Basel.- Basierend auf seinem Interesse an multiplen Bezugssystemen, konstruiert Edgar Arceneaux (*1972 in Los Angeles) in den Zeichnungen, Installationen und Video- bzw. Filmarbeiten ein komplexes Geflecht aus Assoziationen, Konnotationen und veränderten Bedeutungsebenen, um eine konventionelle und lineare Narration zu untergraben. In einem Experimentierfeld aus Gegenüberstellungen, Durchbrechungen und Zusammenführungen unterschiedlicher Perspektiven werden allgemeingültige Codes aufgebrochen und gewohnte Wahrnehmungsmuster aus dem Gleichgewicht gebracht. Unter dem Titel Hopelessness Freezes Time – 1967 Detroit Riots, Detroit Techno and Michael Heizer's Dragged Mass zeigt das Kunstmuseum Basel vom 24. September bis 1. Januar 2012 seine Arbeiten.
Arceneaux untersucht die Grenzen unseres Wissens und sucht nach Möglichkeiten, diese Grenzen zu erweitern. Genau an den Schnittstellen von Dauerhaftem und Vergänglichem, Bild und Text sowie Abstraktion und Figuration versucht er die Bedingungen des Menschseins auszumachen. Sein assoziatives Vorgehen an solch grosse und undurchschaubare Themen nimmt oftmals phantasmatische Formen und groteske Konstellationen an. Hierdurch schafft er Raum für den Betrachter, sich aktiv in die Suche nach den tief verwurzelten Verbindungen zwischen antiker, universeller und gegenwärtigen Geschichte einzubringen.
Ein Gespräch mit dem Kunsthistoriker Julian Myers war Ausgangspunkt für dieses Projekt, an dem Arceneaux fortlaufend arbeitet und das die halb vergessenen, halb unterdrückten urbanen Auseinandersetzungen in der amerikanischen Industriestadt Detroit zum Thema hat. Detroit – in der Vergangenheit Schauplatz brutaler Rassenunruhen und sozialer Konflikte, in jüngerer Zeit Symbol des wirtschaftlichen Zerfalls – ist ein Ort, der aufzeigt, wie soziale und wirtschaftliche Kräfte fundamentalen Einfluss auf das Leben einzelner Individuen ausüben.
In grossformatigen Zeichnungen zeigt Arceneaux ausgebrannte Ruinen von Pubs und Bars, sogenannter blind pigs, die als verbotene Treffpunkte während der Unruhen eine entscheidende Rolle gespielt hatten und deren Überreste in Detroit auch heute noch allgegenwärtig sind. In den Zeichnungen schweben diese Ruinen scheinbar schwerelos wie auf Inseln durch einen undefinierten Raum; Vergangenheit und Gegenwart scheinen miteinander in einer einzigen physischen Realität vereint zu sein.
Eine verworrene Dreiecksbeziehung befördert auch die in der Ausstellung gezeigte Arbeit «Borrowed Sun» (2004), in der ein poetisches Netzwerk zwischen dem Astronomen Galileo Galilei, dem Jazzmusiker Sun Ra und dem Konzeptkünstler Sol LeWitt gebildet wird. Eine irritierende Verschmelzung von Realität, Fiktion und Illusion stellt sich auch in dem Projekt «Agitation of Expansion» (2007) ein. Arceneauxs Vorgehensweise einer Art jamming diverser kultureller Referenzen und dabei unerwartete, offene Verbindungen zwischen Wörtern, Orten und Figuren aufzustellen, zeigt sein Interesse an assoziativen Vorgängen innerhalb von Geschichte und Erinnerungen.
Öffnungszeiten: Di bis So 10 - 17 Uhr
Hopelessness Freezes Time – 1967 Detroit Riots,
Detroit Techno and Michael Heizer's Dragged Mass
24. September 2011 bis 1. Januar 2012
Kunstmuseum Basel
St. Alban-Graben 16
CH - 4010 Basel
0041 (0)61 20662-62
www.kunstmuseumbasel.ch
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