Freitag, 27. Februar 2009

Schopfheim: Afrikanische Perspektiven

Schopfheim. - In diesem Jahr steht beim Kunstverein Schopfheim künstlerisches Schaffen aus und über Afrika im Mittelpunkt und das in zwei unterschiedlichen Ausstellungen ein, die je eine andere Perspektive auf den Kontinent einnehmen. Im Juni werden in der Kulturfabrik grossformatige Portrait-Fotografien des aus Lörrach stammenden Fotografen Hans Sylvester zusehen sein. Silvester hat sich intensiv mit den Bewohnern des abgelegenen Omo-Valley in Äthiopien auseinandergesetzt. Die Einstimmung auf das afrikanische Kunst-Jahr in Schopfheim beginnt aber bereits am 1. März, wo in enger Zusammenarbeit mit dem GASTSPIEL aus Basel, eine Werkschau der jungen, senegalesischen Künstlerin Dié Fall Kane (1976) gezeigt wird.
Die Künstlerin stammt aus der aufstrebenden Stadt Pikine, östlich der Hauptstadt Dakar, wo sie in einer kinderreichen Familie aufwuchs und noch heute lebt. Bereits als Kind fühlte sie sich stark zur Malerei hingezogen, vor allem zur für den Senegal typischen Hinterglasmalerei, in die sie denn auch von namhaften Künstlern früh eingeführt wurde. Nach der Schule besuchte sie die Ecole des Beaux Arts in Dakar. Seither hat sie an mehreren Gruppenausstellungen im Senegal sowie in Frankreich teilgenommen. Daneben ist Fall ein aktives Mitglied der Association des Artistes Plasticiens de Pikine, eine Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, künstlerische Ausdruckformen in den sozial benachteiligten Vororten der Stadt zu fördern.

Dié Fall Kane hat sich zunächst mit dem eleganten und grazilen Erscheinungsbild der Wolof-Frauen auseinandergesetzt Dabei ist ein ganzer Bilderzyklus entstanden von Bleistiftskizzen, Portraits, Skulpturen bis hin zu abstrakten Gemälden, in denen die Künstlerin nur noch einzelne Elemente der Kleidung und des Schmucks der Frauen aufgenommen und collageartig wieder zueinander in Beziehung gesetzt hat.Ein weiteres Thema, das Dié Fall Kane in ihrem Schaffen immer wieder thematisiert, ist das tägliche, oft beschwerliche Leben der Menschen in den Vororten von Dakar. Zu sehen sind meist farbige Markt- und Strassenszenen sowie geschütztere Innenräume.

Im vergangenen Jahr hat sich die Künstlerin einem völlig neuen Thema zugewandt, das während dieser Zeit sowohl in der europäischen, wie auch in der senegalesischen Medienlandschaft hohe Wellen aufwarf: die illegale Migration von Afrika nach Europa. Dié Fall malte ihre Bilder in einer kurzen, intensiven Schaffensperiode. Für sie entpuppte sich die in einer Abfolge stehende Serie von drei bis vier Bildern als die ideale Form, um die traurigen Geschehnisse künstlerisch umzusetzen.

Auf dem ersten Bild einer solchen Serie ist meist ein Strand dargestellt, an dem die Migrierenden auf ihre Schlepper treffen, die sie zu horrenden Preisen in motorisierten Schaluppen und Pirogen nach Europa zu fahren versprechen. Leute warten mit ihrem Gepäck, nehmen Abschied von Afrika – einem Kontinent, den sie bereit sind zu verlassen, weil Krieg herrscht, weil sie politisch verfolgt werden oder keine Arbeit finden können. Im zweiten Bild konfrontiert die Künstlerin den Betrachter mit der gefährlichen Überfahrt. In winzigen, überfüllten Schiffen, einer gewaltig tosender See ausgesetzt, drängen sich Menschen zusammen. Die Weite der unendlichen Wasserflächen bringt ihre Einsamkeit eindrücklich zur Geltung. Zuweilen löst sich das Bild vor dem Auge des Betrachters in einzelne Farbflecken auf, Nur bei genauem Hinsehen erkennt man überhaupt das Boot und die Menschen. Beim dritten Bild handelt es sich um innere Bilder, die die Leute im Boot von Europa mit auf die Reise nehmen: Ein Kontinent der verheissungsvollen Städte mit blinkenden, verlockenden Lichtern, eine Welt, die alles im Überfluss besitzt, ein Paradies.

Befragt man die Künstlerin zu einem ihrer Werke, das in dieser Serie entstanden ist und einen einzelnen Menschen aufrecht in einer Piroge stehend darstellt, meint sie schlicht: „La seule chose qu’ il veut, c’est d’y aller, c’est tout.“ (Das einzige was er will, ist, dorthin zu gelangen, das ist alles.)

GASTSPIEL BASEL ist ein Ausstellungsprojekt, das zum Ziel hat, junger, zeitgenössischer Kunst aus Afrika während der Art Basel eine Plattform zu bieten. Mit einem Workshop wird der kreative Austausch und die Vernetzung junger KünstlerInnen gefördert. Der Workshop, an dem vier afrikanische Kunstschaffende teilnehmen, findet statt vom 1. bis zum 7. Juni 2009. In der anschliessenden Ausstellung vom 8. bis zum 14. Juni 2009 werden Werke der KünstlerInnen gezeigt.
Abbildungen: Serie eins, Bild drei;
Dié Fall Kane; Quelle: Kunstverein Schopfheim

Infos in Kürze

Der Kunstverein Schopfheim und Workshop, Art & Performance-Agentur GASTSPIEL aus Basel zeigen die Bilder von Dié Fall Kane vom 01.03.2009 bis 29.03.2009 im Museum Schopfheim.

24.5.2009 bis 14.6.2009 Kulturfabrik
Der Kunstverein Schopfheim zeigt Fotografien von Hans Silvester
KLEIDER DER NATUR,DIE KUNST DES KÖRPERSCHMUCKS IM TAL DES OMO
so betitelt der Meisterfotograf Hans Silvester seine Kunstwerke, die er im Laufe vieler Besuche im abgelegenen Tal des Flusses Omo in Äthiopien aufgenommen hat. Es ist eine vielfarbige, archaisch-moderne „haute couture“, eine Modenschau der Natur, die die Menschen vom Stamm der Surma mit Blüten, Blättern und Früchten vorführen.

Stadtmuseum,
Wallstraße 10,
79650 Schopfheim,
Öffnungszeiten:
Mittwoch 14 – 17 Uhr
Samstag 14 – 17 Uhr
Sonntag 10 – 12 Uhr
und 14 – 17 Uhr
Ansprechpartnerin: Elke Seibert, e.seibert@hispeed.ch

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