Freitag, 21. August 2009

Die Dame mit den Goldohrringen

Bild 1: Goldohrringe der 2. Hälfte des 17. Jh. Bild 2: Das freigelegte Grab im Leitungsgraben; Quelle: Kantonsärchäologie

Basel.- Archäologen haben bei Bauarbeiten vor dem Kreuzgang des Basler Münsters das Grab einer vornehmen Dame aus dem 17. Jh. freigelegt. Die Dame trug besonders wertvolle Goldohrringe. Dies meldet die Kantonarchäologie

Die Dame mit den Goldohrringen wurde vor der Maria Magdalena-Kapelle unter der heutigen Rittergasse in einem Leitungsgraben von Mitarbeitenden der Archäologischen Bodenforschung entdeckt. Neben dem Schädel lagen zwei Goldohrringe in Tropfenform mit einem linsenförmigen Verschluss. Auf der Vorderseite zeigen die aus filigranen Golddrähten und Goldkügelchen gearbeiteten Ohrringe Blütenmotive mit blauen Emaileinlagen. Die Ohrringe sind wahre Meisterwerke der Goldschmiedekunst. Stilistisch lassen sie sich mit einer prächtigen Goldkette der 2. Hälfte des 17. Jh. vergleichen, die im Historischen Museum Basel aufbewahrt wird. Diese Arbeit stammt vom Basler Goldschmied Gedeon Bavier.

Laut einer ersten anthropologischen Untersuchung war die Tote mit einer Körpergrösse von ca. 155 cm eher klein gewachsen. Es waren nur noch die Knochen des Oberkörpers erhalten, der untere Teil des Skeletts war bei früheren Bauarbeiten zerstört worden. Der gute Zustand der Gelenke und nur minimale Abnützungsspuren an der Wirbelsäule weisen darauf hin, dass die Verstorbene keine physisch belastenden Arbeiten zu verrichten hatte. Die Frau litt unter starkem Kariesbefall und starb in einem Alter zwischen 25 und 55 Jahren. Die Todesursache liess sich nicht eruieren. Die Tote war in einem Sarg bestattet worden, bekleidet mit einem einfachen Gewand, worauf zwei bronzene Gewandhaften hindeuten. Entgegen den damals strengen protestantischen Bestattungssitten trug sie noch ihre wertvollen Ohrringe.

Der wertvolle Goldschmuck macht deutlich, dass die Dame der Basler Oberschicht angehörte, welche in dieser Zeit ihre Familiengräber im Kreuzgang des Münsters hatte. Aus dem Jahr 1761 stammt ein Gräberplan des Kreuzgangs, auf dem auch die Gräber in der Maria Magdalena-Kapelle verzeichnet sind. 1859/60 wurden wegen einer Strassenverbreiterung fünf Grabstätten aufgehoben und der Westteil der Kapelle abgebrochen. An der Stelle, wo die Dame mit den Goldohrringen lag, befand sich die Familiengrabstätte des Abel Socin (1632–1695), Gerichtsherr und Gesandter am französischen Hof. Der Angehörige einer der damals mächtigsten Basler Familien hatte 1654 geheiratet. Etliche Indizien sprechen dafür, dass es sich bei der Dame mit den Goldohrringen um seine Frau Maria Hummel, geb. 1635, handelt, deren Familie aus Memmingen stammte. Maria Hummel, Mutter von 12 Kindern, ist 1681 im Alter von 46 Jahren verstorben und in der Maria Magdalena-Kapelle bestattet worden.

Die Dame mit den Goldohrringen kann am Samstag, 22. August 2009, von 10:00 bis 16:00 Uhr im Info-Container der Archäologischen Bodenforschung auf dem Münsterplatz besichtigt werden.

Weitere Infos und Bilder in hoher Auflösung unter: www.archaeobasel.ch

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