Lörrach.- "Durch einen Brunnen, der ein überdimensionales Tintenfass mit einer goldenen Feder darstellt" wurden Brit Anderson, Björn Steiert (der sich für "Goldfeder" in Adrian Stein umgetauft hat) und Frank Sisko dazu angeregt "uns auf den Namen „Goldfeder“ zu taufen". Das Lörracher Trio hat mit "Löwenherz" nun ein Debütalbum vorgelegt. Auf Deutsch. Lyrisch, eingängig, romantisch, in der Tradition der alten Liedermacher, aber durchaus auch in der des deutschen Schlagers à la Frank Siegel.
Obiger Brunnen ist dem mittelalterlichen (aufs Mittelalter kommen wir noch zurück) Chronisten Matthias von Neuenburg gewidmet und in der gleichnamigen südbadischen Stadt zu finden, wo auch die Aufnahmen zu "Löwenherz" entstanden sind (mehr Infos: http://www.protonmusic.de/). "Diesen Ort zeichnet aus, dass seine Bewohner nach Zerstörungen und Katastrophen immer wieder von Neuem begannen", heißt es auf der Homepage von "Goldfeder". In diesem Sinne verstehen sich auch die drei, für die jeder Song "ein neues Projekt darstellt".
Die Rollenverteilung: Brit Anderson ist Sängerin und Frontrau, hat auch selbst einige Texte beigesteuert, unter anderem "Freischwimmer". Ihre Stimme schwebt irgendwo zwischen Gitte Henning und "Ein bisschen Frieden", einem Lied, das bezüglich Stimmung und Atmosphäre durchaus auch für den Stil von "Löwenherz" stehen könnte. Sie hört übrigens gerne "Rosenstolz" oder "Ich und Ich".
Adrian Stein ist Komponist, oft auch Texter, einer, der "Leonard Cohen", die "Beatles" und "Oasis" liebt. Er hat 2008 für ein Theaterstück "Heros" über John Lennon eine Auszeichnung der Uni Freiburg und der Paula Rombach-Stiftung erhalten. Der Mann ist als Musiker auf jeden Fall ein Romantiker und hat ein Händchen für das, was im Volksmund oft ironisch als "Schmachtfetzen" bezeichnet wird. Die Musiker nennen es "poesievolle Balladen". Dazu gehören Stücke wie "Rendezvous mit einem mysthischen Gott", "Lilienschläferin", das "Land, das niemandem gehört" (zum kostenlosen Download auf der Homepage zu haben) und natürlich "Löwenherz".
Dann wäre da noch der Berufsmusiker Frank Sisko, auf gewisse Weise das Rückgrat der Gruppe. Er singt den männlichen Part, spielt die Piano-Passagen und arbeitet an den Arrangements mit. Er ist Fan von David Bowie, Peter Gabriel, Pink.
"Goldfeder" ist bei seinem Debutalbum hörbar angetreten, um Geschichten zu erzählen, Menschen-Märchen, kleine Fantasy-Romane für eine bessere Welt. Das Mittelalter mit seinen Liedern und dem Bänkelgesang scheint bei vielen Motiven Pate gestanden zu haben, sowohl textlich als auch musikalisch. Es ist ein Album mit eingängigen Harmonien und sanften Rhythmen für romantische Stunden und solche Menschen entstanden, die sich ungern auf musikalische Experimente einlassen, sondern lieber Melodien ohne Ecken und Kanten hören. Das "Goldfeder"-Debüt ist sicher nichts für Hardrock-, sondern eines für Stehblues- und Kuschelfans. Für Leute, die den Sound des Keyboards mögen - das bei den Arrangements ziemlich oft eine ziemlich tragende Rolle übernimmt.
Ein bisschen mehr Experimentierfreudigkeit täte den Dreien gut, auch wenn bei "Dunkle Braut" am Ende afrikanische Gesänge aufblitzen. Das Potential dazu hätten sie und auch den Hintergrund, denn schon allein im Alter und damit in der musikalischen Prägung unterscheiden sie sich erheblich. Da ist mehr an Spannung drin. Musikalisch ein wenig aus dem Rahmen fällt einzig "Mamons Kinder". Es ist rockiger, bietet Tempo-Modulationen.
Mal sehen, was als nächstes kommt.
Bild: Brit Anderson und Frank Sisko
http://www.goldfeder-musik.de/