Dienstag, 8. Februar 2011

Quirliger Februar

Freiburg.- Der Februar 2011 ist der "Monat des Jungen Theaters" am Theater Freiburg. Zwei Premieren, an denen Jugendliche ganz maßgeblich beteiligt sind, stehen im Zentrum dieses quirligen Februars: "Piraten, Menschen und andere Tiere" - ein Tanzprojekt auf der großen Bühne mit 100 Schülern aus drei Freiburger Schulen - sowie "Schwarzwaldmädel reloaded" - eine Recherche zum Thema Heimat mit den Schülern aus dem Internat Birklehof und der Hebelschule, die im Werkraum gezeigt wird.

Außerdem bietet das Junge Theater in der "Sternchenthemen-Woche" ein umfangreiches Programm zur Abitursvorbereitung an, Kleist-, Kafka- und Dürrenmatt-Inszenierungen werden flankiert von Liebeslyrik und Fachvorträgen und die angehenden Abiturienten können sich rege untereinander und mit den Theaterleuten austauschen.

Über das Programm des Jungen Theaters hinaus gibt es natürlich weitere Besonderheiten im Februar-Spielplan: Krzysztof Penderecki dirigiert im 4. Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchesters sein eigenes Werk "Auferstehung" und Lutoslawskis "Konzert für Orchester".

Und nach dem erfolgreichen Gastspiel "Megalopolis" begrüßt das Freiburger Theater erneut die furiose Tanzkompanie von Constanza Macras (Dorky Park/Berlin) mit "The Offside Rules", eine tänzerische Auseinandersetzung mit der Fußball-WM in Südafrika. Und last, aber not least: In der Reihe "Capitalism now" spricht der Basler Soziologe Klaus Leisinger, der ein Manifest für globales Wirtschaftsethos veröffentlicht hat.

Das Programm in der Übersicht

PREMIERE DO. 24.2.11, 16 Uhr, Großes Haus
PIRATEN, MENSCHEN UND ANDERE TIERE
Schul-Tanzprojekt mit 100 Schülern aus 3 Freiburger Schulen

Seit Oktober 2010 treffen sich in Tanz-Workshops Schüler der 6. und 7. Klasse der Freiburger Hebelschule, der Vigeliusschule und der Hans-Jacob-Schule. Tanzen ist nicht nur Vergnügen, beim Tanzen kann man sehr wichtige Dinge lernen: zählen, verschiedene Sprachen, aufeinander hören, das Gedächtnis trainieren, sich gegenseitig den Vortritt lassen und dass es auf jeden Einzelnen ankommt! Wer hier mitmacht, hat sich auf eine abenteuerliche und arbeitsintensive Zeit eingelassen. Unter der künstlerischen Leitung von Teresa Rotemberg, einer aus Argentinien stammenden Choreographin und pvc-Choreograph Graham Smith entsteht ein Tanzabend, der verschiedene Aspekte und Interessen der Jugendlichen abbildet. Bei Graham werden sie zu Piraten. Die sind verboten, unanständig, meistens arm und doch bewundert, kraftstrotzend, exzessiv. Alle Piraten meinen, dass ihnen zusteht, was ihnen nicht gehört. Bei Teresa erleben die Jugendlichen Metamorphosen: Ausgelöst durch Bilder und Musik, finden sie sich als Wesen zwischen den Arten wieder, mechanisierte Roboter oder phantastische Tiere. Dies Tanzprojekt verspricht keine Perfektion, aber hohen Energieaustausch und kleine Sensationen; eben das, was man spürt, wenn man sich an die eigenen und die fremden Grenzen wagt.

Künstlerische Leitung: Teresa Rotemberg, Graham Smith / Ausstattung: Franziska Jacobsen, Sabina Moncys; Moritz Jüdes / Musik: Tanja Müller, Tom Schneider / Video: Monica Gillette, Angelika Thiele / Co-Choreographie bei »Piraten«: Hugo Marmelade / Dramaturgie: Heike Müller-Merten, Inga Schonlau

Gefördert durch den Innovationsfonds der Bildungsregion Freiburg 2010, Teilnahme beim Wettbewerb der Kulturstiftung der Länder »Kinder zum Olymp«


PREMIERE SO. 27.2.11, 18 Uhr, Werkraum
SCHWARZWALDMÄDEL RELOADED
Musiktheaterprojekt mit Schülern aus Freiburg und dem Schwarzwald

Der Schwarzwald – das sind Schwarzwälder Kirschtorte, Mädel mit Dirndl und Bollenhut, Volksmusik, Dorfkultur, das ist deutsche Heimat ... Heimat, was ist das? Ist meine Heimat dort, wo ich geboren bin oder dort, wo ich lebe? Kann man mehrere »Heimaten« haben? Ist mir Heimat total egal oder existiert sie nur als Sehnsuchtsort in meinem Kopf? 21 Jugendliche von der Hebelschule in Freiburg und dem Internat Birklehof in Hinterzarten haben sich in diesem Theaterlabor-Projekt auf die Suche nach ihrer eigenen Heimat begeben. Sie erzählen uns Geschichten aus Titisee-Neustadt und aus dem Libanon, aus Portugal und aus dem Stühlinger, von Familie und Freunden, über die glücklichsten Momente und die größten Krisen, über Hoffnungen, Ängste und Wünsche an das Leben, das noch kommt.

Projektleitung: Johannes Gaudet, Katharina Mohr, Annette Rießner

Das Projekt »Schwarzwaldmädel reloaded« findet im Rahmen von »mehrklang« statt. »mehrklang« wird gefördert durch das Netzwerk Neue Musik, ein Förderprojekt der Kulturstiftung des Bundes.


DI. 8.2. – FR. 11.2.11
STERNCHENTHEMEN-WOCHE
Eine Woche lang sind die Abi-Schwerpunktthemen Thema!

Bevor das Abitur beginnt, haben Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich wiederholend und / oder vertiefend mit Kleist, Kafka und Co. zu beschäftigen: Ab dem 8. Februar zeigen wir täglich unsere eigenen Inszenierungen von »Michael Kohlhaas« und »Der Besuch der alten Dame«; begleitend bieten wir Gespräche mit den Beteiligten an. PD Dr. Riedl von der Uni Freiburg und Prof. Dr. Denk von der PH Freiburg untersuchen in zwei Vorträgen das Thema »Recht und Gerechtigkeit« bei Kleist und bei Dürrenmatt. Die Gruppe »Laut & Lyrik« beschäftigt sich mit Liebeslyrik, die Theater AG der Richard-Fehrenbach-Gewerbeschule Freiburg zeigt »Showdown in Müllen« nach Dürrenmatt und der Theaterkurs des Schiller-Gymnasiums Offenburg seine Version von Kafkas »Der Proceß«. Außerdem ist die Kafka-Inszenierung der Kollegen von TheaterPro am 10.2. im Bürgerhaus Denzlingen zu sehen.

Vormerkformulare für »Michael Kohlhaas« und »Der Besuch der alten Dame« sowie weitere Infos zur Woche sind abrufbar unter: ww.theater.freiburg.de/sternchenthema


DO. 17.2.11, 21.30 Uhr, Jackson Pollock Bar
Klangradar
ErlebnisLauschLounge für Querhörer
Special Guest: Bertl Mütter
Bertl Mütter hat die Ehre, den Klangradar aus dem wohlverdienten Winterschlaf wach zu küssen und die Brücke von Lebkuchenstaub zu befreien. Er ist der Meister der Verdichtung und des Eindampfens. Egal ob Songs, Lieder oder ganze Orchesterwerke, alles wird bei ihm auf das Wesentliche, nämlich Gesang und Posaune, reduziert. Dabei geht er stets mit viel Wortwitz und Ironie zu Werke, schreibt und rezitiert Texte. Zuletzt hat Mütter die »Kindertotenlieder« Gustav Mahlers als Mütterkinderlieder neu vertont. Jetzt reist er aus seiner Heimat Steyr (Oberösterreich) an und betritt den Klangradar mit einem von ihm eigens eingearbeiteten Workshopensemble aus Freiburger Musikern. Kommt zahlreich und lauscht!

SO. 20. & MO. 21.2.11, 11 Uhr, Großes Haus
DER KARNEVAL DER TIERE 5+
Kinderkonzert von Camille Saint-Saëns mit dem Theater Kontra-Punkt
Sehen wir genau hin, ist im Orchester tatsächlich ein Karneval der Tiere zu erkennen: Sie üben stur wie Esel, lieben ihre Instrumente wie die Affen ihre Bananen und dann wiederum sind sie stolz und elegant wie die Katzen. Lässt man ein Ensemble einen Moment allein, wähnt man sich kurzerhand in einem Vogelhaus. So bunt und manchmal exotisch sind da die Klänge und Melodien. Zwei Clowns begleiten das Publikum durch das musikalische Tierreich und zeigen gemeinsam mit den Musikern, dass alte Musik stets aufs Neue zu phantasievollsten Erkundungsreisen führen kann. Ein Blick hinter die Kulissen wird dafür gerne riskiert.

Dirigent: Fabrice Bollon / Regie & Schauspiel: Annette Bieker & Frank Schulz / Philharmonisches Orchester Freiburg
Weitere Infos: www.theater.freiburg.de/jungestheater


SO. 13.2.11, 20 Uhr, Konzerthaus, Rolf Böhme Saal
Einführung: 19 Uhr, Runder Saal
4. SINFONIEKONZERT
Krzysztof Penderecki: Klavierkonzert »Auferstehung«
Witold Lutoslawski: Konzert für Orchester
Unermüdlich ist er als Dirigent seiner Werke unterwegs: Krzysztof Penderecki. Seine Musik hat immer wieder Furore gemacht durch die Kompromisslosigkeit und Klarheit ihrer Klangsprache – und durch das Bedürfnis des Komponisten, zu drängenden Themen der Gegenwart Stellung zu nehmen. Beim 4. Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchesters wird Krzysztof Penderecki sein Klavierkonzert »Auferstehung« dirigieren, komponiert unter dem Eindruck der Anschläge vom 11. September 2001; Solist ist der junge Pianist Florian Uhlig, der das Werk bereits mehrfach unter der Leitung des Komponisten dargeboten hat. Das Stück zeugt von Pendereckis Wendung zu einem verbindlicheren, der Romantik und dem Expressionismus nahen Tonfall. Mit auf dem Programm steht Witold Lutoslawskis »Konzert für Orchester« von 1954, das der Virtuosität der Orchestermusiker eine Bühne eröffnet und dazu die kantigen Rhythmen und Melodien polnischer Volksweisen und -tänze nutzt.

Dirigent: Krzysztof Penderecki / Solist: Florian Uhlig (Klavier) / Philharmonisches Orchester Freiburg


SO. 6.2.11, 11 Uhr, Winterer-Foyer
5. KAMMERKONZERT
Transatlantis - Musik für Flöte und Schlagzeug
Das Trio Rimshots & Co. und die Flötistin Anne Romeis loten das weite Gebiet zwischen Schlagzeugklängen und reiner Melodie aus – von Claude Debussys magischem Flötensolo »Syrinx« über Ensemblestücke von Stockhausen, Crumb und Chick Corea bis hin zu Maurice Ravels Zyklus »Ma Mère l‘Oye«, der eine märchenhafte Kinderwelt enthüllt.

Mit dem Trio Rimshots & Co.: Markus Maier, Klaus Motzet und Jochen Schorer (Schlagzeug) und Anne Romeis (Flöten)

SO. 27.2.11, 11 Uhr, Großes Haus
1. Brunchkonzert:
IM PARIS DER DADAISTEN
Francis Poulenc: Le Bal masqué
Manuel de Falla: Konzert für Cembalo und Kammerensemble
Jacques Ibert: Sinfonische Suite (Paris)
Weg vom Ballast des Fin-de-siècle! Hin zu einer spielerischen Kunst! Die Komponisten im Paris der Zwanzigerjahre eroberten sich die Fantasie zurück: Francis Poulenc in den Nonsense-Texten seines »Bal masqué«, Manuel de Falla in der barockbunten Instrumentation seines kammermusikalischen, folkloristisch durchwehten Cembalokonzerts, Jacques Ibert in seiner Sinfonischen Suite, die das Pulsieren der modernen Großstadt einfängt. Begleiten Sie uns nach Paris – in die an Überraschungen reiche Metropole!

Nach diesem Ausflug an die Seine sind Sie zum Brunch in die Foyers des Theaters eingeladen.

Dirigent: Fabrice Bollon / Solisten: Johannes Lang (Cembalo), Neal Schwantes (Bariton) / Philharmonisches Orchester Freiburg


GASTSPIELE & EXTRAS

SA. 12.2. & SA. 19.2.11, 20 Uhr, Kammerbühne
THE OFFSIDE RULES
Tanzstück von Constanza Macras – Eine Auseinandersetzung mit der ersten Fußballweltmeisterschaft in Afrika
Kooperation von Constanza Macras / Dorky Park, dem Goethe-Institut Südafrika und dem Market Theatre Johannesburg

Nach dem erfolgreichen Gastspiel »Megalopolis« zeigen wir ein zweites Tanzstück der Choreographin Constanza Macras. Das Stück behandelt die Rolle des Fußballs in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft anhand von Begegnungen verschiedener Personen in einem neu gebauten öffentlichen Verkehrssystem. Johannesburg ist ein Ort, an dem sich die laufende Geschichte des neuen Südafrika in vollem Umfang darstellt. Die Stadt steht einerseits für die utopischen Träume von einer versöhnten Regenbogennation, andererseits für die Dystopie eines belagerten Stadtgebiets.

Nicht zum ersten Mal fungiert der Fußball als Katalysator für Wirtschaftsentwicklung und Gesellschaftssteuerung in politisch und wirtschaftlich unruhigen Umgebungen. Kann eine Fußball-Euphorie soziale und politische Differenzen überbrücken? Oder werden gar existierende Konflikte verstärkt? Wer sind die NutznießerInnen dieser Welt Events und wie kann der Nutzen für eine Stadt und ihre BewohnerInnen bemessen werden? Dies sind die Kernfragen von »The Offside Rules«.

Choreographie & Regie: Constanza Macras / Bühne: Sibusiso Mndumndum / Kostüme: Noluthando Lobese Licht: Nomvula Molepo / Ton: Gladman Luxolo Balintulo / Video: Michael Matsie, Nadine Hutton

Von und mit: John Sithole, Domenick Mashishi, Lebang Monnahela, Dikeledi Modubu, Ntombifuthi Sengwayo, Mmakgozi Kgabi, Ndinisa Noel, Hansel Nezza, Elik Niv, Tatiana Eva Saphir, Produktion: Dorky Park Katharina Wallisch / Tourmanagement: Karol Zyskowski



DI. 8.2.11, 11 & 18 Uhr, MI. 9.2.11, 18 Uhr, Kleines Haus
FR. 18.2. & SA. 19.2.11, 20 Uhr, Kleines Haus
LAUT & LYRIK
»Amors Treiben« – Poesie der Liebe

Das neueste Programm der Sprechtheatergruppe »Laut & Lyrik« des Deutschen Seminars führt uns in die poetischen Welten der Liebe und spannt einen Bogen vom Minnesang des Mittelalters bis zur Liebeslyrik der Gegenwart. Das Ensemble aus sieben Frauen und sieben Männern zeigt einen musikalisch-theatralischen Liebesreigen zwischen platonischem Eros und lüsternem Spiel, Beseligung oder dunkler Qual bis zum allumfassenden Liebesgefühl im Weltganzen. Auf dem maschentausendabertausendweiten Teppich der Liebe kommen sie zusammen: Lasker-Schüler und Benn, Bachmann und Brecht, Jandl, Walther von der Vogelweide, Eichendorff, Schwitters, Hoffmannswaldau und viele mehr. Welcher Reim lässt sich auf »Liebe« machen? Kann man sich auf die Liebe überhaupt einen Reim machen?

Regie & Dramaturgie: Wilfried Vogel / Sprecher, Musiker: Helena Barop, Annemarie Bitsch, Ann Böckle, Philip Butz, Caroline Delfau, Magnus Hettich, Johannes Lösch, Thomas Pfeifer, Johanna Rademacher, Charlotte Sauerland, Andrea Schmidt, Johannes Schindler, Florian Spannagel, Tobias Vogel.

SO. 13.2.11, 11 Uhr, Großes Haus
CAPITALISM NOW
Prof. Dr. Klaus Leisinger: »Manifest Globales Wirtschaftsethos«
Zusammen mit Hans Küng und Josef Wieland hat der Basler Soziologe Klaus Leisinger das »Manifest Globales Wirtschaftsethos« veröffentlicht. Es stellt die Frage, wie es gelingen kann, die wirtschaftliche Globalisierung der Welt in Zukunft auf der Basis auch transkulturell akzeptierter rechtlicher und moralischer Spielregeln zu gestalten? Das Manifest für ein globales Wirtschaftsethos, das 2009 in einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem UN Global Compact am Hauptsitz der UNO in New York präsentiert wurde, ist ein wegweisender Schritt in diese Richtung. Klaus Leisinger wird in seinem Vortrag die Grundlagen, Ziele und Umsetzungsmöglichkeiten erläutern.

Im Anschluss an den Vortrag findet ein öffentliches Gespräch mit Herrn Prof. Leisinger im Winterer-Foyer statt.


MO. 14.2.11, 19.30 Uhr, Winterer-Foyer
WUNSCHKINDER
Ringvorlesung zu den Problemen um die Technisierung der menschlichen Fortpflanzung

Im Rahmen des Projekts »Wunschkinder« sollen in einer begleitenden Ringvorlesung aus medizinischer, ethischer, rechtlicher und theologischer Perspektive brennende Fragen aufgeworfen und Grenzen ausgelotet werden. Zum Abschluss der Reihe spricht Prof. Dr. Ulrich H. J. Körtner von der Universität Wien über »Wunsch: Kind. Ethisch-theologische Überlegungen zu aktuellen Tendenzen der Reproduktionsmedizin«.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Universität Freiburg

Theater Freiburg
Bertoldstraße 46
79098 Freiburg
Kartenverkauf Theaterkasse
0049 (0)761 201 28 53
theaterkasse@theater.freiburg.de
www.theater.freiburg.de

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