Zürich.- Eine innovative Ausstellung der australisch-schweizerischen Künstlerin Jill Scott im Kulturama bringt derzeit neurobiologische Anatomie, Physiologie und Medienkunst zusammen. Es ist das erste Mal, dass ihre vier interaktiven Skulpturen zusammen präsentiert werden: THE ELECTRIC RETINA, DERMALAND, ESKIN und SOMABOOK. Jedes Kunstwerk wird ergänzt durch einen Dokumentarfilm über den Produktionsprozess. Die Filme beinhalten Interviews mit den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. In grossformatigen Leuchtkästen werden im Zusammenhang mit den interaktiven Skulpturen relevante Fotos aus der Forschung an der Universität Zürich präsentiert.
Das Hauptanliegen von Jill Scott ist es, das Wunderwerk Mensch den Besucherinnen und Besuchern näher zu bringen und ihnen aussergewöhnliche und ganz ungewohnte Einblicke in die eigene sensorische Wahrnehmung und Entwicklung des Nervensystems zu geben: Was haben zum Beispiel Haut und Landschaft gemeinsam, was geschieht im menschlichen Auge oder warum hilft gerade der Zebrafisch mehr darüber zu erfahren? Die vier interaktiven Skulpturen laden das Publikum ein, die Vielfalt des Körpers und dessen Funktionen durch die Medienkunst selber zu entdecken. Tauchen Sie ein in die Welt der Sinne! Die Welt mit den Augen eines Zebrafisches wahrnehmen, durch seine Photorezeptoren in eine Umgebung voller Wasser und Gefahren hinaus starren…
Wer glaubt, sich in einem Sciene-Fiction-Roman zu befinden, liegt falsch. Sie haben soeben durch THE ELECTRIC RETINA geschaut - eine der vier Skulpturen der Künstlerin. Durch Drehen an einer Blende steuern Besucherinnen und Besucher verschiedene Unterwasserfilme an, welche die Perspektive von Fischen mit unterschiedlichen Sehbehinderungen darstellen. Die Oberflächenstruktur ist dem Muster der Photorezeptoren des Zebrafisches nachempfunden. Dieser wird in der Forschung als Modellorganismus eingesetzt, da seine Netzhaut der des menschlichen Auges sehr ähnlich ist.
Unsere Haut ist wie der Erdboden ein fragiles Ökosystem, das der Sonne tagtäglich ausgesetzt ist. Die UV-Strahlung verändert Haut und Erdboden. Die Skulptur DERMALAND soll die Gemeinsamkeit zwischen der Haut und der „Haut der Erde“ verdeutlichen. Beide „Häute“ produzieren tote Zellen, die von Parasiten abgebaut werden: Staubmilben fressen tote Hautzellen, Rüsselkäfer leben von totem Pflanzenmaterial. In der Skulptur sind die Parasiten als Roboter dargestellt. Die UV- Strahlung ist auch für die Parasiten schädlich. Jill Scott hat mit DERMALAND eine Landschaft gebaut, die an die menschliche Haut erinnert. Die Landschaft zeigt die Umgebung des South Alligator River im Kakadu National Park in Nordaustralien.
Die Künstlerin möchte die Besucherinnen und Besucher sensibilisieren, mehr Verantwortung für die eigene Haut wie auch für diejenige der Erde zu übernehmen. Die Sensoren unserer Haut sind für interaktive Kunst von besonderem Interesse. Sie lassen uns Temperatur, Druck, Vibration und die Lage des Körpers im Raum wahrnehmen. Die Skulptur ESKIN ist ein elektrischer Prototyp für eine interaktive Umgebung. Betätigen die Besucherinnen und Besucher die Sensoren für Druck, Vibration oder Temperatur, können Motive von Schöpfungsmythen aus Ägypten, China und Australien angesteuert werden.
SOMABOOK stellt ein interaktives Buch dar und ist dem Feedback-Kreislauf der Nervenbahnen in und aus dem Rückenmark nachempfunden. In diesem „Buch“ wählen Sie als Besucher verschiedene Kapitel aus, um mehr über die Bewegungsabläufe des menschlichen Körpers zu erfahren. Fahren Sie als Besucher mit ihren Fingern den versteckten Sensorstreifen im Innern der Skulptur nach, so wird das Wachstum der Axone auf dem Bildschirm sichtbar. Sie suchen dann, ähnlich wie die Axone, im Dunkeln tastend den Weg zu mehr.
Zur Sonderausstellung erscheint die Begleitpublikation „NEUROMEDIA“ (Hrsg. Jill Scott und Esther Stoeckli) im Springer Verlag. Die Vernissage ist gleichzeitig Buchvernissage.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 13 – 17 Uhr. Morgens und abends geöffnet für Gruppen mit Führung
Neuromedia
Kunst und neurowissenschaftliche Forschung
31. August 2012 bis 17. März 2013
Kulturama Museum des Menschen,
Englischviertelstr. 9,
8032 Zürich
Tel. 0041-44 260 60 44,
www.kulturama.ch
mail@kulturama.ch
Mittwoch, 26. September 2012
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