
Die Arbeiten von Cory Arcangel (*1978 in Buffalo) thematisieren oftmals das scheinbar Obsolete. Die künstlerischen Arbeiten, die daraus entstehen, kennen keine medialen Grenzen – dazu gehören Videoinstallationen mit veralteten Heimcomputer-Spielsystemen, Videos mit einer Low-Tech-Ästhetik, Performances oder Computerprogramme. In der Ausstellung wird er seine Videoarbeit "A Couple Thousand Short Films about Glenn Gould"(2007) erstmals in der Schweiz präsentieren.
Mit Humor untersucht die Künstlerin Shana Moulton (*1976 in Kalifornien) in ihren Videos und Performances die Wechselwirkung einer populären Kultur, geprägt von Konsum und kommerzialisierten New-Age-Philosophien, sowie einer "elitären" Kultur, veranschaulicht etwa durch den Spiritualismus eines Mondrian und den späteren Arbeiten Georgia O’Keeffes, die in New Mexico entstanden. Die psychedelischen Low-Tech-Videos, die an die späten 1970er und 1980er Jahre erinnern, aber auch wichtige Vertreter der früheren Filmgeschichte wie Maya Derens Filme zeigen eine ständige "Migration der Form(en)" – also Formen, die zwischen "high"und "low" oszillieren. In der Rolle der Cynthia – ein Alter Ego der Künstlerin –, einer hypochondrischen, gelangweilten Hausfrau, sucht die Figur in den als Serie angelegten surrealistischen Videos "Whispering Pines"(2002 bis heute) stets erneut in der häuslichen Konsumwelt die Erlösung, die immer wieder scheitert. In der Ausstellung werden die Videos in einem skulpturalen Setting präsentiert.
Das Label Paper Rad, das im Jahr 2000 von Jessica Ciocci (*1976 in Lexington, Kentucky), Jacob Ciocci (*1976 in Lexington, Kentucky) und Ben Jones (*1977 in Pittsburgh, Pennsylvania) gegründet wurde, verwendet die verschiedensten Medien wie Video, Zeichnung, Wandmalerei und vermischt Kunstsparten wie Mode und Fotografie. Paper Rad setzt sich – sowohl kollektiv als auch individuell – zu einem multimedialen Gesamtunternehmen zusammen. Paper Rad ist nicht nur im Kunstraum tätig, sondern infiltriert auch den Cyberspace. Ebenso arbeitet Paper Rad immer wieder mit anderen Künstlern zusammen. In den Videos – viele stammen von Jacob Ciocci – werden oft TV-Film-Mitschnitte mit selber gezeichneten Comics und Animationstricks zu schnell geschnittenen, halluzinatorischen Höhenfahrten montiert, die als Kommentar auf die heutige Medienwelt gelesen werden können. Die Mandala-artigen, regenbogenfarbigen Neo-Geo-Zeichnungen von Jessica Ciocci reflektieren in ihrer Mischung aus "Überschuss"und "Monotonie"unmittelbar die heutige Konsum- und Jugendkultur.
Die Skulpturen von Ryan Trecartin (*1981 in Webster, Texas) und Lizzie Fitch (*1981 in Bloomington, Indiana) zeichnen sich auf den ersten Blick durch ihre Fragilität und Kleinteiligkeit, andererseits durch ihre farbenfrohe, formverspielte und narrative Plakativität aus. In der Skulptur "Choice Shopping"(2006) streckt etwa eine Figur mit kürbishaftem Kopf ihre Hand nach einer – an Hans Bellmers Puppen erinnernde – anthropomorphe Strumpffigur aus und berührt diese knapp. Beim genaueren Hinsehen wird sichtbar, dass die Geste der Zuneigung die Spannung des Gewebes, das mit Konsumgütern gefüllt ist, zur Folge hat. Die Skulpturen dienen des Öfteren auch als Props und Bühnenbilder für Trecartins Filme.
Abbildung: Paper Rad
Katalog: Ein Ausstellungskatalog erscheint bei JRP|Ringier. Mit Textbeiträgen von Cory Arcangel, Thomas Beard, Ed Halter und Raphael Gygax.
Öffnungszeiten: Di/Mi/Fr 12 – 18 Uhr, Donnerstag 12 – 20 Uhr, Sa und So 11 – 17 Uhr
Deterioration, They Said
29. August bis 8. November 2009
Eröffnung: Fr 28. August 09, 18 Uhr
Migros Museum für Gegenwartskunst
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