Montag, 25. April 2011
Olesens Körper
Basel.- Das Museum für Gegenwartskunst Basel widmet dem Künstler Henrik Olesen (*1967 in Dänemark) ab 14. Mai eine umfangreiche Überblicksausstellung. Sie präsentiert eine Auswahl seines Werkes der letzten 15 Jahre in Kombination mit Arbeiten, die sich die gegebene Architektur für neue, ortspezifische Installationen zunutze machen. Mittels der Collage, der Skulptur und der minimalistischen räumlichen Intervention setzt sich Olesen mit dem Körper, Genderfragen und deren Darstellung auseinander, um Strukturen von Machtverhältnissen und die Konstruktion von Geschichtsschreibung und Identitäten zu hinterfragen.
Unter dem Gesichtspunkt der politischen Konsequenzen dessen, was als Normalität und Alltag betrachtet wird, bilden Familienstrukturen, Medien und divergierende Kräfteverhältnisse innerhalb der Gesellschaft einen Schwerpunkt der Ausstellung. Den Ausgangspunkt für seine Untersuchungen stellen sowohl aktuelle als auch historische Referenzen aus unterschiedlichen Bereichen wie Architektur, Recht und Wirtschaft (die geografische und demografische Verteilung des Kapitals), Naturwissenschaften und Kunstgeschichte dar.
Olesen zeigt den homosexuellen Körper, eingeschrieben in Räume und Interieurs des 19. und 20. Jahrhunderts, um auf Unterdrückung und Verdrängung von Homosexualität, wie sie sich durch die Geschichte zieht, aufmerksam zu machen. Bei dem Werkkomplex «How Do I Make Myself a Body?» (2009) behandelt Olesen die tragische Geschichte des englischen Mathematikers Alan Turing, der von den britischen Behörden dazu verurteilt wurde, sich einer Behandlung mit weiblichen Hormonen zu unterziehen, während er in anderen Installationen, wie «Mr. Knife and Mrs. Fork» (2009), die heterosexuelle Kernfamilie und ihre potentiell zerrütteten Vertreter und reproduktiven Bedürfnisse darstellt und kritisch analysiert.
In Max Ernsts surrealen bildhaften Erzählungen «La femme 100 têtes» (1929) und «Une Semaine de bonté» (1934) fügt er Bilder von schwulen Sexszenen, Fotografien von Unterwerfung und Missbrauch ein und suggeriert so die Möglichkeit einer unterdrückten und versteckten Homosexualität in der surrealistischen Welt von Ernst. Fehlende Informationen über Homosexualität und ihre irreführende Verwendung in den Medien und in der Geschichte sind ein essenzieller Teil von Henrik Olesens Ansatz. Mit Einschreibungen von üblicherweise verschwiegenen oder ignorierten Fakten in (kunst-) historische Dokumente fügt er fehlende Verbindungsglieder zusammen, um zu einem besseren Geschichtsverständnis zu gelangen.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der Konsthall Malmö. Bei Hatje Cantz erscheint im April 2011 eine umfassende Publikation mit Textbeiträgen von Lars Bang Larsen, Ariane Müller, Judith Hopf und einem Vorwort von Nikola Dietrich und Jacob Fabricius.
Öffnungszeiten: Di bis So 10 - 17 Uhr
Henrik Olesen
14. Mai bis 11. September 2011
Kunstmuseum Basel
St. Alban-Graben 16
CH - 4010 Basel
0041 (0)61 20662-62
www.kunstmuseumbasel.ch
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