichernden Geschirrherstellung zunehmend an Bedeutung und wurde zum begehrten Liebhaber- und Sammlerobjekt.

Ika Schilbock und Freunde
13. - 22.09.2013
Haus zum Dachs, Insel Nr. 6
Eröffnung am Donnerstag,
12. September 2013, um 18  Uhr

Donnerstag, 8. August 2013

dies & das und Vormerker

3land.- Zum Vormerken jetzt schon, denn das ist ein Muss: Vom 4. Oktober 2013 bis 12. Januar 2014 zeigt das Kunsthaus Zürich rund 150 Meisterwerke des norwegischen Expressionisten Edvard Munch. Die grossformatigen, zur Hälfte farbigen Arbeiten auf Papier umfassen all seine bekanntesten Motive: «Der Schrei», «Angst», «Melancholie», aber auch «Vampir», «Madonna», das «Mädchen auf der Brücke» und Selbstporträts. Von Munchs erstem Kaltnadelstich bis zu seiner letzten Lithografie ist diese private Sammlung erstmals vollständig in der Öffentlichkeit zu sehen. http://www.kunsthaus.ch/


Ausstellungen

Zur Eröffnung der Ausstellung »Learning from Vernacular« des Vitra Design Museums, die vom 10.08. – 29.09.2013 im Dome auf dem Vitra Campus zu sehen ist, spricht Pierre Frey, Kurator und Professor an der EPFL Lausanne mit Simón Vélez, dem prominentesten Vertreter einer Bambusarchitektur, die auf verschiedenen Erdteilen seit einigen Jahren neu entdeckt wird. Sie diskutieren, wie lokale Rohstoffe durch innovative Techniken neu genutzt werden – und wie dies das Bauen der Zukunft verändern könnte. Anlässlich ihrer Eröffnung bleibt die Ausstellung »Learning from Vernacular« an diesem Tag bis 21 Uhr geöffnet. Eintritt frei, ohne Anmeldung. http://www.design-museum.de


Musik

Einmal im Jahr gastiert die “Sweet Soul Music Revue” live im historischen Innenhof von Schloss Reinach in Freiburg–Munzingen. Der legendäre Sound der Motown- und Stax-Ära wird stilecht und mit namhaften Musikern neu belebt, bis zu 1.200 Fans erleben eine wunderbare Soul-Party live und hautnah: 6. Sept. 2013, 20.00 Uhr. Vorverkauf in Schloss Reinach (Info: 07664 4070), im Tourismusbüro in Breisach am Marktplatz, bei „Filou“ in der Hauptstr. 32 in Staufen und im Internet bei www.reservix.de . Mehr http://www.schlossreinach.de/kultur-aktuelles/jahresprogramm-2013


Theater

Die neuen Produktionen der Förnbacher Theater Company im Bad. Bahnhof Basel für die nächste Spielzeit:
„WIR LIEBEN UND WISSEN NICHTS“
Komödie von Moritz Rinke.
Von der Sehnsucht nach Hingabe und Leidenschaft in unserem modernen Leben.  Zwei Paare, ein per Internet verabredeter Wohnungstausch - und jede Menge Komik!   Die meistgespielte Komödie dieser Spielzeit!

„DAS SPARSCHWEIN“ (La Cagnotte)
Eine weitere französische Komödie nach Eugène Labiche – in einer Basler Dialektfassung von Helmut Förnbacher - mit dem grossen, begeisternden „Herbstzeitlosen“- Ensemble der Company.

EINE ODYSSEE / HARAM“
Zwei Stücke von Ad de Bont
verwoben in einen Theater-Abend. - Ein klassisches Thema entstaubt, berührend und überaus komisch - ein Genuss auch für Menschen, die mit griechischer Mythologie (noch) nichts am Hut haben...

„DAS VERHÖR“ Schweizer Erstaufführung!
Nach dem Kriminalroman Brainwash von John Wainwright. „Das Verhör“ ist ein raffiniertes, packendes Kammerspiel, das sich durch geschliffene, messerscharfe Dialoge auszeichnet und den Protagonisten Gelegenheit bietet, sich in einem atemberaubenden Psychoduell zu messen. - Das Dienstzimmer eines Chief Inspectors als Bühne und Kampfarena für zwei Protagonisten, die sich in einem fulminanten, verbalen Schlagabtausch einen Kampf bis aufs Messer liefern.“
(Zwei Mal erfolgreich verfilmt - mit Lino Ventura und Gene Hackman...!)

„S’RIDICULE 2014  - E Nase voll Fasnacht...!
Die wunderscheeni Vorfasnachstveraastaltig - mit de heerlige Rahmestiggli, mit de sauglatte Balkonszeene, mit de groossartige Tambouren und Pfyffer -  und mit zwei stargge Bängg – em Schunggebegräbnis und em Glettyse.... ! - E Gnuss...!.

„OFFENE ZWEIERBEZIEHUNG“
Die unsterbliche Komödie von Nobelpreisträger Dario Fo und von Franca Rame - als „Frühlings-Highlight“. Mehr: www.foernbacher.ch


Zum Vormerken

Die 18. Straßburger Kunstmesse findet vom 22. bis 25. November 2013 statt. Rund 90 Galerien werden zu Frankreichs zweitältester Kunstmesse auf dem Messegelände in Straßburg Wacken erwartet. www.st-art.com


Letzte Links

Alle Informationen zu den kommenden Veranstaltungen im Jazzhaus Freiburg können Sie über die Homepage www.jazzhaus.de herunterladen. Es sind bereits viele Konzerte für das Herbst/Winter 2013/2014 bestätigt

Mittwoch, 7. August 2013

Harte Kerle

Järmo Stablo und seine Waldgesellschaften - zu sehen in einer neuen Wechselausstellung im Haus der Natur Feldberg
Feldberg.- Sind harte Typen immer aus hartem Holz geschnitzt oder können sie auch aus Weichholz sein? Der Frage, aus welchem Holz sich welche Charaktere schnitzen lassen, geht der junge Forstwissenschaftler Järmo Stablo nach. Aus den Bruchhölzern so genannter „Schlagbiegeversuche“ lässt er mit einem einfachen Schnitzmesser eigenwillige Persönlichkeiten entstehen. So individuell ihr Charakter, so speziell ist auch die Herkunft dieser „Bruchtestmännchen“. Zu sehen sind die harten Kerle jetzt in einer neuen Wechselausstellung im Haus der Natir in Feldberg.

In sieben unterschiedlichen Waldlandschaften sind die skurrilen Gesellen beheimatet. Wie sich Waldgesellschaften herausbilden, warum welche Bäume wo ihre Lieblingsplätze haben und mit wem sie gerne zusammenstehen, wird in diesem Zusammenhang vermittelt. Wie und mit welchen Folgen der Mensch solche „natürlichen Vergesellschaftungen“ beeinflusst hat, ist ebenfalls zu erfahren.

Eine Auswahl unterschiedlichster Gegenstände zeigt zudem, welche Eigenschaften für bestimmte Holzarten typisch sind. Wusste man früher aus Alltagserfahrungen heraus über Holzqualitäten Bescheid, werden diese inzwischen aufwendig getestet, weil wir im Zeitalter nachwachsender Rohstoffe nach innovativen Einsatzmöglichkeiten von Holz suchen.

Öffnungszeiten: Täglich, 10:00 – 17:00 Uhr, freier Eintritt.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.naturpark-suedschwarzwald.de

„Waldgesellschaften“
Holzskulpturen von Järmo Stablo
bis Ende Oktober
Haus der Natur
Dr.-Pilet-Spur 4,
79868 Feldberg (Schwarzwald)
Telefon:07676 933610

Dienstag, 6. August 2013

Sturm am Dom

 
Fotos: Gerd Umber
St. Blasien.- Wir schreiben den 7. Februar 1874, der Dom zu St. Blasien brennt! Allen stockt der Atem. Die Fabrik am Dom ist niedergebrannt. Der Dom selbst liegt in Schutt und Asche. So beginnt das Freilichspiel von Wolfgang Endres, das vom 14. bis 18. August aufgeführt wird und spannende Stunden verspricht. Das Finale bildet die festliche Domweihe am 1. Juni 1913 – begleitet jedoch von einem ahnungsvollen Donnergrollen als Vorboten des 1914, dem Ausbruch des 1. Weltkrieges.

In der Zeit dazwischen spielt sich eine wechselvolle Geschichte ab – voller sozialer, kultureller und religiöser Spannungen. Arbeiterfamilien empfinden die Fabrik als Segen. Sie verdienen hier ihren Lebensunterhalt. Einige Arbeiter aber verfluchen sie als Stätte der Ausbeutung. Sie lehnen sich gegen „die hohen Herren“ auf.

Die St. Blasier Bürger wollen mit den Fabrikarbeitern nichts zu tun haben, ihre Kinder sollen nicht mit „Schmuddelkindern“ spielen. Eine Liebesbeziehung zwischen einem jungen Mann aus der Fabrik und einer Bürgerstochter führt zu einer familiären Katastrophe. Duckmäusertum im Bürgertum und Zivilcourage in der Arbeiterbewegung prallen aufeinander. Die Auseinandersetzung zwischen Katholiken und Protestanten tut schließlich ein Übriges: Sturm am Dom!

Das Freilichtspiel schlägt auf diese Weise einen zeitlichen Bogen von 1874 bis 1913 in neun Bildern. In jedem Bild wird ein ganz bestimmter Tag wie durch ein Zeitfenster betrachtet. Die Ereignisse in St. Blasien, dem kleinen Land am Dom, stehen damit auch für die „große“ deutsche Geschichte jener Zeit. Industrialisierung, Kulturkampf unter Bismarck, Höhen und Tiefen des Deutschen Kaiserreiches unter Wilhelm II.: Der „Sturm am Dom“ bietet ein dramatisches Kaleidoskop jener Epoche.

Aufführungsdauer: ca. 2,5 Stunden inklusive Pause
Sturm am Dom
14. bis 18. August
Text: Wolfgang Endres
Künstlerische Leitung / Regie: Christian Seiler
Intendanz: Bürgermeister Rainer Fritz
Produktionsleitung: Johann Meier
Technische Leitung: Hanskarl Link
Lichtdesign: Petra Waldinsperger
Dokumentation: Gerd Umber

Mehr über das Freilichtspiel und Tickets: www.domfestspiele-stblasien.de

Montag, 5. August 2013

Design made in Japan

Issey Miyake: Mantel (Kimono), 1995. Polyester; Museum für Gestaltung Zürich, Kunstgewerbesammlung. Photo: FX.Jaggy/ U.Romito; © ZHdK


Zürich.- Japanische Labels wie Issey Miyake, Yohji Yamamoto oder das von Rei Kawabuko gegründete Comme des Garçons gelten seit Beginn der 1980er-Jahre als wichtige Protagonisten der internationalen Modeindustrie. Die als «Big Three» bezeichneten Designer nehmen in ihren Kollektionen deutlich Bezug auf die reiche handwerkliche Tradition Japans, setzen diese aber in eine unverkennbare Formensprache um, deren Hauptmerkmale Falten, Schichten und asymmetrische Schnitte sind. Das Züricher Muyeum Bellrive widmet ihnen unter dem Titel «Im Reich der Falten» vom 30. August 2013 bis 12. Januar 2014 eine Ausstellung.

Denn ihr ästhetischer Einfluss auf westliche Gestalter ist immens. Sie verzichten generell auf Prunk zugunsten von Schlichtheit, was zu der Entscheidung führte, ausschließlich Prêt-à-porter-Kollektionen zu produzieren. Die Ausstellung «Im Reich der Falten – Mode und Textilkunst aus Japan» versammelt eine Auswahl von rund hundert Modellen renommierter japanischer Modedesigner aus den Jahren 1975 bis 2013 aus dem Besitz des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg und der Kunstgewerbesammlung des Museum für Gestaltung Zürich.

Kenzo Takada war in den frühen 1970er-Jahren der Erste, der den Schritt nach Paris wagte, gefolgt von Issey Miyake, der zu einem der einflussreichsten Modedesigner des 20. Jahrhunderts wurde. Heute verblüfft Miyake die Modewelt mit Kollektionen wie «132 5» aus recyceltem PET, die auf der Kunst des Origami basiert und meisterhaft ästhetische mit ökologischen Standards verbindet. Ein radikales Modekonzept vertraten in den Anfängen der 1980er-Jahre Comme des Garçons und Yohji Yamamoto: Für sie stand Bekleidung nicht mehr länger im Dienst eines Körperideals, sondern war eine adaptierbare Hülle – es ging nicht mehr um passgenau geschneiderte, luxuriöse Stoffe, sondern um Textilien, die frei um den Körper drapiert wurden.

Die vorzugsweise verwendete Farbe Schwarz lenkte den Blick verstärkt auf die textile Form und wies der Frau überdies eine selbstbewusstere Rolle zu. Kaum zu ertragen war für die Pariser Kritik jedoch die Patina der Stoffe, zumal diese mit vorfabrizierten Löchern und Rissen versehen waren. Erst allmählich gewöhnte man sich an diese Anti-Mode, für die später Bezeichnungen wie «Ästhetik der Armut» oder «Hiroshima Chic» kursierten. Grundlegend für die ungewohnte Optik ist eine Entwurfsauffassung, die wesentlich durch Materialität inspiriert ist.

In der Ausstellung im Museum Bellerive tritt die Mode in einen spannenden Dialog mit der monumentalen japanischen Textilkunst, wie sie in den 1970er-Jahren unter starkem Einfluss westlicher Prämissen entstand. Masao Yoshimuras Skulptur etwa emanzipiert das Material Baumwolle durch simple Falttechnik vom menschlichen Körper. Shigeo Kubota verbindet gewebte Hanfbahnen zu dreikantigen Profilen und bildet daraus erstaunliche räumliche Netze. In akribischer Handarbeit hat die junge Künstlerin Aiko Tezuka für das Museum Bellerive Fäden aus zwei handelsüblichen Schals gezogen, die sie als Grundstoff für eine raumgreifende Erweiterung nutzt.
Einen schillernden Echoraum dieser textilen Arbeiten bilden die Werke dreier bedeutender Grafikdesigner aus der Plakatsammlung des Museum für Gestaltung Zürich. So haben etwa die Plakate von Ikko Tanaka – unter Verwendung von Fotografien Irving Penns – wesentlich dazu beigetragen, dass Issey Miyakes Kollektion «Pleats Please» Eingang in unser kollektives Bildgedächtnis gefunden hat.

Öffnungszeiten: Di bis So 10 - 17 Uhr, Donnerstag 10 – 20 Uhr

Im Reich der Falten
Modedesign und Textilkunst aus Japan
30. August 2013 bis 12. Januar 2014
Vernissage: Do 29. August 13, 19 Uhr
Museum Bellrive
Höschgasse 3
CH-8008 Zürich
0041 (0)43 4464-469
info@hgkz.ch
www.museum-bellerive.ch

Freitag, 2. August 2013

Reality Check #2 / Masks and Superheroes

Zürich.- Um Masken und Superhelden geht es am Donnerstag, 8. August 2013, 18.30 Uhr, in der zweiten Ausgabe von Reality Check, der neuen Gesprächs- und Veranstaltungsserie des Kunsthauses Zürich während der Ausstellung von Cameron Jamie (bis 18. August 2013). Mit: Julie Enckell Julliard, Direktorin Musée Jenisch, Vevey, Kuratorin der Ausstellung «Voici un dessin suisse – Swiss Drawings 1990–2010», Roland Margueron, Gründer und Direktor Galerie-Librairie Papiers Gras, Genf, Julia Marti und Milva Stutz, Zeichnerinnen, Künstlerinnen, Mitherausgeberinnen des Comic-Magazins Strapazin, Redaktorinnen der Ausgaben Nr. 103 Komplizen und Nr. 110 Kollision.

Unter dem Titel Reality Check hat die Kunsthalle Zürich eine neue Reihe von öffentlichen Gesprächen, Vorträgen und Begegnungen lanciert, in der das Publikum zur Diskussion mit KünstlerInnen, KritikerInnen, KuratorInnen und Kulturschaffenden aus unterschiedlichen Bereichen eingeladen ist, um Meinungen und Erfahrungen zu einem spezifischen, mit der jeweils aktuellen Ausstellung verbundenen Thema auszutauschen. Reality Check will das Gespräch über theoretische Debatten hinaus zu einem Dialog zwischen zeitgenössischem Kunstschaffen und anderen kulturellen Feldern anregen und die Diskrepanz zwischen theoretischen kulturellen Diskursen und dem Alltag thematisieren.

In der zweiten Ausgabe geht es um Superhelden und ihre Gegenspieler, die noch heute die Fantasie von Jung und Alt beeinflussen. Besonders auffällig sind ihre Masken, welche die Identität der Helden vielmehr verstärken anstatt sie zu verschleiern. Mit der zunehmenden Annäherung von Hoch- und Populärkultur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts finden sich auch vermehrt Elemente von Comics in der zeitgenössischen Kunst. Im Werk von Cameron Jamie ist die Maske als wiederkehrendes Motiv präsent, wobei er oftmals Volks- und Populärkultur zitiert. Nicht zufällig nehmen seine zahlreichen Zeichnungen einen wichtigen Stellenwert in seinem Werk ein.

Wenn das Medium der Zeichnung Ausdruck einer künstlerischen Haltung ist, verwischt und verändert sich das Verhältnis zwischen bildender Kunst und Illustration. Wird es durch den jeweiligen Zweck, durch einen kommerziellen Wert oder durch Kreativität bedingt? Auf welche Art und Weise bedienen sich KünstlerInnen der Kultfiguren aus Comics und wie experimentieren IllustratorInnen mit neuen Formen? Was versucht die Maske zu verstecken, was offenbart sie und warum findet man sie selten in Arbeiten unabhängiger IllustratorInnen? Julie Enckell Julliard, Roland Margueron, Julia Marti und Milva Stutz beschäftigen sich alle intensiv mit Zeichnungen, obgleich sie aus unterschiedlichen Bereichen und Berufsfeldern stammen. In der Kunsthalle Zürich tauschen sie ihre Ansichten und Meinungen zur Beziehung zwischen bildender Kunst, Comics und Illustrationen aus. Die Diskussion wird auf Englisch geführt.

Vorschau:
Reality Check #3 / Poetics of the Machine
Donnerstag, 3. Oktober 2013, 18.30 Uhr
Während der Ausstellung von Wade Guyton (31. August bis 11. November 2013).

Kunsthalle Zürich
Limmatstrasse  270
CH-8005 Zürich
Tel +41 44 272 15 15
www.kunsthallezurich.ch

Donnerstag, 1. August 2013

dies & das in der Ferienzeit

3land.- Viele sind hin und weg, für die Daheimgebliebenen gibt es aber noch jede Menge zu erleben. Hier eine kurze Zusammenfassung:


Ausstellungen

Steve McQueen, 16. März bis 1. September 2013: Das Schaulager Basel zeigt die bisher umfassendste Ausstellung des britischen Videokünstlers und Filmemachers Steve McQueen. Zum ersten Mal wird das Werk dieses radikalen Künstlers in einer breit angelegten Übersichtsausstellung präsentiert. Über zwanzig Video-und Filminstallationen werden in einer eigens als Kinostadt gebauten, aufwendigen Architektur einander gegenübergestellt, ergänzt durch Fotoarbeiten und weitere Werke sowie eigens für die Ausstellung geschaffene neue Arbeiten.Ein attraktives Veranstaltungsprogramm bietet Hintergrundinformationen zur Ausstellung. http://news.schaulager.org/link.asp?id=ZDH-VNVHH-VPKLU-VPM5H-M8

Sommerfest der Fondation Beyeler in Riehen: Kunst und Live-Musik am Samstag, 10. August 2013, von 10 – 22 Uhr. Musik von internationalen und Schweizer Bands, hochkarätige Ausstellungen, Workshops für Jung und Alt, ein Museumsspiel und Gaumenfreuden – einen ganzen Tag lang bietet die Fondation Beyeler ein erstklassiges Programm für die ganze Familie zum Entspannen, Experimentieren und Geniessen im Museum und im Berower Park.
Zur Sommerausstellung des bedeutenden Künstlers «Max Ernst» werden drinnen und draussen spannende Workshops, ein Museumsspiel und Führungen in verschiedenen Sprachen angeboten. Die Ausstellungen «Maurizio Cattelan. KAPUTT», «Alexander Calder» sowie die neue Präsentation der Sammlung Beyeler mit einem Andy Warhol-Schwerpunkt sind ebenfalls zu sehen. www.fondationbeyeler.ch

Demnächst im Keramikmuseum Staufen: Sigrid Grote/ Ulfert Hillers, vom 23. August - 6. Oktober 2013. Die beiden Keramiker aus Bremen für Staufen arbeiten seit 30 Jahren arbeiten in eigener Werkstatt. 2009 erhielt Sigrid Grote den Innovationspreis der Triennale Norddeutsches Kunsthandwerk. Aber auch die jüngeren Arbeiten von Ulfert Hillers sind preisverdächtig.
Keramikmuseum Staufen, Wettelbrunner Str. 3, geöffnet Mi-Sa 14-17 Uhr, So 11-13, 14-17 Uhr


Kino

Das zweite Wochenende des Kieswerk Open Airs 2013 in Weil am Rhein wird mit einem Oscar-gekrönten Film am Freitag eingeleitet, der die Sparten Musikfilm, Historienfilm und Literaturverfilmung in sich vereinigt. "Les Misérables" nach der berühmten Geschichte von Victor Hugo hat in diesem Jahr drei Oscars gewonnen: für die beste Nebendarstellerin Anne Hathaway, für bestes Make-up und beste Frisuren und für den besten Ton. Und drei Sträfling Jean Valjean (Hugh Jackman) saß beinahe 20 Jahre als 'Gefangener 24601' im Golden Globes (Bester Film - Musical oder Komödie, Bester Hauptdarsteller - Musical oder Komödie für Hugh Jackman und Beste Nebendarstellerin für Anne Hathaway). Die Geschichte ist ergreifend und in opulenten Bildern in Szene gesetzt, umrahmt wird der Abend ab 19 Uhr mit der Band von Lukas Spannbauer, der Gruppe Undervillage und der Kieswerk Combo. Henry Uebel und Cornelia Hossfeld stellen mit Musikern des Musikworkshops des "Kieswerk Song" vor.


In ihrer neuesten mobilen Produktion «Im Wilden Westen» rückt die TheaterFalle das sich im Aufbruch befindende Basler Quartier St. Johann in den Fokus: Innovative Kreativwerkstätten neben alteingesessenen Handwerksbetrieben, verwitternde Güterhallen neben virtuosen Neuüberbauungen bilden die Kulisse der neuesten Inszenierung. Wieder geht es um eine besondere Liebesgeschichte, wieder mischen sich Theater und Neue Medien, wieder ist das Publikum aktiv involviert, wieder bespielt die TheaterFalle den öffentlichen Raum. Im Zeitraum 8. August bis 5. Oktober 2013 sind 25 Aufführungen in Basel angesetzt. Bitte beachten Sie, dass sie Sprache oft Schweizerdeutsch ist.
Autor: Paul Steinmann, Schauspiel: Dominique Lüdi, Sandra Moser, Martin M. Hahnemann, Mathis Künzler, Heinz Margot. http://www.theaterfalle.ch/

Allerlei Zweifel in der Eifel

Wer noch immer glaubt, Liebe und Mordlust haben nichts miteinander zu tun, wird vom Leben manchmal eines Besseren belehrt. Und wenn dann auc...