Ryan Gander, «A portrait of the artist conceiving this title», 2010. Fotografie (Thermokamera); Coutresy of the artist
Zürich.- Aus heutiger Sicht erscheint die fundamentale Bedeutung des Konflikts zwischen den beiden Künstlern Theo van Doesburg und Piet Mondrian vielleicht schwer nachvollziehbar, doch dass es 1924 zum Bruch zwischen zwei Malern kommt, weil der eine – van Doesburg – die Diagonale als ein die Bildstruktur dynamisierendes Element einsetzt und der andere – Mondrian – eine innerbildliche Schräge ablehnt, wirft ein besonderes Licht auf die damalige Zeit: Die grundlegenden Diskussionen über geometrisch geprägte Kompositionsprinzipien waren noch nicht in neue «ismen» gefasst. Der britische Künstler Ryan Gander (*1976) interessiert sich für solche Zusammenhänge. Kunst- und kulturgeschichtliche Hintergründe sowie Themen aus der Populärkultur bieten ihm den Fundus, aus dem er seine Arbeiten entwickelt. Zu sehen sind Arbeiten des Engländers vom 10. Juni bis 1. August im Haus Konstruktiv in Zürich,
Formale oder inhaltliche Aspekte, verschiedene Haltungen zu grundsätzlichen Fragen greift er auf und transferiert sie in eine neue, in seine künstlerische Sprache. Diese ist keinem spezifischen Medium verpflichtet, keinem bestimmten Material und keiner festgelegten Handschrift. Für jede seiner Werkideen findet Gander immer wieder neu die adäquate Ausdrucksform. Neugierde, kritische Beobachtung, Recherchelust und das daraus resultierende Wissen sind Ganders Kapital. Von diesem Fundament ausgehend greift er Diskussionen auf, isoliert bestimmte Handlungsstränge oder Stereotypen aus ihrem Kontext, stellt historische oder aktuelle Fakten in ein anderes Licht und verhandelt sie neu.
2009 erhielt Ryan Gander den «Zurich Art Prize», den das Haus Konstruktiv zusammen mit dem Versicherungsunternehmen Zurich Group konzipierte und seit 2007 jährlich vergibt. Verbunden ist der Preis mit einer Einzelausstellung im Haus Konstruktiv: Auf drei Stockwerken zeigt Gander unter dem Titel «Approach it slowly from the left» über zwanzig Werke, darunter zahlreiche, die er für seine Ausstellung neu konzipierte. In der grossen Halle im Erdgeschoss werden die Besucherinnen und Besucher von einer raumgreifenden Installation empfangen, in der sich Gander unter anderem mit dem Diagonale-Konflikt zwischen Mondrian und van Doesburg auseinandersetzt.
Parallel zeigt das Haus Konstruktiv im Rahmen der Reihe «Visionäre Sammlung» die Einzelausstellung «Sprechende Bilder» von Franz Mon (*1926).
Öffnungszeiten: Di, Do und Fr 12 - 18 Uhr, Mittwoch 12 - 20 Uhr, Sa und So 11 - 18 Uhr
Approach it slowly from the left
10. Juni bis 1. August 2010
Eröffnung: Mi 9. Juni 10, 18 Uhr
Haus Konstruktiv
Selnaustrasse 25
CH - 8001 Zürich
0041 (0)44 21770-80
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