Sonntag, 25. April 2010

Freizeittipp: Türkenlouis und seine Schanze




Die rekonstruierte Barockschanze von Gersbach war Teil eines aufwändigen Schanzensystems, mit dem Markgraf Ludwig von Baden (1655-1701) das Vordingen französischer Heere in den Schwarzwald stoppen wollte. Gersbach lag im 17. Jahrhundert an einer wichtigen Wegeverbindung vom Markgräflerland zum Hinterland des Schwarzwaldes und war Dreh- und Angelpunkt einer breiten Abwehrfront gegen die Truppen des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Fotos: peg

Schopfheim. - Im Schopfheimer Teilort Gersbach (Kreis Lörrach) gibt es einen nach Betreiberangaben bundesweit einmaligen Nachbau einer Wehreinrichtung aus dem späten 17. Jahrhundert. Die "Barockschanze" werde ein Beitrag zur Landesgeschichte sein, sagte der Projektleiter Werner Störk von der Arbeitsgemeinschaft Minifossi bei der Ankündigung zum Beginn des Nachbaus Anfang 2007. Die Arbeitsgemeinschaft befasst sich seit mehreren Jahren mit diesen Wehreinrichtungen. Die Schanze hat eine Wallhöhe von sieben Metern und einen Durchmesser von 60 Metern. Sie ist Teil eines landschaftlich schönen Rundweges rund um das Örtchen Gersbach, der bei guter Sicht Ausblicke bis weit zu den Alpen bietet. Die restaurierte Schanze war Teil eines ganzen Schanzensystems.

Die Barockschanzen sind zur Verteidigung gegen feindliche Einmärsche Frankreichs Ende des 17. Jahrhunderts gebaut worden. Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (1655 - 1707, wegen seiner Verdienste und Auszeichnungen im Krieg gegen die Türken vor Wien auch „Türkenlouis“ genannt) erhielt nach den Vorkommnissen von 1689 (u.a. Zerstörung des Heidelberger Schlosses) den kaiserlichen Oberbefehl zur Verteidigung Deutschlands gegen die vorrückenden Franzosen. Die Truppen der Habsburger waren damals noch in militärische Auseinandersetzungen mit den Türken verstrickt.

Mit den Schanzen gelang es teilweise, das weitere Vordringen der Truppen des französischen Sonnenkönigs zu stoppen, der bereits Bastionen rechts des Rheins erobert und vom französischen Hüningen aus zum Sprung in den Schwarzwald angesetzt hatte. Der "Türkenlouis" schuf mit einfachsten Mitteln eine 200 km lange Verteidigungslinie vom Hochrhein bis nach Heidelberg. Angeleitet von Offizieren mussten zwangsverpflichtete Bauern mit einfachsten Geräten tiefe Gräben ausheben, hohe Wälle aufwerfen und verhaue erreichten. Da sie damals nicht dazu kamen, ihre Felder zu bestellen, fielen die Ernten mager aus. Hungersnöte waren die Folge. In und um Gersbach ist das ausgedehnte Schanzen-, Wall- und Sperrgraben-System mit zwei Linien teilweise noch gut zu erkennen. Die Barockschanzen, sind zwischen 1692 und 1702 errichtet worden.

Die Kosten für den Nachbau der Barockschanze in Höhe von 360.000 Euro hat zu 70 Prozent die Europäische Union im Rahmen des Förderprogramms "Leader Plus" für den Tourismus im Südschwarzwald getragen. 30 Prozent Zuschuss kam von der Landesregierung sowie dem Kreis Lörrach, der Stadt Schopfheim und dem Ort Gersbach.

www.gersbach.info

Kleine Abbildung: Abbildung: Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, der legendäre "Türkenlouis"
und Oberbefehlshaber der Reichstruppen am Oberrhein.

Abbildung und mehr zu den Barockschanzen des Türkenlouis

Zum Landesportal Baden-Württemberg

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