Bertolt Brechts „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ entstand während der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929/30. Nach einer ausführlichen Beschäftigung mit dem „Kapital“ von Karl Marx, zeigt der Autor in der „Hl. Johanna“ auf, wie die Mechanismen des Marktes das Leben und Sterben aller beteiligten Figuren bestimmen. Die Schilderungen der Spekulation und die Konfrontation unterschiedlichster Interessen im Stück sind in weiten Teilen auf die aktuelle Situation der heutigen Märkte übertragbar und beleuchten die momentane Krise mit historischem Blick.Infos kurz
Pierpont Mauler, Chicagos Fleischkönig, verkauft seinen Anteil am gemeinsamen Geschäft an seinen Kompagnon Cridle, angeblich aus Überdruss an der Tötung von Tieren, tatsächlich aber deshalb, weil seine New Yorker Börsenfreunde ihm in einem Insidertipp zu diesem Schritt geraten haben. Cridle verknüpft mit dem Kauf die Bedingung, dass vorher auch ihr größter Konkurrent Lennox bankrott geht, was auch bald geschieht.
Die „Soldaten Gottes“ unter dem Kommando von Johanna Dark, eine Parodie Brechts auf die Heilsarmee, können das durch die Wirtschaftskrise (es ist viel zu viel Fleisch auf dem Markt, für das es keine Käufer gibt) größer werdende Elend der Arbeitslosen nicht mehr mit Suppe, Musik und frommen Worten aufhalten. Daher bittet Johanna Dark ausgerechnet Pierpont Mauler um Hilfe für die Armen und bemüht sich, die Seele dieses Fleischmoguls zu erwecken – im festen Glauben an das Gute in jedem Menschen, auch in diesem Ausbeuter, der mit seinem Börsenmanöver Millionen verdienen will.
Die Figur der heiligen Johanna zeigt viele Parallelen zu der historisch-mystischen Figur Jeanne d'Arc. Auch finden sich im Text zahlreiche Anspielungen auf die Bearbeitungen des Jeanne-d´Arc-Stoffes von Friedrich Schiller („Die Jungfrau von Orleans“) und George Bernard Shaw („Die Heilige Johanna“). Brechts Johanna begreift zu spät, dass Maulers erneute Monopolstellung, diesmal als Eigentümer der Rinder, die Not durch den Verdrängungswettbewerb gegen dessen Konkurrenten und den Ruin des Systems, den er verursacht, sehr schnell wieder vergrößern wird. Nun bietet sie den Arbeitern ihre volle Unterstützung an. Doch als zum Generalstreik aufgerufen wird, verrät Johanna ihre Verbündeten, da sie den irreführenden Meldungen der Medien glaubt und noch Skrupel gegenüber der Gewalt hat, zu der in einem Schreiben, das sie weiterleiten soll, aufgefordert wird.
Die heilige Johanna der Schlachthöfe
Schauspiel von Bertolt Brecht
Premiere: 17. April und 18. April 2009, 19.30 Uhr, Großes Haus–Hinterbühne
Regie Christoph Frick
Bühne Simeon Meier
Kostüme Birgit Holzwarth
Musik Malte Preuß
Dramaturgie Carolin Hochleichter
Johanna Dark Charlotte Müller
Pierpont Mauler Johanna Eiworth
Sullivan Slift Ben Daniel Jöhnk
Cridle Martin Weigel
Graham Albert Friedl
Paulus Snyder André Benndorff
Gloomb Jens Bohnsack
Frau Luckerniddle Uta Krause
Die Viehzüchter Ullo von Peinen, Frank Albrecht
Soldaten Gottes Malte Preuss, Falko Gottsberg-Jakobs
Weitere Vorstellungen im Großen Haus-Hinterbühne
Sa 25.04. 19.30 Uhr Mi 13.05. 19.30 Uhr
Sa 02.05. 19.30 Uhr Sa 16.05 19.30 Uhr
Fr 08.05. 19.30 Uhr Do 21.05. 19.30 Uhr
So 10.05. 19.30 Uhr Sa 23.05. 19.30 Uhr
Di 12.05. 19.30 Uhr Do 28.05. 19.30 Uhr
Weitere Vorstellungen bis Ende Juli 2009 sind in Planung.
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