Dienstag, 30. August 2011

Vom gelangweilten Prinzen

Zürich.- Barbara Frey, Intendantin des Schauspielhauses Zürich, eröffnet am 15. September, 20 Uhr, im Pfauen die neue Spielzeit mit ihrer Inszenierung von Georg Büchners „Leonce und Lena“. Am 17. September feiert Werner Schwabs „Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos“ in der Regie von Heike M. Goetze in der Box des Schiffbaus Premiere. Den Eröffnungsreigen komplettiert vom 16. bis zum 18 September das Gastspiel von Sasha Waltz' Choreographie „Impromptus“ nach der Musik von Franz Schubert in der Schiffbauhalle.

Büchners Leonce und Lena, das ist Liebesgeschichte, Gesellschaftskritik, Persiflage auf die Romantik, philosophische Erörterung und Sprachspiel – der in Zürich beerdigte Georg Büchner brachte dies 1836 alles in seiner einzigen Komödie unter. Er schrieb diese vielleicht sonderbarste Komödie der Weltliteratur 1836, zur Uraufführung gelangte sie erst 60 Jahre später.Barbara Frey eröffnet mit dem Stück am 15. September im Pfauen ihre dritte Spielzeit als Schauspielhaus- Intendantin.

Leonce, Prinz aus dem Reiche Popo, lebt in einer Welt der Dekadenz und des Müssiggangs. Ob es sich um andere Menschen, die Liebe, die Wissen- schaften oder die eigene Person handelt: Leonce leidet an existenziel- ler Langeweile. Als er auf Geheiss seines Vaters, des Königs von Popo, die Prinzessin Lena aus dem Reiche Pipi heiraten soll, ohne diese je gesehen zu haben, rafft er sich auf und flieht mit Valerio, seinem ar- beitsscheuen Gefährten, nach Italien. Unterwegs trifft er auf eine Frau, in die er sich augenblicklich verliebt. Durch eine bizarre List gelingt es Leonce, sich von seinem trotteligen Vater mit ihr verheira- ten zu lassen – um danach festzustellen, dass es sich bei seiner Ange- trauten um keine andere als Prinzessin Lena handelt.

Georg Büchner wurde 1813 in Goddelau bei Darmstadt geboren. Als Stu- dent geriet er in die revolutionären Wirren Hessens, machte sich als Herausgeber des „Hessischen Landboten“ strafbar und floh nach Strass- burg, wo er Medizin studierte. In Zürich doktorierte er und wirkte für ein halbes Jahr als Privatdozent an der neu gegründeten Universität. Eine Typhusepidemie riss ihn 1837 mit 23 Jahren aus dem Leben. Zu sei- nen Lebzeiten ohne Erfolg, wies Büchner formal und inhaltlich unter anderem dem Realismus und dem Expressionismus den Weg, vor allem auch durch seine Erzählung „Lenz“. Seine Stücke „Dantons Tod“, „Woyzeck“ und „Leonce und Lena“ beeinflussen durch ihre Radikalität das Drama bis zum heutigen Tag.

Die Intendantin Barbara Frey war nach Arbeiten u.a. am Theater Neumarkt, am Nationaltheater Mannheim und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, von 1999 bis 2001 Hausregisseurin an der Schaubühne am Lehniner Platz Berlin, 2005 bis 2008 in gleicher Funktion am Deutschen Theater Berlin. Wiederholt inszenierte sie am Theater Basel, am Bayerischen Staatsschauspiel in München („Onkel Wanja“ wurde 2004 zum Berliner Theatertreffen eingeladen), am Burgtheater Wien und bei den Salzburger Festspielen. Am Schauspielhaus Zürich führte Barbara Frey 2005 bei Ibsens „John Gabriel Borkman“ und 2007 bei Schnitzlers „Reigen“ Regie.

In ihrer ersten Spielzeit als Künstlerische Leiterin des Schauspielhauses Zürich inszenierte sie Schillers „Maria Stuart“, Shakespeares „Was ihr wollt“ sowie die Uraufführung von Lukas Bärfuss‘ Stück „Malaga“. Als Übernahmen waren ausserdem „Triumph der Liebe“ von Marivaux, „Quartett“ von Heiner Müller und das Solo „Trommel mit Mann“ zu sehen. Im Herbst 2010 eröffnete Barbara Frey Ihre zweite Spielzeit mit Marieluise Fleissers „Fegefeuer in Ingolstadt“, realisierte das Edgar Allan Poe-Projekt „A Dream Within a Dream“ und „Platonow“ von Anton Tschechow. Weiter standen Ihre Inszenierungen „Medea“ (Deutsches Theater) und „Sturm“ (Wiener Burgtheater) auf dem Spielplan des Zürcher Schauspielhauses, beide Produktionen werden auch in der neuen Spielzeit im Pfauen zu sehen sein.

www.schauspielhaus.ch

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