Montag, 19. Januar 2009

Von Hartz 4 in die Krise


Freiburg.- Das Theater Freiburg geht mit der Zeit, also mit der Finanzkrise. Vielleicht sind wir ja alle Bettler in irgend einer Form. Am 23. Januar, 20 Uhr, hat im Kleinen Haus das Schauspielprojekt „Bettleroper“ in der Inszenierung von Christoph Frick Premiere. Und wenn Sie sich die Vorschau ansehen, werden Sie feststellen, dass auch hier das aktuelle Thema aufgegriffen wird.
Im Zentrum des Interesses der Inszenierung "stehen hierbei die aktuelle Situation zwischen arm und reich in Deutschland sowie Freiburger Obdachlose und Hartz-4-Empfänger". Christin Arnold, Falko Gottsberg-Jakobs, Uli Herrmann, Barbara Ibo, Georg Kaiser, Johanna und Sonja Krause, Hannes Moritz, Andreas Onnasch, Daniel Otero, Thomas Seifert und Wolfgang Steidel sind zum Teil ohne festen Wohnsitz, zum Teil Hartz-4-Empfänger, zum Teil Bauwagenbesitzer und zum Teil (ehemalige) Bettler oder Flaschensammler. Mit ihnen gemeinsam wird dieser Theaterabend gestaltet.

Die Musik zur Freiburger Bettleroper komponierte Bernadette la Hengst. Die bekannte deutsche Elektropop-Musikerin, die u.a. Projekte an den Münchner Kammerspielen und am Berliner Hebbel-Theater realisiert hat, war in Freiburg bereits im Rahmen der Orbit-Nacht (Live-Konzert im Großen Haus), in der Reihe Hörspielpark (Hörspiel „Der innere Innenminister“) und während der Seniorentheatertage (Lieder und Texte mit Freiburger Senioren) zu erleben (www.lahengst.com).

Mit seiner "Beggar’s Opera" schuf der Brite John Gay im Jahr 1728 eine Parodie auf das Großbürgertum des merry old Georgian England und zugleich eine der berühmtesten Parodien der Theatergeschichte überhaupt. In seinem Sittenbild stellt er – entgegen der damaligen Konvention – nicht die Reichen und Schönen ins Zentrum, sondern die Armen am Rande der Gesellschaft. Genau diesen Menschen und Zuständen gilt auch das Interesse unseres Bettleroper-Projekts. Die Textvorlage von John Gay ist dafür genauso Arbeitsgrundlage wie der aktuelle Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung oder die Theorien zum bedingungslosen Grundeinkommen.
Dass die Schere zwischen arm und reich immer größer wird, ist eine längst nicht mehr zu übersehende Tatsache unserer Lebensrealität, Bettler säumen heute genau wie vor 280 Jahren unsere Straßen und nach wie vor ist die Scheu vor Kontakten groß und der Vorgang des Bettelns selbst komplex: Kann man gut betteln? Besser betteln?

Was macht einen erfolgreichen Bettler aus? Können Bettler von Schauspielern lernen und umgekehrt? Und mit welcher Strategie bettelt Opel bei der Kanzlerin? Wieder andere Menschen entscheiden sich bewusst für ein Leben ohne Geld. Aber wie funktioniert ein Tauschring? Und was verbirgt sich hinter einem Gib-und-Nimm-Haus?
Infos in Kürze
Freiburger Bettleroper
Ein Schauspiel mit Musik von Bernadette La Hengst
Premiere: Freitag, 23. Januar 2009, 20.00 Uhr, Kleines Haus

Regie Christoph Frick, Bühne & Kostüme Clarissa Herbst, Musik Bernadette La Hengst, Dramaturgie Carolin Hochleichter.
Mit: Anna Böger, Bettina Grahs, Bernadette la Hengst, Melanie Lüninghöner; Frank Albrecht, André Benndorf, Nicola Fritzen
Bettlerchor: Christin Arnold, Falko Gottsberg-Jakobs, Uli Herrmann, Barbara
Ibo, Georg Kaiser, Johanna und Sonja Krause, Hannes Moritz, Andreas Onnasch, Daniel Otero, Thomas Seifert, Wolfgang Steidel
Einführungsmatinee: Sonntag. 18.1.09, 11 Uhr, Winterer-Foyer

Spieldaten
FREITAG, 23.01.09 - 20:00 Uhr
DIENSTAG, 03.02.09 - 20:00 Uhr
MITTWOCH, 04.02.09 - 20:00 Uhr
DONNERSTAG, 05.02.09 - 20:00 Uhr
SAMSTAG, 14.02.09 - 19:00 Uhr
SAMSTAG, 28.02.09 - 20:00 Uhr

VORSCHAU:
THEMENTAGE: DAS POTENTIAL DER KRISE
In der Reihe "Capitalism Now" stellen wir die Frage: Können wir uns eine Alternative zum Kapitalismus vorstellen? Die aktuelle Krise hat sie dringlicher und grundsätzlicher werden lassen und wir gehen ihr an diesem Wochenende genauer nach. Welches Menschenbild steht hinter der herrschenden Struktur der Marktwirtschaft? Ist es eine Finanz-, eine Wirtschafts- oder eine Gesellschaftskrise? Und können Umverteilungsstrategien wie z.B. das bedingungslose Grundeinkommen eine Alternative zum System darstellen?

Freitag, 13.2.09 - BLACK FRIDAY
18 Uhr, Vortrag Bernhard Neumärker, Freiburg: "Homo oeconomicus"
19 Uhr, "Das Kalte Herz" nach Wilhelm Hauff, anschl. Publikumsgespräch
21.30 Uhr,,"Walden oder Leben in den Wäldern" nach Henry Thoureau
23 Uhr., Konzert "Rauschgeschäft" von Bernadette La Hengst, danach Party

Samstag, 14.2.09 - GELD REGIERT DIE WELT
18 Uhr, Vortrag Max Otte, Worms/Cambridge: "Von faulen Krediten zum Finanz-
Tsunami: Eine Chronologie der Krise"
19 Uhr, "Bettleroper", anschl. Publikumsgespräch
22 Uhr, Konzert von Stimmgewitter Augustin, Wien
23 Uhr, Marathon-Lesung: "Fegefeuer der Eitelkeiten"

Sonntag, 15.2.09 - TALER, TALER DU MUSST WANDERN
11 Uhr, Vortrag Claus Schäfer: "Einkommen zum Auskommen"
12 Uhr, "Round Table" mit Claus Schäfer, Max Otte, Enno Schmidt, Daniel Häni u.a.

Theater Freiburg
Bertoldstr. 46
79098 Freiburg
0761 2012853

Allerlei Zweifel in der Eifel

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