Jeff Koons, Titi, 2004-09, © Jeff Koons, New York |
Gezeigt werden Gemälde und Skulpturen aus der Sammlung Beyeler, Werke von Mark Rothko aus der Daros Collection sowie permanente und temporäre Leihgaben von Künstlern sowie aus privaten Sammlungen, Nachlässen und Stiftungen. Ein besonderer Akzent liegt diesmal auf den verschiedenen Formen der abstrakten Kunst sowie der Wechselwirkung zwischen Figuration und Abstraktion. Die Konversation zwischen Künstlern aus formal und inhaltlich unterschiedlichen Positionen der Kunstgeschichte sowie zwischen BesucherInnen und den Werken wird mit immer neuen Inhalten fortgesetzt.
Die neuen Sammlungspräsentationen heben die Rolle des Museums als Ort intensiver Auseinandersetzung hervor, an dem die sinnliche Erfahrung und das persönliche Erlebnis der Besucher in der unmittelbaren Begegnung mit der Kunst im Mittelpunkt stehen.
Die Werke einer herausragenden Sammlung besitzen jenseits von deren Wert in erster Linie die Eigenschaft, mit ihrer Lebendigkeit sowie ihrer Fähigkeit für immer neue Fragenstellungen und unerwartete Verbindungen zwischen Epochen und Sichtweisen zu sorgen. Nur wenige Museen sind wie die Fondation Beyeler in der Lage, Gegenüberstellungen von bedeutenden Arbeiten zu realisieren, die innerhalb neuer Sammlungspräsentationen die Gemeinsamkeiten und Kontraste zwischen Moderne und Gegenwart „live“ darlegen. So erleben die BesucherInnen mit einem Rundgang durch Positionen und Gedanken auch, wie Künstler die Gesellschaft mit neuen Perspektiven bereichern und wie unser Blick und unsere Wahrnehmung in konstanter Entwicklung begriffen sind.
Saal 1
Im ersten Saal treffen zwei der grossen Hauptvertreter der abstrakten Malerei und Bildhauerei aufeinander: Piet Mondrian und Constantin Brancusi. Mit Jeff Koons Titi (2004-2009) wird der Dialog zwischen Mondrian und Brancusi um eine überraschende Position erweitert. Ein spannendes Moment der Überlagerung von Form, Linie, Farbe, Abstraktion und Figuration (hier zusätzlich durch Koons Werk Titi um den Aspekt der Fiktion ergänzt).
Saal 2
Im grossen Saal begegnen sich mit Claude Monet und Barnett Newman zwei Künstler, deren Werke bei aller Unterschiedlichkeit immer wieder aufschlussreiche Parallelen in ihren Grundstrukturen aufweisen. Diese werden anhand von Fragen zur Idee von Horizont, Vertikalität und Zentralität sowie zum Konzept einer „entgrenzten“ Bildoberfläche verhandelt. Tatsächlich gehört Barnett Newman zu jener Generation amerikanischer Künstler, denen Monets Spätwerk, insbesondere seine späten, grossformatigen Seerosen-Panoramen, wesentliche Impulse verlieh. Der Saal suggeriert bewusst den grossflächigen, luftigen Rahmen der Orangerie, in der Monets Seerosenbilder in Paris ausgestellt sind und wird hier durch Newmans Werke um neue Aspekte ergänzt
Saal 3
Kandinskys Improvisation 10 (1910) gilt als eines der frühesten ungegenständlichen Kunstwerke überhaupt. Der überraschend hohe Abstraktionsgrad hat immer wieder zu kontroversen Deutungen herausgefordert. Zum einen wird das Gemälde als eine freie Farbimprovisation betrachtet, zum anderen als eine mit Figuren besetzte Landschaft, die sich in glühenden Farben in die Bildtiefe erstreckt. Kandinskys Werk trifft auf Jeff Koons Play-Doh (1995-2007), ein grossformatiges Ölgemälde, das zu seiner berühmten, noch nicht abgeschlossenen Werkgruppe Celebration gehört, an der der Künstler seit 1994 arbeitet. In seinem Hin-und-Her-Schwingen zwischen Figuration und Abstraktion nähert sich Koons Play-Doh auch Kandinskys bahnbrechender Improvisation 10 an.
Saal 4
Dieser Raumabschnitt ist Fernand Léger gewidmet und zeigt das wegweisende, frühe Gemälde Le passage à niveau (1912), das in den vergangenen Monaten mit der Unterstützung der Fondation BNP Paribas Suisse restauriert wurde. In Contraste de formes (1913) fügen sich walzenförmige Formmodule und scharfe Abstufungen nicht zu einer Figur zusammen, sondern lassen im Zusammenspiel eine Struktur reiner, räumlich dynamisierter Form entstehen.
Saal 5
Paul Klee und Jean Dubuffet, die in diesem Saal aufeinander treffen, verbindet, dass sie sich beide für marginalisierte, gemeinhin nicht als kunstwürdig empfundene ästhetische Darstellungsformate interessierten, vor allem für Kinderzeichnungen und die Kunst sogenannter „Geisteskranken“. So entstehen im Werk beider Künstler immer wieder Figuren, die sich vom klassischen Kanon des „Schönen“ lösen und durch eine besondere Archaik und Direktheit bestechen. Elemente eines Vexierbildes bannen die Aufmerksamkeit des Besuchers, der hier auch mit der Idee des „rohen Körpers“ konfrontiert wird.
Saal 6
Dieser gleichsam als Rothko-Kapelle inszenierte Saal konzentriert sich auf Mark Rothkos Anliegen, mit einzelnen Werken Räume zu gestalten, die den Betrachter geradezu umhüllen. Nach Auffassung Rothkos soll sich nichts zwischen das Bild und den Betrachter drängen: möglichst kein Vorwissen und keine Sehtradition sollen das Erlebnis in irgendeiner Form beeinträchtigen. Der Rothko-Raum der Fondation Beyeler konnte dank Leihgaben der Daros Collection realisiert werden.
Saal 7
Der Saal vereint Gemälde und Skulpturen von Alberto Giacometti sowie ein Bild von Josef Albers aus der Sammlung Beyeler mit einer temporären Leihgabe, Balthus‘ Passage du Commerce-Saint-André (1952-1954) in einer Gegenüberstellung, die nicht nur das Thema der Strasse und des Platzes im erweiterten Sinne behandelt, sondern auch die Frage nach dem menschlichen Körper in Bewegung im Raum.
Saal 8
Die Erkenntnis, dass von der westlichen Zivilisation unberührte Völker, etwa aus Afrika oder Ozeanien, Kunstwerke von eigenständiger Bedeutung und grosser Ausdruckskraft geschaffen haben, war für die Kunst der Moderne äusserst wichtig. Eine vergleichbare Suche nach dem Authentischen verfolgt auch Jeff Koons in der zeitgenössischen Kunst, wobei er im „Banalen“ fündig geworden ist, das sich im „Kitschigen“ oder „Kindlich-Naiven“ artikuliert. Vor diesem Hintergrund treffen in diesem Saal zwei polychrome Holzskulpturen aus Ozeanien auf bahnbrechende Gemälde von Henri Rousseau und Vincent van Gogh und eine farbig gefasste Holzfigur von Jeff Koons.
Saal 9
Paul Cézanne und Henri Matisse – in diesem Saal begegnet eine der „Vaterfiguren“ der modernen Kunst einem der einflussreichsten Maler des 20. Jahrhunderts. Tatsächlich entfaltete Cézannes wegweisende Ästhetik eine nachhaltige Wirkung auf zahlreiche Künstler der Moderne, so auch auf Matisse. Anhand von vergleichbaren Motiven, vom weiblichen Porträt über das Sujet der blauen Figur bis hin zum Landschaftsbild, werden uns in diesem Saal die künstlerischen Grundprinzipien Cézannes und ihre freie Weiterentwicklung bei Matisse eindrucksvoll vor Augen geführt. Zugleich bildet die blaue menschliche Gestalt einen Übergang zur Ausstellung „Ferdinand Hodler“, die bis zum 26. Mai in der Fondation Beyeler zu sehen ist.
Picasso-Werke aus der Sammlung Beyeler im Kunstmuseum Basel
Mit einem einzigartigen Ensemble von 33 Werken aus fast allen Schaffensphasen ist Pablo Picasso der am stärksten in der Sammlung Beyeler vertretene Künstler. Die ungewöhnlich hohe Anzahl an bedeutenden Werken ist auf das persönliche und besondere Vertrauensverhältnis zurückzuführen, das Ernst Beyeler mit Pablo Picasso jahrzehntelang pflegte. Die Fondation Beyeler verfügt somit über eine der international besten Picasso-Sammlungen. Nachdem die Fondation Beyeler Pablo Picasso 2005 die grosse Ausstellung „Picasso surreal“ gewidmet hat, wird sie sich durch die erste und einmalige Ausleihe nahezu sämtlicher Picasso-Sammlungswerke an der Ausstellung „Die Picassos sind da!“ im Kunstmuseum Basel beteiligen, die vom 17. März bis 21. Juli stattfindet. Diese Kooperation der beiden Basler Kunstmuseen unterstreicht die enge und kollegiale Zusammenarbeit der Institutionen.
Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr
Fondation Beyeler
Beyeler Museum AG
Baselstrasse 77
CH-4125 Riehen
+41 - (0)61 - 645 97 00
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