Mittwoch, 6. Januar 2010

Spuck kommt für Spoerli

Foto: Christian Spuck; Quelle: Staatstheater Stuttgart

Zürich.- Der Choreograf Christian Spuck (40), der seit 2001 als Hauschoreograf am Stuttgarter Ballett engagiert ist, wird mit Beginn der Spielzeit 2012/13 neuer Ballettdirektor am Opernhaus Zürich. Er wird die Nachfolge von Heinz Spoerli antreten, der das Zürcher Ballett dann sechzehn Jahre lang erfolgreich geleitet und zu internationalem Ansehen geführt hat. Christian Spuck wird - ebenso wie der designierte Intendant Andreas Homoki und der designierte Generalmusikdirektor Fabio Luisi - für fünf Jahre ans Zürcher Opernhaus verpflichtet.

Andreas Homoki, designierter Intendant des Opernhauses Zürich ab der Spielzeit 2012/13: „Christian Spuck ist aufgrund seiner durch das Klassische Ballett geprägten künstlerischen Biografie einer der ganz wenigen jungen Choreografen, welche die nötigen Voraussetzungen mitbringen, um eine so traditionsreiche Compagnie wie das Zürcher Ballett zu führen. Ganz besonders schätze ich seinen – bei aller Perfektion – immer humorvollen Zugriff auf das klassische Ballettvokabular. Seine Ballette sind in jedem Moment spannendstes Musiktheater. Aber das Wichtigste: Christian ist ein virtuoser Geschichtenerzähler. Mit seiner Berufung ist mein künstlerisches Leitungsteam endlich komplett, und ich freue mich sehr auf eine spannende Zusammenarbeit.“

Christian Spucks (40) Reaktion: „Ich freue mich sehr über die grosse Verantwortung und Berufung, das Zürcher Ballett ab 2012/2013 zu leiten. Neben der Pflege des Repertoires möchte ich mit Uraufführungen wichtiger Choreografen Akzente setzen und bin gespannt darauf, mit einer technisch wie darstellerisch starken Compagnie und dem Junior Ballett meine Arbeit als Choreograf fort zu führen

Über die geplante fünfjährige Zusammenarbeit mit dem Intendanten Andreas Homoki bin ich hocherfreut. Gemeinsam mit Ihm möchte ich das Zürcher Ballett weiter aufbauen und unsere Begeisterung für spannendes Ballett und Musiktheater mit dem Zürcher Publikum teilen. Ich freue mich auf eine aufregende Zeit in Zürich.“

Christian Spuck choreographiert seit 1998 für das Stuttgarter Ballett und zahlreiche weitere Compagnien in Deutschland, Europa und Nordamerika. Im Juni 2001 ernannte Ballettintendant Reid Anderson den gebürtigen Hauschoreographen. Seit 1998 hat Christian Spuck vierzehn Uraufführungen für das Stuttgarter Ballett geschaffen, darunter zwei abendfüllende Handlungsballette. Er trägt mit seinem Werk maßgeblich zur Ausformung des modernen Profils der Compagnie bei. Choreographien von Christian Spuck werden weltweit von renommierten Ballettensembles und bekannten Stars des klassischen Balletts getanzt.

Spuck erhielt seine tänzerische Ausbildung an der John Cranko Schule in Stuttgart, wo er 1993 seinen Abschluss machte. Als Tänzer arbeitete er mit Jan Lauwers’ Needcompany und mit Anne Teresa de Keersmakers Ensemble ROSAS bevor er 1995 Mitglied des Stuttgarter Balletts wurde. Von 1994 bis 1996 war Christian Spuck als choreographischer Assistent von Marco Santi. Für die Reihe „Junge Choreographen“ der Stuttgarter Noverre-Gesellschaft erarbeitete Christian Spuck 1996 seine erste eigene Choreographie, Duo/Towards The Night, der anschließend sowohl beim Stuttgarter Ballett als auch beim Ballett der Deutschen Oper Berlin ins Repertoire aufgenommen wurde. Für die Noverre- Gesellschaft folgten Songs From A Secret Garden (1997) und amores 1 (1999). 1998 choreographierte Christian Spuck seine erste Uraufführung beim Stuttgarter Ballett: Passacaglia.

Seitdem hat er elf weitere Ballette für diese Compagnie choreographiert, darunter die groß besetzten und sehr erfolgreichen Ballette dos amores und das siebte blau. Christian Spucks hohe Musikalität, sein souveräner Umgang mit dem Raum, seine stilsichere Inszenierungskunst und seine Fähigkeit, mit großen Besetzungen zu arbeiten, verlangen geradezu nach dem erzählenden, abendfüllenden Format. Sein erstes großes Handlungsballett schuf Christian Spuck ebenfalls für das Stuttgarter Ballett: Lulu. Eine Monstretragödie, nach dem Schauspiel von Frank Wedekind, erlebte seine umjubelte Uraufführung im Dezember 2003 auf der Bühne des Stuttgarter wiederaufgenommen und bei den Maifestspielen in Wiesbaden aufgeführt.

Am 7. April 2006 kam Christian Spucks zweites abendfüllendes Handlungsballett für das Stuttgarter Ballett im Opernhaus zur Uraufführung: Der Sandmann, nach der gleichnamigen Erzählung von E.T.A. Hoffmann. Die von Publikum und Kritik für ihre brillanten Solisten und spannungsreichen Ensembleszenen gefeierte Produktion setzte Handlungsballette fort. Mit in diese Reihe gehören auch die für das Essener Aalto Theater geschaffenen Uraufführungen Die Kinder (2004, nach dem Drama von Edward Bond) und Leonce und Lena (2008, nach Georg Büchner), das im Auftrag des Königlichen Balletts von Flandern 2006 in Antwerpen uraufgeführte The Return of Ulysses, sowie die für Egon Madsen und Eric Gauthier geschaffenen Produktion Don Q., die 2007 am Theaterhaus Stuttgart Premiere feierte. Alle diese Werke erfuhren herausragende Resonanz weit über ihre Entstehungsorte hinaus. Auch mit seinen Einaktern ist Christian Spuck international präsent. Erfolgreich hat Christian Spuck seinen Wirkungskreis im Bereich Musiktheater seit 2005 weiter ausgedehnt. seiner Regie Premiere. Auch ein zweiter Tanzfilm – nach dem vielversprechenden Debüt mit dem 2006 bei ARTE ausgestrahlten Márcia Haydée als Penelope – ist derzeit in Arbeit.

Und Vorgänger Spoerli? Anlässlich seines sechzigsten Geburtstags hat Heinz Spoerli eine Stiftung gegründet, die «allgemein einen Beitrag zur Erhaltung der Kunstform des Tanzes und zur Förderung des öffentlichen Interesses hieran» leisten möchte. Die Stiftung trägt den Namen «Foundation Heinz Spoerli» und hat ihren Sitz in Basel. Sie hat die Absicht, «wiederkehrend» einen internationalen Preis auszusetzen, der «herausragende Leistungen auf diesem Gebiet – insbesondere solche junger Choreographen – würdigt». Zum ersten Mal hat die Stiftung diesen mit 20.000 Schweizer Franken dotierten Preis im Jahr 2000 an den Schweizer Choreographen Martin Schläpfer verliehen. Der dritte Preis ging an seine jetzige Wirkungsstätte: Polina Semionova und Arman Grigoryan wurden im Opernhaus Zürich für ihre herausragenden Leistungen mit je 15.000 Schweizer Franken geehrt
Weiterführende Links
www.opernhaus.ch
www.staatstheater.stuttgart.de/ballett/compagnie/leitung.php?id=3088
www.spoerli.ch/

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