Basel.- Zur Eröffnung der Saison 2012/13 der Allgemeinen Musikgesellschaft Basel (AMG) gastiert das London Symphony Orchestra unter der Leitung von Michael Tilson Thomas mit dem Solisten Emanuel Ax im Stadtcasino. Im Reigen der bedeutenden Klangkörper an der Themse konnte das „LSO“ stets einen privilegierten Platz behaupten. Stolz ist das Orchester – darin den philharmonischen Kollegen in Berlin und Wien folgend – auf seine Unabhängigkeit in allen Fragen der Selbstverwaltung. Ein wichtiges Anliegen ist ihm auch die einer Weltmetropole angemessene Öffnung zu den oft geringer geschätzten, doch existenzsichernden Bereichen Musical, Film und Rock. Grosse Popularität geniesst vor allem die Reihe Classic Rocks.
Das 1904 gegründete und seit 1982 im Barbican Centre beheimatete Orchester wählte sich stets führende Dirigenten in die Chefposition – zuletzt André Previn (ab 1968), Claudio Abbado (ab 1979), Michael Tilson Thomas (ab 1988), Sir Colin Davis (ab 1995) und Valery Gergiev (ab 2007). Enge Kontakte unterhielt es, neben vielen anderen Koryphäen, etwa auch zu Pierre Boulez, der wichtige Werke der Moderne erschloss.
In den 1960ern erregte eine furiose Platteneinspielung einiges Aufsehen. Zwei blutjunge Pianisten liessen sich, vom Komponisten selbst instruiert, mit der Klavier-Ersteinspielung von Strawinskys wildem Sacre-Ballett hören. Einer der beiden Tastenkünstler: Michael Tilson Thomas, 1944 in Los Angeles geboren und hier zum vielseitigen Musiker ausgebildet. Heute lebt der bald Erfolgreiche in San Francisco, wo er seit 1994 als Chef des San Francisco Symphony Orchestra amtiert. Zum Wanderer zwischen den Kontinenten wurde „MTT“ vor allem, als er nach seiner Chefdirigentenzeit beim London Symphony Orchestra (1988-1995) an der Themse die Position eines Ersten Gastdirigenten beibehielt. In dieser Funktion tourt er derzeit durch wichtige Musikstädte Europas.
Fast 20 Jahre ist es her, dass Emanuel Ax das Basler AMG-Publikum mit Liszts Es-Dur-Klavierkonzert beeindruckte. 1949 in der heute ukrainischen Stadt Lwiw (Lemberg) als Kind polnischer Eltern geboren, erfuhr der hochbegabte Jugendliche seine Ausbildung vor allem in Warschau und New York (Juilliard School). Prägend wurden für Ax die künstlerischen Kontakte zu grossen Kollegen wie den Geigern Isaac Stern und Itzhak Perlman, dem Cellisten Yo-yo Ma oder dem Pianisten und zeitweiligen Duopartner Yefim Bronfman. Einer der begehrten Grammy Awards wurde dem in New York lebenden und selbst an der Juilliard School lehrenden Pianisten für seine Einspielungen Haydnscher Klaviersonaten zugesprochen.
Über Klavierwerke, Kammermusik und Orchesterserenaden bahnte sich Brahms den Weg zum Konzert und zur Sinfonie. Aus Entwürfen für zwei Klaviere bzw. für Orchester erwuchs nach jahrelanger Arbeit das d-Moll-Klavierkonzert op. 15. Dass der Entwurf zu einem düsteren langsamen Konzertsatz viel später ins Deutsche Requiem von 1868 Eingang finden konnte (Satz 2: „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras …“), zeugt von der Vielgestaltigkeit der Brahmsschen Ansätze. Der Misserfolg der Leipziger Uraufführung vermochte den erst 26jährigen Komponisten jedoch nicht zu erschüttern:
Trotzalledem wird das Konzert noch einmal gefallen, wenn ich seinen Körperbau gebessert habe, und ein zweites soll schon anders lauten ...
Fraglos wirkte sich Berlioz‘ leidenschaftliche Liebe zur Schauspielerin Harriet Smithson auf das emotionale Klima seiner neuartigen Sinfonie aus. Der 26jährige Komponist hielt für die ersten Aufführungen gedruckte programmatische Kommentare für erforderlich, dazu bestimmt, die einzelnen Musikstücke zu begleiten, um ihren Charakter und Ausdruck zu erläutern (Berlioz). Der Erfolg der Pariser Premiere im Jahr 1830 überstieg alle Erwartungen: "Ich hatte rasenden Erfolg. Die Symphonie fantastique wurde mit Geschrei und Getrampel aufgenommen; die ‚Marche au supplice‘ wurde da capo verlangt; der ‚Sabbat‘ hat alles mit fortgerissen durch seine satanische Wirkung".
Mo 10.09.2012 19.30 Uhr
AMG World Orchestras
Musiksaal, Stadtcasino
London Symphony Orchestra
Michael Tilson Thomas, Leitung
Emanuel Ax, Klavier
Johannes Brahms: Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 15
Hector Berlioz: Symphonie fantastique op. 14
Vorverkauf: Konzertgesellschaft Tickets, Steinenberg 14 (Stadtcasino), 4051 Basel
Tel. +41 (0)61 273 73 73, und über www.konzerte-basel.ch
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