Mittwoch, 27. Februar 2008

Die Buchbesprechung: Eine Liebe in China


Laufenburg.- Nach ihrem höchst erfolgreichen Regio-Krimi „Tod am Hochrhein“ ist die Laufenburger Autorin Petra Gabriel jetzt in fernere, fremde Welten eingetaucht: Ihr neuer Roman „Die Konkubine“, der eben im Josef-Knecht-Verlag erschienen ist, spielt in China. Erzählt wird darin die Liebesgeschichte zwischen einem jungen deutschen Soldaten und einer jungen Chinesin in der Zeit um 1903/04. Die Figur des Soldaten hat Petra Gabriel allerdings nicht erfunden. Es ist ihr eigener Großvater Konrad Gabriel, der Anfang des 20. Jahrhunderts kurz nach dem Boxeraufstand in China stationiert war. Petra Gabriel verfolgte die Spuren ihrer Familiengeschichte väterlicherseits und stieß auf Briefe ihres Großvaters, in denen er seine Eindrücke als Soldat in China schildert und die er an die Familie in Berlin schickte.
Von Roswitha Frey


Die Geschichte des China-Romans basiert auf diesen Briefen, die teils auch zitiert werden, doch es ist nicht die authentische Lebensgeschichte von Petra Gabriels Großvater. Denn im Zentrum steht eine Liebesgeschichte, die reine Romanfiktion ist und sich nicht real so abgespielt hat. „Er hätte niemals etwas über eine Liebesgeschichte nach Hause geschrieben“, sagt Petra Gabriel über ihren Großvater, den sie selber nicht gekannt hat, von dem ihr aber ihre Eltern viel erzählt haben. „Ich wollte versuchen, vier Welten zu beschreiben: die chinesische Welt und die deutsche Welt vor 100 Jahren, und die chinesische und deutsche Welt von heute“, sagt Petra Gabriel.

Der Roman hat eine Rahmenhandlung, die im heutigen China spielt, und darin eingebunden ist die historische Geschichte. Damals, um 1903/04 war China noch ein Kaiserreich, doch es kündigten sich schon dessen Untergang und die politischen Umbrüche und Umwälzungen an. Schauplatz ist Tsingtau am Gelben Meer, heute ein mondäner Badeort. Vor über 100 Jahren waren dort deutsche Soldaten dabei, eine „Musterkolonie“ aufzubauen. Als ganzjährig eisfreier Hafen hatte der Ort auch strategische Bedeutung. Der junge Soldat in Gabriels Roman ist beim Seebataillon eingesetzt – und als Trompeter. Ja, sogar das Trompeterlied „Behüt’ dich Gott“ aus dem „Trompeter von Säckingen“ kommt vor – „das war der Schlager, den damals alle Frauen liebten“.

Und dieser Soldat Konrad begegnet der Chinesin Mulan, was übersetzt Magnolienblüte heißt, und rettet sie vor Banditen. Mulan ist eine konservativ erzogene junge Frau, noch mit damals traditionell eingebundenen Füßen, doch sie wird zunehmend mit Kreisen der Reformer und Revolutionen konfrontiert. Ihr Bruder ist einer von sechs Märtyrern, die im Zuge dieser Reformbewegung hingerichtet werden - ein authentischer Fall. „Aber es geht auch um Opium und um Währungsschmuggel“, verrät die Autorin.

Für Petra Gabriel war China eine völlig neue Welt und neue Erfahrung. Anderthalb Monate lang hielt sie sich am Ort des Geschehens in Tsingtau auf, traf mit chinesischen Familien zusammen, bekam Einblicke in chinesisches Leben, wurde durch die Stadt geführt. Bei der Begegnung mit den Menschen in Tsingtau half auch, dass sie „ein paar Brocken Chinesisch“ gelernt hatte. „China war für mich schon ein Kulturschock, das muss ich sagen“, gesteht die Autorin ein, „das chinesische Leben ist sehr stark ritualisiert, etwa was Höflichkeit anbetrifft“. Doch nachdem sie sich auf dieses Leben, auf die Menschen in diesem Riesenreich mit seiner uralten Kultur eingelassen hatte, fand sie es „unglaublich spannend und bereichernd“.

Vor allem hat sich Petra Gabriel auch stark mit der Geschichte Chinas vor der Revolution 1911 beschäftigt. „Die Chinesen selbst haben wenig Ahnung von ihrer Geschichte“, so ihre Erfahrung, „was vor Mao, vor der Kulturrevolution war, weiß kaum jemand“. Gerade deshalb wählte die Autorin diese Zeit vor dem Untergang des Kaiserreiches als Hintergrund für diese Geschichte einer Liebe im Spannungsfeld zweier völlig verschiedener Kulturen. Nach ihrem literarischen Abstecher in den Fernen Osten kehrt Petra Gabriel in ihrem nächsten Buchprojekt wieder in heimische Gefilde zurück. Sie sitzt schon an ihrem zweiten Hochrhein-Krimi, dem zweiten Fall für Kommissarin Iris Terheyde, der 2009 herauskommen soll. Roswitha Frey

Die Konkubine wird am 13. März, im anlässlich der Buchmesse Leipzig offiziell vorgestellt. Lesung ist von 19 bis 20.30 Uhr in der Universität Leipzig, Schillerstraße 6, 04109 Leipzig, Raum S 202; auf Einladung des Sinologischen Instituts. ISBN 978-3-7820-0907-2, 384 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag und Leseband, 19.90 Euro, SFr 35,90. Bestellung

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