Freitag, 4. Dezember 2009

Zürich: Installatives Raumgefüge (bis 21. 2. 2010)

Tatiana Trouvé: A Stay Between Enclosure and Space (2009)

Zürich.- Tatiana Trouvé (* 1968 in Cosenza, lebt und arbeitet in Paris) wurde bekannt mit Raumkonstruktionen, architektonischen Eingriffen und schlangenähnlichen skulpturalen Objekten aus Metall, die in Bewegung und dabei seltsam erstarrt erscheinen – gleichsam eingefroren. Für ihre Kunstwerke operiert Tatiana Trouvé oftmals mit der Verbindung des "Inneren" und des "Äusseren" sowohl auf materieller als auch psychologischer Ebene. Psychische Räume werden nach aussen gestülpt und werden zu konkretisierten, unheimlichen "Innen"-räumen. Für ihre Einzelausstellung in der Schweiz zeigt Tatiana Trouvé im Zürcher Migros Museum für Gegenwartskunst bis 21. Februar 2010 ein installatives Raumgefüge mit architektonischen Interventionen sowie grossformatige Zeichnungen.

Wie der Ausstellungstitel bereits andeutet, versucht Tatiana Trouvé mit ihren Arbeiten stets aufs Neue, eine Verbindung zwischen "innen" und "aussen" zu kreieren und einen Übergangsort im Ausstellungsraum zu schaffen, wo der mentale und physische Raum miteinander korrelieren und eine neue Realität bilden. Tatiana Trouvé geht für jede ihrer Ausstellungen jeweils von der spezifischen Architektur des Ausstellungsortes aus und nimmt an diesem sehr präzise Eingriffe vor, die dessen "Kreislauf" stören, rekonstruieren und -figurieren. So wird der Raum im vorderen Teil des Museums zu einer Installation, die sich von verschiedenen Punkten aus zusammensetzt; ein Geflecht von Kupferfäden, die direkt in den Boden und in die Wände eingelassen sind, führen auf einen Monolith aus Plexiglas, der sich senkrecht im Raum befindet. Die installative Anordnung kann als "Weiterleitung" von Energien gelesen werden, die vom Raum abgeführt werden.

Dem gegenübergestellt wird eine Zone von mehreren zum Stillstand gezwungenen Pendel, die je durch ein unsichtbares Magnetfeld in verschiedene Richtungen abgelenkt werden. Das Pendel, ein Instrument, das häufig im Zusammenhang mit dem Erforschen von magnetischen Feldern benutzt wird und häufig die Vorstellung eines Raums als lebender Organismus stützt, nimmt dabei einen unheimlichen, mysteriösen Charakter an. Der Organismus "Raum" scheint dabei in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt worden zu sein, in seinem Achronismus die Antithese zu dem rhythmischen, zeitdefinierendem Schlagen des Metronoms. So thematisiert Tatiana Trouvé das von Sigmund Freud als "unHEIMlich" Benannte im Raum, wenn das "Heim" plötzlich zum Ort des Unbehagens wird.

In diesem Zusammenhang können auch Tatiana Trouvés zweidimensionale Arbeiten gelesen werden – Collagen und grossformatige Zeichnungen, die teilweise direkt auf die Wand aufgetragen werden. Eine solche Wandarbeit wird auch den zweiten Teil der Ausstellung bestimmen. Auf den ersten Blick erscheinen die Zeichnungen als klassisch-perspektivische Architekturskizzen, die jedoch bei genauerer Betrachtung in der Fluchtlinienbestimmung immer wieder scheitern und deren Innenarchitekturen unklar bleiben. Tatiana Trouvé versucht in ihrem Werk stets von neuem die "unbewussten", von ständiger Unsicherheit betroffenen Zustände zu visualisieren; ihre modulhaften "mentalen Landschaften" kreisen um Themen wie Lebensraum, Erinnerung, Architektur, die Konstruktion von Wirklichkeit.

Arbeiten von Tatiana Trouvé waren zuletzt unter anderem im Centre Georges Pompidou, Paris (Einzelausstellung, 2008), im FRAC Lorraine (Einzelausstellung, 2008) oder auf der Manifesta 7 (2008) zu sehen.

A Stay Between Enclosure and Space
21. November 2009 bis 21. Februar 2010
Eröffnung: Freitag, 20. November 2009, 18 Uhr
Migros Museum für Gegenwartskunst
Limmatstrasse 270
CH -8005 Zürich
0041 (0)44 277 20 50
0041 (0)44 277 62 86
info@migrosmuseum.ch
http://www.migrosmuseum.ch

Öffnungszeiten: Di/Mi/Fr 12 – 18 Uhr, Donnerstag 12 – 20 Uhr, Sa und So 11 – 17 Uhr

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