Freiburg.- Das Theater Freiburg hat im März gleich vier Premieren, darunter ein Stadtrundgang, sowie eine Uraufführung anzubieten. Bei letzterer geht es um ein "Hochzeitsstück" Paul Brodowsky mit dem beziehungsreichen Titel "Lüg mir in mein Gesicht". Paul Brodowsky hat im Auftrag des Theater Freiburg ein Stück geschrieben, das um das Phänomen »Double Bind« kreist. Mit diesem Begriff wird die lähmende, weil doppelte Bindung eines Menschen an paradoxe Botschaften oder Signale und deren Auswirkungen beschrieben. Dabei geraten explizite Aussagen mit impliziten Anweisungen oder Werten in einen für den Einzelnen unlösbaren Konflikt. Zitat gefällig? »Ich bin vier und schaue sie an, die Kassiererin, und lüge der plötzlich ins Gesicht, mitten rein, und mich durchschießt dieses Gefühl von Machtnichtszulügen, dieses Machtgefühl, ‘Nichts, ich lass es liegen’, sage ich, dabei hab ich schon den ersten Würfel Kau-, also Klaugummi in den Händen.«
Das März-Programm
PREMIERE SA. 13.3.10, 19.30 Uhr, Großes Haus
MATINEE SO. 7.3.10, 11 Uhr, Winterer-Foyer
EIN MASKENBALL
Oper von Giuseppe Verdi
Nannte Richard Strauss seine »Salome« ein »Scherzo mit tödlichem Ausgang«, so trifft dieses Spiel mit Kontrasten erst Recht auf Giuseppe Verdis »Ein Maskenball« zu: Galanterie, Komödie und Leichtsinn stehen unmittelbar neben hoffnungsloser Leidenschaft, gefähr-licher Eifersucht und eiskaltem Mord. Unentrinnbar ist das Schicksal, das von Anbeginn als prophetische Weissagung über der Handlung liegt: Das Leben ein tödliches Spiel – unvorhersehbar und vielschichtig verwoben sind die Ereignisse, die zum tragischen Ausgang führen. »Dramatische Charaktere, gemischte Farben und Lebendigkeit der Motivationen« fordert Verdi in den fünfziger Jahren von den neuen Opern, und: keine l’art pour l’art, sondern die Wahrheit der Gefühle. Auch wenn die Zensur 1859 verlangte, dass die historisch brisante Handlung des schwedischen Königsmordes ins ferne Amerika verlegt wird, konnte das der inneren Dynamik dieses Schicksalsdramas nichts anhaben.
Musikalische Leitung: Gerhard Markson / Regie: Joan Anton Rechi / Bühne: Alfons Flores / Kostüme: Moritz Junge / Video & Animation: Martin Urrigshardt / Chor: Bernhard Moncado / Dramaturgie: Dominica Volkert
Mit: Lini Gong, Anja Jung, Rossella Ragatzu; Matthias Flohr, Ulrich Himmelsbach, Gary Jankowski, Jin Seok Lee, Juan Orozco, Volker Stief, Germán Villar
URAUFFÜHRUNG FR. 19.3.10, 20 Uhr, Kleines Haus
SOIREE SO. 14.3.10, 20 Uhr, Winterer-Foyer
LÜG MIR IN MEIN GESICHT (UA)
Ein Hochzeitsstück von Paul Brodowsky
Sveta, die Weißrussin, braucht eine Aufenthaltsgenehmigung. Ihr Freund Tilman erklärt sich bereit, sie zu heiraten, will die Hochzeit aber nicht feiern. So sitzen sie gemeinsam mit seiner Mutter Erika und Svetas bester Freundin Luisa in der Wohnung. Dann kommt Svetas Bruder vorbei, ein betrunkener Jungspediteur auf Durchreise. Alle haben sich das ganz anders vorgestellt. Lüg mir in mein Gesicht, sag mir, was ich hören will, auch wenn es nicht die Wahrheit ist.
Regie: Christoph Frick / Bühne & Kostüme: Alexander Wolf / Dramaturgie: Carolin Hochleichter
Mit: Anna Böger, Lena Drieschner, Rebecca Klingenberg; Mathias Lodd, Andreas Helgi Schmid
PREMIERE FR. 5.3.10, 20 Uhr, Kammerbühne
SUNDAY ALWAYS COMEs TOo LATE
Tanzstück von und mit Tom Schneider, Monica Gillette und Franziska Jacobsen
Gäbe es einen in vollkommener Absicht inszenierten Ursprung allen Lebens und Denkens, wären die Welt und der Mensch vom göttlichen Funken getroffen, von Gott gewollt und in Szene gesetzt, wäre die Erde nicht vor etwa 4,6 Milliarden Jahren aus der Verdichtung des Sonnennebels entstanden, wäre der Unterschied zwischen Affe und Mensch mehr als das Gen HAR1F, hätte der Mensch den Garten Eden nicht in eine Ruine verwandelt, wie schön und vollkommen wäre das Leben auf unserer Erde, wie unbestritten der Sinn der menschlichen Existenz. Den säkularisierten Erdenbewohner des 21. Jahrhunderts hingegen quält die Frage: Können und müssen wir uns und die Welt jeden Tag selbst neu erfinden?
Regie: Tom Schneider / Choreographie: Monica Gillette / Bühne & Kostüme: Jens Dreske / Dramaturgie: Tobias Ergenzinger /
Mit: Monica Gillette, Franziska Jacobsen
PREMIERE SO. 21.3.10, 19 Uhr
Kammerbühne & Außenspielstätten
HANIB ALI ante Portas Germany Teil 2
Ein Stadtrundgang nach »Hannibal« von Christian D. Grabbe
Der erste Teil von Hanib Ali fand in der Kammerbühne statt, Schauspieler und Freiburger Afrikaner standen zusammen auf der Bühne, um heutige Migrationsgeschichten zu erzählen. Der zweite Teil ist eine Migrationsbewegung durch Freiburg: Der Regisseur Bülent Kullukcu infiltriert Grabbes Drama »Hannibal« mit heutigen Situationen und unserer Sprache, sodass die meist prekäre Situation »heutiger Hannibals« deutlich wird. Die Zuschauer werden von den Darstellern an öffentliche Orte geführt, die für Migranten von Bedeutung sind, weil dort politisch, verwaltungstechnisch, gesellschaftlich und privat über ihr Schicksal entschieden wird. Das Rathaus, der Bahnhof, das Amt für Bürgerservice und öffentliche Ordnung werden zu Schauplätzen des Dramas. Ein inszenierter Eingriff in den Stadtalltag, der die Bemühungen, sich ein besseres Leben zu erkämpfen, sichtbar macht.
»Hanib Ali? Schändlich wird er unterstützt von zu Hause. Sei besser! Gib ein Beispiel! Freiwillig zu ihm und kämpf ihm zur Seite! Dann komm zurück und kauf mir endlich eine geflieste Küche.« Der Rundgang beginnt und endet am Theater.
Regie: Bülent Kullucku / Kostüme: Constanze Knapp / Video: Anton Kaun / Dramaturgie: Ruth Feindel
Mit: Johanna Eiworth, Bettina Grahs; Gabriel von Berlepsch, Ullo von Peinen, Martin Weigel
PREMIERE SO. 21.3.10, 20 Uhr, Kammerbühne
DU HAST KEINE CHANCE, ABER NUTZE SIE!
Eine Fußballrevue aus Südafrika
Noch nie wurde eine Weltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent ausgetragen – 2010 schaut die ganze Welt nach Südafrika! Dort ist Fußball eine nationale Droge, eine Chance auf Anerkennung. Gekickt wird mit allem, was annähernd rund aussieht. »Der Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern«, sagte Mandela. Südafrika will gewinnen, nicht nur auf dem Rasen, auch in unseren Herzen. Es wir Zeit, dass wir einander kennenlernen, deshalb: It’s Show Time! Die Elf unserer Fußballrevue setzt sich aus illustren südafrikanischen Berühmtheiten zusammen: Nelson Mandela, Christian Barnard, Howard Carpendale, Nadine Gordimer, Juju u.a. werden angeführt von der unsterblichen Miriam Makeba alias »Mother Africa« als Sturmspitze! Jetzt kann endlich nichts mehr schief gehen: Bafana, Bafana, Jungs, geht raus und macht Tore (frei nach Rudi Völler)! Laduuuuuma, heißt es in Afrika!
Regie: Katrin Hentschel / Bühne & Kostüme: Mai Gogishvili / Dramaturgie: Viola Hasselberg
Mit: Frank Albrecht, André Benndorff, Hendrik Heutmann
KONZERTE
DI. 30.3.10, 20 Uhr, Konzerthaus, Rolf Böhme Saal
Einführung: 19 Uhr, Runder Saal
3. SINFONIEKONZERT
Witold Lutoslawski: Chain 3
Sergej Rachmaninow: Rhapsodie über ein Thema von Paganini op. 43
Witold Lutoslawski: Variationen über ein Thema von Paganini
Sergej Rachmaninow: Symphonische Tänze op. 45
Zwei Bilder des Virtuosentums in hartem Kontrast: Der »letzte Romantiker« Sergej Rachmaninow beschwor das Bild des dämonischen Künstlers im Thema seiner »Paganini-Rhapsodie« von 1934 ebenso wie in den »Dies-irae«-Zitaten, die durch das Werk spuken. Anders Witold Lutoslawski in seinen Paganini-Variationen für zwei Klaviere von 1949, deren sprühenden Farbenreichtum er in der Bearbeitung für Klavier und Orchester von 1978 noch einmal steigerte. Beides, das Schwelgen und das Brillieren, liegt dem südfranzösischen Klavierstar Philippe Bianconi im Blut – wie natürlich auch dem Philharmonischen Orchester: Lutoslawskis »Chain 3«, einer schillernden Kette kostbarer Klang-Miniaturen, stellt es Rachmaninows späten Lebensrückblick gegenüber, die »Sinfonischen Tänze« von 1940.
Dirigent: Fabrice Bollon / Solist: Philippe Bianconi (Klavier) / Philharmonisches Orchester Freiburg
SO. 21.3.10, 11 Uhr, Großes Haus
2. BRUNCHKONZERT
Mit Tschaikowsky und Schostakowitsch nach Sankt Petersburg
Dmitri Schostakowitsch: Konzert für Klavier, Trompete und Orchester
Peter Tschaikowsky: Mozartiana; Souvenir de Florence (Orchesterfassung)
Peter Tschaikowsky, der russische Klassiker des 19. Jahrhunderts, widmete sein Streichsextett »Souvenir de Florence« der St. Petersburger Gesellschaft für Kammermusik; und in der Zarenstadt an der Newa wurde das Stück 1890 auch uraufgeführt, wenige Tage vor der Premiere der Oper »Pique Dame«. St. Petersburg war das Kraftzentrum russischer Hochkultur. Das blieb auch so, als die Stadt Leningrad hieß und der junge Dmitri Schostakowitsch seine Zeitgenossen mit Brillanz und sarkastischem Witz verblüffte – so in seinem frischen, von einer frechen Solotrompete kommentierten 1. Klavierkonzert von 1933. Lassen Sie sich von Gerhard Markson und dem Philharmonischen Orchester mitnehmen und erleben Sie Glanz und Lebendigkeit der sagenhaften Kunstmetropole.
Dirigent & Moderation: Gerhard Markson / Igor Kamenz (Klavier), Rudolf Mahni (Trompete) / Philharmonisches Orchester Freiburg
EXTRAS
SO. 14.3., 11 Uhr, Großes Haus
CAPITALISM NOW
Dr. Heiner Flassbeck: »Kapitalismus ohne Ende?«
In Zusammenarbeit mit dem DGB Südbaden-Hochrhein
Der Wirtschaftswissenschaftler, Autor und Publizist Heiner Flassbeck, war u.a. als Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen und als Chef-Volkswirt bei der UNO-Organisation für Welthandel und Entwicklung (UNCTAD) tätig. In seinem Buch »Das Ende der Massenarbeitslosigkeit« analysiert er, die Gründe für die langjährige Wachstumsschwäche und die hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland. Flassbeck verteidigt die Marktwirtschaft gegen den Kapitalismus: »Die Krise ist sicher eine fundamentale Krise des Kapitalismus, aber nicht notwendigerweise eine Krise der Marktwirtschaft. Deutschland muss sich rückbesinnen auf die Marktwirtschaft, um eine Gesellschaft für die Menschen zu schaffen, statt neue Menschen für eine längst überwundene primitive Form des Wirtschaftens, genannt Kapitalismus.«
Im Anschluss an den Vortrag findet ein öffentliches Gespräch mit Dr. Flassbeck im Winterer-Foyer statt.
DO. 25.3.10, 19 Uhr, Winterer-Foyer
SCHULE TRÄUMEN
Vortrag von Nina Paege: »Quer durch die Alpen«
Wie wäre eine Schule der Zukunft zu denken, in der Lernen gelingen kann? Ab Februar gibt es die monatliche Veranstaltungsreihe »Schule träumen«, in deren Rahmen im März Nina Paege zu Gast ist. Andere Lernumgebungen bieten Möglichkeiten zur Selbsterprobung und können einen wichtigen Beitrag zur Identitätsbildung von Kindern und Jugendlichen leisten. Vor diesem Hintergrund führt die mit dem deutschen Schulpreis ausgezeichnete Max-Brauer-Gesamtschule in Hamburg in Klassenstufe 8 ein sog. Langzeitprojekt durch. Nina Paege berichtet von dem Projekt einer Alpenüberquerung, bei dem ihre Schüler sich selbst und ihren Mitschülern in besonderer Weise begegnet sind.
JUNGES TEATER FREIBURG
SA. 6.3., 16 Uhr & SO. 7.3.10, 11 Uhr, Kleines Haus
BEST OF RITTER ROST 5+
Das neue Konzertprogramm für die ganze Familie
Patricia Prawit und die Ritter Rost Band
Patricia, bestens bekannt als die Stimme des tapferen und charmanten »Burgfräulein Bö« aus der beliebten Kindermusical-Reihe »Ritter Rost«, präsentiert nun auch ihr eigenes Musik-Programm für Familien. Mit ihrer atemberaubenden Stimme, die mal kräftig-rockig, mal soulig, mal anmutig und glockenklar klingt, zieht Patricia Kinder und Eltern in ihren Bann. Zusammen mit drei exzellenten Musikern nimmt sie die Zuhörer mit auf eine Reise durch alle Ritter Rost Geschichten und mischt die beliebtesten Ritter Rost Lieder gekonnt mit Ihren eigenen Kindermusik-Hits. Ein Muss für alle Burgfräulein Bö-Fans.
Mit: Patricia Prawit, Uli Graner (Gitarre), Michael Schöne (Bass), Matthias Philipzen (Schlagzeug)
DO. 18.3.10, 21 Uhr, Werkraum
KLANGRADAR
ErlebnisLauschLounge für Querhörer
Mit Unterstützung der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau und des Kulturamts Freiburg
Der Klangradar geht weiter: Erneut trifft sich eine Vielfalt an Freiburger Musikern, um ihre Radare auszurichten. Auf der Brücke steht ein Gast aus den unendlichen Weiten des Klangkosmos, der den Haufen mutiger Musiker durch den Abend steuert. Heute ist Diego Cofone, auch bekannt als Dicofone, der Commander Eures Vertrauens. Er lebt in Bologna und macht Musik auf allem, was ihm in die Finger kommt. 2009 veröffentlichte er seine erste Solo-CD, auf der er spielt, singt, schreit, atmet und bezaubernde Momentaufnahmen erschafft. Kommt zahlreich und lauscht!
Mit: Diego Cofone (Saxofone, Stimme, Objekte und Elektronik) und der Klangradarband
SA. 20.3., 16 Uhr & MO. 22.3.10, 9.30 & 11 Uhr, Werkraum
DIE SAMSTAGS- & MONTAGSSITZER
MAX UND MORITZ 4+
Sitzkissenkonzertreihe für Kinder
Gemeinsam mit drei Posaunen und einer Tuba des Philharmonischen Orchesters tauchen wir ein in die sieben Streiche der beiden Lausbuben: Wir lauschen dem verzweifelten Geflatter der Hühner, die wir Witwe Bolte anschließend mit einer langen Angel aus der Bratpfanne klauen. Und auch Schneider Böck, Lehrer Lämpel, Onkel Fritz und Meister Bäcker werden nicht von Max und Moritz verschont, bis diese schließlich – »Rickeracke! Rickeracke!« – in Meister Müllers Mühle landen und der Spuk ein Ende hat … Eine spannende Geschichte in Musik, Text und bewegten Bildern, bei der das Mitmachen nicht zu kurz kommt.
Mit: Hans Skarba, Hubert Mayer, Roman Viehöver (Posaune); Hellmut Karg (Tuba);
Katharina Mohr (Rezitation); Susanne Keck (Zeichnungen)
Weitere Infos: www.theater.freiburg.de/jungestheater
Theater Freiburg
Bertoldstraße 46
79098 Freiburg
www.theater.freiburg.de
Freitag, 5. März 2010
Allerlei Zweifel in der Eifel
Wer noch immer glaubt, Liebe und Mordlust haben nichts miteinander zu tun, wird vom Leben manchmal eines Besseren belehrt. Und wenn dann auc...
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3land.- Dieses Mal geht es ohne lange Vorrede direkt zu den 3land-Termintipps. Aber halt. Zunächst wollen wir von der Redaktion Ihnen auf j...
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