Dienstag, 3. Mai 2011

Die Kunst der Lithografie

Leiko Ikemura (geb. 1951); In Rot, 2000. Blatt aus einer vierteiligen Folge; Farblithographie auf handgeschöpftem Japanpapier, 21 x 24 cm (Blattgrösse). Edition Cestio, Zürich; 12 Expl.

Zürich.- Lithographie ist noch lange nicht nicht gleich Lithographie. Das ist anhand der Auswahl an Werken aus dem Archiv des Steindruckers Nik Hausmann, die an 11. Mai in der Graphischen Sammlung der ETH Zürich präsentiert werden, unschwer nachzuvollziehen. Das eindrückliche Spektrum von über achtzig Blättern erlaubt Rückschlüsse auf die ungemein vielfältigen Entstehungsmöglichkeiten der Lithographie.

Die auf dem Abstossen von Fett und Wasser basierende Technik des Flachdruckes erfährt je nach künstlerischer Intention eine andere Ausprägung. Neben der herkömmlichen Technik einer Kreide- oder Tuschlithographie gilt es in der Ausstellung auch zahlreiche andere Praktiken zu entdecken. Während die einen Künstler auf den Stein wie auf ein Blatt Papier zeichnen oder malen, kombinieren die anderen geschickt verschiedene Verfahren: sie lassen Offsetdrucke und Holzschnitte mit Lithographie überdrucken, experimentieren mit verschiedenen Vorlagen oder kolorieren gedruckte Blätter von Hand. Der künstlerischen Phantasie sind (fast) keine Grenzen gesetzt – dank der aufmerksamen und professionellen Begleitung durch ihren Drucker.

Das Lithographieatelier von Nik Hausmann in Séprais im Kanton Jura nahm seinen Betrieb um 1971/72 auf und zählt heute zu den bedeutenden Litho-Werkstätten Europas. Über zweihundert Künstler haben bis heute den Weg in seine Werkstatt im entlegenen Weiler gefunden. Neben Künstlerinnen und Künstlern aus dem regionalen Umfeld haben hier immer wieder auch national wie international bekannte Kunstschaffende gearbeitet: so etwa Martin Disler, Rolf Iseli, Jean Pfaff, Irène Wydler sowie vor kurzem Ernst Caramelle oder Rolf Winnewisser. Einige von ihnen sammelten bei Hausmann erste Erfahrungen, viele kehrten über Jahre immer wieder nach Séprais zurück.

Einzelne luden den Drucker gar zu sich ins Atelier ein: so assistiert Hausmann seit 25 Jahren Franz Gertsch beim Drucken seiner monumentalen Holzschnitte. Genauso lange begleitet nun Bernard Fassbind, Literaturwissenschaftler und Kunsthistoriker, die Geschicke des Ateliers von Nik Hausmann und dessen Künstler. Aus seinen Beobachtungen sind zwölf Porträts entstanden, die nun zusammen mit einem Katalog der ausgestellten und teilweise kommentierten Werke erscheinen. Für eine Vorzugsausgabe der Publikation zur Ausstellung konnte Rolf Winnewisser gewonnen werden. Er hat für die Sonderausgabe eine vierfarbige Lithographie entworfen, die in Form eines Triptychons seine gewohnt vielschichtigen Bildwelten dokumentiert und als Leporello dem Buch beiliegt.

In der Ausstellung sind 45 Künstler des Ateliers Nik Hausmann mit mindestens einem Werk vertreten, wobei neben Auflageblättern auch einzelne Probe- und Zustandsdrucke gezeigt werden. Durch die grosse Bandbreite an künstlerischen Auffassungen und technischen Vorgehensweisen wird ein Überblick über das zeitgenössische Lithographieschaffen in der Schweiz seit den 1970er Jahren bis heute dargeboten. Zur Exposition wird ein reichhaltiges Begleitprogramm angeboten: Im Rahmen von Führungen kommen nebst Nik Hausmann auch einzelne Künstler selbst zu Wort, ausserdem wird Otto Heigold, ehemaliger Dozent für Lithographie an der Hochschule Design&Kunst in Luzern, die traditionelle Drucktechnik erläutern.

Publikation: Bernard Fassbind, Kunst der Lithographie. Das Druckatelier Nik Hausmann in Séprais/Jura, mit Beiträgen von Alexandra Barcal und Paul Tanner, herausgegeben von der Graphischen Sammlung der ETH Zürich, 2011; ca. 190 Seiten, 175 Abbildungen in Farbe, CHF 48.- (Vorzugsausgabe: während der Ausstellung CHF 600.-, danach CHF 750.-)

Öffnungszeiten: Mo bis Fr von 10 - 17 Uhr Mittwoch bis 19 Uhr Sa und So geschlossen

Die Kunst der Lithografie
Nik Hausmann und seine Künstler
11. Mai bis 15. Juli 2011
Eröffnung: 10. Mai 11, 18 Uhr
Graphische Sammlung der ETH
Rämistrasse 101
CH - 8092 Zürich
0041 (0)44 632 40 46
info@gs.ethz.ch
www.gs.ethz.ch

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