Zürich.- Mit Musiktheater, Oper, Schauspiel, Konzerten, Ausstellungen, Diskussionen und vielem mehr rücken die Festspiele Zürich im Wagner-Jahr 2013 Richard Wagners Zürcher Zeit in den Fokus. Neben etablierten Künstlern erhält eine jüngere Künstlergeneration im „Treibhaus Wagner“ eine Plattform. Der Zürcher Festspielpreis wird Pipilotti Rist verliehen. Damit ehren die Festspiele Zürich erstmals eine bildende Künstlerin. „Treibhaus Wagner“ lautet das Motto der Festspiele Zürich 2013 in Anlehnung an ein Gedicht von Wagners Zürcher Muse Mathilde Wesendonck. Sinnbildlich steht es auch für Zürich, das dem politisch Verfolgten 1849 bis 1858 Zuflucht bot und den idealen Nährboden darstellte für seine vielleicht fruchtbarste Schaffenszeit. Im Wagner-Jahr 2013 treibt nun Richard Wagner vom 14. Juni bis 14. Juli 2013 anlässlich der Festspiele neue Blüten in Zürich.
Höhepunkte
Am Eröffnungswochenende macht Wagner auf seiner letzten Reise nach Venedig noch einmal in Zürich Station – gespielt von Robert Hunger-Bühler in der Uraufführung Richard Wagner – Wie ich Welt wurde von Hans Neuenfels. Dieses Musik-Theater-Stück ist eine erstmalige Koproduktion von Schauspielhaus und Opernhaus Zürich. Richard Wagners Lebenssituation in seiner „neuen Schweizer Heimat“ beleuchtet seine Urenkelin Nike Wagner in ihrem Festvortrag „Geretteter Revolutionär oder tobender Asylant?“. Das Tonhalle-Orchester Zürich lässt an seinem Eröffnungskonzert ‚Nebensächliches‘ aus Wagners musikalischem Treibhaus erklingen, das zu Unrecht im Schatten der grossen Werke des Musiktheaters steht. Im Schauspielhaus ist mit Rheingold ein Musiktheaterabend des Regisseurs David Marton zu erleben. Im Kunsthaus Zürich vermittelt die „Theaterkunstausstellung“ Walküren über Zürich erstmals einen Überblick über 150 Jahre Wagner-Aufführungen in Zürich. Im Opernhaus Zürich feiert La straniera des von Wagner hoch geschätzten Vincenzo Bellini seine Festspielpremiere – mit Edita Gruberova in der Titelrolle.
Treibhaus auf dem Grünen Hügel
Der ‚Grüne Hügel‘ Zürichs auf dem Gelände des Museums Rietberg, der heutige Rieterpark mit der Villa Wesendonck, steht im Brennpunkt der Festspiele Zürich. Diese malerische Kulisse sowie ein eigens für die Festspiele Zürich konzipierter Pavillon wird zum Schauplatz für Theater, Freilichtkino, Diskussionen und Konzerte. Die Reihe „Wagner meets Jazz“ lädt Jazzmusiker dazu ein, Wagner-Material im Spannungsfeld von Oper, Improvisation und Jazz erklingen zu lassen. Auch kritische Töne dürfen im Treibhaus nicht fehlen. Richard Wagners in Zürich entstandene Schrift Das Judentum in der Musik steht im Zentrum einer Podiumsdiskussion, welche die Hintergründe und Folgen von Richard Wagners Antisemitismus beleuchtet.
Nachwuchs im „Treibhaus Wagner“
Neben etablierten Künstlern wagt sich eine jüngere Künstlergeneration an Wagners Erbe heran und erhält eine Plattform für unkonventionelle Experimente. In der Gessnerallee Zürich führt die junge Musiktheaterregisseurin Anna-Sophie Mahler mit ihrer Gruppe CapriConnection ihr Stück Tristan oder Isolde auf. Als Bühnenbild dienen vor der Verschrottung gerettete Bühnenbild-Teile von Christoph Marthalers Bayreuther Tristan-Inszenierung. Santiago Blaum lässt in der Nueva Germania Opera Tropical Wagner und Nietzsche im paraguayanischen Dschungel zu heissen Rhythmen aufeinanderprallen. Die Gruppe 400asa entführt ihr Publikum auf eine philosophische Busreise nach Sils Maria, auf der die Faszination Nietzsches für Wagners Werk und seine Abkehr von Wagner behandelt wird. Erstmals ist mit der Zürcher Hochschule der Künste auch der künstlerische Nachwuchs Zürichs an den Festspielen vertreten. Studierende des Departements Musik veranstalten einen Wagner-Tag und komponieren die Oper Heinrich Treibhäuser und die Keilerey auf der Wartburg in Anlehnung an Nestroys und Wagners Tannhäuser.
Landesmuseum Zürich, Theater Rigiblick und Jazzclub Moods
Neben der Zürcher Hochschule der Künste nimmt auch das Landesmuseum Zürich erstmals an den Festspielen Zürich Teil und präsentiert ausgewählte Filme über Richard Wagners Leben und Werk. Das Theater Rigiblick, seit 2012 Teil der Festspiele, bringt mit Die Heimholung, inszeniert von Volker Hesse, ein Stück auf die Bühne, in dessen Zentrum sich Nietzsche im Wahn am Klavier seiner Freundschaft mit Wagner erinnert. Zudem sind ein Richard-Wagner-Stummfilm mit Live-Orchester zu erleben sowie – unter anderem mit Corinna Harfouch – verschiedene musikalische Lesungen. Im Jazzclub Moods trifft Jazz auf Klassik – mit Dieter Ilgs Variationen zu Wagners Parsifal sowie einem Klavierabend mit dem Jazzpianisten Uri Caine.
Wagner für Fans und Neulinge
Aktuelle und potenzielle Wagner-Fans kommen auf ihre Kosten: beim hochrangig besetzten Festspiel-Symposium über die Schauplätze Richard Wagners im Exil, bei einer Wagner-Ringvorlesung der Volkshochschule oder bei der Präsentation von Wagner-Originalhandschriften in der Zentralbibliothek Zürich, der Besitzerin einer der bedeutendsten Wagneriana-Sammlungen. Musikhistorische Spaziergänge führen auf Wagners Spuren durch die Zürcher Innenstadt und zur Villa Wesendonck. Hier, am Originalschauplatz der Liebesgeschichte zwischen Richard Wagner und Mathilde Wesendonck, lädt das Theater Neumarkt im Garten der Villa zu einem Empfang ein und lässt „elegante Nichtigkeiten“ aus Wagners Werk erklingen.
Auch für Wagner-Neulinge halten die Festspiele einiges bereit. Das Open Air auf dem Münsterhof überträgt bei freiem Eintritt Wagners Der fliegende Holländer in der Inszenierung von Andreas Homoki. Studierende des Masters of Arts in Art Education ‚ausstellen & vermitteln‘ der Zürcher Hochschule der Künste bespielen ein Treibhaus, das als mobiler Wagner-Vermittlungsort die Zürcher Innenstadt belebt. Neu bieten die Festspiele ein Programm für Kinder an, die die Ergebnisse verschiedener Workshops im Theater Heubühne auf Gut Mariafeld präsentieren, wo Wagner einst ein- und ausging.
Festspielfest als Finale in der Gessnerallee
Unter dem Motto „Willkommen im Dschungel“ laden die Festspiele und die Gessnerallee Zürich zum grossen Finale ein. Höhepunkt des Festspielfests ist das Tanzspektakel Sfumato des französischen Choreografen Rachid Ouramdane. In der Installation Welcome to the Jungle des New Yorkers Andros Zins-Browne begibt sich der Zuschauer selbst in ein fragiles Ökosystem, einen Dschungel aus Nebelschwaden, Lichteffekten, Tönen und schwankenden Temperaturen.
Verleihung des Zürcher Festspielpreises an Pipilotti Rist
Der Zürcher Festspielpreis 2013 wird Pipilotti Rist verliehen. Damit ehren die Festspiele erstmals eine bildende Künstlerin. Pipilotti Rists ausserordentliche Fähigkeit, unter anderem mit ihren teils gross angelegten Audio-Video-Installationen und Filmen suggestive, gleichsam multimedial-strömende Bildsequenzen im Raum zu erzeugen, haben ihr weltweit viel beachtete Auftritte verschafft. Mit ihr würdigen die Festspiele Zürich eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart, die mitten in einem erfolgreichen Schaffensprozess steht und von der Überraschendes und Einzigartiges auch in Zukunft zu erwarten ist.
Zum siebten Mal wird 2013 im Rahmen der Festspiele Zürich der Zürcher
Festspielpreis vergeben. Dieser würdigt herausragende künstlerische
Leistungen für das Kulturleben in Stadt und Kanton Zürich und wird durch
den Bär-Kaelin Fonds der Zürcher Festspielstiftung ermöglicht. Als Jury
wirkt die Künstlerische Kommission der Festspiele Zürich. Die
Auszeichnung ist mit CHF 50‘000 dotiert. Die bisherigen Preisträger:
2007 Heinz Holliger, 2008 Luc Bondy, 2009 Peter Stein, 2010 György
Kurtág, 2011 Matti Salminen, 2012 Heinz Spoerli. Weitere Informationen
unter www.zuercher-festspielpreis.ch.
Die Festspiele Zürich werden gemeinsam von Opernhaus Zürich, Schauspielhaus Zürich, Kunsthaus Zürich, Tonhalle-Orchester Zürich und weiteren Kulturinstitutionen der Stadt und des Kantons Zürich veranstaltet. Angeregt von einem gemeinsamen Thema ermöglichen sie jährlich im Sommer Begegnungen der Künste, die die Vielfalt des Zürcher Kulturlebens widerspiegeln. www.festspiele-zuerich.ch
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