Montag, 26. Januar 2009

Baselland: Diskrete Neigungen (bis 22. März)

Baselland.- Das Kunsthaus Baselland hat bis 22. März drei junge, aufregende Künstler in seinen Räumen versammelt: Raphael Danke (geb. 1972 in Aachen, lebt in Berlin) zeigt im Kunsthaus Baselland seine erste institutionelle Einzelausstellung. Omer Fast (geb. 1972 in Jerusalem, er lebt in Berlin) zählt zu den herausragendsten Film- und Videokünstlern der letzten Jahre. Und dann noch Kaspar Müller (geb. 1983 in Schaffhausen, lebt in Basel). Er zählt zu jenen jungen Künstlern, die bereits kurz nach Vollendung ihres Studiums mit einer regen Ausstellungstätigkeit auffallen.
Raphael Danke studierte an der Kunsthochschule in Berlin. Unter dem Titel „Filer à l’anglaise“ – dem französischen Ausdruck, welcher das diskrete Verabschieden meint, ein Verschwinden ohne sich zu bedanken und ohne den Abschied kundzutun (im Englischen „Take a french leave“ bezeichnet) – zeigt Raphael Danke eine Reihe von Collagen, Skulpturen und Installationen. Die Verbindung zum Verschwinden stellt Danke vor allem durch seine spezielle Collagentechnik her, für die der Künstler auf verschiedenste Modemagazine zurückgreift und aus den ausgewählten Vorlagen, mittels Ausschneiden, die Figuren wörtlich zum Verschwinden bringt.

Die Bildwerdung seiner eigenen Person hinterfragt Danke in der Couch-Installation „Dunkle Bereiche vergrössern“ (2006). Eine sogenannte Aurafotografie des Künstlers, Bild seiner eigenen Aura, diente als Vorlage für eine Überwurfsdecke, die wie im privaten Bereich üblich ein Sofa vor Abnutzung schützt. Die thematische Auseinandersetzung mit Fragen zu Raum und Figur, ihrem Verhältnis zueinander und das Thema des Verschwindens der Figur beschäftigt Danke auch in der Skulpturenreihe „Filer à l’anglaise“ (2008). Die bekannten russischen Holzpuppen, die im Innern ihrer grössten Form eine Vielzahl linear verkleinerter Kopien verbergen, sind per se räumliche Volumina, die ineinandergestülpte Figuren beherbergen bzw. sie verstecken. Analog zu seinen Collagen ist auch in diesen Skulpturen der Körper als Fragment bzw. in Spuren zitiert.

Omer Fast, der seit 2001 in Berlin lebt, ist unter anderem durch Ausstellungen im Carnegie Museum of Art in Pittsburgh, im Museum of Art in Indianapolis und im MUMOK (Museum für Moderne Kunst) in Wien bekannt geworden. Mit The Casting (2007), einer Mehrkanal-Videoarbeit, welche auch in der Ausstellung Unlimited der Art Basel zu sehen war, wurde er anlässlich der Whitney Biennale vom Whitney Museum of American Art mit einem der international renommiertesten Kunstpreise ausgezeichnet. Fast untersucht in seinen Einkanal- und Mehrfachprojektionen die Transformation von Erfahrungen in Erinnerungen und Erzählungen. Dabei unterläuft er die Logik der linearen Erzählung und lotet aus, wie Geschichten zu solchen werden und wie sie innerhalb ihrer Entstehung Veränderungsprozessen unterworfen sind.

Das Kunsthaus Baselland präsentiert Omer Fasts erste institutionelle Einzelausstellung in der Schweiz und legt den Fokus bewusst auf seine aktuellsten Filmarbeiten der letzten zwei Jahre: De Grote Boodschap (2007), Looking Pretty for God (After GW) (2008) und Take a Deep Breath (2008). In Kooperation mit dem Kunstverein Hannover entsteht ein Katalog.

Kaspar Müller hat an der HGK Basel sein Diplom im Jahre 2006 abgeschlossen und war bisher unter anderem im Zusammenhang mit den Ausstellungen um den Off-Space Vrits in Basel tätig. Unter dem Titel „Bias“ zeigt Müller seine erste institutionelle Einzelausstellung. Die Bedeutung des englischen Wortes „Bias“ umschreibt eine relativ grosse Interpretationsbreite: Von „Vorliebe“ oder auch „Neigung“ bis hin zur mathematischen „Verzerrung“ bzw. „Abweichung“ reicht der inhaltliche Spielraum. Kaspar Müller stellt damit seine Ausstellung unter einen Titel, welcher die permanente Überprüfung des Gesehenen und Erlebten geradezu herausfordert.

Speziell für seine Ausstellung im Kunsthaus Baselland entstanden drei Figuren aus Stroh, eine Tuschezeichnung, Fotocollagen und weitere skulpturale Elemente wie ein geschliffener, mit Klarlack bearbeiteter Stock, mehrere Kegelformen aus Stoff und ein Glastisch mit unterschiedlichen Objekten. Die gesamte Ausstellung ist inszeniert mit Objekten, die als Installation für diese Präsentation entworfen und zusammengebracht wurden.
Abbildungen:
Kaspar Müller, Figuren 1-3, 2009
Raphael Danke, Ausstellungsansicht, 2009
Omer Fast, Looking pretty for God, 2008

Kunsthaus Baselland
St. Jakob-Strasse 170
CH-4132 Muttenz/Basel
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Di, Do – So 11 – 17 H
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