Freitag, 12. März 2010

Serielle Wiederholung


Ohne Titel (OB-18), 1965. Papier auf Pappe, 11,6 x 11,4 auf 18,6 x 18,4 cm. Courtesy: Sammlung Paul Maenz, Berlin; Foto: Archiv Paul Maenz, Berlin

Zürich.- Peter Roehr (1944–1968) wurde nur 23 Jahre alt. In sechs Jahren, zwischen 1962 und 1967, schuf er mit fast 600 Werken ein äusserst überzeugendes Œuvre, das mit Foto-, Text-, Typo-, Objekt-, Film- und Tonmontagen konsequent das gleiche Thema weiterentwickelt: die serielle Wiederholung. Im Rahmen der Reihe «Visionäre Sammlung» zeigt das Haus Konstruktiv mit rund 60 Werken aus öffentlichen und privaten Sammlungen eine exemplarische Werkauswahl dieses früh verstorbenen Frankfurter Künstlers. Roehrs aussergewöhnliches Werk, das in der Schweiz zuletzt 1978 im Kunstmuseum Luzern zu sehen war, wird somit nach mehr als 30 Jahren erstmals wieder umfassend in einem Schweizer Museum gezeigt.

Peter Roehrs Œuvre, das noch bis zum 7. März 2010 sowohl im Städel Museum wie auch im Museum für Moderne Kunst (MMK) in Frankfurt am Main in zwei umfangreichen Ausstellungen gewürdigt wird, überrascht auch heute noch – oder gerade wieder – durch seine kompromisslos angewandte Methode. Aus gefundenem Alltags- und Werbematerial entstanden Montagen, die immer wieder neu den Moment ausloten, an dem der vertraute Gegenstand zur eigenen, ungegenständlichen Struktur wird. Kompromisslos verfolgte Roehr den Ansatz einer präzise kalkulierten, seriellen Wiederholung, die sein Schaffen einreiht zwischen Ready Made, Konzeptkunst und Pop-Art.

Bereits die ersten Typo-Montagen des 18-jährigen Roehr zeigen die strenge Systematik, die charakteristisch für sein Werk werden sollte: Roehr fing an, mit einer elektrischen IBM-Schreibmaschine Buchstaben, Zahlen und Satzzeichen aneinanderzureihen. Zwischen 1964 und 1966 entstanden Fotomontagen aus Werbematerial, das Roehr direkt bei Firmen anforderte oder das ihm sein Freund und Förderer Paul Maenz – damals Art Director der bekannten Werbeagentur «Young and Rubicam» in Frankfurt – zukommen liess. Roehr beschränkte sich darauf, in den vorgefundenen Materialien einen spezifischen Ausschnitt auszuwählen. Diesen Ausschnitt fügte er dann – ohne künstlerische Handschrift oder Kommentar im klassischen Sinne – durch die Wiederholung des immer gleichen Motivs zu quadratischen Bildformaten zusammen.

1965 entstanden nach dem gleichen seriellen Prinzip auch Montagen aus Filmmaterial aus den USA: kurze, sich wiederholende Filmsequenzen, die das Prinzip der zweidimensionalen Arbeiten in Raum und Zeit übertragen. Und seit 1966 entwickelte sich Peter Roehrs Gesamtwerk bis zu seinem Tod konsequent in eine streng formalistische Richtung. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation im Kehrer Verlag.

Zur Publikation: Parallel zur Einzelausstellung von Peter Roehr zeigt Haus Konstruktiv eine umfangreiche Ausstellung der Künstlerin Charlotte Posenenske (1930–1985). Roehr und Posenenske verband eine enge Künstlerfreundschaft. Auf einer gemeinsamen Reise durch die «unendliche» Landschaft Hollands formulierte Posenenske den Satz «Monotonie ist schön» – ein Motto, das gleichermassen für Roehr wie auch für Posenenske gelten kann. Unter dem Titel «Monotonie ist schön» werden zum ersten Mal beide Positionen in einer Publikation vereint (ca. 64 Seiten, dt. und engl.).

Visionäre Sammlung Vol. 12: Peter Roehr
25. März bis 23. Mai 2010
Eröffnung: Mi 24. März 10, 18 Uhr
Haus Konstruktiv
Selnaustrasse 25
CH - 8001 Zürich
0041 (0)44 21770-80
info@hauskonstruktiv.ch
http://www.hauskonstruktiv.ch

Öffnungszeiten:Di bis Fr 12 - 18 Uhr, Sa und So 11 - 18 Uhr

Allerlei Zweifel in der Eifel

Wer noch immer glaubt, Liebe und Mordlust haben nichts miteinander zu tun, wird vom Leben manchmal eines Besseren belehrt. Und wenn dann auc...