© Martial Leiter, «Le raid», 1992. Sammlung Karikaturen & Cartoons, Basel |
Seit 1974 veröffentlichte er seine akribisch schraffierten, souveränen Beobachtungen des Weltgeschehens in angesehenen Zeitungen wie «NZZ», «Tages-Anzeiger», «Weltwoche», «Wochenzeitung», «Die Zeit» (D) und «Le Monde» (F). Parallel dazu publiziert er Bücher und zeigt seine freien Arbeiten. Über achtzig Einzelausstellungen im In- und Ausland haben die kritischen Satiren Leiters präsentiert.
Immer etwas sperrig und eher düster, hat Leiter es sich und seinem Publikum mit seinen Pressezeichnungen nie leicht gemacht. Das Ziel seines schwarzen Humors, der die Schärfe seiner Analysen überhaupt erst erträglich macht, ist nicht die schnelle Pointe – Leiter versteht sich auf den nachhaltigen zeichnerischen Schlag in die Magengrube. Seine spitzen Kommentare hieven das Tagesgeschehen auf eine universale Ebene und kennen deshalb kein Verfallsdatum. Auch frühe Arbeiten wirken noch heute nicht nur durch ihre aussergewöhnliche zeichnerische Qualität frisch und kraftvoll, sondern auch dank Leiters Suche nach den Zusammenhängen hinter den Aktualitäten. Sein grosses Werk gleicht einer Landkarte des Traurigen, auf der sich die Absurdität des Kriegs, die Verstrickung von Geld und Macht und die Beziehung von Mensch und Maschine als unheimliche Nachbarschaften abbilden.
Seit den 1990er-Jahren widmet sich Martial Leiter vorwiegend freien künstlerischen Arbeiten, in denen er die Fragilität, die Unberechenbarkeit und die Endlichkeit des Lebens in grossformatigen Tuschzeichnungen von Schlachtfeldern oder Installationen mit Vogelscheuchen thematisiert. Der Verzicht auf Farbe ist auch das Hauptmerkmal der freien Werke des Westschweizers, in denen jedoch die klaren und kontrollierten Schraffuren der Pressezeichnungen einem ungestümen und ausholenden Pinselstrich Platz machen.
Der bittere Humor der Totentänze, in denen der Tod jederzeit alle – ungeachtet ihres Alters oder Standes – abholen kann, hat ihn zu einem zeitgenössischen Totentanz inspiriert. Dieser dokumentiert den aktuellen Stand seiner künstlerischen Arbeit und schafft einen Bezug zum Ausstellungsort Basel und dessen bedeutendem Totentanz. Von der Hand eines reifen, eigenwilligen und menschlich wie politisch engagierten Zeichners in der Tradition von Künstlern wie Goya und Käthe Kollwitz ist eine grossformatige Totentanz-Werkgruppe entstanden, der das Cartoonmuseum Basel einen ganzen Raum widmet.
Die Ausstellung in Basel wird neben Begleitveranstaltungen zur Arbeit von Martial Leiter auch die Tradition des Totentanzes in einer Kooperation mit dem Historischen Museum Basel und mit speziellen Führungen zum Basler Totentanz in den Mittelpunkt setzen.
Martial Leiter, geboren 1952 in Fleurier, Val de Travers lebt heute als Zeichner in Lausanne. Der Jurassier absolvierte an der technischen Schule in Couvet NE eine Ausbildung zum Maschinenbauzeichner. Mit der «seriösen» Berufs- statt einer Kunstausbildung kam er einem Wunsch seiner von der Uhrmacherregion geprägten Eltern nach, denen ein künstlerischer Berufsweg zu unsicher war. Doch seine Begeisterung und sein Interesse für die Kunst und im Besonderen für das Schaffen der Künstler Goya, Klee und Picasso führten ihn auch ohne Ausbildung an einer Kunsthochschule zum eigenständigen Schaffen. Möglicherweise hat die fehlende akademische Schulung die Suche Martial Leiters nach seinem eigenen Zeichenstil sogar begünstigt.
Bereits in den frühen 1970er-Jahren beginnt Leiter für die Presse zu zeichnen, zunächst in der Westschweiz, später auch in der Deutschschweiz für Zeitungen wie «NZZ», «Tages-Anzeiger», «Weltwoche», «Wochenzeitung». Im Ausland veröffentlichen «Die Zeit» (D) und «Le Monde» (F) seine Pressezeichnungen. Seit den 1990er-Jahren widmet sich Martial Leiter zunehmend der freien Kunst. Neben Arbeiten mit Tusche und Kohle entstehen auch Kaltnadelradierungen. Aktuell widmet er sich verstärkt grossformatigen Inszenierungen und Objekten.
Am Théâtre Populaire Romand in La Chaux-de-Fonds war er unter anderem für die Inszenierungen von Samuel Becketts «Warten auf Godot» (1986 und 1999) und «Der Macher» von Balzac verantwortlich. Grosse Beachtung erzeugte im Jahr 2005 seine Kunstinstallation von überlebensgrossen Vogelscheuchen auf einem freien Feld im Val-de-Ruz im Neuenburger Jura. Die hundert eindrucksvollen Figuren mit weissen Vogelmasken über schwarzen Umhängen wirkten je nach Jahreszeit und Witterung beängstigend oder verspielt. Die disparate Stimmung und das Spiel mit Abstossung und Anziehung finden sich auch bei Martial Leiters Totentanz wieder.
Öffnungszeiten: Di bis Fr 14 - 18 Uhr, Sa und So 11 - 18 Uhr
Martial Leiter - Totentanz und Weltenlauf
Satirische Zeichnungen
10. März bis 17. Juni 2012
Cartoon Museum Basel
St. Alban-Vorstadt 28
CH - 4052 Basel
0041 (0)61 22633-60
0041 (0)61 22633-61
info@cartoonmuseum.ch
http://www.cartoonmuseum.ch
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