Montag, 29. März 2010

Eine Art Zurückhaltung


Videos: DRAWING RESTRAINT 2 ist eine Weiterfürung von DRAWING RESTRAINT 1. Längere und schwerere Zeichnungsinstrumente sowie schwierigere Rampen wurden bei dem Erstellen der Zeichnungen verwendet. Eine Variation wurde auf Hockeyschlittschuhen durchgeführt. Drawing Restraint 2 war eine Meditation über den Wunsch, Spuren zu hinterlassen und über die Bändigung dieses Wunschs. Endgültige Zeichnungen wurden nicht gemacht.

Basel.- Mit „Matthew Barney. Prayer Sheet with the Wound and the Nail“, 12. Juni bis 3. Oktober, präsentiert das Schaulager dieses Jahr die Drawing Restraint-Reihe von Matthew Barney. Drawing Restraint ist eine bisher 16teilige Serie von Performances, in denen Matthew Barney in einem Environment von selbstauferlegten physischen und psychischen Widerständen zeichnerische Markierungen setzt. Aus diesen Performances hervorgegangene Arbeiten wie Skulpturen, Schauvitrinen, Zeichnungen und Videos werden in der Schaulager-Ausstellung Kunstwerken der nördlichen Renaissance gegenübergestellt.

Die Trägerstiftung des Schaulagers, die Laurenz-Stiftung, erwirbt gemeinsam mit dem Museum of Modern Art, New York (MoMA) Matthew Barneys Archiv der Performance-Reihe. Dank dem gemeinsamen Ankauf der beiden Institutionen kann das Drawing Restraint Archiv erstmals in seiner Gesamtheit der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Form kann nur dann Gestalt annehmen, wenn sie gegen einen Widerstand kämpft, lautet die Grundposition von Drawing Restraint (sinngemäss etwa: „verhindertes Zeichnen“ oder „Zeichnen unter erschwerten Bedingungen“). Diese von Matthew Barney noch während des Studiums in Yale begonnene Reihe künstlerischer Aktionen war zunächst so angelegt, dass ihre Einrichtungen die Leichtigkeit des Zeichnens durchkreuzten. Die ersten Drawing Restraint-Performances bestanden aus Environments mit Rampen, Schrägen, elastischen Gurten und Hindernissen, die ausdrücklich dem Zwecke dienten, die Kunstfertigkeit des Künstlers einzuschränken. Im Verlauf der weiteren Entwicklung der Serie wurde das Setting der Performances dann immer ausgefeilter und die Erzählung immer allegorischer. Aus den Performances entstammen Objekte, die als "sekundäre Formen“ - Zeichnungen, Skulpturen, Vitrinen oder Fotografien - bestimmte Aspekte der Handlung verfestigen. Die Objekte sind nie zufällig sondern immer sorgsam ausgewählt und arrangiert. Zudem wird jede Aktion auf Video dokumentiert.

„Drawing Restraint 9“ ist als Spielfilm angelegt und Matthew Barney agiert hier erstmals mit seiner Lebensgefährtin Björk, die auch den Soundtrack beisteuerte. Die beiden spielen ein Liebespaar, das eine rätselhafte Reise auf einem japanischen Walfangschiff antritt. In diesem Werk geht es um Metamorphosen, um eine Meditation über den Schöpfungsakt, um Tod und Auferstehung.

Bisher umfasst die Drawing Restraint-Reihe 16 Teile. Das so genannte Drawing Restraint Archiv umschliesst Skulpturen, Schauvitrinen, Videos und Zeichnungen. Das Archiv ist im Schaulager Ausgangspunkt einer bedeutend weiter gefassten Ausstellung mit Werken aus dem Besitz der Emanuel Hoffmann-Stiftung und zusätzlichen Leihgaben. Matthew Barneys Arbeiten treten hier in einen Dialog mit Kunstwerken der christlichen Ikonographie von Martin Schongauer, Albrecht Dürer, Urs Graf und weiteren mehr.

Bei der Gegenüberstellung von Werken der Alten Meister und des Drawing Restraint-Archivs geht es aber nicht darum, eine Parallele zwischen der irdischen und religiösen Bildtradition zu ziehen. Die Anordnung versteht sich vielmehr als Versuch, latente Bedeutungsinhalte im Werk von Matthew Barney sichtbar zu machen. Es sind dies Aspekte wie Kraftanstrengung, Überwindung von Widerständen, Aufstieg und Fall, die auch in den Bildfindungen der christlichen Ikonographie eine eigene Tradition entwickelt haben.

Die Ausstellung gliedert sich im Schaulager in zwei Geschosse. Im Erdgeschoss wird das gesamte Drawing Restraint-Archiv ausgebreitet, kontrapunktiert von Holzschnitten, Stichen und Zeichnungen aus dem 16. und frühen 17. Jahrhundert. Im unteren Bereich werden drei zu Drawing Restraint 9 gehörenden monumentalen Skulpturen – Torii, Cetacea, Occidental Restraint – präsentiert sowie erstmals ein neues Werk.

Die Ausstellung wird von Neville Wakefield kuratiert, den das Schaulager als Gastkurator für diese Ausstellung verpflichten konnte. Der New Yorker Autor und Ausstellungsmacher ist ein intimer Kenner von Matthew Barneys Werk und er realisiert das Ausstellungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Künstler und dem Team des Schaulagers. Die Ausstellung wird nur im Schaulager zu sehen sein.

Eine Reihe an Veranstaltungen – Filmvorführungen, Führungen sowie eine Vortragsreihe – werden die Ausstellung begleiten. Das detaillierte Programm wird auf www.schaulager.org publiziert. Es erscheint eine Publikation in der Reihe der Schaulager-Hefte mit farbigen Abbildungen aller ausgestellten Werke, einem Einführungsessay von Neville Wakefield und weiteren Texten. Herausgegeben von Schaulager und Schwabe Verlag, Basel. Preis ca. CHF 35.—

Matthew Barney. Drawing Restraint
Ausstellungsdauer
12. Juni bis 3. Oktober 2010
Öffnungszeiten, Di, Mi, Fr 12 - 18 Uhr
Do. 12 - 19 Uhr
Sa, So. 10 - 17 Uhr

Schaulager Basel
Ruchfeldstrasse 19
CH-4142 Münchenstein / Basel
T +41 61 335 32 32
info@schaulager.org
www.schaulager.org

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