Basel.- Der Name Sergej Rachmaninoff ist untrennbar mit höchsten Ansprüchen am Klavier verbunden. Im Zentrum des Festivals der Allgemeinen Musikgesellschaft Basel (AMG) vom 19. und 20. November stehen der Pianist und der Komponist Rachmaninoff (1873–1943). Das Philharmonia Orchestra London, geleitet von Tugan Sokhiev, spielt Rachmaninoffs 2. Klavierkonzert und die 2. Sinfonie. In einem Klavier-Marathon erklingen Werke von Rachmaninoffs Anfängen bis zu den Corelli-Variationen. In Beisein des Musikfilmers Tony Palmer zeigt die AMG überdies den Rachmaninoff-Film «The Harvest of Sorrow».
Einem Komponisten mehr Raum als im traditionellen Rahmen zu geben, dieser Idee geht die AMG zum zweiten Mal nach. Porträtierte sie Anfang Jahr den jungen ungarischen Komponisten Márton Illés, so zeigen die «Rachmaninoff-Tage» Facetten eines Künstlers, der in seinen pianistischen Fähigkeiten unumstritten war, als Komponist nach wie vor hauptsächlich in den USA, seiner zweiten Heimat, hochgeschätzt wird.
An der Universität Indiana führt der georgische Pianist Alexander Toradze seit 1991 ein Labor der Pianistik: das «Toradze Piano Studio». Toradze und sechs seiner Studenten werden das Klavierwerk von Sergej Rachmaninoff in grosser Breite vorstellen. Dabei erklingt selten Gespieltes wie die Suite für zwei Klaviere op. 5 oder die 1. Klaviersonate op. 28, aber auch die beiden grossen Variationszyklen über Themen von Chopin op. 22 und Corelli op. 42. Als Arrangeur hat Rachmaninoff sein letztes Werk, die Sinfonischen Tänze op. 45, für zwei Klaviere bearbeitet. Mit den Préludes op. 32 und den tonmalerischen Konzertetüden Etudestableaux op. 33 kommen zentrale Werke des Klavier-Komponisten Rachmaninoff zu Gehör.
Von den drei grossen Londoner Orchestern ist das Philharmonia Orchestra das jüngste. Schon kurz nach der Gründung 1945 wollten die besten Dirigenten das Orchester dirigieren. Sir Thomas Beecham, Otto Klemperer, Wilhelm Furtwängler, Herbert von Karajan, Arturo Toscanini und viele mehr sind da aufzuzählen. Heute ist Esa Pekka Salonen Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Orchesters. Er hat Profil des Klangkörpers geschärft auf die grosse sinfonische Musik des 20. Jahrhunderts.
Sowohl in der Oper wie im Konzert zuhause ist der in Nordossetien geborene Tugan Sokhiev. Sokhiev ist designierter Chefdirigent des Deutschen Symphonie Orchesters Berlin (DSO) und Chef des Orchestre du Capitole de Toulouse. Seine Aufführungen des grossen russischen Repertoires haben ihm den Spitznamen «Dirigentenwunderwaffe» eingetragen. Sein Debüt mit dem DSO und Tschaikowskys fünfter Sinfonie wurde von der Presse als «flammender Appell für die Kunst» bezeichnet.
Ein «bestechend kluger Rachmaninoff-Interpret, ein Pianist von schillernder Virtuosität und beeindruckender Kraft», so haben Zeitungen den Pianisten Boris Berezovsky beschrieben. Neben Rachmaninoff pflegt der gebürtige Moskauer Vorlieben für die Musik von Mussorgsky, Balakirev, Medtner oder Franz Liszt. Boris Berezovsky studierte in Moskau bei Elisso Virsaladze. 1990 gewann er am Tschaikowsky-Wettbewerb die Goldmedaille.
In einer Periode innerer Ausgeglichenheit, seinen Dresdner Jahren, schrieb Sergej Rachmaninoff 1906/07 seine zweite Sinfonie op. 27. Die Themen des grossformatigen Werks kennzeichnet ihre besondere Länge und ein schwelgerisches Melos. Wie eigene Aufnahmen Rachmaninoffs zeigen, ist die Sinfonie durchaus kein sentimentales Stück.
Nach einem Jugendwerk und der debakulösen Uraufführung seiner ersten Sinfonie schrieb der 27-jährige Rachmaninoff sein zweites Klavierkonzert in den Jahren 1900/01. Das Werk entstand unter anderem auch auf Anraten seines Nervenarztes, der in der Komposition für Rachmaninoff einen Heilseffekt sah. Das Konzert verhalf Rachmaninoff zum internationalen
Durchbruch als Komponist und als Pianist.
Seit den 60er-Jahren dreht der englische Regisseur Tony Palmer Musikfilme. Dargestellt hat er so unter anderem Benjamin Britten, Dmitrij Schostakowitsch und in einem 8-stündigen Film Richard Wagner. «The Harvest of Sorrow» über Sergej Rachmaninoff stammt aus dem Jahr 1998 und zeigt dokumentarisches Material sowie Aufnahmen von Aufführungen und Interviews mit Musikern.
AMG Festival «Rachmaninoff-Tage»
Freitag, 19.November 2010, 19.30 Uhr
Musiksaal, Stadtcasino Basel
Philharmonia Orchestra London
Tugan Sokhiev, Leitung
Boris Berezovsky, Klavier
Sergej Rachmaninoff: Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18
Sergej Rachmaninoff: Sinfonie Nr. 2 e-Moll op. 27
Samstag, 20. November 2010, 12 Uhr
Hans Huber-Saal, Stadtcasino Basel
«The Harvest of Sorrow», Film von Tony Palmer
In Anwesenheit des Regisseurs.
Samstag, 20 November, 15 Uhr und 19.30 Uhr
Hans Huber-Saal, Stadtcasino Basel
«Rachmaninoff-Marathon» mit Alexander Toradze und Studierenden des Toradze Piano Studio.
Aufgeführte Werke: Romanze für Klavier zu 6 Händen, Suite Nr. 1 op. 5, Sonate g-Moll für Violoncello und Klavier op. 16, Etudes-tableaux op. 33 und Préludes op. 32 (Ausschnitte), Trio élégiaque op. 9, Sonate Nr. 1 op. 28, Variationen über ein Thema von Chopin op. 22, Variationen über ein Thema von Corelli op. 42, Sinfonische Tänze op. 45 (Fassung für zwei Klaviere)
Vorverkauf: Billettkasse im Stadtcasino, Steinenberg 14, 4051 Basel
Tel. +41 (0)61 273 73 73 und über www.konzerte-basel.ch
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