Straßburg.- Erstmals seit großen Retrospektive, die das Pariser Centre Pompidou
Annette Messager 2007 widmete, ist Annette Messager wieder mit einer
Einzelausstellung in einem französischen Museum zu sehen. Unter dem
Titel „Schwarze Kontinente" vereint die laufende Schau im Straßburger Museum für moderne und zeitgenössische Kunst zwischen 2010 und 2012
entstandene Werke, die meisten von ihnen sind erstmals öffentlich zu
sehen. Die 1943 geborene Künstlerin gilt als eine herausragende Figur
der internationalen zeitgenössischen Kunstszene. 2005 wurde sie bei der
Biennale von Venedig, wo sie Frankreich vertrat, mit dem Goldenen Löwen
geehrt.
In 40 Jahren schuf Annette Messager ein singuläres Oeuvre. Ihre
Installationen, die den handwerklichen Charakter nicht verbergen und
oft an Kinderspielzeug erinnern, gestaltet diese Sammlerin aus so
unterschiedlichen Alltagsobjekten wie Fotografien, Zeichnungen,
Stickereien, Serienartikeln oder auch Tierpräparaten. Ihre immer auch
humorvollen Arbeiten zeugen von der Faszination der Künstlerin für Art
Brut, zelebrieren die Frau, selbst in ihren banalsten
Alltagsverrichtungen und spiegeln die Welt anhand ihrer materiellen
Zeugnisse mit geradezu ethnologischem Blick.
Düstere raumgreifende Installationen
sind seit 2001 im Schaffen der Künstlerin präsent. Von merkwürdigen
Mechanismen angetriebene, zerstückelte und ausgerenkte Körper verstehen
sich als Metaphern existenzieller Brüche. Ihre Arbeiten weisen Bezüge zu
Theater, existenziellem Film sowie Märchen und Sagen auf. So dient
beispielsweise Pinocchio als roter Faden der für die Biennale von
Venedig entstandenen dreiteiligen Installation „Casino“.
Von Annette Messagers jüngsten Werken
geht eine beklemmende Weltuntergangsstimmung aus. Versteinerte und
verbrannte Miniaturüberbleibsel postapokalyptischer Stadtlandschaften
schweben – zu fliegenden Inseln verklebt – im Raum oder legen sich wie
erstickende Hüllen über die letzten Reste von Leben. Messager setzt sich
hier mit den Pathologien der modernen Welt auseinander und inszeniert
sie in der Sprache von Fantasy und Sciencefiction. In diesen wie
philosophische Erzählungen und politische Fabeln konzipierten Werken
hallen Anklänge an Swifts „Gulliver“ wider. Gemildert wird die Tragik
der Aussage durch die Messagers Werken eigene spielerische, mitunter
auch ironische Anmutung. Kindheitsassoziationen halten das Entsetzen auf
Abstand.
Der in engem Dialog mit der Künstlerin
gestaltete Parcours umfasst rund 20 Werke, darunter drei monumentale
Installationen, aber auch kleinformatige Arbeiten, wie die
Fischernetz-Worte, Skulpturen und Zeichnungen.
Kuratorin der Ausstellung: Joëlle Pijaudier-Cabot, Direktorin der Museen der Stadt Straßburg.
Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 10 bis 18 Uhr
Geschlossen am Montag
Annette Messager: Schwarze Kontinente
13. Oktober bis 3. Februar 2013
Museum für moderne und zeitgenössische Kunst
1, place Hans Jean Arp
Straßburg
Tel.: +33/(0)3 88 23 31 31
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