3land.- MelancholikerInnen aller Länder vereinigt Euch? Die Ankündigung von Patty Moons zweitem Album „Lost in your Head“ klingt so. Von einer unglücklichen Jugend der Judith Heusch (so der Klarname) aus der Gegend von Freiburg ist da die Rede, trotz der Kindheit in der Natur zwischen Mühle, Bach und Wald. Doch nichts da, zumindest musikalisch bietet „Lost in Your Head“ kein melancholisches Gesülze, sondern durchaus überraschende Momente und Arrangements, ganz sicher Musik für unheilbare Romantiker. Wer wehmutsvolle Texte nicht mag, kann ja einfach so tun, als verstünde er kein Englisch. Das erste Album der Patty Moon, „Clouds Inside“ (sie kann halt nicht aus ihrer melancholischen Haut), brachte offenbar gute Kritiken, aber keine großen Verkaufszahlen. Nun hofft sie zusammen mit ihrem Produzenten Tobias Schwab, mit dem sie seit nunmehr zehn Jahren zusammenarbeitet, auf bessere Zeiten durch das zweite Album. Die Songs entstanden alle im Verlauf der letzten vier Jahre.
Das „nervös flirrende Piano“ gleich beim ersten Lied kündigt es schon an, die Romantiker unter den Hörern bekommen Überraschendes fürs Gemüt zu hören, die Arrangements sind durchaus vielschichtig angelegt, haben fast immer auch etwas von den Geräuschen jener Mühle, des Bachs und dem Wind in den Bäumen, die offenbar tief in die Seele der kleinen traurigen Judith gesunken sind und die jetzt in Form von Kompositionen wieder ins Ohr ploppen wie Seifenblasen. Ebenso schillernd, ebenso zerbrechlich.. Ebenso unruhig. Dabei helfen neben Pattys Gesang – eine stimmliche Mischung aus Rosenstolz, Nena und Enya – Gitarre Laptop, Schlagzeug, hin und wieder ein Streichquartett, oder das Violoncello von Josefine Hesse und Anselm Geiger.
Flackerndes Feuer, ein melancholischer Herbsttag, an dem die bunten Blätter von den Bäumen fallen, all das passt durchaus zu Patty Moons Album. Was nicht passt: Hektik, Aktivität, Lust auf Rock, die Jagd nach immer neuen Sensationen. Ok, hin und wieder wenig weniger Melancholie täte der Scheibe schon gut, hin und wieder etwas rockiger Sound oder ein schnelleres Stück. Vielleicht wird man ja nicht gerade mondsüchtig, wie es die Ankündung wortspielerisch vorsieht, aber gemütlich kuschelig. Besonders, wenn der Liebste gerade in romantischer Stimmung ist und auch noch bereit, alle Liebesnarben vergangener Zeiten glatt zu streicheln.
Das neue Album „Lost in Your Head“ ist im Oktober beim Berliner Label Traumton erschienen.
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