Basel.- Als Weltreisender mit Hang zum Abenteuer erlangte der Schweizer Maler Frank Buchser Berühmtheit. Vom 6. Juni bis 13. September erinnert das Kunstmuseum Basel mit einer Ausstellung von Fotografien aus dem Nachlass Buchsers an die Sehnsuchtswelten des Künstlers.
Erste Erfolge feierte Buchser in Spanien, wo er nach Studienaufenthalten in Paris und Rom über ein halbes Jahr verbrachte. Seitdem führte er ein unstetes Wanderleben im Zeichen der Kunst. Oftmals verlegte er für Monate oder gar Jahre seinen Lebensmittelpunkt in andere Länder, ohne jedoch die Bindung an die Schweizer Heimat aufzugeben. Typische Sehnsuchtziele damaliger Künstler wie Frankreich und Italien besuchte er ebenso wie England, Marokko und Griechenland. Seine weiteste Reise führte ihn zwischen 1866 und 1871 in die USA.
Unter den mannigfaltigen Eindrücken aus aller Welt entwickelte sich Buchsers reges Schaffen hin zu einer eklektizistischen Vielseitigkeit und stilistischen Bandbreite. Vor allem die weniger dem Marktgängigen verpflichteten Ölskizzen erweisen die Begabung des Künstlers, eingehend beobachtete Momentaufnahmen temperamentvoll mit raschem Strich sowie sicherem Instinkt für Farbe und Lichtführung festzuhalten.
Kaum bekannt ist, dass Buchser neben der Arbeit nach dem Modell und in freier Natur auch Photographien heranzog. Etwa 200 vom Künstler erworbene Aufnahmen gelangten 1896 zusammen mit dem nachgelassenen Studienmaterial in die Sammlung des Kupferstichkabinetts im Basler Kunstmuseum. Seinerzeit wurden die Blätter als dokumentarischer Anhang zu Buchsers Nachlass aufgefasst, was dem Rang der darunter befindlichen Meisterwerke keineswegs entsprach. Im Dialog mit Zeichnungen, Ölskizzen und Gemälden von Buchser ist dieser bedeutende Sammlungskomplex nun erstmals öffentlich zu sehen.
Reich vertreten sind Ansichten der römischen Campagna mit Landschaften, Impressionen aus dem bäuerlichen Leben und Tierbildern. Viele dieser Werke stammen noch aus der Ära des Papiernegativs und bestechen durch malerische Unschärfen, andere gehen auf die zweite Generation römischer Photographen zurück, welche das Glasnegativ mit seinem unübertroffenen Detailreichtum bevorzugten. Die Doppelnatur der Abzüge als Vorlagen für Künstler einerseits und eigenständige Kunstwerke andererseits ist in der Gegenüberstellung mit Bildern von der Hand Buchsers anschaulich nachvollziehbar.
Ganz anderen Charakters präsentieren sich die Photographien, die Buchser aus den USA mitbrachte. Das Ziel dieser Reise waren Vorarbeiten zu einem – letztlich nie realisierten – Monumentalgemälde für das Berner Bundeshaus zum Thema des Amerikanischen Sezessionskriegs. Mit Hilfe photographischer Abzüge verschaffte sich der Künstler eine Vorstellung von den bedeutendsten Schauplätzen und Protagonisten der 1865 beendeten Kämpfe, deren Ausgang in der Schweiz als Bestätigung der republikanischen Idee gefeiert wurde. Grosse Auswahl an Bildmaterial herrschte dank der Arbeit zahlreicher Photographen auf dem Felde, wodurch die Kriegsberichterstattung eine für die damalige Zeit völlig neue, öffentlichkeitswirksame Qualität erhalten hatte. Neben dem dokumentarischen Aspekt beeindruckt der hohe technische und ästhetische Anspruch der Aufnahmen, die etwa den folgenschweren Atlanta-Feldzug in den Blick nehmen.
Besonders enge Beziehungen zwischen Buchsers eigenem Werk und den Abzügen aus seinem Besitz finden sich bei den Bildern aus dem Englischen Seebad und Fischerort Scarborough, wo der Künstler seine Studien um photographierte Hafen- und Strandszenen ergänzte. Freilich hielt sich der Künstler nicht sklavisch an das Anschauungsmaterial aus der Dunkelkammer, sondern er transformierte die Darstellungen nach seinen Wünschen. So nutzte er beispielsweise die Photographie eines distinguierten Herren mit Melone und Spazierstock, um einem Fischermädchen an der Küste Gestalt zu verleihen.
Zu Buchsers differenziertem Umgang mit dem Medium der Photographie gehört auch, dass grosse Teile seines Schaffens keinerlei Einfluss derartiger Abbilder erkennen lassen. Diese Werkkomplexe, zu denen die Arbeiten mit Schweizer Motiven gehören, werden entsprechend ausgeklammert. Die vollständig aus den Beständen des Kupferstichkabinetts beziehungsweise des Kunstmuseums Basel bestückte Ausstellung zeigt vielmehr eine repräsentative Auswahl zu den angesprochenen Bildgruppen aus Italien, Nordamerika und England. Die anlässlich der Ausstellung erscheinende Publikation erschliesst sämtliche aus Buchsers Eigentum überkommenen Abzüge in ihrer Rolle als Hilfsmittel des Malers und gleichermassen in ihren eigenen künstlerischen Qualitäten.
Katalog: Gudula Metze: Von Arkadien bis Atlanta. Photographien aus dem Nachlass von Frank Buchser (1828–1890), Bielefeld/Leipzig: Kerber Verlag 2009, 160 Seiten
Abbildung: John Inskip: Segelschiffe im Hafen von Scarborough. Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett
Öffnungszeiten: Di bis So 9 - 19 Uhr
Von Arkadien bis Atlanta
Photographien aus dem Nachlass von Frank Buchser (1828–1890)
6. Juni bis 13. September 2009, Zwischengeschoss
Kunstmuseum Basel
St. Alban-Graben 16
CH - 4010 Basel
0041 (0)61 20662-62
http://www.kunstmuseumbasel.ch
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