Mittwoch, 9. Februar 2011

Lateinamerikanische Entwicklungslinien

Antonio Llorens; White, yellow, green, red, 1954. Enamel paint on Masonite, 73 x 53.9 cm. Courtesy the artist and the Cisnero Fontanals Art Foundation. Foto: DeeDee Deglia

Zürich.- Die in Miami beheimatete Sammlung von Ella Fontanals-Cisneros gehört international zu den bedeutendsten und facettenreichsten Sammlungen lateinamerikanischer Kunst. Getragen wird sie von der Cisneros Fontanals Art Foundation (cifo), die als Non-Profit-Organsiation 2002 von Ella Fontanals Cisneros und ihrer Familie gegründet wurde. cifo fördert den kulturellen und pädagogischen Austausch in der bildenden Kunst und unterstützt junge zeitgenössische Positionen sowie Künstlerinnen und Künstler der mittleren Generation aus Lateinamerika. Vom 24. Februat bis 11. Mai ist die Sammlung in Haus Konstruktiv in Zürich zu sehen.

Das Museum Haus Konstruktiv stellt mit einer Auswahl von rund 200 zentralen Werken die wichtigsten lateinamerikanischen Entwicklungslinien innerhalb der abstrakt-geometrischen Kunst und ihre lebendigsten Zentren in Lateinamerika vor – insbesondere Argentinien, Brasilien, Uruguay und Venezuela. Es ist die erste umfangreichere Präsentation der Sammlung Ella Fontanals-Cisneros in der Schweiz, die in Zusammenarbeit mit der Cisneros Fontanals Art Foundation realisiert wurde.

Die konkret-konstruktiven Tendenzen in Lateinamerika entwickelten sich seit Ende der 1930er Jahre vor dem Hintergrund grossen wirtschaftlichen Wachstums und urbaner Modernisierung. Insbesondere Brasilien und Venezuela erlebten damals einen enormen Aufschwung: Moderne Stadt- und Architekturentwicklungen wie die neue Hauptstadt Brasilia (Brasilien) oder der Universitätscampus in Caracas (Venezuela) werden zum Symbol für den Aufbruch in eine neue Zeit. Mit der boomenden Wirtschaft geht auch die Eröffnung von Museen und Kulturinstitutionen einher, die Kunst aus Europa und den USA nach Lateinamerika bringen und einen intensiven Dialog zwischen Kunstschaffenden anregen.

Zu den wichtigen künstlerischen Impulsen Anfang der 1950er Jahre zählt auch die erste grosse Retrospektive des Zürcher Konkreten Max Bill, die 1951 im Museu de Arte de São Paulo realisiert wird. Diese Ausstellung sowie die darauf folgende Auszeichnung bei der 1. Biennale von São Paulo, auf der auch Richard Paul Lohse und Sophie Taeuber-Arp vertreten sind, finden bei jungen Künstlern, Architekten und Kunsttheoretikern in Brasilien und Argentinien grosse Beachtung.

Die Ausstellung im Museum Haus Konstruktiv zeigt, wie sich im Spannungsfeld zwischen einer als universal angelegten geometrischen Formsprache und regionalen Einflüssen aus den einzelnen lateinamerikanischen Zentren seit Ende der 1930er Jahre zahlreiche eigenständige Formen konstruktiv-konkreter Gestaltung entwickeln. Dabei werden zentrale Werke der wichtigsten Vertreter und Künstlergruppen der lateinamerikanischen, geometrisch-abstrakten Kunst zu sehen sein: u.a. Jesús Rafael Soto (1923–2005) und Gego (1912–1994) aus Venezuela, aus Brasilien Lygia Clark (1920–1988), Hélio Oiticica (1937–1980) und Mira Schendel (1919–1988) oder die Argentinier Alfredo Hlito (1923–1993) und Tomas Maldonado (geb. 1922). Dialogisch zu diesen Werken, in denen sich ein breites Spektrum künstlerischer Untersuchungen zu Farbe, Form, Fläche und Bewegung widerspiegelt, wird eine Gruppe abstrakter lateinamerikanischer Fotografien zu sehen sein.

Die Ausstellung «Gebaute Vision – Abstrakte und konkrete Kunst aus Lateinamerika» erweitert die Perspektive auf die Parallelen, auf die Unterschiede und die gegenseitige Beeinflussung von non-figurativen Positionen aus Lateinamerika und konkreter Kunst der Schweizer Prägung. Sie knüpft zudem an die historische Aufarbeitung an, die vor über zwei Jahren begonnen haben: Mit der grossen Ausstellung «Max Bill 100» (Haus Konstruktiv, Winter 2008/09), in der die Rekonstruktion der Bill-Retrospektive 1951 in São Paulo lebendig vermittelte, wie sich der künstlerische Austausch zwischen Europa und Brasilien seit den 50er Jahren intensivierte. Im Winter 2009 folgte die Ausstellung «Dimensionen konstruktiver Kunst», die einen umfassenden Einblick in die Entwicklung der konstruktiven Kunst Brasiliens ermöglichte.

Die Cisneros Fontanals Art Foundation (cifo) wurde 2002 von Ella Fontanals-Cisneros und ihrer Familie mit dem Ziel gegründet, das kulturelle Verständnis und den Austausch in den Künsten zu fördern. Mit einem umfassenden Förderprogramm sollen vor allem junge, aber auch bereits etabliertere Künstler und Künstlerinnen aus Lateinamerika gefördert werden; in Wechselausstellungen werden historische sowie zeitgenössische Werke aus der Sammlung Ella Fontanals-Cisneros gezeigt und vermittelt. Zu den zentralen Zielen der Stiftungsarbeit gehört es, das globale Verständnis zeitgenössischer lateinamerikanischer Kunst zu erweitern und klischierte Vorstellungen von Lateinamerika zu überwinden.

Öffnungszeiten: Di., Do. und Fr. 12 - 18 Uhr, Mittwoch 12 - 20 Uhr. Sa und So 11 - 18 Uhr

Gebaute Vision
Abstrakte und konkrete Kunst aus Lateinamerika
Die Sammlung Ella Fontanals-Cisneros
24. Februar bis 1. Mai 2011
Eröffnung: 23. Februar 11, 18 Uhr
Haus Konstruktiv
Selnaustrasse 25
CH - 8001 Zürich
0041 (0)44 21770-80
info@hauskonstruktiv.ch
www.hauskonstruktiv.ch

Allerlei Zweifel in der Eifel

Wer noch immer glaubt, Liebe und Mordlust haben nichts miteinander zu tun, wird vom Leben manchmal eines Besseren belehrt. Und wenn dann auc...