Samstag, 20. März 2010
Umgebaut und umgestaltet
Freiburg.- Das "neue" Augustinermuseum: Neu konzipiert und umgebaut von Architekt Professor Christoph Mäckler, Frankfurt, kann nach Meinung des Freiburger Oberbürgermeister Salomon: "Ein Glücksfall für die Stadt und die Sammlung" werden, die immerhin Höhepunkte der Kunst aus acht Jahrhunderten präsentiert. Am 21. März war Eröffnung des ersten Teils. Die Kunstwerke der überregional bedeutenden Sammlung sakraler und profaner Kunst vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert wurden in ein neues Licht gerückt. Nach mehrjähriger Teilschließung war das Haus Anfang 2009 komplett geschlossen worden, um eine grundlegende Sanierung und Neugestaltung zu ermöglichen. Dieses Wochenende ist Tag der offenen Tür bei freiem Eintritt.
Das vom Frankfurter Architekten Professor Christoph Mäckler eindrucksvoll gestaltete neue Augustinermuseum soll den Anforderungen eines modernen Museums und einer zeitgemäßen Präsentation gerecht werden. Klimatisierte, barrierefrei erreichbare Räume bieten Ein- und Ausblicke: Balkone, Galerien und Stege, Nischen und Fenster ermöglichen eine Annäherung an die Kunst aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und machen den Besuch zum Erlebnis. Oberbürgermeister Dieter Salomon: „Es war ein Glücksfall für die Stadt und für die Sammlung des Augustinermuseums, einen Architekten gewonnen zu haben, der dieses Projekt zu seiner Herzenssache gemacht hat: respektvoll gegenüber der kulturellen Bedeutung, mutig, um daraus Neues zu formen, und besonnen, um Gesicht und Geschichte des Hauses zu wahren.“
Die Schätze aus über 800 Jahren Kunstschaffen leben in ihrer neuen Umgebung auf und entwickeln ihre volle Strahlkraft: Propheten, Fabelwesen, Heilige und Todsünden erwarten die Besucherinnen und Besucher in der Skulpturenhalle, deren Mittelraum den steinernen Originalfiguren des Freiburger Münsters aus dem Bestand des Erzbischöflichen Diözesanmuseums vorbehalten bleibt. Tafelmalerei und Holzskulpturen umrahmen die Halle in Kabinetten im Parterre und auf der Galerie im Obergeschoss. Hier sind Werke von Matthias Grünewald, Lucas Cranach d.Ä. und Hans Baldung Grien ebenso zu finden, wie der eindrucksvolle „Christus auf dem Esel“ (1350/60) oder der Passionsaltar des Hausbuchmeisters (um 1480).
Auf zwei Ebenen werden mittelalterliche Glasmalereien des Freiburger Münsters präsentiert. Die farbenprächtigen, hinterleuchteten Werke tauchen die Räume in eine eigene Atmosphäre. Bei Dunkelheit sind die sogenannten Kaiserfenster auch von außen im neuen Eingangsvorbau zu bewundern und geben Passanten einen Vorgeschmack auf die Sammlung des Hauses.
Im Chor der ehemaligen Klosterkirche entfalten Skulpturen, Altäre, Gemälde und Kleinplastiken des Barock ihre volle Wirkung. Aus den Nischen eines monumentalen, acht Meter hohen „Setzkastens“ blicken große Figuren in den Raum. Eine schmale, 14 Meter lange Vitrine zieht sich wie ein Band entlang der Seitenwand. Sie beherbergt Kleinplastiken und Gemälde. Prunkstück ist der in den 1720er Jahren entstandene Orgelprospekt aus der Abteikirche Gengenbach. Wer hinter den Prospekt ins Innere der Orgel tritt, kann ein funktionstüchtiges Spielwerk der Freiburger Firma Welte & Söhne aus der Nähe bewundern.
Im Dachgeschoss versammeln sich Gemälde des 19. Jahrhunderts: Franz Xaver Winterhalter, Hans Thoma, Anselm Feuerbach und andere widmen sich der Landschaftsmalerei, Portraits und Genreszenen, allegorischen und religiösen Themen. Insgesamt stehen hier rund 1.400 Quadratmeter für die Präsentation von Kunst zur Verfügung.
Das neu entstandene Untergeschoss der ehemaligen Augustinerkirche beherbergt eine knapp 450 Quadratmeter große moderne Ausstellungshalle, die es erstmals in Freiburg möglich macht, Sonderausstellungen nach internationalem konservatorischen Standard zu zeigen. Die Sanierung und Neukonzeption des gesamten Museums beschloss der Gemeinderat der Stadt Freiburg im Jahr 2004. Der Bau wurde vom Land Baden-Württemberg, von der Landesstiftung Baden-Württemberg und der Erzdiözese Freiburg finanziell unterstützt. Der Frankfurter Architekt Professor Christoph Mäckler plante den Umbau im engen Dialog mit dem Museum, hier vor allem mit dem Projektleiter Detlef Zinke und Chefrestaurator Christoph Müller und dem städtischen Gebäudemanagement Freiburg mit der Projektleiterin Christine Paarmann-Steinmetz. Jeder Raum ist auf die individuellen Anforderungen der gezeigten Werke zugeschnitten. „Mit dem neuen Augustinermuseum wird ein Haus vollendet, in dem Architektur und Kunst zu einem harmonischen Einklang gefunden haben,“ so Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach. „Es ist den Architekten und Ausstellungsmachern gelungen, mit der Neuinszenierung der Kunst einen Raum zu schaffen, der mitnimmt, begeistert und Maßstäbe für die Präsentation von Kunst setzt.“
Auch für die Besucherfreundlichkeit und Vermittlung hat sich viel getan. Die deutschen Ausstellungstexte werden nun von englischen und französischen flankiert. Wer das Museum allein erkunden möchte, kann mit einem Audioguide auf Entdeckungsreise gehen, drei Medienstationen bieten zusätzliche Hintergrundinformationen. Darüber hinaus organisiert die Museumspädagogik öffentliche und private Führungen sowie ein abwechslungsreiches Programm für Kindergärten, Schulen, Familien und Erwachsene. Das Augustinermuseum beherbergt auch eine Graphische Sammlung mit rund 70.000 Blättern und einen umfassenden volkskundlichen Bestand zu Stadt und Region, die derzeit nicht gezeigt werden können. In den nächsten Jahren werden die übrigen Teile des Museumsgebäudes umgestaltet oder neu errichtet. Alle momentan magazinierten Sammlungsfelder erhalten dann einen passenden Rahmen. Die Kosten für den jetzt fertig gestellten ersten Bauabschnitt betragen inklusive Einrichtungskosten rund 16,6 Millionen Euro. Die gesamte Sanierung und Neugestaltung des Augustinermuseums ist auf über 30 Millionen Euro veranschlagt. Die Tragwerksplanung verantwortet das Büro Mohncke, Denzlingen, für die Gebäudetechnik zeichnet das Ingenieurbüro Krebser und Freyler, Teningen, verantwortlich. Zur Eröffnung erscheint im Deutschen Kunstverlag ein Museumsführer mit dem Titel „Meisterwerke vom Mittelalter bis zum Barock im Augustinermuseum“. Er stellt die bedeutendsten Stücke der Sammlung vor. Erhältlich ist das Buch in deutscher, englischer, französischer und italienischer Sprache.
Das neue Museumscafé wird voraussichtlich ab Ende Mai öffnen. Es grenzt an den malerischen Kreuzgang an, hat aber auch einen eigenen Eingang vom Augustinerplatz aus. Das Augustinermuseum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 6, ermäßigt 4 Euro und berechtigt zum Besuch aller Städtischen Museen Freiburg. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt. Weitere Informationen sind unter www.freiburg.de/museen zu erhalten.
Vorschau: Sonderausstellungen der Städtischen Museen Freiburg in der Ausstellungshalle im Augustinermuseum
26. Juni 2010 bis 17. Oktober 2010
Barbara und Katharina Grosse - Installationen und Arbeiten auf Papier Die vom Museum für Neue Kunst veranstaltete Doppelausstellung erzählt nicht nur eine besondere, persönliche Familiengeschichte, sondern schlägt auch einen Bogen zwischen den Medien und den Generationen der Kunst. Barbara Grosse, 1938 in Stuttgart geboren, studierte Ende der 50er Jahre an der Freiburger Kunstakademie und lebt heute in Bochum. Sie beschäftigt sich mit zeichnerischen und graphischen Ausdrucksformen, die Spuren des Zufalls mit gezielten bildnerischen Eingriffen verbinden. Ihr aktuelles Werk ist ein wichtiger Beitrag zu den Möglichkeiten der Druckgraphik. Katharina Grosse gehört zu den international bedeutendsten Vertreterinnen und Vertretern der Gegenwartskunst. Ihr Werk ist geprägt von einem anarchischen Impuls. Seit Anfang der 1990er Jahre arbeitet die 1961 in Freiburg geborene und heute in Berlin lebende Künstlerin an einer Bildform, die alle festgelegten Grenzen und Hierarchien außer Kraft setzt. Architektur, Skulptur und Tafelbild laufen in einem Objekt zusammen und verbinden sich zu einer alle Kategorien und gültigen Setzungen überschreitenden bildnerischen Erscheinung.
27. November 2010 bis 6. März 2011
Freiburg baroque - Johann Christian Wentzinger und seine Zeit Am 10. Dezember 2010 jährt sich zum dreihundertsten Mal der Geburtstag des Barockkünstlers Johann Christian Wentzinger (1710 - 1797). Das Augustinermuseum zeigt zum Jubiläum eine Ausstellung, die sein Werk, seine Eigenständigkeit und seine Vorbildfunktion für andere Künstler zeigt. Wentzinger, in Ehrenstetten bei Freiburg geboren, in Rom und Paris ausgebildet, arbeitet als Bildhauer und Maler und beschäftigt sich auch intensiv mit architektonischen Fragen. Durch seine Aufträge wohlhabend geworden, baut er sich am Freiburger Münsterplatz eine repräsentative Wohn- und Arbeitsstätte – das bis heute erhaltene Wentzinger-Haus. In den letzten Jahrzehnten seines Lebens bietet er mit Zeichnungen und Bozzetti Ideen für andere Künstler. Vor allem in seinem äußerst qualitätvollen, spannungsreichen bildhauerischen Werk ist Wentzinger ein Individualist. Wenn auch römische und französische Einflüsse spürbar sind, steht die eigene Schöpfungskraft und gestalterische Phantasie im Vordergrund.
16. April 2011 bis 30. Oktober 2011
Unser Schwarzwald - Romantik und Wirklichkeit Der Schwarzwald als Kulturlandschaft, Lebensraum und Heimat ist Teil des kulturellen Erbes Freiburgs. Als solches verstanden, widmet sich das Augustinermuseum der Geschichte und den Geschichten des Schwarzwaldes und präsentiert eine facettenreiche Ausstellung zur Romantik und Wirklichkeit unseres Schwarzwaldes. Das Augustinermuseum präsentiert seine umfangreiche historische Sammlung volkskundlicher Objekte mit einem neuen, frischen und manchmal auch frechen Blick. Wilde Romantik, Alltagskultur, Gewerbe, Kunsthandwerk, harte bäuerliche Arbeit, Trachten, religiöse Vorstellungen, Kunst, Dichtung und die touristische Erschließung sind die Wegweiser bei der Reise durch den Schwarzwald.
Zum neuen Augustinermuseum erscheint ein Katalog in deutscher, englischer, französischer und italienischer Sprache im Deutschen Kunstverlag.
Dr. Detlef Zinke
Meisterwerke vom Mittelalter bis zum Barock im
Augustinermuseum in Freiburg i. Br.
Hrsg. von den Städtischen Museen Freiburg
208 Seiten mit 135 farbigen und 3 schwarzweißen
Abbildungen, 17,5 x 26,5 cm, Klappenbroschur
19,90 € [D] | ca. 20,50 € [A] | ca. 33,90 SFR [CH]
Deutsche Ausgabe:
ISBN 978-3-422-06948-0
English Edition:
ISBN 978-3-422-06949-7
Édition Française:
ISBN 978-3-422-06950-3
Edizione Italiano:
ISBN 978-3-422-06951-0
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