Dienstag, 2. August 2011

Hoch hinaus

Hans-Georg Esch; Shanghai 32 (Oriental Pearl Tower, Shanghai International Finance Center, Jin Mao Building), 2010. © HG Esch, Hennef

Zürich.- Etwa die Hälfte aller Hochhäuser, die in den Städten dieser Welt stehen, wurde seit der Jahrtausendwende gebaut. Die Gründe für den Bauboom sind mannigfaltig und von Ort zu Ort unterschiedlich. Zwar finden sich die kompetentesten Architekturbüros immer noch in den USA, dem Ursprungsland des Hochhauses. Dort hat es gebaute architektonische Innovation derzeit aber nicht leicht, denn der Schwerpunkt der Entwicklung hat sich nach Asien verlagert. In dessen rasant wachsenden Grossstädten löst der aufragende Bautyp in erster Linie das Problem fehlender Wohnungen.

In Europa, wo das Hochhaus seinen Ausnahmecharakter innerhalb der Städte nie verloren hat, ist es eine zahlungskräftige Minderheit, für die Wohnen an erhöhter Lage zu einem modernen Lifestyle gehört. Und hier sind immer wieder mahnende Stimmen zu hören, welche das Hochhaus aufgrund seiner Dimensionen und seiner Verschlossenheit gegenüber der Umgebung als gegen die Stadt gerichtet kritisieren.

Überall hegen Investoren und Repräsentanten von Firmen, Städten oder sogar Ländern den Wunsch nach symbolischer Verkörperung ihrer wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Stellung – sei es durch extreme Höhe, eine expressive Form oder neuerdings auch eine ökologische Konzeption ihrer Bauten. Dieses vertikale Wachstum führt zu baulicher Verdichtung, womit bei sorgfältiger Planung auch ein nachhaltiger Städtebau entsteht.

Auch wenn das Hochhaus vielleicht mehr als je zuvor den Zeitgeist unserer Epoche verkörpert, so hat doch jede Stadt ihr eigenes kulturelles und urbanistisches Verhältnis zum aufragenden Bautyp. Dies zeigt die Ausstellung in ihrem ersten Teil mit ausführlichen Fallstudien zu New York, London, Zürich, Hongkong und Schanghai. Über zwei Dutzend Bauten und Projekte aus diesen Städten, aber auch aus Beijing, Dubai und Paris, werden anhand von Abbildungen, Modellen, Filmen und Plänen vorgestellt. Darunter sind Werke von Foster + Partners, Gigon / Guyer, Herzog & de Meuron, Steven Holl, Jean Nouvel, OMA, Renzo Piano Building Workshop sowie WOHA Architects.

Der zweite Teil der Ausstellung ist dem zeitgenössischen Blick von Kunstschaffenden gewidmet. Ihr Interesse ist mehr als blosser Ausdruck einer Faszination für gewaltige, von Menschenhand errichtete Strukturen. Es ist vielmehr eine kritische Auseinandersetzung mit einer heroischen Geschichte, in der der Wolkenkratzer lange als Inbegriff und Indiz für Fortschritt und Zukunftsoptimismus galt. So sind die künstlerischen und vor allem fotografischen Positionen zu heutigen Hochhaus-Wirklichkeiten zugleich Kommentare zu einer zusehends globalisierten und urbanisierten Welt. Zu sehen sind Werke unter anderem von Georg Aerni, Olivo Barbieri, Peter Bialobrzeski, Stéphane Couturier, Filip Dujardin, Reem Al Ghaith, Julian Opie, Mikhael Subotzky & Patrick Waterhouse, Sze Tsung Leong, Weng Fen, Yang Yongliang, Michael Wolf und Erwin Wurm.

Publikation zur Ausstellung: «Hochhaus – Wunsch und Wirklichkeit.» Texte von Karin Gimmi, Andres Janser, Andres Lepik, Kieran Long, Clifford A. Pearson, Eric Schuldenfrei und Marisa Yiu, Martino Stierli. Museum für Gestaltung Zürich (Hg.), D/E, Hatje Cantz, CHF 52. Bestellbar ab 30. August 2011 unter: http://www.museum-gestaltung.ch/e-shop.

Öffnungszeiten: Di bis So 10 – 17 Uhr, Mittwoch 10 – 20 Uhr

Hochhaus – Wunsch und Wirklichkeit
31. August 2011 bis 2. Januar 2012
Vernissage: Di 30. August 11, 19 Uhr

Museum für Gestaltung Zürich
Ausstellungsstrasse 60
CH - 8005 Zürich
0041 (0)43 446 67 67
welcome@museum-gestaltung.ch
http://www.museum-gestaltung.ch

Allerlei Zweifel in der Eifel

Wer noch immer glaubt, Liebe und Mordlust haben nichts miteinander zu tun, wird vom Leben manchmal eines Besseren belehrt. Und wenn dann auc...