Montag, 18. Oktober 2010
Der Maler und die Tänzerin
Riehen.- Die Bildnisse der Ria (Maria) Munk von Gustav Klimt werden im Rahmen der Ausstellung »Wien 1900 – Klimt, Schiele und ihre Zeit« in der Fondation Beyeler gemeinsam präsentiert (bis 16. Januar 2011). Die Trilogie spannt einen Bogen, vom Tod des Modells zum Tod des Künstlers und dem damit verbundenen unvollendeten Werk.
Schon der Beginn um die Entstehungsgeschichte der Gemäldetrilogie ist ungewöhnlich. Ria (Maria) Munks Eltern beauftragten den Künstler Gustav Klimt, anhand einer Fotografie, ein Totenbild ihrer 24- jährigen Tochter zu malen. Sie hatte sich wegen ihrer unglücklichen Liebe zum Schriftsteller Hans Heinz Ewers das Leben genommen.
Ein Jahr nach Klimts Gemälde Ria Munk auf dem Totenbett von 1911, erhielt er den Auftrag ein Ganzfigurenbild der Toten zu malen. Das hierfür entstandene Werk konnte die Eltern aber nicht zufriedenstellen, worauf er das Bild im Atelier behielt und später zur Tänzerin (1916/18) umarbeitete.
Auch das dritte Gemälde, das 1917 begonnene Frauenbildnis (Ria Munk III 1917/18), wurde von Ria Munks Mutter in Auftrag gegeben. Es blieb jedoch unvollendet, da Gustav Klimt 1918 starb. Das Gebilde im rechten oberen Drittel des Gemäldes wurde als eine Alraunenwurzel gedeutet, der magische und aphrodisierende Wirkung zugesprochen wird (vgl. Marian Bisanz-Prakken, 2009). Die Wahl dieses Bildmotivs ist gewiss kein Zufall, denn kurz vor Ria Munks Suizid erschien der Roman Alraune von Hanns Heinz Ewers, der wegen seines voyeuristischen –reisserischen Inhalts für einen Skandal sorgte.
Zur laufenden Ausstellung
Wien um 1900 war eine der Geburtsstätten der Moderne. Die Kaffeehauskultur, Komponisten und Kabarettisten, Freuds Psychoanalyse, die Experimentierfreude in der Wiener Werkstätte, aber auch die Skandale um die Wiener Secession zählen zu den Phänomenen dieser Zeit. Im Zentrum der grossen Ausstellung zur Wiener Moderne stehen die berühmten ornamentalen Porträts und Landschaften von Gustav Klimt sowie die ausdrucksstarken Körperdarstellungen von Egon Schiele – und natürlich ihre legendären erotischen Zeichnungen.
Klimt und sein genialer Schützling Schiele waren in Wien die zentralen Lichtgestalten. Die Ausstellung vereint eine einzigartige Auswahl ihrer Meisterwerke aus den grossen Museen und Privatsammlungen der Welt.
Porträts des jungen Oskar Kokoschka, Selbstbildnisse des tragischen Richard Gerstl und Werke des Malerkomponisten Arnold Schönberg bilden weitere Höhepunkte. Arbeiten anderer Künstler, Architekten, Möbeldesigner und Kunsthandwerker der Wiener Secession und der Wiener Werkstätte zeigen, wie deren enge Zusammenarbeit einen neuen Kunstbegriff kreierte: das Gesamtkunstwerk.
In der Ausstellung der Fondation Beyeler werden rund 200 Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen gezeigt, dazu Architekturmodelle, Möbel, Textilentwürfe, Glas- und Silberobjekte, Künstlerplakate und Fotographien. Sie zeichnen ein faszinierendes Bild von Wien um 1900, wie es so noch nicht zu sehen war.
Die von Gastkuratorin Barbara Steffen konzipierte Ausstellung wird besonders unterstützt von: Museum Leopold, Albertina in Wien und Kunsthaus Zug Stiftung Sammlung Kamm sowie Belvedere, MAK (Österreichisches Museum für angewandte Kunst), Neue Galerie New York, Wien Museum und Wiener Secession.
Öffnungszeiten: Täglich 10 - 18 Uhr, mittwochs 10 - 20 Uhr.
Das Museum ist an allen Sonn- und Feiertagen geöffnet.
Wien 1900 Klimt, Schiele und ihre Zeit 26. September 2010 bis 16. Januar 2011
Fondation Beyeler
Baselstrasse 101
CH-4125 Riehen / Basel
Tel. +41 - (0)61 - 645 97 00
Fax +41 - (0)61 - 645 97 19
E-Mail: info@fondationbeyeler.ch
www.fondationbeyeler.ch
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