Freitag, 19. März 2010

Volpone, der Fuchs


Bild: Ben Jonson. Gemälde von Abraham Blyenberch um 1617

Zürich.- Mit VOLPONE, dem 1606 geschriebenen, bekanntesten Stück des englischen Dramatikers Ben Jonson, Feiert Mittwoch, den 31. März, eine Insze- nierung von Werner Düggelin im Pfauen Premiere. Die Rolle des Volpone spielt André Jung, der in dieser Spielzeit bereits als Krapp in „Das letzte Band“ auf der Pfauenbühne zu sehen war. Ben Jonson, der sich als realistischer Antipode zu seinem Zeitgenossen und Landsmann William Shakespeare verstand, blickt in VOLPONE illusi- onslos auf eine Gesellschaft, die sich allein über Macht, Geld und Be- sitz definiert.

Der Anfang ist ein Liebesgedicht – an das Geld: „Ich grüsse dich, mein Reichtum“, hebt der venezianische Privatier Volpone, genannt „der Fuchs“, beim Anblick seiner Schätze an und fährt mit religiöser In- brunst fort: „Ich verneige mich vor deiner Macht. Für dich verkaufen die Menschen ihre Seelen, für dich verkaufen sie den Himmel, für dich gehen sie in die Hölle.“ Durch den Himmel der Verheissungen und die Hölle der Enttäuschungen schicken Volpone und sein Diener, der „Para- sit“ Mosca, bald die Besucher ihres Hauses. Volpone gibt sich ster- benskrank und lockt damit Erbschleicher an, die mit Geschenken um sei- ne Gunst buhlen. Ein Rentner, ein Anwalt und ein Kaufmann – sie tragen die sprechenden Spitznamen Rabe, Geier und Aaskrähe – fallen dabei ih- rer blinden Gier zum Opfer; der Kaufmann ist sogar bereit, die Un- schuld seiner schönen jungen Frau zu opfern... Und Volpone? Er sagt: „Mich reizt der Erwerb, nicht der Besitz“. Er hat nur gespielt und am Ende verspielt er sich gar selbst.

In seiner menschlichen Tierfabel „Volpone oder Der Fuchs“ spiesste der elisabethanische Autor Ben Jonson (1572 – 1637), populärer als der zeitgleich wirkende Shakespeare, die menschlichen Abgründe seiner Landsleute mit spitzer Feder auf. Seine Moral kennt keine Helden. Vol- pone und Mosca, die aus Betrügern Betrogene machen, sind selbst alles andere als moralische Instanzen. So ist VOLPONE ein Spiel mit Wün- schen, aber ohne Illusionen.

Mit Werner Düggelin inszeniert eine Legende des Schweizer Theaters den VOLPONE. Er wurde 1929 in Siebnen im Kanton Schwyz geboren und arbei- tete bereits während seines Germanistikstudiums an der Universität Zü- rich als Beleuchter am Schauspielhaus. In den 1950er Jahren erlernte er in Paris die Theaterregie. Er war einer der ersten deutschsprachi- gen Regisseure, die Stücke von Samuel Beckett, Eugene Ionesco, Georges Schehadé, Albert Camus, Jean Genet und Paul Claudel in deutscher Spra- che inszenierten. Von 1968 bis 1975 war Werner Düggelin Künstlerischer Direktor des Theater Basel. Seitdem arbeitet er als freier Regisseur an den grossen deutschsprachigen Theatern. In den letzten Jahren in- szenierte er regelmässig am Theater Basel („Lieblingsmenschen“, „Der Fremde“ und in der Saison 2009/10 „Die kahle Sängerin“) sowie am Schauspielhaus Zürich. Hier waren zuletzt seine Inszenierungen von Mo- lières „Don Juan“ und Camus’ „Die Gerechten“ zu sehen.

André Jung wurde 1953 in Luxemburg geboren. Nach der Schauspielausbil- dung in Stuttgart war Jung an diversen Theatern engagiert, darunter am Theater Basel (1988-1993), am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg (1993-2000) und am Schauspielhaus Zürich (2000-2004). Seit 2004 ist er Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele. André Jung wirkte in zahl- reichen Kino- und Fernsehfilmen mit und wurde von der Fachzeitschrift „Theater heute“ 1981 und 2002 zum Schauspieler des Jahres gewählt. Im Jahr 2000 erhielt er den Schauspielpreis der Hamburgischen Kulturstif- tung und 2009 den Nestroy-Preis als bester Schauspieler. Am Schauspielhaus Zürich spielte André Jung zuletzt in „Das letzte Band/ Bis dass der Tag euch scheidet“, „Die Möwe“, „Onkel Wanja“ und „Elemen- tarteilchen“.

VOLPONE von Ben Jonson
Regie Werner Düggelin, Bühne Raimund Bauer, Kostüme Francesca Merz, Lichtdesign Markus Keusch, Dramaturgie Roland Koberg,

Mit: Volpone André Jung, Mosca Johannes Zirner, Voltore Ludwig Boettger, Corbaccio Siggi Schwientek, Corvino Markus Scheumann, Bonario Franz Beil, Celia Carolin Schär

Weitere Vorstellungen im Pfauen:
3./ 5./ 13./ 22./ 28. April, jeweils 20 Uhr
18. April, 15 Uhr
Weitere Vorstellungen im Mai und Juni sind in Planung.

Infoline: Telefon 044 258 77 00 gibt Ihnen täglich ab 11.00 Uhr Auskunft über freie Plätze in den jeweiligen Abendvorstellungen.
www.schauspielhaus.ch

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