Die Familienkonferenz tagt am 10. Januar im Theater Freiburg. Foto: Jeanette Hünermund
Freiburg.- Fünf Premieren erwarten Sie im Januar im Theater Freiburg. Schauspiel, Oper, Tanz sowie ein Mehrgenerationen-Projekt zeigen die Bandbreite des Hauses. Außerdem spielt das Philharmonische Orchester Freiburg zum Neujahrskonzert auf und widmet sich darin der spanischen Musik. Dabei ist wieder ein Jelinek-Stück. Mit "Die Kontrakte des Kaufmanns" taucht die österreichische Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek ein in die Welt der entfesselten Finanzströme. Außerdem: Ausnahmezustand in der "Klinik am Rande des Wahnsinns": Der Tod wird eingeliefert, bis zur Unkenntlichkeit entstellt, nach einem Verkehrsunglück auf dem Parkdeck, wo er zwischen die Räder von Gott und Teufel geriet. Mehr zum Januar-Programm:
PREMIEREN
PREMIERE SA. 9.1.10, 19.30 Uhr, Großes Haus
DIE KONTRAKTE DES KAUFMANNS
Wirtschaftskomödie von Elfriede Jelinek
Nach den Prinzessinnen-Dramen und dem Königinnen-Drama "Ulrike Maria Stuart" hat Elfriede Jelinek eine "Wirtschaftskomödie" geschrieben. Sie geht den Phrasen der Branche genauso nach wie unserem Bedürfnis, ihren verführerischen Sirenenrufen zu glauben. "Leben Sie jetzt, bezahlen Sie später! ", "Lassen Sie Ihr Geld für sich arbeiten!" – Jelinek legt den verlogenen Schein dieser Formeln bloß und spottet über die Leichtgläubigkeit. Ein "Chor der Kleinanleger" beklagt das Verschwinden des scheinbar sicher geglaubten Geldes, das aber in Wirklichkeit nicht verschwunden, sondern nur in andere Taschen gewandert ist. Zurück bleibt ein großes Nichts, das Jelinek bis in seine metaphysischen Dimensionen erfahrbar macht. Einen Ausweg aber eröffnet sie uns: "Sie werden nie gewinnen, Sie werden nichts gewinnen außer Ihrer Freiheit, nichts zu gewinnen, aber die werden Sie gewinnen!"
Regie: Joachim Schloemer / Bühne & Kostüme: Jens Kilian / Dramaturgie: Josef Mackert
Mit: Johanna Eiworth, Rebecca Klingenberg, Nicola Schößler; Mathias Lodd, Matthias Redlhammer
In Verbindung mit der Premiere von "Die Kontrakte des Kaufmanns" am 9. Januar wird der Freiburger Philosoph Rainer Marten am 10. Januar, um 11 Uhr in der Reihe Capitalism Now einen Vortrag halten.
PREMIERE SA. 30.1.10, 19.30 Uhr, Großes Haus
MATINEE SO. 24.1.10, 11 Uhr, Winterer-Foyer
LE GRAND MACABRE
Oper von György Ligeti
In Breughelland wird’s Abend. Aus der Tiefe steigt Nekrotzar, der große Makabre, und rüstet sich zu einem Vernichtungsfeldzug: Pünktlich um Mitternacht will er die Welt untergehen sehen. Die Welt: ein eigenartiges Konglomerat aus Saufkumpanen, lüsternen Weibern, versponnenen Astronomen, unreifen Herrschern oder stotternden Chefs der Geheimpolizei. Und wer ist dieser "Grand macabre" wirklich, der schließlich im Suff sein eigenes Vorhaben vergisst? Als sich Ligeti Anfang der 70er-Jahre dem Phänomen Oper widmete, wollte er sie "überfarbig, comicartig, gefährlich-bizarr, ganz übertrieben, ganz verrückt" haben. Diesem wahrhaft grotesken Karnevalsspiel wohnt eine sehr spezifische Frage inne: Können uns der Tod und dunkle Zukunftsängste egal sein? Zählt nur das Hier und Jetzt? Schein und Sein, Fiktion und Realität, Sehnsucht und Pragmatismus prallen in diesem fast schon barock anmutenden Lebensbild leidenschaftlich opulent aufeinander.
Musikalische Leitung: Jimmy Chiang / Regie: Calixto Bieito / Bühne: Rebecca Ringst / Kostüme: Marian Coromina / Chor: Bernhard Moncado / Dramaturgie: Dominica Volkert / Mit: Lini Gong, Jana Havranová, Sang Hee Kim, Leandra Overmann; Matthias Flohr, Klaus Gerber, Patrick Jones, Jin Seok Lee, Lorenz Minth, Xavier Sabata, Naoshi Sekiguchi, Gabriel Urrutia, Leon Warnock
PREMIERE SO. 10.1.10, 20 Uhr, Kleines Haus
SCHIESS DOCH, KAUFHAUS!
Tanzprojekt nach der Groteske von Martin Heckmanns
"Dass das Leben nicht lebt, klebt dich nur enger an das Neuste vom Tage", sagt Ätz. Ständig reden, immer an sein, kein Sendeschluss mehr. Die Figuren in Martin Heckmanns Groteske "Schieß doch, Kaufhaus!" wissen um ihre Lage, aber können sie diese noch ändern? Sie schmeißen ihre (Sprach-) Körper in den Kampf, solange sie noch welche haben. Doch um die grundsätzliche Ablehnung des Projekts Weltkommunikation mitzuteilen, muss man schon wieder mit der Welt kommunizieren und verwickelt sich tiefer und tiefer in Widersprüche. Heckmanns preisgekröntes Textwerk ist Grundlage für einen neuen pvc-Abend aus Tanz, Sprache und Schlagwerk.
Choreographie: Graham Smith / Regie: Tom Schneider / Bühne: Tom Schneider, Moritz Jüdes
Kostüme: Franziska Jacobsen / Musik: Christian Dierstein / Dramaturgie: Inga Schonlau
Mit: Monica Gillette, Kate Harman, Angelika Thiele; Christian Dierstein, Tommy Noonan, Graham Smith
PREMIERE DO. 28.1.10, 20 Uhr, Kleines Haus
DIE KLINIK AM RANDE DES WAHNSINNS
Eine Krankenhausrevue mit Schauspielern, Skeletten und Musik
In einer spektakulären Notoperation gelingt es dem Chefarzt, über sich selbst hinauszuwachsen. Er stellt den Körper seines gerade frisch verstorbenen Sohns dem medizinischen Fortschritt zur Verfügung und nimmt eine vollständige Knochenimplantation vor. Erfolgreich. Der Tod lebt! Und zwar komfortabler denn je, im äußerst attraktiven Körper des jungen Haubenreißer, was selbst Schwester Böselinde nicht kalt lässt. Der Chefarzt nutzt die Phase der körperlichen Selbstverliebtheit des Todes und bringt ihn dazu, das Töten aufzugeben. Das Krankenhaus wird zur post-sakralen Institution, in der die Welt gesund operiert wird, bis sich Widerstand regt. Mit todschwarzem Humor wird die Rückseite des medizinischen Fortschrittsglaubens reflektiert.
Regie: Uli Jäckle / Bühne & Kostüme: Mai Gogishvili / Musik: Malte Preuss / Dramaturgie: Ruth Feindel
Mit: Anna Böger, Lena Drieschner, Bettina Grahs, Vanessa Valk; Ullo von Peinen, Andreas Helgi Schmid, Konrad Singer / Musiker: Malte Preuss u.a.
PREMIERE SO. 10.1.10, 18 Uhr, Werkraum
FAMILIEN-KONFERENZ
Mehrgenerationen-Theaterprojekt
18 Familienmitglieder zwischen 10 und 80 Jahren erzählen die Geschichte der Familie. Entstanden ist diese Erziehungssaga aus Interviews, in denen nach Regeln gefragt wurde, nach Strafen und Belohnungen, nach Unterschieden zwischen Mamas und Papas Erziehung. Liebe in fünf Generationen von 1890 bis 2010. Ein Jahrhundert wird besichtigt: Von der "schwarzen Pädagogik", wo das Verderben in den Kindern wohnt und nur ein "heiliger Krieg" es wieder austreiben kann, über die antiautoritäre Revolution, bis zu dem Erziehungsdschungel, in dem wir heute herumirren. Die ideale Familie hat es offenbar so wenig gegeben wie die ideale Erziehung. Aber was hält dieses Wahnsinnsunternehmen zusammen? "All you need is love" ...
Projektleitung: Viola Hasselberg, Inga Schonlau / Bühne & Kostüme: Viva Schudt
KONZERTE
SO. 17.1.10, 11 Uhr, Winterer-Foyer
4. KAMMERKONZERT
Alexander von Zemlinsky: Serenade A-Dur
Sergej Prokofjew: Fünf Melodien op. 35
César Franck: Sonate A-Dur
Der junge Alexander von Zemlinsky zauberte in seiner Serenade ein nachromantisches Idyll in fünf Sätzen, Sergej Prokofjew vereinte in den "Fünf Melodien" modernen Ausdruck mit unwiderstehlicher Sanglichkeit. Im 4. Kammerkonzert dürfen sie sich messen mit César Franck und seiner Violinsonate, die das Verträumte und das Dramatische, das freie Deklamieren und den gelösten Kanongesang zu einem einzigartigen kammermusikalischen Kosmos ordnet.
Mit: Jelena Wilke (Violine), Wolfram Lorenzen (Klavier)
GASTSPIELE & EXTRAS
SO. 3.1. & MI. 6.1.10, 19.30 Uhr, Großes Haus
ZUGABE
Der kabarettistische Jahresrückblick mit Florian Schroeder und Volkmar Staub
In Kooperation mit dem Vorderhaus e.V.
Deutschland am Ende eines jeden Jahres. Das Land braucht eine Therapie. Die Kabarettisten Volkmar Staub und Florian Schroeder ziehen die Couch aus, nehmen den Patienten gründlich unter die Zeit-Lupe und krempeln den ganzen Krempel mal ordentlich um. Ein ganzes Jahr in schrägen Szenen, Parodien, Liedern und Gedichten. "Zugabe" – die ultimative Schocktherapie. Jedes Jahr neu. Ohne Rezept. An allen Kassen. Damit Sie auch morgen noch kraftvoll mitlachen können.
SO. 10.1.10, 11 Uhr, Großes Haus
CAPITALISM NOW
Prof. Dr. Rainer Marten: "Maßlosigkeit"
"Das Unmaß kapitalistischer Rücksichtslosigkeit und Bereicherung, aber auch das Unmaß religiösen Anspruchs auf Wahrheit und lebenspraktische Verbindlichkeit geben längst Anlass zur Sorge, dass der Mensch durch beides ernsthaft Schaden nimmt", heißt es in der Einleitung des neuen Buches von Rainer Marten. Die ökonomische und religiöse Maßlosigkeit ist das Thema, das der Freiburger Philosoph im Hinblick auf seine materiellen und geistigen Aspekte untersucht: Welche Folgen hat es, wenn das Kräftespiel zwischen Maßlosigkeit und Mäßigung dauerhaft aus der Balance gerät, wenn die Maßlosigkeit sich zum Maß aller Dinge erklärt und in dieser Verselbstständigung zur prägenden geschichtlichen Wirklichkeit wird?
Im Anschluss an den Vortrag findet ein öffentliches Gespräch mit Prof. Dr. Marten im Winterer-Foyer statt.
Am Tag nach der Premiere des neuen Stückes von Elfriede Jelinek "Die Kontrakte des Kaufmanns", am 9.1., hält Rainer Marten, emeritierter Professor für Philosophie an der Universität Freiburg, einen Vortrag zu diesem Thema in der Reihe Capitalism Now.
SO. 17.1.10, 15 Uhr, Großes Haus
CIRCUS HARLEKIN
"Harlekin GmbH – akrobatisch, praktisch, gut!"
Benefizvorstellung zugunsten "Kinder helfen Kindern"
Wir befinden uns in der Werkhalle der Harlekin GmbH. Für die meisten Menschen bedeutet harte Arbeit Anstrengung, Schweiß und Mühsal. Dass es auch ganz anders zugehen kann, zeigt Ihnen die bunte und quirlige Artistentruppe vom Jugendcircus Harlekin des Jugendbildungswerks mit seinem aktuellen Programm Sie experimentieren mit Requisiten aus dem Arbeitsleben und zeigen, was ein Circusartist mit Eimern, Kisten, Tauen, Leitern anzustellen vermag. Dies ist vielleicht nicht immer effektiv, dafür aber waghalsig, mutig und vor allem sind alle mit viel Spaß bei der Arbeit dabei. Zwei Stunden kurzweilige Unterhaltung begleitet von der Harlekin Circus Band.
SO. 17.1.10, 19.30 Uhr, Großes Haus
SWETLANA GEIER
Filmvorführung: "Die Frau mit den 5 Elefanten", Lesung und Gespräch
In Kooperation mit dem Kommunalen Kino Freiburg und dem Literaturbüro Freiburg
Swetlana Geier ist die bedeutendste Übersetzerin russischer Literatur. Ihr Werk wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Mit der Übertragung der fünf großen Romane – den fünf Elefanten – Dostojewskijs setzte sie Maßstäbe. Im Alter von 85 Jahren besuchte Swetlana Geier zum ersten Mal seit Ende des Krieges Orte ihrer Kindheit in der Ukraine. Regisseur Vadim Jendreyko begleitete sie, beobachtete sie bei der Arbeit in ihrem Haus in Günterstal, zeigt sie im Kreis ihrer Enkel und Urenkel. Entstanden ist das intime Porträt einer faszinierenden Persönlichkeit, einer unermüdlichen Mittlerin zwischen den Kulturen, deren Schicksal eng verwoben ist mit den tragischen Ereignissen unserer Geschichte. Vor der Filmvorführung wird Swetlana Geier aus ihrer gerade erschienenen Neuübersetzung von Dostojewskijs "Der Spieler" vorlesen. Im Anschluss stellen sich Swetlana Geier und Vadim Jendreyko den Fragen der Journalistin Lerke von Saalfeld.
MO. 18.1.10, 20 Uhr, Winterer-Foyer
RING UM DEN RING
Philippe Godefroid stellt Maurice Béjarts Ballett vor
In Kooperation mit dem Richard-Wagner-Verband Freiburg
1990 unternahm Maurice Béjart das scheinbar Unmögliche und choreographierte Richard Wagners "Ring des Nibelungen". Philippe Godefroid, der als Dramaturg das große Unternehmen intensiv begleitet hat, führt anhand zahlreicher Szenen-Beispiele durch den gesamten Ballettabend und erläutert Béjarts ganz spezifische Interpretation von Wagners Monumentalwerk.
In Zusammenarbeit mit dem Richard-Wagner-Verband Freiburg beginnen wir mit dieser Veranstaltung das Rahmenprogramm um die Neuinszenierung der "Götterdämmerung", die am 16. Mai Premiere haben wird.
JUNGES THEATER FREIBURG
SA. 16.1.10, 16 Uhr & MO. 18.1.10, 11 Uhr, Werkraum
DIE SAMSTAGS- & MONTAGSSITZER
DER GLÜCKLICHE LÖWE 4+
Sitzkissenkonzertreihe für Kinder
In einem Park, mitten in der Stadt, lebt der Löwe in seinem Gehege. Viele Leute kommen jeden Tag an ihm vorbei und grüßen den Löwen immer freundlich. Als eines Tages die Tür zum Löwengehege offen steht, zögert der Löwe nicht lange und macht sich auf den Weg, um seine Freunde in der Stadt zu besuchen. Doch die Menschen in der Stadt benehmen sich plötzlich ganz anders als im Park. Sie schreien, rennen weg oder fallen sogar ohnmächtig auf den Gehweg. Den Löwen wundert das Verhalten der Leute sehr. Er denkt nach und macht sich dann auf die Suche nach einem richtigen Freund, einem, der nicht gleich wegrennt oder in Ohnmacht fällt ...
Mit: Katharina Mohr und Mitgliedern des Philharmonischen Orchesters Freiburg
FR. 22.1., SA. 23.1. & SO. 24.1.10, 18 Uhr, Werkraum
STATION LEBEN
Theaterstück von und mit krebskranken und gesunden Jugendlichen
In der Spielzeit 2007/8 war am Theater Freiburg "Kennwort: Hoffnung", ein Jugend-Projekt über das Tabuthema Krebs, zu sehen. Das gleiche Team hat sich nun in Tübingen ein weiteres Mal mit diesem Thema beschäftigt. Das Stück wurde von den am Projekt beteiligten Kindern und Jugendlichen unter professioneller Leitung selbst entwickelt. Herausgekommen sind Geschichten von Krankheit und Heilung, Hoffnung und Verzweiflung, Freude und Trauer mit viel Ernsthaftigkeit, Humor und einer großen Portion Lebensfreude!
Projektleitung & Regie: Margarethe Mehring-Fuchs, Stephan Laur / Musikalische Leitung: Ro Kuijpers, Simon Goldschagg
Weitere Infos: www.theater.freiburg.de/jungestheater
Theater Freiburg
Bertoldstraße 46
79098 Freiburg
Kartenverkauf Theaterkasse
Telefon: 0761 201 28 53
theaterkasse@theater.freiburg.de
www.theater.freiburg.de