Montag, 7. Mai 2012

Every Day und andere Tage

Kris Martin, T.Y.F.F.S.H., 2009, Heissluftballon, Ventilatoren, Masse variabel, Edition 1 + 1AP
Collection Mimi and Filiep Libeert
Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf, Courtesy Johann König, Berlin, Sies + Höke, Düsseldorf, Marc Foxx Los Angeles
Aarau.- Mit Every Day of the Weak präsentiert das Aargauer Kunsthaus ab 12. Mai die bisher umfassendste Einzelausstellung des belgischen Künstlers KRIS MARTIN in Europa. Die thematische Sammlungsausstellung LICHTSENSIBEL zeigt vielfältige Fotokunst aus unserer Sammlung und in der Ausstellungsreihe für junge Kunst wird der zweite CARAVAN in diesem Jahr vom Berner Niklaus Wenger gefahren. Kris Martin wird ab Anfang Mai den Ausstellungsaufbau im Aargauer Kunsthaus begleiten.

Every Day vereint Kris Martins zentrale Arbeiten der letzten Jahre und zeigt damit erstmals sein Schaffen in der ganzen Breite und Vielfältigkeit. Entstanden ist die Ausstellung in Kooperation mit dem Kunstmuseum Bonn und der kestnergesellschaft in Hannover. Die grossformatige, ratternde Ankunfts- bzw. Abflugtafel Mandi XXI von Kris Martin bildete 2010 den Auftakt zur Jubiläumsausstellung Yesterday Will Be Better im Aargauer Kunsthaus. Die nun zu sehende erste Retrospektive des Künstlers verdeutlicht, dass das Thema der Zeit(-reise), des Vorübergleitens und der Endlichkeit in seinem gesamten Schaffen einen wichtigen Stellenwert einnimmt. Seine vielfältige Kunst, die sich zwischen Installation, Skulptur, Fotografie, Zeichnung, Schrift und Klang bewegt, vermittelt mitunter intensive Erfahrungen von Leben und Tod. Dies zeigt sich dann besonders deutlich, wenn Kris Martin ganz unmittelbar der eigenen Sterblichkeit nachspürt, indem er mit Still Alive seinen Schädel als Totenkopf reproduziert und damit seinen Tod antizipiert. Er stellt die Frage nach der Flüchtigkeit und Zerbrechlichkeit des Lebens in Bezug auf sich selbst und wendet sich zugleich immer an den Betrachter. Dass Leben und Tod, respektive Schönheit und Schrecken manchmal nah beieinander liegen, vergegenwärtigt auch eine Arbeit, die aus über 700 glänzenden Granathülsen besteht. Diese Fundstücke aus dem Ersten Weltkrieg wurden dereinst von Soldaten mit Blumenmotiven graviert und als Souvenirs aufbewahrt. Diese ursprünglichen Instrumente der Vernichtung häuft Kris Martin wie ein Schatz aus Gold auf.

Katalog: Kris Martin, Every Day of the Weak Hrsg. Volker Adolphs, Susanne Figner, Madeleine Schuppli. Mit Texten von Volker Adolphs, Madeleine Schuppli, Susanne Figner/Antonia Lotz DISTANZ Verlag, Berlin, ISBN 978-3-942405-67-6. CHF 40.- inkl. MwSt. Für Mitglieder oder Gönner des Aargauischen Kunstvereins CHF 35.–

Die Sammlungsausstellung Lichtsensibel zeigt Werke aus dem reichen Bestand des Aargauer Kunsthauses von über 800 Fotoarbeiten. Ergänzt wird die Ausstellung mit Fotografien des urbanen Raumes von Andreas Tschersich und mit Arbeiten von Bianca Dugaro. Lichtsensibel ist eine Sammlungsausstellung, die den Fokus auf das Medium der Fotografie richtet. Die Sammlung des Aargauer Kunsthauses umfasst eine beachtliche Anzahl fotografischer Arbeiten. Die Ausstellung beleuchtet diesen reichen Bestand und lotet zentrale Themen und Schwerpunkte aus. Zwei Bereiche treten dabei klar hervor: Zum einen die Erforschung des menschlichen Körpers und zum anderen die Auseinandersetzung mit dem abstrakten, architektonischen und öffentlichen Raum. Auch am Sammlungsbestand des Aargauer Kunsthauses wird ersichtlich, dass die Fotografie ihren Stellenwert als künstlerisches Medium im 20. Jahrhundert stark veränderte. Ausgehend von eher kleinformatigen Arbeiten mit dokumentarischem Charakter hat die Fotografie sich zur Fotokunst erhoben und kann heute mit grosser Selbstverständlichkeit ihren sicheren Platz unter der Vielzahl künstlerischer Techniken beanspruchen. Die Ausstellung Lichtsensibel ist eine Entdeckungsreise durch die Sammlung auf der grosse Namen und unerwartete Positionen kontrastieren. Eine Serie grossformatiger Stadtbilder des in Berlin lebenden Schweizer Künstlers Andreas Tschersich sowie Arbeiten der Schweizer Künstlerin Bianca Dugaro ergänzen die Ausstellung.

Mit Niklaus Wenger (*1978) setzt das Aargauer Kunsthaus die Ausstellungsreihe für junge Kunst fort. Der in Bern und Burgdorf lebende Kunstschaffende zeigt in seiner künstlerischen Arbeit eine Vorliebe für Baumaterialien. Betonabgüsse von Holzstrukturen komponiert er zu skulpturalen Gebilden von schlichter und zugleich malerischer Präsenz. Im Rahmen von CARAVAN zeigt Niklaus Wenger eine eigens für die Ausstellung geschaffene Werkgruppe aus Beton- und Gipsobjekten, die er in einem Saal der permanenten Sammlungs- präsentation Werken der Zürcher Konkreten gegenüberstellt. Niklaus Wenger, der Hauptpreisträger des letztjährigen Aeschlimann Corti Stipendiums, setzt sich intensiv mit den unterschiedlichen Qualitäten von Beton auseinander. Er nutzt diesen Werkstoff als zentrales künstlerisches Arbeitsmaterial. Davon fasziniert, dass Beton an sich formlos ist, gleichzeitig aber jede Form annehmen kann, lotet der Künstler das vielfältige Potential dieses Baustoffs in immer neuen Versuchsanordnungen aus. Mit viel Gespür fürs Material giesst er Beton anhand sorgfältig bearbeiteter und gebürsteter Holzverschalungen zu skulpturalen Objekten, die in ihrer formalen Reduktion und Prägnanz an Werke der Minimal Art erinnern.

Öffnungszeiten: Di – So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr

KRIS MARTIN
EVERY DAY OF THE WEAK
Aargauer Kunsthaus, Aarau (CH)
12. Mai bis 12. August 2012

LICHTSENSIBEL
Fotokunst aus der Sammlung
12. Mai bis 12. August 2012
Aargauer Kunsthaus, Aarau

CARAVAN 2/2012: Niklaus Wenger
Ausstellungsreihe für junge Kunst
12. Mai - 12. August 2012
Aargauer Kunsthaus, Aarau

Aargauer Kunsthaus
Aargauerplatz
Postfach
CH-5001 Aarau
T +41 62 835 23 34
F +41 62 835 23 29
www.aargauerkunsthaus.ch
www.kunst-klick.ch

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