Montag, 21. Januar 2013
Léger restauriert
Fernand Léger (1881-1955) ist mit zwölf Gemälden prominent in der Sammlung vertreten. Die Werke offenbaren seine ganze Schaffensbreite. Schon früh beschäftigte sich Ernst Beyeler mit Léger, fasziniert von seiner eigenständigen Position unter den Hauptakteuren der Klassischen Moderne wie von seiner Wirkung auf US-amerikanische Künstler wie Roy Lichtenstein und Ellsworth Kelly, die ebenfalls in der Sammlung vertreten sind.
Als frühes und seltenes Landschaftsbild Légers, das auf dem bedeutenden Scheideweg zwischen figürlicher Darstellung und Abstraktion liegt, kommt »Le passage à niveau« nicht nur im Werk des Künstlers eine Scharnier-Funktion zu. Es vermittelt auf eindrückliche Weise auch zwischen den Werken von Paul Cézanne und Henri Rousseau und den kubistischen Bildern von Pablo Picasso und Georges Braque.
Durch eine Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungsmethoden gewannen die Restauratoren wichtige Informationen zu Material, Technik und Geschichte des Gemäldes. Die daraus resultierenden Erkenntnisse haben gezeigt, dass Légers Werk nicht grundsätzlich als fragil einzustufen ist. Gemälderestauratorin Friederike Steckling berichtet: »Vielmehr waren die Materialwahl des Künstlers und die Einwirkung der Geschichte, die »Le passage à niveau» zum heutigen Zustand führten«.
Um die Leinwand zu präparieren, benutzte Fernand Léger eine ungewöhnlich wasserempfindliche Grundierung. Ein sehr früher Kontakt mit Nässe, vermutlich während des ersten Weltkriegs sowie eine vergangene Restaurierung mit Feuchtigkeit fügten dem Werk Schaden zu. Deshalb recherchierte das Team nach historischen Abbildungen, um die Veränderungen am Werk nachzuvollziehen.
Tragweite und Massnahmen der Restaurierung wurden anhand der gesammelten Ergebnisse konzipiert. Vorrangig wurden schlecht integrierte Retuschen einer vergangenen Restaurierung entfernt. Ausserdem wurden stecknadelgrosse, über der Oberfläche verteilte Abriebe farblich angepasst. Reversible Retuschen wurden ausschliesslich auf diese bereits vorhandenen Schadensstellen punktuell gesetzt.
Das Team verfolgte das Ziel, die eher ungleichmässige und aufgebrochene Erscheinung der Malschicht zu schliessen, um das Werk wieder an sein Entstehungsjahr 1912 anzunähern, ohne dessen Geschichte und Alter zu verbergen. Untersuchungen weiterer Frühwerke von Fernand Léger waren dabei sehr hilfreich, denn sie ermöglichten eine Annäherung von »Le passage à niveau« an die Wirkungsweise von nicht beschädigten Oberflächen von Frühwerken Légers.
Schliesslich wurden historisch unpassende Textilbänder von der Rückseite des Keilrahmens entfernt und die Leinwandkanten stabilisiert. Auch wurde das Werk mit einer stabileren Neurahmung und einem am Rückseitenschutz befestigten Vibrationsschutz versehen, um Schäden bei Transporten zu vermeiden. Die durchgeführten restauratorischen Massnahmen sind diskret und mehrheitlich in Details erkennbar.
Restaurierung ist die Kunst, Kunst zu erhalten. Die Zeit hinterlässt ihre Spuren an Kunstwerken. In der Fondation Beyeler arbeitet im Bereich Restaurierung seit 2001 ein Team unter der Leitung von Restaurator Markus Gross. Die Restaurierung von Werken ist eine wissenschaftliche Disziplin, die neue Untersuchungsmethoden mit umfassend historischen Kenntnissen verbindet und zum Teil nahezu detektivische Arbeit leistet. Die Fondation Beyeler hat als museale Institution die Aufgabe, langfristig Kunstwerke zu bewahren und für zukünftige Generationen zu erhalten.
Die Restaurierung nahm länger als ein Jahr in Anspruch. Sam Keller, Direktor der Fondation Beyeler, dazu: »Die Fondation BNP Paribas Suisse hat die Restaurierung eines bedeutenden Gemäldes von Fernand Léger ermöglicht. Als Museum mit einer grossen Sammlung von Werken des Künstlers ist die Fondation Beyeler dankbar für die Unterstützung und das Engagement für Kulturgüter der Fondation BNP Paribas Suisse und glücklich, dass »Le passage à niveau« erforscht, restauriert, ausstell- und transportierbar gemacht werden konnte«.
Die Fondation BNP Paribas Suisse engagiert sich seit über 20 Jahren für die Restaurierung von Kunstwerken in Europa, Asien und den USA mit dem Anliegen aktiv daran mitzuwirken, dass Museumsbestände erhalten bleiben und so an zukünftige Generationen weitergegeben werden können. In der Schweiz hat sie bereits über ein Dutzend Projekte gefördert, die dem Erhalt bedeutender Werke von Max Ernst, Mattia Preti, Auguste Rodin, Bram van Velde und Paolo Veronese galten. Bis 2014 setzt sie das Restaurierungsprojekt mit der Fondation Beyeler fort, das Arbeiten an insgesamt drei Werken der Sammlung umfasst.
Ab Februar 2013 wird das restaurierte Gemälde von Fernand Léger in der neuen Sammlungshängung in der Fondation Beyeler präsentiert. Zugleich startet zu Beginn des neuen Jahres das nächste Restaurierungsprojekt für den Originalgips von Max Ernsts Skulptur »The King Playing With the Queen« (Der König spielt mit seiner Königin) von 1944. Dieser wird anlässlich der kommenden Retrospektive gezeigt, welche die Fondation Beyeler Max Ernst vom 26. Mai bis 8. September 2013 widmet. Mit über 170 Gemälden, Collagen, Zeichnungen, Skulpturen und illustrierten Büchern präsentiert diese Ausstellung anhand zahlreicher Hauptwerke alle Schaffensphasen, Entdeckungen und Techniken von Max Ernst. Die Ausstellung wurde von Werner Spies und Julia Drost konzipiert und entstand in Zusammenarbeit mit der Albertina in Wien. Kurator der Ausstellung in der Fondation Beyeler ist Raphaël Bouvier.
Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr
Fondation Beyeler
Beyeler Museum A
Baselstrasse 77
CH-4125 Riehen
www.fondationbeyeler.ch
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