Zürich.- Mit der Ausstellung "Auto-Tracking-Auto-Tracking" kehrt Tris Vonna-Michell (geb. 1982) am 6. Juni in die Kunsthalle Zürich zurück, wo er bereits im Frühjahr 2008 mit einer Einzelausstellung zu sehen war. In seiner zweiten Ausstellung in Zürich wird er die im vergangenen Jahr konzipierte Installation "Auto-Tracking" (2008) der gleichnamigen Ausstellung wieder aufnehmen und sie mit jüngsten Arbeiten, die im Kontext der Stadt Detroit entstanden sind, und den damit zusammenhängenden und derweil stark verzweigten Erzählungen in einer neuen Präsentation zusammenführen und erweitern. Die Arbeiten sind bis 16. August zu sehen.
Grundlage für die Arbeit "Auto-Tracking" bildet Vonna-Michells Aufenthalt in Detroit im Dezember 2007. Auslöser für die Reise war ein auf den ersten Blick unscheinbarer Fund des Künstlers in einem wohltätigen Gebrauchtwarenladen in Southend: VHS-Bänder alter Robo-Cop-Filme. Die düsteren Science-Fiction- und brutalen Action-Thriller zeichnen ein korruptes, kriminelles Detroit in dystopischer Zukunft. In Detroit selber traf Vonna-Michell auf eine ikonische Ruine der modernen Industrialisierung. Die expandierende Metropole der 1920er Jahre, ehemaliges Sinnbild des amerikanischen Wachstums als "Motor-City", ist zur schrumpfenden Stadt geworden. Zurückgekehrt ist Vonna-Michell mit Bildern von verlassenen Stadtteilen, Gebäuden, Stadtansichten und städtischen Soundscapes.
In der Installation "Auto-Tracking" hat Vonna-Michell diese Bildmaterialien zu einer Geschichte zusammengetragen, in der sich mehrere Narrationsstränge miteinander verknüpfen: Er erzählte Geschichten und die Geschichte von Orten schlechthin, sowie von Personen und Gegenständen und kreierte damit eine Realität, die historische Fakten und Fiktionen in eine Vielzahl möglicher Erzählungen verwob. Die zweiteilige Installation bestand zum einen aus einer Telefonstation, über die Vonna-Michell in einem intimen Dialog direkt mit den Besuchern in Kontakt trat und anhand speziell ausgewählter Bilder, auf einem Tisch ausgebreitet, die Narration in atemberaubend schneller Sprechperformance mündlich weiterentwickelte. Zum anderen befand sich eine fast identische Installations- Anordnung in einem anderen Raum der Kunsthalle, in welchem die eingegangenen Anrufe archivarisch gesammelt wurden.
Von der Installation "Auto-Tracking" ausgehend, führt Vonna-Michell in "Auto-Tracking-Auto-Tracking" die unterschiedlichen von Detroit handelnden Erzählstränge seiner jüngsten Arbeiten mit dem älteren Material zu einer finalen Konklusion zusammen: Er verwebt die für die 5. Berlin Biennale konzipierte Arbeit "Studio A" (2008), die in adaptierter Form im GAMeC – Gallerie d’Arte Moderna e Contemporanea di Bergamo parallel zur Ausstellung in der Kunsthalle Zürich zu sehen sein wird, die daraus entsprungene Arbeit "Auto-Reverse" (2009), präsentiert zu Jahresbeginn im MOCA – Museum of Contemporary Art Detroit, sowie eine eigens für die Tate Triennale 2009 konzeptualisierte Arbeit und eine letztjährige Performance in der Tate Britain.
Mit seinem Bilderkosmos und der Verknüpfung mannigfaltiger Geschichten – einige persönlich, andere angeeignet, manche über Detroit, andere nicht – greift Vonna-Michell die Tradition der "Oral History" auf und lässt Geschichte und Geschichten, Realität und Fiktion um Detroit aufeinander treffen und hinterfragt nicht zuletzt, wie Geschichte überliefert wird, welche Fakten und Artefakte dem Wahrheitsgehalt von Historie dienen und welche Rolle das Individuum mit seinen Emotionen und seinem Intellekt in der Produktion und Rezeption von Geschichte einnimmt. Mit der Rückkehr Tris Vonna-Michells verfolgt die Kunsthalle Zürich die Absicht, junge Künstler in ihrem Schaffen zu begleiten und vertieft das Projekt, über einen längeren Zeitraum mit einen Künstler im Dialog zu stehen.
Der Katalog zu beiden Ausstellungsprojekten in der Kunsthalle Zürich entsteht für Herbst 2009 in Zusammenarbeit mit GAMeC – Galleria d’Arte Moderna e Contemporanea di Bergamo. Er umfasst zahlreiche Abbildungen und Texte des Künstlers, ein Gespräch zwischen dem Künstler, Alessandro Rabottini und Beatrix Ruf sowie einen Text von Ara Merjian. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein 12” Vinyl-Audioträger in limitierter Auflage mit ausgewählten Detroit-Erzählungen von Tris Vonna-Michell in Zusammenarbeit mit GAMeC – Galleria d’Arte Moderna e Contemporanea di Bergamo.
Auto-Tracking: Ongoing Segments, 2008. Performance in der Galerie Jan Mot, Brüssel. Courtesy Jan Mot, Brüssel; © Filip Vanzieleghem
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 12 - 18 Uhr, Donnerstag 12 - 20 Uhr, Sa und So 11 - 17 Uhr, Montag geschlossen.
Auto-Tracking-Auto-Tracking
8. Juni bis 16. August 2009
Eröffnung: So 7. Juni, 17 Uhr
Kunsthalle Zürich
Limmatstrasse 270
CH - 8005 Zürich
0041 (0)44 272 15 15
info@kunsthallezurich.ch
http://www.kunsthallezurich.ch
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