Eigentlich hatte sie auch in Deutschland nicht bleiben wollen: Nach einem Studium des Industriedesigns in ihrer Heimatstadt Seoul sollte Deutschland nur eine kurze Zwischenstation auf dem Weg in die USA werden – doch in München bekam sie Kontakt mit der Keramikklasse Klaus Schultzes an der Akademie der Bildenden Künste und fasste den Entschluss, Keramik zu studieren. Immer wieder wurde ihr Prof. Johannes Gebhardt an der Muthesius-Hochschule in Kiel empfohlen, dessen Arbeiten ihr vor Jahren bereits bei einer Ausstellung der Gruppe 83 im Nationalmuseum von Seoul auffielen. Eine prägende Zeit werden die Jahre des Studiums in Kiel – hier lernte sie nicht nur ihren Mann, den Keramiker Kap-Sun Hwang kennen, mit dem sie heute im norddeutschen Kellinghusen lebt – hier erst befasste sie sich, gegen ihren eigenen Wunsch, frei mit Ton zu arbeiten, auf Drängen Gebhardts mit der Keramiktradition ihres Heimatlandes, mit der Gefäßtradition Koreas.Abbildung: Arbeit von Si-Sook Kang
So entstanden schwere, kräftige Gefäße, gedrückte Kugelformen zumeist, die, mit umlaufenden Stempeldekoren versehen, an die Tradition koreanischer Urnengefäße anknüpfen. Für ihre Examensarbeit widmete sich Si-Sook Kang, wiederum angeregt durch historische Urnenformen und Zeremonialgefäße Koreas, dem Thema des Deckelgefäßes.
Die so gefundenen Gefäßtypen entwickelte sie in Laufe der folgenden Jahre zu den für sie unverkennbar gewordenen Formen weiter: bauchige, schwere Rundgefäße mit dicklippigem Öffnungsrand, veredelt durch das fernöstliche Repertoire an klassischen, reduzierend gebrannten Eisenglasuren, verschiedene Spielarten des Seladon, von Lichtblau über helles Ockergelb bis Weiß, oder die schwarzbraune Temmokuglasur. Auf großen Tellern und Schalen setzt sie Glasuren kontrastreich ineinander, mit schneller Geste Helles in Dunkles ziehend, so auf die kalligraphische Tradition des fernen Ostens anspielend.
Neueste Arbeiten setzen sich ungewöhnlich streng mit dem Thema des Deckelgefäßes auseinander: Kühle Dosen-Variationen, sauber und exakt aus Porzellanmasse gedrehte, oft halbkugelige Formen mit kleinem Deckel auf enger Öffnung, die konischen Knäufchen spielerisch von Dose zu Dose gewandelt, dünn und klar mit Seladon überzogen – wie eine Mischung aus unnahbaren Sakralgefäßen Ostasiens und den der sachlichen Bauhaus-Ästhetik verpflichteten Prototypen einer neuen Generation von Designobjekten.
Infos
Si-Sook Kang – eine deutsche Keramikerin aus Korea
Ausstellung vom 29. Mai bis zum 12. Juli 2009
Eröffnung am Freitag, den 29. Mai 2009, um 19.00 Uhr
Wettelbrunnerstraße 3
79219 Staufen im Breisgau
Telefon:+49-(0)7633-6721
keramikmuseum-staufen@landesmuseum.de