Zürich.- Van Gogh, Cézanne, Monet - vom 12. Februar bis 16. Mai 2010 ist eine der weltweit bedeutendsten privaten Sammlungen zu Gast im Kunsthaus Zürich – die Stiftung Sammlung E.G. Bührle. Im Mittelpunkt stehen der französische Impressionismus und Nachimpressionismus sowie weitere französische Maler des 19. Jahrhunderts. Für das Kunsthaus Zürich, dessen 100-jähriger Erfolg mit demjenigen privater Sammler und Förderer eng verknüpft ist, wird es eine Generalprobe. Die in der aktuellen Ausstellung versammelten 176 Gemälde und Skulpturen der seit einem Raubüberfall 2008 nur noch beschränkt zugänglichen Sammlung sollen bis 2015 in einen Teil der Kunsthaus-Erweiterung einziehen.
Die Kunstsammlung, die der in Zürich lebende Industrielle Emil Bührle (1890–1956) nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut hat und dem das Kunsthaus Zürich einige seiner wertvollsten Schenkungen verdankt, umfasst neben der impressionistischen Malerei Werke der Nabis, der Fauves, der Kubisten und anderer Vertreter der französischen Avantgarde nach 1900. Ältere Kunst ist mit dem holländischen "Goldenen Zeitalter" und mit venezianischen Meistern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert vertreten sowie mit einer Gruppe gotischer Holzfiguren. Zur Stiftung Sammlung E.G. Bührle gehören weltbekannte Werke wie van Goghs "Sämann bei Sonnenuntergang", Renoirs "Petite Irène", das "Mohnfeld bei Vétheuil" von Claude Monet, "Der Knabe mit der roten Weste" von Paul Cézanne und Picassos "Italienerin". Zu den wichtigsten Künstlern zählen ausserdem Frans Hals, Canaletto, Ingres, Delacroix, Manet, Degas, Gauguin, Signac, Vlaminck und Braque. Zentrales Thema der Sammlung ist die sich durchsetzende neue künstlerische Freiheit als Voraussetzung für die Kunst der Moderne; ihre Bedeutung liegt in der konsequenten Auswahl, mit der Emil Bührle diese Entwicklung mit Meisterwerken der führenden Künstler belegte.
Schlüsselwerke der Kunstgeschichte
Besucher aus dem In- und Ausland und das Zürcher Publikum haben vorübergehend Gelegenheit, diese wertvolle Privatsammlung neu zu entdecken und im Hinblick auf den beabsichtigten Umzug in die vom Architekten David Chipperfield geplante Kunsthaus-Erweiterung am Heimplatz (Bezug bis 2015) zu bewerten. Durch die Verbindung der Sammlung Bührle mit derjenigen des Kunsthauses wird neben Paris das bedeutendste europäische Zentrum für französischen Impressionismus entstehen.
Einen Vorgeschmack darauf bietet die grosszügig inszenierte Schau "Van Gogh, Cézanne, Monet" im 1300 m2 grossen Ausstellungstrakt. Der Saal war ein Geschenk Emil Bührles an die Zürcher Kunstgesellschaft; er dient dem Kunsthaus seit 1958 und wird auch nach der Erweiterung der Ort für die Hauptausstellungen bleiben. Die Sammlung Bührle wurde hier im Juni 1958 präsentiert, was der Stifter selbst nicht mehr erlebte. 1960 brachte die Familie des Sammlers rund 200 Bilder und Skulpturen in eine Stiftung ein und installierte sie in einem der Öffentlichkeit zugänglichen Privatmuseum in Zürich. Der am 10. Februar 2008 auf die Stiftung verübte bewaffnete Raubüberfall, bei dem vier Hauptwerke entwendet wurden, hat seither zur Folge, dass die Sammlung dort nur noch eingeschränkt zugänglich ist. Zwei der gestohlenen und inzwischen wieder gefundenen Werke – van Goghs "Blühende Kastanienzweige" und Monets "Mohnfeld" – sind Teil der Präsentation. Verschwunden bleiben Cézannes "Knabe mit der roten Weste" und ein Gemälde von Degas.
Dokumentation & Vermittlung
Die Kuratoren der Ausstellung, Lukas Gloor und Christoph Becker, integrieren neben 151 Gemälden und 25 Skulpturen zwei von Emil Bührle dem Kunsthaus geschenkte, monumentale Seerosen-Gemälde Claude Monets und richten einen Dokumentationsbereich ein.
Den grössten Teil seiner Bilder und Skulpturen erwarb Emil Bührle zwischen 1951 und 1956. Eine detaillierte, illustrierte Biographie orientiert über das Leben Bührles und seine Stellung in der Schweizer Geschichte vor allem in der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die Dokumentation verfolgt ferner das Wachsen seiner Sammlung und deren Stellung in der internationalen Rezeption der französischen Moderne und berührt aktuelle Fragen zur Provenienzforschung. Originale Dokumente aus dem Archiv der Stiftung Sammlung E.G. Bührle belegen wichtige Aussagen des Stifters, dokumentieren Ankäufe und werfen ein Licht auf die aktive Anteilnahme Emil Bührles am Geschick des Kunsthaus Zürich. Dass dieser Weg in eine dauerhafte Partnerschaft mündet, dafür setzt sich die Zürcher Kunstgesellschaft ein und zeigt, was die Kunstwelt ab 2015 in Zürich begeistern kann.
Vermittlungsangebote
Die Präsentation dieser weltweit zu den wichtigsten Sammlungen europäischer Malerei gehörenden Privatsammlung wird von zahlreichen vertiefenden Führungen und Diskussionen begleitet. Die Themen und Termine sind unter www.kunsthaus.ch veröffentlicht.
Eine Audioführung (d/e/f) zu 25 Meisterwerken ist im Eintritt inbegriffen und liefert neben kunstwissenschaftlichen Erläuterungen auch Hintergrundinformationen zur Person Emil Georg Bührles und zum Aufbau seiner Sammlung. Der dreibändige Gesamtkatalog (d/e) sowie der Kurzführer der Stiftung (d/e/f) werden ab Ausstellungseröffnung am Kunsthaus-Shop erhältlich sein.
Van Gogh, Cézanne, Monet – Die Sammlung Bührle
12. Februar bis 16. Mai 2010
Kunsthaus Zürich,
Heimplatz 1,
CH–8001 Zürich,
www.kunsthaus.ch
Öffnungszeiten: Sa/So/Di 10–18 Uhr, Mi/Do/Fr 10–20 Uhr, montags geschlossen Ostern: 1.-5. April 10–18 Uhr. Auffahrt: 12.-13. Mai 10–18 Uhr
Eintritt: CHF 18.–/12.– reduziert. Gruppen ab 20 Personen CHF 14.–
Änderungen vorbehalten
Private Führungen unter Tel. +41 (0)44 253 84 84 (Mo–Fr 9–12 Uhr)
Begleitprogramm zur Ausstellung
FÜHRUNGEN DURCH 400 JAHRE KUNSTGESCHICHTE
Die Sammlung Bührle:
«Ausgangspunkt der Moderne – von van Gogh, Cézanne und Gauguin zu Vlaminck, Braque und Picasso»: 16.2./5.3./16.3./23.3./31.3./9.4./14.4./7.5.
«Die ältere europäische Kunst – von Rubens, Hals und Guardi zu Delacroix, Manet und Monet»: 19.2./2.3./19.3./30.3./7.4./20.4./28.4./14.5.
«Mit besten Empfehlungen – Meisterwerke und ihre Provenienz»: 26.2./10.3./16.4./5.5.
«Mittelalterliche Skulpturen»: 17.3./13.4.
«Berühmte Holländer: von Cuyp bis van Gogh»: 3.3./18.4.
«Rembrandt und nicht ganz Rembrandt – Zu- und Abschreibungen alter Meister»: 7.3./21.4.
«Gänsemarsch der Stile? Über den Fortschritt in der Kunst»: 24.2./11.5.
«Venedig – von Canaletto bis Signac»: 23.2./4.5.
«Ecole de Paris – Frankreichs Malerei als Marketingstrategie»: 12.2./6.4.
«Picasso und die Avantgarde»: 17.2./24.3.
Übersichtsführungen auf Deutsch: Sonntags 11, dienstags 12.15, mittwochs 18.30 und freitags 15 Uhr (ausgenommen 7.3./18.4.). Französisch: Samstag, 27.2., Englisch: Samstag, 20.3., Italienisch: Samstag 10.4. – jeweils um 11 Uhr. Änderungen vorbehalten.
PODIUMSDISKUSSION ZUR KUNSTHAUS-ERWEITERUNG
Über «Das Beste für Zürich!? Öffentliche und private Interessen in der Museumspolitik» diskutieren Christoph Becker, Direktor Kunsthaus Zürich und Mitglied im Stiftungsrat der Sammlung E.G. Bührle, Bernhard Mendes Bürgi, Direktor Kunstmuseum Basel, Matthias Frehner, Direktor Kunstmuseum Bern, Lukas Gloor, Direktor der Sammlung E.G. Bührle, Thomas Held, Mitglied des begleitenden Ausschusses der Kunsthaus-Erweiterung und Direktor Avenir Suisse sowie Jean-Pierre Hoby, Leiter Kultur im Präsidialdepartement der Stadt Zürich.
Es geht um die Ziele und Rahmenbedingungen für die Erweiterung des Kunsthaus Zürich, den Einfluss privater Unterstützer und konkret um die Vereinbarung zwischen der Zürcher Kunstgesellschaft und der Stiftung Sammlung E.G. Bührle, welche das zukünftige gemeinsame Ausstellen am Heimplatz regelt. 6. März, 14.30-15.30 Uhr.
FACHGESPRÄCH ÜBER ZWEI SICH ERGÄNZENDE SAMMLUNGEN
«Vereinigte Meister. Die Sammlungen E.G. Bührle und Kunsthaus Zürich ab 2015». Mit Lukas Gloor, Direktor Sammlung E.G. Bührle und Christoph Becker, Direktor Kunsthaus Zürich. 17. April, 15. Uhr.
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