Mittwoch, 21. Dezember 2011

Peggy Guggenheim und die Surrealisten

Bild: Blick in die Surrealismus-Ausstellung der Fondation Beyeler in Riehen.
Foto: © Serge Hasenböhler



Riehen.-
Die Fondation Beyeler, Riehen/Basel, widmet Peggy Guggenheim einer der bedeutendsten Förderinnen und Sammlerinnen des Surrealismus, in der Ausstellung Dalí, Magritte, Miró – Surrealismus in Paris einen eigenen Raum. Hochrangige Werke sind darin enthalten – darunter L’aurore (1937) von Paul Delvaux, René Magritte, La voix des airs (1931), Yves Tanguy, Le soleil dans son écrin (1937) sowie Max Ernsts Gemälde L’antipape (1941/42), das von der Peggy Guggenheim Collection in Venedig kaum mehr ausgeliehen wird. Neben Objekten und Fotografien sind auch die legendären Ohrringe, die Peggy Guggenheim zur Eröffnung ihres Galerie-Museums «Art of This Century» in New York getragen hat, in der Ausstellung zu sehen. Zwei ungleiche Ohrringe, eine winzige Landschaft von Yves Tanguy und ein Mobile von Alexander Calder – sie wollte damit betonen, dass sie «die surrealistische und die abstrakte Kunst gleichermassen schätzt».

Die Präsentation der Werke in der Fondation Beyeler erinnert an die historische Ausstellungsarchitektur von Friedrich Kiesler und verdichtet die Zeit des New Yorker Exils der Pariser Surrealisten während des Zweiten Weltkrieges. Die wesentlichen Aspekte der privaten Inszenierung surrealistischer Kunst werden erfahrbar, als eine Besonderheit der Ausstellung.

Peggy Guggenheim wurde am 26. August 1898 in New York als Tochter von Benjamin Guggenheim und Florette Seligman geboren. Beide Elternteile waren vermögend, die Mutter kam aus einer bedeutenden Bankiersfamilie, und das Familienvermögen des Vaters ging auf den Bergbau und das Schmelzen von Metallen zurück. Mit Anfang zwanzig arbeitete Peggy in einer Buchhandlung und knüpfte dadurch Freundschaften in Intellektuellen- und Künstlerkreisen. So lernte sie auch ihren ersten Ehemann, den Schriftsteller und dadaistischen Künstler Laurence Vail, kennen, den sie 1922 in Paris heiratete.

Durch ihre Reise nach Europa verkehrte Peggy Guggenheim alsbald in den Pariser Bohemekreisen und machte die Bekanntschaft mit Künstlern wie Constantin Brancusi, Djuna Barnes und Marcel Duchamp, mit denen sie ein Leben lang befreundet blieb. Marcel Duchamp stellte ihr zahlreiche Künstler vor und führte sie näher an die abstrakte und die surrealistische Kunst heran. Mit 40 Jahren eröffnete sie 1938 ihre erste Galerie in London, die «Guggenheim Jeune».

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges floh Peggy Guggenheim in ihre Geburtsstadt New York, zusammen mit Max Ernst, den sie ein paar Monate später heiratete. Sie ermöglichte André Breton, Yves Tanguy und anderen Künstlern die Überfahrt nach Amerika, womit die Zeit des New Yorker Exils der Pariser Surrealisten ihren Anfang nahm.

1942 eröffnete sie in New York, in der West 57th Street 30, ihr Galerie-Museum «Art of This Century». Dort zeigte sie in zwei Raumensembles ihre Bestände an surrealistischen und abstrakten Werken. Dieser legendäre Ausstellungsort beeinflusste die Entwicklung der Nachkriegskunst und in erster Linie diejenige des amerikanischen Abstrakten Expressionismus, dessen Hauptvertreter Jackson Pollock war.

1943 trennten sich Max Ernst und Peggy Guggenheim, und auch André Breton überwarf sich mit ihr. Peggy Guggenheim verstarb im Alter von 81 Jahren im Dezember 1979.


Weiterführende Informationen:

Katalogtext: Philip Rylands, Die Sammlung Peggy Guggenheim. Peggy Guggenheim als Mäzenin des Surrealismus. In: Surrealismus in Paris, Ausstellungskatalog, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern,
in einer deutschen und englischen Ausgabe, ISBN: 978-3-905632-90-3, 68,00 CHF.

Ausstellungen: Dalí, Magritte, Miró – Surrealismus in Paris (bis 29. Januar 2012) und Louise Bourgeois (bis 8. Januar 2012).

Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: Täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr

Peggy Guggenheim und die Surrealisten
Mäzenin, Sammlerin und Förderin der Surrealisten

Fondation Beyeler,
Beyeler Museum AG,
Baselstrasse 77,
CH-4125 Riehen
www.fondationbeyeler.ch

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