Freiburg.- „Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen“, so kommentierte Max Frisch einst das Anwerbeabkommen Deutschlands mit der Türkei. Zum 50. Jahrestags dieses historischen Ereignisses zeigt das Museum für Neue Kunst in Freiburg wie sich das Zitat im realen Alltag der 70er Jahre spiegelte: Ab diesen Freitag, den 21. Oktober, gibt die Sonderausstellung „Willkommen in Almanya! Deutsch- türkische Geschichten“ eindrucksvolle Einblicke in das damalige Leben der Immigranten. Bis Sonntag, den 8. Januar, ist die Fotoserie „Türken in Deutschland“ (1973-1979) von Candida Höfer zu sehen. Parallel dazu läuft ein interaktives Fotoprojekt, an dem sich türkischstämmige Migrantinnen und Migranten beteiligen können.
Bei der Fotoserie „Türken in Deutschland“ von Candida Höfer handelt es sich um das wenig bekannte Frühwerk der Künstlerin. Neun Schwarz-Weiß-Fotografien und die Projektion von 79 Farbaufnahmen aus den Jahren 1973 bis 1979 zeigen ein faszinierendes Porträt der ersten Generation türkischer Menschen, die dem Aufruf folgten und als Arbeitskräfte nach Deutschland kamen. Candida Höfer studierte Film an der Kunstakademie Düsseldorf, bevor sie sich dort mit den Schwarz-Weiß- Fotografien bei Bernd Becher zum Fotografiestudium bewarb. Nach der Serie „Türken in Deutschland“ hat die Künstlerin keine Menschen mehr fotografiert.
Bereits in diesen frühen Aufnahmen lässt sich die Vorliebe Höfers für Innenräume, Raumordnungen und Ornamente erkennen, die später in den Vordergrund ihrer Werke rückten. Die Bilder ermöglichen einen spannenden Einblick in das Aufeinandertreffen der Kulturen und spiegeln die Atmosphäre der Fremdheit und der Verlorenheit wider, der die „Gastarbeiter“ ausgesetzt waren.
Das interaktive Fotoprojekt, das zeitgleich zur Ausstellung läuft, lädt türkischstämmige Freiburgerinnen und Freiburger ein, eigene Fotografien aus ihrer Ankunftszeit ins Museum mitzubringen und so auch ihre eigene Geschichte zum Teil der Ausstellung werden zu lassen. Die Bilder werden auf einer Wand präsentiert, die sich im Laufe der Zeit immer mehr füllen soll. Wer mitmachen möchte, kann seine Fotos direkt im Museum für Neue Kunst, in der Marienstraße 10a, abgeben. Alternativ ist auch der Versand per Mail an die Adresse mnk@stadt.freiburg.de möglich (Betreff „Fotoprojekt“). Ausstellung und Fotoprojekt werden von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm begleitet, das die Islamwissenschaftlerin Fatma Sagir moderiert (siehe unten).
Der Besuch im Museum für Neue Kunst lohnt sich momentan besonders, da auch die Sammlung neu präsentiert wird. Im Bissier-Raum sind „Späte Werke“ des Künstlers ausgestellt und im ersten Stock bietet die Präsentation „Zwischenräume“ neue Einblicke in die Sammlung.
Rahmenprogramm zur Sonderausstellung:
Fotoprojekt: Die Fotografien türkischstämmiger
Freiburgerinnen und Freiburgern rücken am Sonntag,
13. November, ab 11 Uhr ins Rampenlicht. Die
Präsentation wird mit Musik und Geschichten untermalt.
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Lesung und Musik: Am Dienstag, 22. November, liest
Sebastian Reiß vom Hörbüro Freiburg „Mitten in
Deutschland. Deutsch-türkische Erfolgsgeschichten“.
Der Percussionist Murat Coskun begleitet die Lesung
im Museum mit orientalischer Musik.
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Film und Diskussion: Im Kommunalen Kino am Alten
Wiehrebahnhof läuft am Freitag, 9. Dezember, um
20.30 Uhr der Spielfilm „Aprilkinder“ (D 1998). Der
Regisseur Yüksel Yavuz wird im Anschluss für Fragen
und Diskussion zur Verfügung stehen.
•
Vortrag und Gespräch: Prof. Ulrich Herbert spricht am
Donnerstag, den 15. Dezember, um 20 Uhr „Von
Auswanderern, Flüchtlingen und Arbeitsmigranten:
Völkerwanderungen. Eine historische Vergewisserung“.
Der Vortrag findet im Historischen Seminar der
Universität Freiburg statt.
Öffnungszeiten: Di-So 10-17 Uhr, Montag geschlossen, außer feiertags
Willkommen in Almanya!
Fr. 21.10.2011 bis So. 08.01.2012
Museum für Neue Kunst,
Marienstraße 10a,
Tel. 0761 / 201-2583, Mail:
mnk@stadt.freiburg.de,
www.freiburg.de/museen
Freitag, 21. Oktober 2011
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