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Freitag, 8. November 2013

Press Start to Play

Kabinettausstellung Videospiele Spielzeugmuseum Riehen, hier Bild «Mirage»; «Mirage», wurde von Mario von Rickenbach
Riehen.- Das Spielzeugmuseum Riehen zeigt in seiner Ausstellung «Kabinettstücke 43: Call for Projects: Swiss Games Selection 2013» bis zum 17.11. Schweizer Videospiele Begleitend zur Sonderausstellung «Press Start to Play – Videospiele erleben» werden sieben aktuelle Spiele vorgestellt, die von einer internationalen Jury aus 43 eingereichten Projekten ausgewählt wurden. «Wir freuen uns sehr, einen Einblick in die Schweizer Game-Design Szene geben zu können», so Dominik Marosi, Kurator von «Press Start to Play». «Die Bandbreite der ausgewählten Spiele reicht von klassischen Jump ’n’ Runs über Geschicklichkeitsspiele bis hin zu surrealen Abenteuern», ergänzt Marosi.

Mit insgesamt 150.000 Franken wurden vier Spiele aus der Deutschschweiz und drei aus der Romandie gefördert. Ein zusätzlicher Preis für die beste Komposition in Höhe von CHF 15’000 wurde an das Spiel «Unmem» verliehen, gestiftet von der Fondation SUISA. Die Fördergelder sollen den Entwicklern helfen, ihre Spiele bis zur Veröffentlichung weiterentwickeln zu können. So ist «Drei», ein kollaboratives Geschicklichkeitsspiel für iPads, bereits letzte Woche erschienen. Eines der geförderten Spiele, «Mirage», wurde von Mario von Rickenbach entwickelt, der dieses Jahr auch den Förderpreis der Alexander-Clavel-Stiftung entgegennehmen durfte. Am Samstag, den 16.11. um 19:30 Uhr, wird im Spielzeugmuseum Riehen der Jazz-Soundtrack seines Spiels live improvisiert, während Rickenbach «Mirage» vorführt (Eintritt: 10 Franken). Impression aus «Mirage» von Mario von Rickenbach.

Die Ausstellung selbst dokumentiert die Entwicklung verschiedener Spielgenres, der Steuerung und der kulturellen Bedeutung des Videospiels. 26 Exponate sind eingebettet in historische, soziale und kulturelle Bezüge. Sie verschaffen einen Überblick über Videospiele und Spielkonsolen und bieten einen unkomplizierten Einstieg in das Thema. Und weil sich dieses am besten durch das Spiel erschliesst, gilt für die allermeisten Exponate: „hands on!“ oder in Anlehnung an den Ausstellungstitel: ‚Start‘ drücken und spielen! Somit sind Neulinge auf diesem Gebiet ebenso angesprochen wie Kenner.

„Press Start to Play – Videospiele erleben“ richtet sich an Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren – die inzwischen zweite Generation, die mit Videospielen aufwächst. 80% der Schweizer Jugendlichen spielen Videospiele und sind mit dem Medium bereits gut vertraut. Doch reicht die Geschichte von Donkey Kong, Pac-Man und Mario weiter zurück in die Vergangenheit: Bereits 1958 konnten Besucher des Brookhaven Laboratory in Upton N.Y.  sich an «Tennis for Two» versuchen. Wie es sich damals spielte – auf einem an einen analogen Computer angeschlossen Oszillograph –, kann das Publikum auf einem Nachbau des Geräts erleben. Aber auch Besucherinnen und Besucher ohne Videospielerfahrung können dank des niederschwelligen Konzepts erste Versuche auf dem weiten Feld der Videospiele machen und – falls vorhanden – Berührungsängste abbauen.

Ein reichhaltiges Begleitprogramm ergänzt die Ausstellung. Es weitet  den Blick und zeigt die Beziehung von Videospielen zu anderen Medien wie Film, Theater und Musik. Im Bereich der digitalen Kultur und Videospiele tätige Institutionen und Akteure werden vorgestellt und einbezogen in einer Reihe von Vorträgen, Zusatzausstellungen und Präsentationen. Aktuelle Diskurse zur Medienpädagogik in- und ausserhalb der Schulen, gesellschaftlich relevante Inhalte, sowie Prävention und therapeutische Anwendungen von Videospielen sind weitere Themen. An das junge Publikum richten sich Workshops, in denen es u.a. um das Verhältnis von Realität und Virtualität geht oder darum, selber eine kleine Games-Ausstellung zu gestalten.

Einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen der Ausstellung leistete das  ComputerMuseumGymnasiumBäumlihof, Basel, durch die Ausleihe von benutzbaren Geräten aus seinem Sammlungsbestand.

Öffnungszeiten: 11-17 Uhr (Dienstag geschlossen)

Press Start to Play
Videospiele erleben (bis 24.02.2014)

Spielzeugmuseum Riehen
Baselstrasse 34
4125 Riehen
0041 (0)616412829
spielzeugmuseum@riehen.ch
www.spielzeugmuseumriehen.ch

Mittwoch, 19. Juni 2013

Schüttes Geister

Stilisierung der Skulptur von Thomas Schütte, Vier Grosse Geister, 2003.
Riehen/Zürich.- Mit dem Aussenprojekt „Vier Grosse Geister“ des international bekannten Künstlers Thomas Schütte gestaltet die Fondation Beyeler seit dem 6. Juni in Zürich den öffentlichen Raum mit. Noch bis 2. Juli ist die einzigartige und geheimnisvolle Gruppe aus vier Skulpturen noch in Zürich aufgestellt (Vorderer Utoquai/ Bellevue). Anschließend präsentiert das Museum über den ganzen Sommer bis zum Herbst die Gruppe in drei weiteren Schweizer Städten: Genf, Bern und Basel. „Vier Grosse Geister“ kündigt die umfassende Einzelausstellung an, die das Museum aus Riehen dem Bildhauer und Zeichner Thomas Schütte ab 6. Oktober 2013 widmet.

Das Werk „Vier Grosse Geister“ (2003) von Thomas Schütte besteht aus vier Figuren. Die Figuren erinnern in ihrer Formgebung an schwerfüssige Golems, an wulstige Michelin-Männchen oder an aus der Form geratene Maskottchen. Assoziationen an eine Riesenfamilie aus Gullivers Reisen, an unheimliche Geister, die uns aus der Vergangenheit heimsuchen oder an eine Allianz grosser Denker sind allesamt denkbar.

In ihrer Aufstellung als Gruppe stehen die Figuren in merkwürdiger Interaktion miteinander. Gleichzeitig laden sie durch ihre Gestik Passanten und Besucher ein, mit ihnen in Kontakt zu treten. Durch das Imitieren einer Pose oder die stille Betrachtung der eigenwilligen Figuren können Kinder wie Erwachsene das Werk auf individuelle Weise erleben.

Die vier überlebensgrossen Skulpturen zeigen sich in unterschiedlichen Posen: Ein Geist reckt den Kopf weit nach hinten und blickt in den Himmel, ein zweiter steht mit hängendem Kopf da. Der dritte verharrt in erwartungsvoller Siegerpose. Der vierte im Bunde steht leicht gebückt und in sich gekehrt an seinem Platz. So verbindet er die Gegensätze von Bewegung und Stillstand, Hektik und Ruhe, Flüchtigkeit und Dauerhaftigkeit, die jeden öffentlichen Raum charakterisieren.

Seit Mitte der 1990er Jahre beschäftigt sich Thomas Schütte mit diesen Skulpturen. Zuerst in kleinem Massstab, mit diversen Utensilien ausgestattet und in Szenarien gesetzt, fertigte er bald monumentale, an menschliche Gestalten erinnernde Skulpturen an. Diese installiert der Künstler in verschiedenen Konstellationen und giesst sie in Stahl, Bronze oder Aluminium. Aus diesen „Geistern“ ist die Gruppe „Vier Grosse Geister“ hervorgegangen.

Die Aufstellung oder Inszenierung der vier sockellosen Skulpturen ändert sich je nach Ort und Situation. Jede Skulptur hat eine Grösse von ca. 2,50 m und ein Gewicht von ca. 500 kg. Aus Bronze gegossen und schwarz patiniert beleben sie als Gruppe wie auch als einzigartige Gestalten den öffentlichen Raum.

Bisherige Standorte der Skulpturengruppe „Vier Grosse Geister“ waren der Wiener Graben (2011), eine illustre Einkaufspassage in der Wiener Innenstadt sowie der Park der Villa Schöningen in Potsdam (2010). In Wien wurden die Skulpturen hintereinander mitten im urbanen Raum platziert, in Potsdam im Kreis rings um einen Baum aufgestellt. Die vier grossen Geister geistern durch öffentliche Räume, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Ein Trio der Geister steht seit 2004 vor dem Museum of Contemporary Art in Chicago.

Thomas Schütte ist 1954 in Oldenburg, Deutschland geboren. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf. Von 1973-1981 studierte er an der Düsseldorfer Kunstakademie. Schütte hat zahlreiche renommierte Auszeichnungen erhalten, beispielsweise den Goldenen Löwen für seinen Auftritt an der Biennale von Venedig (2005). Zu den bedeutenden Ausstellungen der letzten Jahre gehören Präsentationen von Schüttes Werk im Castello di Rivoli in Turin (2012), in der Reina Sofia in Madrid (2010) und am Haus der Kunst in München (2009).
Seit den 1980er Jahren wurde Thomas Schütte vor allem über seine architektonisch anmutenden Objekte und Modelle wahrgenommen. Erst allmählich wurde offenbar, dass parallel dazu ein ebenso reiches Schaffen von Skulpturen und Zeichnungen entstanden ist, in dessen Zentrum die menschliche Figur steht. Thomas Schütte zählt heute zu den faszinierendsten und wichtigsten Künstlern seiner Generation.

Kuratiert wird das Aussenprojekt von Theodora Vischer, Senior Curator der Fondation Beyeler. Das Aussenprojekt „Vier Grosse Geister“ ist Teil der Ausstellung „Thomas Schütte“, die ab 6. Oktober 2013 in der Fondation Beyeler gezeigt wird. Das Aussenprojekt „Vier Grosse Geister“ wurde durch die grosszügige Unterstützung von JTI ermöglicht sowie von Simone und Peter Forcart-Staehelin und der Georg und Bertha Schwyzer-Winiker Stiftung.

Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr

Standorte der Geister:
Zürich Vorderer Utoquai/ Bellevue, 6. Juni - 2. Juli 2013
Genf ab 24. Juli 2013
Bern ab 11. September 2013
Basel ab Oktober 2013

Thomas Schütte: Vier Grosse Geister
6. Juni bis Oktober 2013

Fondation Beyeler
Beyeler Museum AG
Baselstrasse 77
H-4125 Riehen
www.fondationbeyeler.ch

Sonntag, 16. Juni 2013

HillChill - Openair in Riehen

Riehen.- 21 Bands sind es dieses Jahr, die den langen, strapazierenden Weg in den idyllischen Sarasinpark in Riehen finde: HillChill Openair 2013, 28. + 29. Juni - Im 13. Lebensjahr des  Festivals im Sarasinpark in Riehen ist nichts mehr ganz so wie früher. Besonders stolz sind die Organisatoren auch auf den diesjährigen Hauptact. Das aus Brooklyn stammende neunköpfige Ensemble MIDNIGHT MAGIC hat sich einer Mischung aus Electro-Soul-Funk und Disco verschrieben, die live gespielt wird.

Die dreizehnte Ausgabe des Alternativfestivals ist laut Ankündigung "Wohlfühlpacket, Tischbombe und Überraschungsei zugleich". Während sich das HillChill am Freitag 28. Juni wieder auf seine Wurzeln als Lokalfestival beruft, wird am Samstag das Programm durch internationale Acts bereichert.

Die HillChillers gehen den Festivalabend normalerweise gerne ruhig an. Am späten Abend geht dann umso mehr die Post ab. Dem ist dieses Jahr nicht so. Nachdem ab 17 Uhr mit DIRK DOLLAR, WET MOSS und SPACE TOURISTS gleich drei regionale Acts auftreten werden, wird bereits um 20 Uhr schweres Geschoss aufgefahren: Das unkonventionelle Electronica-Duo LAFAYETTE, Schweiz weit gefürchtet anderen Bands schon mal die Show zu stehlen, überzeugt mit seinen selbstgetüftelten Songs.

Den Zuschauern wird nur eine kurze Verschnaufpause gegönnt. Nämlich genau 15 Minuten Umbaupause, bis es weitergeht mit den Rockqueens VELVET TWO STRIPES, die mit ihrem rotzig-frechen Powersound für Feierstimmung sorgen. Ein weiterer, aber gerne in Kauf genommener Stilbruch wird begangen, wenn das Basler Urgestein BLACK TIGER zusammen mit Rapperkollege PYRO speziell fürs Hillchill seine einzigartige Show zum Besten gibt. Das sind 25 Jahre Hip Hop Geschichte und Mundartrap auf den Punkt gebracht und das vom obersten Propheten persönlich.

Am Samstag geht es gemächlicher zu. Die eingehenden Melodien der Basler Alternative Pop Band AIE ÇA GICLE untermalen die behagliche Abendstimmung im Sarasinpark und animieren zu gemütlichem Biertrinken und letztem Sonnentanken vor dem Einbruch der Dunkelheit. Dem wird dann ein abruptes Ende gesetzt. Denn wenn das verrückte Duo POLLYESTER aus München mit Bass und Schlagzeug ihre auch schon als Electro-Disco-Witch-House-Krautrock bezeichnete Musik –– was immer das auch sein mag – präsentiert, ist Schluss mit bequemem Feierabend - Partytime.

Was wäre das HillChill ohne seine zweite Bühne, der Lounge, in der Orangerie etwas ausserhalb des Festivalgeländes. Die dort auftretenden Bands und MusikerInnen sind für ihre Experimentierfreudigkeit und Kreativität berühmt. Am Freitag präsentiert Marlon MCNeill, seines Zeichens Hirschi-Boocker und A Tree In A Field Labelchef Leckerbissen aus seinem Fundus. Unter anderem dabei: Percussionmusik vom Besten mit P-TRAIN und seltsame Sounds von seinen Labelkollegen ANTENNA TONY MONORAIL. Am Samstag locken die Zürcher Musiker LAURENT & MAX, die in ihren Liedern die alltäglichen Probleme von Kindergärtnern und Primarschülern behandeln.

Das vollständige Programm ist einsehbar unter: http://hillchill.ch/programm/.

Ein Tageseintritt kostet 15 Franken. Zuschauerinnen und Zuschauer, die vor 18 Uhr kommen, bezahlen 10 Franken. Der Preis des 2-Tagespass wurde im Vergleich zu letztem Jahr um 5 Franken reduziert und es gibt ihn jetzt schon für 20 Franken. Den Mitgliedern von COLOURKEY wird ein Sonderrabatt von 5 Franken auf den 2-Tagespass geboten.
www.hillchill.ch

Montag, 10. Juni 2013

Alexander Calder – Bäume
Abstraktion benennen
8. Juni 2013 – 12. Januar 2014 in  der Fondation Beyeler in Riehen
Riehen.- Die Fondation Beyeler im Schweizer Riehen präsentiert die zweite Calder Gallery, die in Zusammenarbeit mit der Calder Foundation eingerichtet und sich einem weiteren, noch nicht untersuchten Aspekt im Schaffen des Künstlers widmet. Als Alexander Calder 1933 im Zuge der weltpolitischen Lage Paris für seine Heimat Nordamerika verlässt, lässt er sich mit seiner Frau Louisa James dauerhaft in Roxbury, Connecticut, in einem alten Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert nieder. Dort entfaltet die Umgebung eine unmittelbare Wirkung auf den Künstler und ein neuer Abschnitt in der Entwicklung seiner Arbeit zeichnet sich ab. Der Aussenraum tritt als zusehends werkbestimmende Komponente in Erscheinung.

Die ersten Mobiles der Pariser Zeit, waren - ganz im Geiste der Künstlergruppierung Abstraction-Création - von geometrischer Prägung und die Bewegung wurde nicht selten mechanisch, das heisst durch kleine Kurbeln oder Motoren erzeugt. In Roxbury sind es nun die Natur, Wind und Wetter, die den Künstler zu neuen Möglichkeiten inspirieren.

Neben der geometrischen Seite wird vermehrt ein surreales Moment und damit einhergehend eine biomorphe Formgebung spürbar. In jener entscheidenden Zeit entstehen erste Aussenskulpturen, entfernt an Turmreiter oder Wetterfahnen erinnernd, die sich diese neuen künstlerischen Möglichkeiten erschliessen und den Ausgangspunkt für die monumentalen Aussenarbeiten der Nachkriegszeit legen.

Die Präsentation in der Fondation Beyeler beginnt mit einer ausgefallenen Gruppe von unterschiedlichen Stabile-Mobiles von 1939, die als ca. 2 m hohe Maquetten für die avantgardistische Umgestaltung des Bronx-Zoo gedacht waren. Dort sollten sie in solider Ausführung und als Monumentalskulpturen eine Art Baumschmuck des afrikanisch anmutenden Raubkatzengeheges abgeben. Das Projekt wurde schliesslich nicht realisiert, belegt aber eindrücklich das zukunftsweisende Potential von Calders künstlerischen Ideen.

Obwohl es sich bei den Werken stets um Abstraktionen im Raum handelt, bezeichnen die gewählten Titel besondere Momente der Bewegung, gestaffelter Formwiederholungen oder ausgeklügelter Gleichgewichtverhältnisse. Die Abstraktion wird hier in greifbarer Form benannt, was an zwei ausgesuchten Einzelwerken erfahrbar wird. Organische Assoziationen bestimmen die formalen Strukturen wie Laubkronen, Ast-Kaskaden, Blatt-Abfolgen. Das freie Spiel der präsentierten Werke im dicht bespielten Innenraum des Museums schliesst sich zu einem regelrechten „Calder-Wald“ zusammen. Die dadurch entstehende Verbindung von Innen- und Aussenraum nimmt auf ein für die Fondation Beyeler wichtiges Thema Bezug, das die Sammlung in einem harmonischen Miteinander von Architektur und Landschaft einbettet.

Eine zweite Werkgruppe beleuchtet schliesslich die Entstehung des Werks Tree in der Sammlung der Fondation Beyeler, mit der ursprünglichen Maquette und formal verwandten Werken und Zwischenstufen. Im Sommer wird zudem auch „Tree“, das monumentale Stabile-Mobile der Sammlung Ernst und Hildy Beyeler an seinen angestammten Platz im Berower Park auf dem Gelände der Fondation Beyeler zurückkehren.

Neben Leihgaben der Calder Foundation werden auch selten ausgeliehene Werke aus Privatbesitz, sowie aus der Fundació Joan Miró, Barcelona und dem Moderna Museet, Stockholm, zu sehen sein.

Die Fondation Beyeler startete 2012 eine auf mehrere Jahre angelegte Kooperation mit der Calder Foundation in New York. Werke aus den Sammlungen beider Stiftungen werden vereint und in einer Serie von kuratierten Präsentationen, der «Calder Gallery», ausgestellt. Ziel ist es, in der Fondation Beyeler eine permanente Präsenz von Werken des bedeutenden amerikanischen Künstlers Alexander Calder (1898–1976) zu ermöglichen, wie sie in Europa einzigartig ist, und einen Beitrag zur Erforschung seines Œuvre zu leisten. Damit knüpft die Fondation Beyeler sowohl an ihre grosse Ausstellung «Calder – Miró» (2004) als auch an ihre Serie von «Rothko Rooms» an.

Alexander Calder (1898 – 1976), dessen Karriere nahezu das gesamte 20. Jahrhundert umspannt, ist einer der renommiertesten und einflussreichsten Bildhauer unserer Zeit. In eine berühmte Familie von vornehmlich klassisch ausgebildeten Künstlern hineingeboren, benutzte Calder seine Schaffenskraft, um den Horizont der modernen Kunst nachhaltig zu erweitern. So begann er eine neue Methode des Bildhauens zu entwickeln: Durch Biegen und Drehen von Draht, „zeichnete“ er dreidimensionale Figuren in den Raum. Calder ist bekannt für die Erfindung des Mobiles, dessen ausbalancierte, abstrakte Elemente sich immerzu in neuen, harmonischen Kombinationen bewegen. Calder hat sich auch der Herstellung von grossen Aussenskulpturen verschrieben, die er aus verbolztem Stahlblech fertigte. Heute zieren diese filigranen Giganten zahlreiche öffentliche Plätze auf der ganzen Welt.

Die Calder Foundation mit Sitz in New York, ist eine im Jahr 1987 gegründete Non-Profit-Organisation mit dem Ziel, Kunst und Nachlass Alexander Calders zu sammeln, zu erhalten und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Stiftung kann auf eine unvergleichliche Sammlung an Werken und Archivmaterial zurückgreifen. Die Tätigkeiten der Stiftung bestehen im Wesentlichen aus der Mitwirkung bei Ausstellungen und Publikationen, dem Ausbau und Unterhalt des Calder-Archivs und der Katalogisierung aller vom Künstler geschaffenen Werk.

Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr

Alexander Calder – Bäume
Abstraktion benennen
8. Juni 2013 – 12. Januar 2014

Fondation Beyeler,
Beyeler Museum AG,
Baselstrasse 77,
CH-4125 Riehen
 www.fondationbeyeler.ch

Mittwoch, 5. Juni 2013

Meister der Metamorphose

Napoleon in der Wildnis (Detail), 1941. Öl auf Leinwand, 46,3 × 38 cm; The Museum of Modern Art, New York. © 2013, ProLitteris, Zürich
Riehen.- Große Max-Ernst-Tertospeltive in Riehen bei Basel: Mit über 160 Gemälden, Collagen, Zeichnungen, Skulpturen und illustrierten Büchern präsentiert die Fondation Beyeler noch bis 8. September anhand zahlreicher Hauptwerke all seine Schaffensphasen, Entdeckungen und Techniken. So erhält der Besucher zum ersten Mal in der Schweiz seit Ernsts Tod 1976 die Gelegenheit, das mannigfaltige Werk dieses Jahrhundertkünstlers in seinem gesamten Reichtum zu erleben.

Max Ernst (1891–1976) gehört zu den vielseitigsten Künstlern der Moderne. Nach seinen Anfängen als revoltierender Dadaist in Köln zog der Künstler 1922 nach Paris, wo er bald zu einem der Pioniere des Surrealismus wurde. Zweimal wurde er während des Zweiten Weltkriegs als feindlicher Ausländer interniert und kam durch den Einsatz des mit ihm befreundeten Dichters Paul Eluard wieder frei.
1941 floh er ins amerikanische Exil, wo er neue Anregungen fand und zugleich für die Generation junger amerikanischer Künstler neue Impulse gab. Ein Jahrzehnt später kehrte er in ein vom Krieg zerstörtes Europa zurück, in dem der einst geschätzte Max Ernst vergessen schien, bevor er als einer der facettenreichsten und faszinierendsten Künstler des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt wurde. Im Jahr 1958 wurde Max Ernst französischer Staatsbürger.

Als fortwährender Erfinder neuartiger Figuren, Formen und Techniken wie die Frottage, Grattage, Dekalkomanie (Abklatschtechnik) und Oszillation hat sich Max Ernst ständig weiterorientiert. Dabei schuf er ein einzigartiges Oeuvre, das sich jeder klaren stilistischen Definition entzieht. Dessen Entwicklung haben das bewegte Leben und die wechselnden Aufenthaltsorte des Künstlers in Europa und Amerika mitgeprägt.

Max Ernsts Kreativität im Umgang mit Bild- und Inspirationsquellen, die Brüche zwischen den zahlreichen Werkphasen und Sujets überraschen den Betrachter. Wie ein Revolutionär des Sehens setzte er Bilder neu zusammen, stellte als Surrealist neue Verbindungen zwischen Bildern und dem Bewusstsein des Betrachters her. Was als Konstante bleibt, ist die Beständigkeit des vermeintlichen Widerspruchs. Wie Max Ernsts Leben, so ist auch sein Werk «nicht harmonisch im Sinne der klassischen Komponisten», so der Künstler selbst.

Ein Meister der Metamorphose, war Ernst Suchender und Entdecker, ein Dr.h.c. der Philosophie, der stets seine Fragen erweiterte und sich dabei auch von Astronomie, Ethnologie, Ornithologie, Mathematik und Psychoanalyse inspirieren und sich von seiner Liebe zu Naturwissenschaften und dem kreativen Zufall leiten liess. Starke Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, begleiteten seinen Weg als Mann und Künstler: die spätere Dalì-Muse Gala Eluard, Künstlerin Leonora Carrington, Mäzenin und Sammlerin Peggy Guggenheim und Malerin Dorothea Tanning.

Auch Jahrzehnte nach seinem Tod erscheint Max Ernsts Werk, im beständigen Versuch Traditionen zu überwinden, doch gleichzeitig auf sie Bezug zu nehmen, aktueller denn je. Die Ausstellung zeigt ein Schaffen, das durch Erinnerung und Erfahrung Unbewusstes und Verborgenes aus der Vergangenheit mit dem Erlebten des Gegenwärtigen und dem politischen Zeitgeschehen in Kontakt bringt, um daraus fantastisch-realistische Visionen in die Zukunft zu imaginieren.


Öffnungszeiten: Täglich 10 - 18 Uhr, mittwochs 10 - 20 Uhr

Max Ernst
26. Mai bis 8. September 2013

Fondation Beyeler
Baselstrasse 101
CH-4125 Riehen / Basel
 0041 (0)61 64597-00
 fondation@beyeler.com
  www.beyeler.com

Mittwoch, 27. Februar 2013

Umgehängt

Jeff Koons, Titi, 2004-09, © Jeff Koons, New York
Riehen.- Josef Albers – Hans Arp - Balthus - Constantin Brancusi – Paul Cézanne - Jean Dubuffet – Alberto Giacometti – Vincent van Gogh - Wassily Kandinsky – Paul Klee - Jeff Koons – Fernand Léger – Henri Matisse - Piet Mondrian – Claude Monet – Barnett Newman – Mark Rothko – Henri Rousseau – Werke aus Ozeanien - dreimal jährlich wechseln sich die Kuratoren der Fondation Beyeler in der Konzipierung einer neuen Hängung ab. Die neue Präsentation in neun Sälen läuft parallel zur Ausstellung „Ferdinand Hodler“ und ab März 2013 zusätzlich zur Präsentation der Collection Renard.

Gezeigt werden Gemälde und Skulpturen aus der Sammlung Beyeler, Werke von Mark Rothko aus der Daros Collection sowie permanente und temporäre Leihgaben von Künstlern sowie aus privaten Sammlungen, Nachlässen und Stiftungen. Ein besonderer Akzent liegt diesmal auf den verschiedenen Formen der abstrakten Kunst sowie der Wechselwirkung zwischen Figuration und Abstraktion. Die Konversation zwischen Künstlern aus formal und inhaltlich unterschiedlichen Positionen der Kunstgeschichte sowie zwischen BesucherInnen und den Werken wird mit immer neuen Inhalten fortgesetzt.

Die neuen Sammlungspräsentationen heben die Rolle des Museums als Ort intensiver Auseinandersetzung hervor, an dem die sinnliche Erfahrung und das persönliche Erlebnis der Besucher in der unmittelbaren Begegnung mit der Kunst im Mittelpunkt stehen.

Die Werke einer herausragenden Sammlung besitzen jenseits von deren Wert in erster Linie die Eigenschaft, mit ihrer Lebendigkeit sowie ihrer Fähigkeit für immer neue Fragenstellungen und unerwartete Verbindungen zwischen Epochen und Sichtweisen zu sorgen. Nur wenige Museen sind wie die Fondation Beyeler in der Lage, Gegenüberstellungen von bedeutenden Arbeiten zu realisieren, die innerhalb neuer Sammlungspräsentationen die Gemeinsamkeiten und Kontraste zwischen Moderne und Gegenwart „live“ darlegen. So erleben die BesucherInnen mit einem Rundgang durch Positionen und Gedanken auch, wie Künstler die Gesellschaft mit neuen Perspektiven bereichern und wie unser Blick und unsere Wahrnehmung in konstanter Entwicklung begriffen sind.

Saal 1
Im ersten Saal treffen zwei der grossen Hauptvertreter der abstrakten Malerei und Bildhauerei aufeinander: Piet Mondrian und Constantin Brancusi. Mit Jeff Koons Titi (2004-2009) wird der Dialog zwischen Mondrian und Brancusi um eine überraschende Position erweitert. Ein spannendes Moment der Überlagerung von Form, Linie, Farbe, Abstraktion und Figuration (hier zusätzlich durch Koons Werk Titi um den Aspekt der Fiktion ergänzt).

Saal 2
Im grossen Saal begegnen sich mit Claude Monet und Barnett Newman zwei Künstler, deren Werke bei aller Unterschiedlichkeit immer wieder aufschlussreiche Parallelen in ihren Grundstrukturen aufweisen. Diese werden anhand von Fragen zur Idee von Horizont, Vertikalität und Zentralität sowie zum Konzept einer „entgrenzten“ Bildoberfläche verhandelt. Tatsächlich gehört Barnett Newman zu jener Generation amerikanischer Künstler, denen Monets Spätwerk, insbesondere seine späten, grossformatigen Seerosen-Panoramen, wesentliche Impulse verlieh. Der Saal suggeriert bewusst den grossflächigen, luftigen Rahmen der Orangerie, in der Monets Seerosenbilder in Paris ausgestellt sind und wird hier durch Newmans Werke um neue Aspekte ergänzt

Saal 3
Kandinskys Improvisation 10 (1910) gilt als eines der frühesten ungegenständlichen Kunstwerke überhaupt. Der überraschend hohe Abstraktionsgrad hat immer wieder zu kontroversen Deutungen herausgefordert. Zum einen wird das Gemälde als eine freie Farbimprovisation betrachtet, zum anderen als eine mit Figuren besetzte Landschaft, die sich in glühenden Farben in die Bildtiefe erstreckt. Kandinskys Werk trifft auf Jeff Koons Play-Doh (1995-2007), ein grossformatiges Ölgemälde, das zu seiner berühmten, noch nicht abgeschlossenen Werkgruppe Celebration gehört, an der der Künstler seit 1994 arbeitet. In seinem Hin-und-Her-Schwingen zwischen Figuration und Abstraktion nähert sich Koons Play-Doh auch Kandinskys bahnbrechender Improvisation 10 an.

Saal 4
Dieser Raumabschnitt ist Fernand Léger gewidmet und zeigt das wegweisende, frühe Gemälde Le passage à niveau (1912), das in den vergangenen Monaten mit der Unterstützung der Fondation BNP Paribas Suisse restauriert wurde. In Contraste de formes (1913) fügen sich walzenförmige Formmodule und scharfe Abstufungen nicht zu einer Figur zusammen, sondern lassen im Zusammenspiel eine Struktur reiner, räumlich dynamisierter Form entstehen.

Saal 5
Paul Klee und Jean Dubuffet, die in diesem Saal aufeinander treffen, verbindet, dass sie sich beide für marginalisierte, gemeinhin nicht als kunstwürdig empfundene ästhetische Darstellungsformate interessierten, vor allem für Kinderzeichnungen und die Kunst sogenannter „Geisteskranken“. So entstehen im Werk beider Künstler immer wieder Figuren, die sich vom klassischen Kanon des „Schönen“ lösen und durch eine besondere Archaik und Direktheit bestechen. Elemente eines Vexierbildes bannen die Aufmerksamkeit des Besuchers, der hier auch mit der Idee des „rohen Körpers“ konfrontiert wird.

Saal 6
Dieser gleichsam als Rothko-Kapelle inszenierte Saal konzentriert sich auf Mark Rothkos Anliegen, mit einzelnen Werken Räume zu gestalten, die den Betrachter geradezu umhüllen. Nach Auffassung Rothkos soll sich nichts zwischen das Bild und den Betrachter drängen: möglichst kein Vorwissen und keine Sehtradition sollen das Erlebnis in irgendeiner Form beeinträchtigen. Der Rothko-Raum der Fondation Beyeler konnte dank Leihgaben der Daros Collection realisiert werden.

Saal 7

Der Saal vereint Gemälde und Skulpturen von Alberto Giacometti sowie ein Bild von Josef Albers aus der Sammlung Beyeler mit einer temporären Leihgabe, Balthus‘ Passage du Commerce-Saint-André (1952-1954) in einer Gegenüberstellung, die nicht nur das Thema der Strasse und des Platzes im erweiterten Sinne behandelt, sondern auch die Frage nach dem menschlichen Körper in Bewegung im Raum.

Saal 8
Die Erkenntnis, dass von der westlichen Zivilisation unberührte Völker, etwa aus Afrika oder Ozeanien, Kunstwerke von eigenständiger Bedeutung und grosser Ausdruckskraft geschaffen haben, war für die Kunst der Moderne äusserst wichtig. Eine vergleichbare Suche nach dem Authentischen verfolgt auch Jeff Koons in der zeitgenössischen Kunst, wobei er im „Banalen“ fündig geworden ist, das sich im „Kitschigen“ oder „Kindlich-Naiven“ artikuliert. Vor diesem Hintergrund treffen in diesem Saal zwei polychrome Holzskulpturen aus Ozeanien auf bahnbrechende Gemälde von Henri Rousseau und Vincent van Gogh und eine farbig gefasste Holzfigur von Jeff Koons.

Saal 9

Paul Cézanne und Henri Matisse – in diesem Saal begegnet eine der „Vaterfiguren“ der modernen Kunst einem der einflussreichsten Maler des 20. Jahrhunderts. Tatsächlich entfaltete Cézannes wegweisende Ästhetik eine nachhaltige Wirkung auf zahlreiche Künstler der Moderne, so auch auf Matisse. Anhand von vergleichbaren Motiven, vom weiblichen Porträt über das Sujet der blauen Figur bis hin zum Landschaftsbild, werden uns in diesem Saal die künstlerischen Grundprinzipien Cézannes und ihre freie Weiterentwicklung bei Matisse eindrucksvoll vor Augen geführt. Zugleich bildet die blaue menschliche Gestalt einen Übergang zur Ausstellung „Ferdinand Hodler“, die bis zum 26. Mai in der Fondation Beyeler zu sehen ist.

Picasso-Werke aus der Sammlung Beyeler im Kunstmuseum Basel

Mit einem einzigartigen Ensemble von 33 Werken aus fast allen Schaffensphasen ist Pablo Picasso der am stärksten in der Sammlung Beyeler vertretene Künstler. Die ungewöhnlich hohe Anzahl an bedeutenden Werken ist auf das persönliche und besondere Vertrauensverhältnis zurückzuführen, das Ernst Beyeler mit Pablo Picasso jahrzehntelang pflegte. Die Fondation Beyeler verfügt somit über eine der international besten Picasso-Sammlungen. Nachdem die Fondation Beyeler Pablo Picasso 2005 die grosse Ausstellung „Picasso surreal“ gewidmet hat, wird sie sich durch die erste und einmalige Ausleihe nahezu sämtlicher Picasso-Sammlungswerke an der Ausstellung „Die Picassos sind da!“ im Kunstmuseum Basel beteiligen, die vom 17. März bis 21. Juli stattfindet. Diese Kooperation der beiden Basler Kunstmuseen unterstreicht die enge und kollegiale Zusammenarbeit der Institutionen.

Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr

Fondation Beyeler
Beyeler Museum AG
Baselstrasse 77
CH-4125 Riehen
+41 - (0)61 - 645 97 00
info@fondationbeyeler.ch
www.fondationbeyeler.ch


Mittwoch, 6. Februar 2013

Die Sammlung Renard

Fondation Beyeler, erbaut vom Italienischen Stararchitekten Renzo Piano
Foto: Mark Niedermann
Riehen.- Die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel erhält eine grosszügige Schenkung von dreiunddreissig Kunstwerken aus der Sammlung des französischen Ehepaars Claude und Micheline Renard. Dies teilt sie in einer Pressemitteilung mit. "Aufgrund ihrer grossen Wertschätzung für Ernst Beyeler und sein Museum war es der ausdrückliche Wunsch der Renards, die Lieblingsstücke ihrer Sammlung der Fondation Beyeler zu übergeben", heißt es darin. Dazzu wird es nun ab 8. März eine Ausstellung geben. Darin werden sämtliche Schenkungswerke präsentiert – darunter einige, die noch nie öffentlich gezeigt wurden – und somit erstmals einem breiten Publikum zugänglich sind. Kurator der Ausstellung ist Raphaël Bouvier.

Bei der Automobilfirma Renault initiierte Claude Renard (1928–2005) 1967 die Abteilung »Recherches, art et industrie« und begründete damit zugleich die erste grosse Firmensammlung für zeitgenössische Kunst in Frankreich. Zusammen mit seiner Frau Micheline konzipierte und organisierte er auch im Rahmen der von Renault finanzierten Vereinigung »L’incitation à la création« in der Abtei von Sénanque zahlreiche Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst. Aus diesem langjährigen Engagement und der Leidenschaft für die Kunst entstand eine bemerkenswerte Sammlung mit Gemälden, Skulpturen und Papierarbeiten internationaler Künstler wie Jean Fautrier, Jean Dubuffet, Sam Francis, Jean Tinguely, Antoni Tàpies, Sigmar Polke und Jean-Michel Basquiat – Künstler, die oft auch zu Freunden des Ehepaars Renard wurden.

Durch die Schenkung der Werke aus der Collection Renard ann die Fondation Beyeler begegnen einander zwei Sammlungen, die sich in Profil und Umfang zwar massgeblich voneinander unterscheiden, und zugleich viele interessante Parallelen und Berührungspunkte aufweisen. Während die Sammlung Beyeler die moderne Kunst vom späten 19. bis ins frühe 21. Jahrhundert in zahlreichen Meisterwerken exemplarisch abbildet, fokussiert sich die Collection Renard in einer konzentrierten Werkanzahl auf internationale Künstler der Nachkriegszeit. Dabei fallen bei beiden Sammlungen aber nicht nur hinsichtlich der Künstlerauswahl, sondern auch bezüglich künstlerischer Kriterien und ästhetischer Positionen Vorlieben auf, die eng miteinander korrespondieren.

Diese Entsprechungen drücken sich besonders anschaulich in den Werken von Jean Dubuffet, Sam Francis und Antoni Tàpies aus – dreier Künstler also, die sowohl in der Sammlung Beyeler als auch in der Collection Renard vertreten sind. Zumal mit den Werken dieser Hauptvertreter der Nachkriegskunst leistet die Collection Renard einen substantiellen Beitrag zur Verdichtung und Komplettierung der Sammlungsbestände der Fondation Beyeler. Mit der Schenkung Renard finden aber auch Künstler Eingang in die Fondation Beyeler, deren Präsenz bislang vermisst werden durfte und welche erlauben, die Sammlung kohärent mit hochrangigen Werken zu erweitern. Dazu zählen namentlich Jean Fautrier, Jean Tinguely, Sigmar Polke und Jean-Michel Basquiat, deren Werke es ermöglichen, bereits bestehende Sammlungsstränge dynamisch fortzuschreiben.

Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr

Collection Renard
9. März – 5. Mai 2013

Fondation Beyeler,
Beyeler Museum AG,
Baselstrasse 77,
CH-4125 Riehen
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Montag, 21. Januar 2013

Léger restauriert

Untersuchung des Gemäldes im Vergleich mit der Röntgenaufnahme von: Fernand Léger, Le passage à niveau, (Der Bahnübergang),1912, Öl auf Leinwand, 94 x 81 cm, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Erworben mit einem Beitrag von Kurt Schwank, Riehen, © 2013, ProLitteris, Zürich, Foto: Ben Ludwig
Riehen.- Die Restaurierung von Fernand Légers »Le passage à niveau« (1912) mit der Fondation BNP Paribas Suisse ist abgeschlossen. Das meldet die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel. Vor genau hundert Jahren entstand 1912 das Gemälde »Le passage à niveau« (Der Bahnübergang) von Fernand Léger. Im Rahmen des seit 2011 von der Fondation BNP Paribas Suisse unterstützten Restaurierungsprojektes führte das Restauratorenteam der Fondation Beyeler eine umfassende Untersuchung durch. Das Gemälde von Fernand Léger ist Teil der Sammlung Beyeler und wurde erworben mit einem Beitrag von Kurt Schwank.

Fernand Léger (1881-1955) ist mit zwölf Gemälden prominent in der Sammlung vertreten. Die Werke offenbaren seine ganze Schaffensbreite. Schon früh beschäftigte sich Ernst Beyeler mit Léger, fasziniert von seiner eigenständigen Position unter den Hauptakteuren der Klassischen Moderne wie von seiner Wirkung auf US-amerikanische Künstler wie Roy Lichtenstein und Ellsworth Kelly, die ebenfalls in der Sammlung vertreten sind.

Als frühes und seltenes Landschaftsbild Légers, das auf dem bedeutenden Scheideweg zwischen figürlicher Darstellung und Abstraktion liegt, kommt »Le passage à niveau« nicht nur im Werk des Künstlers eine Scharnier-Funktion zu. Es vermittelt auf eindrückliche Weise auch zwischen den Werken von Paul Cézanne und Henri Rousseau und den kubistischen Bildern von Pablo Picasso und Georges Braque.

Durch eine Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungsmethoden gewannen die Restauratoren wichtige Informationen zu Material, Technik und Geschichte des Gemäldes. Die daraus resultierenden Erkenntnisse haben gezeigt, dass Légers Werk nicht grundsätzlich als fragil einzustufen ist. Gemälderestauratorin Friederike Steckling berichtet: »Vielmehr waren die Materialwahl des Künstlers und die Einwirkung der Geschichte, die »Le passage à niveau» zum heutigen Zustand führten«.

Um die Leinwand zu präparieren, benutzte Fernand Léger eine ungewöhnlich wasserempfindliche Grundierung. Ein sehr früher Kontakt mit Nässe, vermutlich während des ersten Weltkriegs sowie eine vergangene Restaurierung mit Feuchtigkeit fügten dem Werk Schaden zu. Deshalb recherchierte das Team nach historischen Abbildungen, um die Veränderungen am Werk nachzuvollziehen.

Tragweite und Massnahmen der Restaurierung wurden anhand der gesammelten Ergebnisse konzipiert. Vorrangig wurden schlecht integrierte Retuschen einer vergangenen Restaurierung entfernt. Ausserdem wurden stecknadelgrosse, über der Oberfläche verteilte Abriebe farblich angepasst. Reversible Retuschen wurden ausschliesslich auf diese bereits vorhandenen Schadensstellen punktuell gesetzt.

Das Team verfolgte das Ziel, die eher ungleichmässige und aufgebrochene Erscheinung der Malschicht zu schliessen, um das Werk wieder an sein Entstehungsjahr 1912 anzunähern, ohne dessen Geschichte und Alter zu verbergen. Untersuchungen weiterer Frühwerke von Fernand Léger waren dabei sehr hilfreich, denn sie ermöglichten eine Annäherung von »Le passage à niveau« an die Wirkungsweise von nicht beschädigten Oberflächen von Frühwerken Légers.

Schliesslich wurden historisch unpassende Textilbänder von der Rückseite des Keilrahmens entfernt und die Leinwandkanten stabilisiert. Auch wurde das Werk mit einer stabileren Neurahmung und einem am Rückseitenschutz befestigten Vibrationsschutz versehen, um Schäden bei Transporten zu vermeiden. Die durchgeführten restauratorischen Massnahmen sind diskret und mehrheitlich in Details erkennbar.

Restaurierung ist die Kunst, Kunst zu erhalten. Die Zeit hinterlässt ihre Spuren an Kunstwerken. In der Fondation Beyeler arbeitet im Bereich Restaurierung seit 2001 ein Team unter der Leitung von Restaurator Markus Gross. Die Restaurierung von Werken ist eine wissenschaftliche Disziplin, die neue Untersuchungsmethoden mit umfassend historischen Kenntnissen verbindet und zum Teil nahezu detektivische Arbeit leistet. Die Fondation Beyeler hat als museale Institution die Aufgabe, langfristig Kunstwerke zu bewahren und für zukünftige Generationen zu erhalten.

Die Restaurierung nahm länger als ein Jahr in Anspruch. Sam Keller, Direktor der Fondation Beyeler, dazu: »Die Fondation BNP Paribas Suisse hat die Restaurierung eines bedeutenden Gemäldes von Fernand Léger ermöglicht. Als Museum mit einer grossen Sammlung von Werken des Künstlers ist die Fondation Beyeler dankbar für die Unterstützung und das Engagement für Kulturgüter der Fondation BNP Paribas Suisse und glücklich, dass »Le passage à niveau« erforscht, restauriert, ausstell- und transportierbar gemacht werden konnte«.

Die Fondation BNP Paribas Suisse engagiert sich seit über 20 Jahren für die Restaurierung von Kunstwerken in Europa, Asien und den USA mit dem Anliegen aktiv daran mitzuwirken, dass Museumsbestände erhalten bleiben und so an zukünftige Generationen weitergegeben werden können. In der Schweiz hat sie bereits über ein Dutzend Projekte gefördert, die dem Erhalt bedeutender Werke von Max Ernst, Mattia Preti, Auguste Rodin, Bram van Velde und Paolo Veronese galten. Bis 2014 setzt sie das Restaurierungsprojekt mit der Fondation Beyeler fort, das Arbeiten an insgesamt drei Werken der Sammlung umfasst.

Ab Februar 2013 wird das restaurierte Gemälde von Fernand Léger in der neuen Sammlungshängung in der Fondation Beyeler präsentiert. Zugleich startet zu Beginn des neuen Jahres das nächste Restaurierungsprojekt für den Originalgips von Max Ernsts Skulptur »The King Playing With the Queen« (Der König spielt mit seiner Königin) von 1944. Dieser wird anlässlich der kommenden Retrospektive gezeigt, welche die Fondation Beyeler Max Ernst vom 26. Mai bis 8. September 2013 widmet. Mit über 170 Gemälden, Collagen, Zeichnungen, Skulpturen und illustrierten Büchern präsentiert diese Ausstellung anhand zahlreicher Hauptwerke alle Schaffensphasen, Entdeckungen und Techniken von Max Ernst. Die Ausstellung wurde von Werner Spies und Julia Drost konzipiert und entstand in Zusammenarbeit mit der Albertina in Wien. Kurator der Ausstellung in der Fondation Beyeler ist Raphaël Bouvier.

Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr

Fondation Beyeler
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Dienstag, 23. Oktober 2012

15 Jahre Beyeler

Fondation Beyeler, Monet Saal, Foto: Todd Eberle
Riehen.- Vor 15 Jahren, am 18. Oktober 1997 genau, öffnete die Fondation Beyeler zum ersten Mal ihre Tore und hat sich seither zum meistbesuchten Kunstmuseum der Schweiz mit internationaler Ausstrahlung entwickelt. Ihre besondere Anziehungskraft und ihren nationalen und internationalen Erfolg verdankt die Fondation Beyeler insbesondere der Verbindung ihrer renommierten Sammlung der klassischen Moderne mit der harmonisch in die Landschaft eingebetteten Museumsarchitektur des Genueser Architekten Renzo Piano sowie den regelmässig wechselnden Ausstellungen.

Seit der Eröffnung hat das Museum insbesondere mit seiner herausragenden Sammlung der Klassischen Moderne sowie seinen über 53 qualitätsvollen Ausstellungen und Ausstellungsprojekten bedeutender Künstler des 19., 20. und 21. Jahrhunderts internationales Ansehen und Anerkennung erworben. Neben monografischen Ausstellungen, die den grossen Namen der modernen Kunst und den bedeutenden Künstlern unserer Zeit gewidmet sind, werden periodisch thematische Ausstellungen über Kunstbewegungen und Schauplätze, die für die Entwicklung der Moderne entscheidend waren, konzipiert.

Mehrmals im Jahr wird zudem die Sammlung Beyeler in wechselnden Präsentationen neu ausgestellt. Sie umfasst rund 200 Meisterwerke des Postimpressionismus, der klassischen Moderne und der Gegenwartskunst sowie 30 ethnografische Kunstobjekte aus Afrika, Ozeanien und Alaska. Die Sammlungspräsentationen werden regelmässig mit bedeutenden Dauerleihgaben aus international renommierten Sammlungen wie beispielsweise der Daros Collection oder Künstlernachlässen wie der Calder Foundation ergänzt und in einen Dialog gesetzt.

Übrigens: Das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude haben 1998/99 mit Ernst Beyeler das Pojekt "Wrapped Trees", bei dem 163 Laubbäume verhüllt wurden, realisiert. Nun kommt der Objektkünstler wieder im Geburtstagsjahr in die Fondation Beyeler um seine zwei aktuellen Projekte vorzustellen: Freitag, 26. Oktober 2012, 18.30 - 19.30 Uhr, Preis: Im Museumseintritt inbegriffen.

Darüber hinaus werden jedes Jahr Projekte mit zeitgenössischen Künstlern im Museum wie im öffentlichen Raum realisiert: erinnert sei an die legendären, verhüllten Bäume von Christo und Jeanne-Claude im Park des Museums ebenso wie die Lichtprojektionen von Jenny Holzer in Zürich und Basel, die Installation der Lichterkette von Felix Gonzalez-Torres auf der Mittleren Brücke in Basel, die Präsentation von Louise Bourgeois’ monumentaler Spinnenskulptur in verschiedenen Schweizer Städten sowie die Präsentation der Blumenskulptur »Split Rocker« von Jeff Koons im Berower Park der Fondation Beyeler.

Für Ausstellungen kooperiert die Fondation Beyeler mit Museen wie beispielsweise der Tate Modern und der Serpentine Gallery, London, dem Stedelijk Museum Amsterdam, dem Musée d’Orsay und dem Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, der Albertina und dem Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, dem Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk/Kopenhagen, dem Guggenheim Museum Bilbao, der Calouste Gulbenkian Foundation in Lissabon, dem Museum of Contemporary Art in Chicago und dem Whitney Museum of American Art in New York.

Die Fondation Beyeler versteht sich als ein offenes und lebendiges Museum, das den Zugang zur Kunst und kulturellen Bildung wie auch zwischenmenschliche Begegnungen fördern möchte. Dabei stehen immer das persönliche Erlebnis und die sinnliche Erfahrung des Besuchers in der Begegnung mit der Kunst im Mittelpunkt. Das Museum wendet sich an ein breites Publikum und will insbesondere auch das Interesse junger Menschen für die Kunst wecken. Dies war den Gründern, dem Basler Kunstsammlerpaar Ernst und Hildy Beyeler, ein besonderes Anliegen. Sie wollten ihre einzigartige Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich machen und ihre Leidenschaft für die Kunst und die Natur mit anderen teilen.

Die Fondation Beyeler hat sich seit ihrer Gründung zum meistbesuchten Kunstmuseum der Schweiz entwickelt und bis heute bereits fast 5 Millionen Besucher aus aller Welt angezogen. Im Jahr 2011 verzeichnete das Museum einen Besucherrekord von 426‘856 Besuchern. Rund die Hälfte der Gäste reist aus dem Ausland an, über 10'000 von ihnen kommen jährlich aus Übersee. Die Fondation Beyeler beschäftigt 169 Mitarbeiter und ist damit ebenfalls ein bedeutender Arbeitgeber in der Region. Das Museum ist an 365 Tagen im Jahr geöffnet, also auch an allen Feiertagen.

Aktuell zeigt die Fondation Beyeler die Ausstellung «Edgar Degas» (bis zum 27. Januar 2012). Gezeigt werden berühmte Darstellungen von Tänzerinnen, weiblichen Akten, Reitern und Landschaften. Zu sehen sind rund 150 Gemälde, Pastelle, Skulpturen, Zeichnungen und Fotografien aus öffentlichen und privaten Sammlungen aus der ganzen Welt.

Ins Detail:
Bisher sind folgende Ausstellungen und Ausstellungsprojekte realisiert worden: »Jasper Johns. Werke aus dem Besitz des Künstlers«, »Renzo Piano. Workshop«, »Farben – Klänge. Wassily Kandinsky und Arnold Schönberg«, »Roy Lichtenstein«, »Magie der Bäume« mit »Wrapped Trees« von Christo & Jeanne-Claude, »Face to Face to Cyberspace«, »Cézanne und die Moderne«, »Farbe zu Licht«, »Andy Warhol. Series and Singles«, »Mark Rothko«, »Ornament und Abstraktion«, »Anselm Kiefer. Die sieben Himmelspaläste 1973–2001«, »Claude Monet ... bis zum digitalen Impressionismus«, »Ellsworth Kelly. Werke 1956–2002«, »EXPRESSIV!«, »Paul Klee. Die Erfüllung im Spätwerk«, »Mondrian+Malewitsch in der Mitte der Sammlung«, »Francis Bacon und die Bildtradition«, »Calder – Miró«, »ArchiSkulptur«, »Blumen­mythos. Von Vincent van Gogh bis Jeff Koons«, »Picasso surreal«, »René Magritte. Der Schlüssel der Träume«, »Contemporary Voices: Die UBS Art Collection zu Gast in der Fondation Beyeler«, »Wolfgang Laib. Das Vergängliche ist das Ewige«, »Henri Matisse. Figur Farbe Raum«, »EROS – Rodin und Picasso«, »EROS in der Kunst der Moderne«, »Edvard Munch. Zeichen der Moderne«, »Die andere Sammlung. Hommage an Ernst und Hildy Beyeler«, »Action Painting«, »Sarah Morris – Black Beetle«, »Fernand Léger. Paris-New York«, »Venedig«, »Bildwelten-Afrika, Ozeanien und die Moderne«, »Franz West«, »Marc Quinn«, »Giacometti« , »Jenny Holzer«, »Günther Förg«, »Henri Rousseau«, »Basquiat«, »Felix Gonzalez-Torres: Specific Objects without Specific Form«, »WIEN 1900. Klimt, Schiele und ihre Zeit«, »Beatriz Milhazes«, »Segantini«, »Constantin Brancusi und Richard Serra«, »Louise Bourgeois«, »Surrealismus in Paris – Dalí, Magritte, Miró«, »Pierre Bonnard«, »Jeff Koons«, »Philippe Parreno« und zuletzt »Edgar Degas«.

Öffnungszeiten: Täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr

Fondation Beyeler,
Beyeler Museum AG,
Baselstrasse 77,
CH-4125 Riehen
+41 - (0)61 - 645 97 00
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Dienstag, 16. Oktober 2012

Waltz in Riehen

Riehen.- Zur Ausstellung Edgar Degas mit seinen berühmten Darstellungen von Tänzerinnen kommt Sasha Waltz & Guests, eine Formation der Choreographin, Tänzerin und Opernregisseurin Sasha Waltz, in die Fondation Beyeler nach Riehen/Basel (siehe Foto). Zu sehen ist die Inszenierung «Rebonds B» aus der Gesamtchoreographie von «Continu», die nun erstmals in der Fondation Beyeler als singuläre Szene zu erleben sein wird. Die Tanzaufführungen von Sasha Waltz & Guests sind am Freitag, 19. Oktober und am Samstag, 20. Oktober 2012, jeweils 15.00 und 17.00 Uhr zu sehen. Sasha Waltz wird anwesend sein. Die Veranstaltung ist im Museumseintritt inbegriffen, Reservierungen sind nicht möglich.

Acht Tänzerinnen und ein Schlagzeugsolo sind Mittelpunkt der beeindruckenden Tanzaufführung «Rebonds B» mit einer Choreographie von Sasha Waltz und Musik von Iannis Xenakis. In der Gesamtchoreographie von «Continu» bildet dieser Teil den Auftakt, der etwa 20 Minuten dauert.

Sasha Waltz greift in «Continu» wichtige Impulse aus ihren beiden großen Dialoge-Projekten von 2009 auf: der künstlerischen Inauguration des Neuen Museums von David Chipperfield in Berlin und des MAXXI von Zaha Hadid in Rom.

Seit der Uraufführung 2010 im Schauspielhaus Zürich hat Sasha Waltz «Continu» mehrfach überarbeitet und im Sommer 2011 in Salzburg in einer abschließenden Form präsentiert. Auch in den großen Museumsprojekten 2009 in Rom und Berlin nahm die Szene zu «Rebonds B» einen wichtigen Platz ein. Die Fassung mit acht Tänzerinnen zeigt wesentliche Elemente der Arbeit von Sasha Waltz der vergangenen zehn Jahre.

Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro Riehen statt.

Details zur Tanzaufführung
Regie/ Choreographie: Sasha Waltz
Musik: Iannis Xenakis
Kostüme: Bernd Skodzig
Licht: Martin Hauk
Tanz/Choreographie:
Liza Alpízar Aguilar, Florencia Lamarca, Sasa Queliz,
Mata Sakka, Judith Sánchez Ruíz, Yael Schnell, Niannian Zhou,
Livemusik/ Percussion: Robyn Schulkowsky
Repetition: Renate Graziadei
Eine Produktion von Sasha Waltz & Guests in Koproduktion mit Schauspielhaus Zürich/Zürcher Festspiele, spielzeit’europa | Berliner Festspiele und Sadler’s Wells, London.

Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: Täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr

Familientag und Buchvernissage "Was ist Kunst?": 21.10.2012, 10 - 18 Uhr

EDGAR DEGAS
30.9.2012 - 27.1.2013

Fondation Beyeler
Beyeler Museum AG
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CH-4125 Riehen

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Freitag, 14. September 2012

Abgestimmt

Installationsansicht der Sammlungspräsentation in der Fondation Beyeler, Riehen/Basel mit Werken von Mark Rothko und Alberto Giacometti, Foto: Fondation Beyeler, Riehen/Basel

Riehen.- Die Sammlung Beyeler wird dreimal jährlich, abgestimmt auf die jeweils aktuelle Ausstellung, neu präsentiert. Die gegenwärtige Hängung betrifft zehn Museumsräume. Sie wird parallel zur «Calder Gallery» und zur Ausstellung «Edgar Degas», die am 30. September eröffnet, mit Gemälden und Skulpturen der permanenten Sammlung Beyeler, Werken von Mark Rothko aus der Daros Collection sowie einigen herausragenden Leihgaben aus Privatbesitz neu eingerichtet.

Den Auftakt im Foyer bilden Alexander Calders Mobiles Eucalyptus, 1940, und Otto’s Mobile, 1932, zusammen mit Piet Mondrians Werk Picture No. III, 1938. Die Hängung erinnert an die für Calder wegweisende Begegnung mit Mondrian in Paris im Jahre 1930. Damit schafft sie einerseits einen Bezug zur «Calder Gallery» und bildet andererseits einen Übergang zum ersten Saal der Sammlungshängung. Die zentrale Werkgruppe von Piet Mondrian verbindet sich mit Improvisation 10, 1910, und Fuga, 1914, von Wassily Kandinsky sowie der Vogelskulptur L’oiseau, 1923/1947, von Brancusi zu einem raumplastischen Ensemble.

Von hier aus führt der Blick in zwei weitere Säle, vornehmlich mit Werken von Pablo Picasso, die in loser Chronologie die Entwicklungslinie von Femme (Epoche der Demoiselles d’Avignon), 1907, zum Kubismus nachzeichnen, der in monumentalen Stillleben der 1920er Jahre ausklingt. Paul Klees Waldhexen, 1938, setzen einen Kontrapunkt und Arps Skulptur Schalenbaum, 1947, bildet eine sinnlich feminine Note, die im dritten Saal mit Picassos surrealistischen Frauendarstellungen kontrastiert. Die aus geschnittenem Eisenblech geformte und von Picasso bemalte Skulptur Femme au Chapeau, 1961/1963, bezieht kongenial den Leeraum in ihre Gestaltung ein und leitet zur preziösen Leihgabe White Ring, 1965, von Ellsworth Kelly im angrenzenden Saal über. Sie stellt mit Claude Monets Seerosen-Triptychon einen wunderbaren Bezug zum Park und zur von Kelly für die Fondation Beyeler geschaffenen Aussenskulptur White Curves, 2001, her.

Der anschliessende «Rothko Room» verdichtet sich gemeinsam mit Alberto Giacomettis Figurenensemble für die Chase Manhattan Plaza Grande femme III, Grande femme IV, L’homme qui marche II und Grande tête, 1960, zu existenzieller Präsenz. Die Fondation Beyeler nimmt damit die Tradition der «Rothko Rooms» wieder auf, die dank der engen Zusammenarbeit mit der Daros Collection und ihren grosszügigen Leihgaben möglich wurde. Der nächste Saal ist ganz dem Werk von Barnett Newman gewidmet und führt das Thema der menschlichen Existenz weiter.

Nach Abschluss der Ausstellung «Philippe Parreno» wird ab 4. Oktober 2012 das Gemälde Passage du Commerce-Saint-André, 1952–54, ein Hauptwerk von Balthus, als grosszügige Leihgabe aus Privatbesitz, die Sammlungspräsentation substanziell bereichern. Der Blick in eine stille Pariser Seitenstrasse zeigt ein eigenartiges Figurenpersonal, das in seiner Tätigkeit angehalten scheint, als wäre die Zeit stehen geblieben. Eine enigmatisch sinnierende Stimmung geht von diesem sehr selten ausgestellten Gemälde aus.

Ab 19. September wird der grosse Saal hinter dem Foyer in Zusammenarbeit mit dem Vitra Design Museum und aus Anlass der dort stattfindenden Ausstellung «Pop Art Design» mit ausgesuchten Designobjekten und Möbeln eingerichtet. Zu sehen sein werden unter anderem ein Prototyp von Charles und Ray Eames’ La Chaise, ein selten grosses Sofa Marshmallow von George Nelson oder ein Ensemble von aufblasbaren Möbeln aus PVC von Nguyen Manh Khanh. Ihnen stehen die Gemälde Girl with Tear III, 1977, und Beach Scene, 1995, von Roy Lichtenstein, Flowers, 1965, von Andy Warhol und Windward, 1963, von Robert Rauschenberg gegenüber.

Parallel zur Ausstellung «Edgar Degas» trifft der letzte Saal der Präsentation mit Werken von Francis Bacon auf die gesteigerte Körperlichkeit von Degas’ Tänzerinnen und lässt die Spannkraft und Modernität von dessen Spätwerk besonders hervortreten.

Die aktuelle Sammlungspräsentation realisierte Oliver Wick, Curator at Large der Fondation Beyeler.
Öffnungszeiten: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr

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Dienstag, 21. August 2012

Degas' Spätwerk

Degas, Edgar, Trois danseuses, jupes violettes, 1896, Private Collection; Quelle: Fondation

Riehen.- Mit Edgar Degas‘ Spätwerk zeigt die Fondation Beyeler ab 30. Seotember seit zwanzig Jahren erstmals wieder in der Schweiz eine Ausstellung eines der berühmtesten französischen Maler des späten
19. Jahrhunderts. Es ist die erste Ausstellung, die ausschliesslich Edgar Degas’ reichem und komplexem Spätwerk (um 1886 bis 1912) gewidmet ist, dem Höhepunkt seines über sechzigjährigen höchst produktiven Schaffens. Degas‘ Spätwerk ist die künstlerische Vollendung eines kühnen Wegbereiters der Moderne, die er zusammen mit  jüngeren Freunden und Kollegen wie Paul Gauguin, Pablo Picasso und Henri Matisse geprägt hat. Obwohl sich die Kunst Edgar Degas’ grosser Beliebtheit erfreut, beschränken sich Degas-Ausstellungen zumeist auf seine impressionistische Schaffensphase (um 1870 bis 1885) oder auf Einzelaspekte seines Werks.

Zwei Degas-Pastelle aus der Sammlung der Fondation Beyeler bilden den Ausgangspunkt für die Ausstellungskonzeption: Le petit déjeuner après le bain (Le bain), um 1895 bis 1898, sowie Trois danseuses (jupes bleues, corsages rouges), um 1903, sind Meisterwerke, die die Radikalität und Modernität von Degas’ Spätwerk unmittelbar erahnen lassen.

In der grossen, über 150 Werke umfassenden Ausstellung sind alle wichtigen Motive und Serien zu sehen, die charakteristisch für Degas‘ Spätwerk sind: Berühmte Darstellungen von Tänzerinnen und weibliche Akte, Jockeys und Rennpferde, Landschaften und Porträts. Einbezogen werden alle Techniken, in denen Degas gearbeitet hat: Malerei, Pastell, Zeichnung, Druckgrafik, Skulptur und Fotografie. Degas befasste sich wie kein anderer Künstler seiner Zeit mit einer Vielzahl künstlerischer Medien. Im Spätwerk weicht die feine, delikate Malerei der impressionistischen Zeit einer einzigartigen Experimentierfreude und obsessiven Schaffenslust. 

Die Ausstellung wird kuratiert von Martin Schwander, Gastkurator, unter Mitarbeit von Michiko Kono, Associate Curator der Fondation Beyeler. Martin Schwander zeichnete bereits für die Ausstellung «Venedig – von Canaletto und Turner bis Monet» (2008/2009) verantwortlich.

Herausragende Leihgaben kommen unter anderem aus dem Museum of Fine Arts, Boston; dem Kunstmuseum Basel; der Tate, London; der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München; dem Museum of Modern Art, New York; dem Metropolitan Museum of Art, New York; dem Musée d’Orsay, Paris; dem National Museum of Modern Art, Tokio; dem Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington; dem Kunsthaus Zürich sowie aus namhaften europäischen, amerikanischen und asiatischen Privatsammlungen.

Der Katalog erscheint in Deutsch und Englisch im Hatje Cantz Verlag, Ostfildern. Er enthält ein Vorwort von Sam Keller und Martin Schwander, ein Gespräch mit dem Künstler Jeff Wall sowie Essays von Carol Armstrong, Jonas Beyer, Richard Kendall, Martin Schwander und Mareike Wolf-Scheel. ca. 256 Seiten, CHF 68.--, ISBN 978-3-906053-02-8 (Deutsch); ISBN 978-3-906053-03-5 (Englisch).

Begleitend zur Ausstellung findet ein umfassendes Rahmenprogramm mit Tanz- und Musikveranstaltungen sowie Gesprächen, einer Lesung und einem Vortrag mit Sasha Waltz & Guests, Varvara Nepomnyastschaya, Caroline Durand-Ruel und Wolfram Berger statt.

Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr

Edgar Degas
30. September 2012 – 27. Januar 2013

FONDATION BEYELER
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Montag, 23. Juli 2012

Koons kolossal blumig

Riehen.- Split-Rocker ist eine kolossale Blumenskulptur des amerikanischen Künstlers Jeff Koons. Das Werk ist momentan im Park der Fondation Beyeler zu sehen und besteht aus Tausenden echter Pflanzen. Jeff Koons hat dafür über zwanzig Blumenarten in allen möglichen Farben verwendet.

Zur Würdigung des Basler Split-Rocker hat die Fondation Beyeler ein exklusives Magazin gleichen  Namens herausgeben. Das 20-seitige Heft wurde redaktionell betreut von Finn Cannonica, Chefredakteur DAS MAGAZIN. Es beinhaltet einen bunten Strauss Geschichten und Gespräche über Gärten, Blumen, Kultur und Kunst.

Den Auftakt machen siebzehn Künstlerinnen und Künstler, darunter Olaf Breuning, Pipilotti Rist und Jennifer Rubell, die über ihre persönliche Beziehung zu Gärten und ihre Lieblingsblumen berichten. Jeff Koons verrät im Interview, wie grün sein Daumen wirklich ist. Und der Schweizer Parfümeur Andy Tauer gibt preis, was die Jasminblüte und der typische Fäkalgeruch gemeinsam haben. Der Kolumnist  Max Küng erinnert sich an den Garten seiner Mutter und die Besonderheit von Gartenkatalogen, während der Publizist Jakob Augstein über die Gleichwertigkeit von Liebe und Garten sinniert. Der renommierte Basler Fotograf Andri Pol hat das Magazin mit einzigartigen Hochglanzfotos bereichert.

Das «Split-Rocker»-Magazin ist für CHF 5.-- in Deutsch und Englisch im Art Shop der Fondation Beyeler erhältlich.

Split- Rocker ist voraussichtlich noch bis Oktober 2012 kostenlos in der Parkanlage der Fondation Beyeler zu besichtigen. Die Ausstellung Jeff Koons mit den drei zentralen Werkgruppen «The New», «Banality» und «Celebrity» läuft bis zum 2. September 2012.

Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: Täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr

Fondation Beyeler,
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Baselstrasse 77,
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Mittwoch, 11. Juli 2012

Zug um Zug

Ein erster Eindruck – Bild von der Grossbaustelle für die kommende Ausstellung Zug um Zug im Spielzeugmuseum Riehen -  kurz vor Vollendung.  Foto Bernhard Graf
Riehen.- Mitten in den Sommerferien lädt das Spielzeugmuseum Riehen bei Basel zu seiner zweiten Sonderausstellung anlässlich seines 40. Geburtstags ein. Das Museum spricht mit „Zug zum Zug – kleine Eisenbahn“ kleine und grosse Fans des Schienenverkehrs an und es beschreitet dafür auch neue Wege: Das Publikum macht aktiv mit und drückt dem Projekt auf kreative Art seinen Stempel auf.

Die Eisenbahn fasziniert – im Grossen wie im Kleinen – Kinder und Erwachsene seit Generationen. Nicht nur die technische Seite hat sich natürlich gewandelt, sondern auch das Reisen mit dem Zug und das Wie und das Was im Güterverkehr. Die Ausstellung spürt dem ‚Phänomen Eisenbahn‘ nach und das Museum beschreitet dazu auch ungewohnte Wege: Anfang Juni begann der Aufbau einer grossen Anlage unter der Mitwirkung insbesondere der Kinder. Nicht nur die Schienen, auf denen die kleinen Eisenbahnen fahren, wurden gemeinsam verlegt, auch phantastische Landschaften wurden gebaut, in denen sich Kriminelles und Romantisches ereignet, wo Unfälle geschehen und sich allerlei Sonderbares zuträgt. So viel Phantasie wurde im schönsten Spielzeugmuseum der Schweiz noch nicht oft freigesetzt!

Auf Sitzen aus der grossen Eisenbahn können die Besucher Eisenbahngeschichten in der Malerei be- trachten und Literarisches und Musikalisches rund um die Eisenbahn entdecken und 5 ausgewachse- ne grüne Krokodile (der SBB) ziehen die Besucher in ihren Bann! In Raum 4 des Museums schliesslich steht die Schweizer Eisenbahn im Kleinformat im Zentrum: Leihgaben aus Privatbesitz lassen die Her- zen der Kenner höherschlagen und die betriebsfähige Eisenbahnlandschaft wurde phantasievoll ver- zaubert. Bis zum 26. August wird die Ausstellung attraktiv erweitert und auf das ganze Museum aus- gedehnt – mehr sei noch nicht verraten!

Zwei Monate nach Ausstellungsbeginn steht die richtige Eisenbahn im Rampenlicht, wenn die Bahn- strecke von Basel nach Zell im Wiesental ihren 150. Geburtstag feiert. Deshalb zeigen wir vom 05.09. bis am 30.09.2012 „Kabinettstücke 36: Eisenbahn im Wiesental“.

Termine
18. Juli, 14.30-16.00 Uhr
Bitte alle einsteigen – der Zug fährt ab! Eine interaktive Führung mit Julia Nothelfer. Kinder ab 6
Jahren. CHF 5.-. Anmeldung bis 15.07.2012.

21. August, 18.30 Uhr
Wir sitzen alle im gleichen Zug…. Gina Durler liest Texte rund um die Eisenbahn.

26. August, 16 Uhr
Vernissage der erweiterten Ausstellung

07. September, 19-07 Uhr
Nachtzug ins Schlummerland. Eine Nacht lang tauchen wir ein in die Welt der schnaubenden und
keuchenden Dampflokomotiven, lauschen bei Wurst und Brot den Geschichten weit gereister Loko-
motivführer und verwandeln uns selbst in Reisende aus einer anderen Zeit. Die Platzzahl im Liegewa-
gen ist beschränkt – wir bitten um frühzeitige Buchung! Mit Julia Nothelfer. Kinder ab 7 Jahren. CHF
20.-. Anmeldung bis 03. September 2012.

22. und 23. September, 11-17 Uhr
Tage der kleinen Eisenbahn. Das Detailprogramm wird Anfang September veröffentlicht.

26. September, 10-12 Uhr
Zug um Zug. Mittwoch-Matinée rund ums Reisen mit der grossen und der kleinen Eisenbahn.
Das weitere Begleitprogramm bis zum Ausstellungsende veröffentlichen wir am 01. Oktober 2012.

Öffnungszeiten: Mo 11 – 17 Uhr, Di geschlossen, Mi-So 11-17 Uhr

Zug um Zug – kleine Eisenbahn
16.07.2012 – 24.02.2013

Spielzeugmuseum, Dorf- und Rebbaumuseum Riehen
Baselstrasse 34,
CH-4125 Riehen
Telefon: +41 61 641 28 29
spielzeugmuseum@riehen.ch
http://www.spielzeugmuseumriehen.ch/

Freitag, 15. Juni 2012

Die Restauratoren im Restaurierungsatelier vor Henri Matisse’ Acanthes, 1953, Kohle, ausgeschnittene Papiere, mit Gouache bemalt, auf Papier auf Leinwand, 311 x 350,5 cm, Fondation Beyeler, Riehen / Basel, © 2012 Succession Henri Matisse / ProLitteris, Zürich
Riehen.- Nach einer dreijährigen umfassenden kunsthistorischen Erforschung, Konservierung und Restaurierung kommt das grösste Restaurierungsprojekt in der Geschichte der Fondation Beyeler zum Abschluss. Die Fondation Beyeler arbeitet seit 2009 in Kooperation mit dem internationalen Kunstversicherer Nationale Suisse an der wissenschaftlichen Erforschung von Henri Matisse’ Acanthes (1953, 311 x 350,5 cm), einem Hauptwerk aus der Serie seiner grossformatigen »Papiers découpés«. Im einsehbaren Restaurierungsatelier im Souterrain der Fondation Beyeler können die Arbeiten mitverfolgt werden. Das Projekt wird von den Restauratoren Markus Gross und Stephan Lohrengel und dem Kurator Ulf Küster betreut.

Auf der Basis der durchgeführten Untersuchungen konnten wichtige Forschungsergebnisse zum Entstehungsprozess, zur Technik der Scherenschnitte sowie zur Arbeitsweise von Henri Matisse gewonnen werden. Diese Erkenntnisse machen einen langfristigen Erhalt der Scherenschnitte erst möglich. Darüber hinaus mussten dank dieser Resultate nur minimale Eingriffe am Werk vorgenommen werden. Acanthes befindet sich im Vergleich zu anderen grossformatigen »Papiers découpés« des Künstlers in einem guten Zustand. Derzeit werden bis Juli 2012 letzte restauratorische und konservatorische Massnahmen realisiert. Das neu gerahmte Werk wird 2013 in der Sammlungspräsentation einen prominenten Platz einnehmen.

Die Technik des Scherenschnitts war für Henri Matisse zunächst ein Hilfsmittel und Gestaltungselement für seine Malerei, Zeichnungen und Skulpturen, bevor er sie in den 1940er Jahren zu einer eigenständigen Stilform entwickelte.

Acanthes ist gegenüber anderen grossformatigen »Papiers découpés« gut erhalten. Zu diesem Urteil gelangten die Restauratoren nach intensiver technologischer Untersuchung und Sichtung von über vierzig Vergleichswerken in internationalen Sammlungen. Bei diesen Reisen konnten vergleichbare Herausforderungen hinsichtlich der Konservierung und Restaurierung mit den dortigen Restauratoren und Kuratoren diskutiert werden. Im Darstellungsbereich von Acanthes sind keine grossen Beschädigungen oder Veränderungen festzustellen. Dagegen haben sich frühere Transporte und Ausleihen ungünstig auf den Randbereich ausgewirkt. Hierbei wurde das Werk mehrfach vom Keilrahmen abgenommen und wieder aufgespannt, eine bis Anfang der 1970er Jahre übliche Massnahme. Es entstanden kleine Risse, Knicke und sich ablösende Papierbereiche. Sehr früh wurde das Papier unsauber wieder zurückgeklebt.

Für die letzten restauratorischen und konservatorischen Eingriffe wurde Acanthes auf einen grossen Arbeitstisch im einsehbaren Restaurierungsatelier gelegt. Nach der Stabilisierung der durch das mehrfache Ab- und Aufspannen an den Rändern geschwächten Leinwand wird nun das Papier im beschädigten Randbereich gefestigt; die optisch stark störenden verfärbten Klebstoffspuren auf dem Papier werden vermindert. Die besondere Herausforderung besteht darin, die darunter liegende weisse Gouachefarbe nicht anzugreifen. Zuletzt werden partielle kleinere Retuschen im Randbereich vorgenommen. Die Arbeiten werden unter dem Mikroskop durchgeführt und immer wieder aus der Entfernung begutachtet.


Rahmung, Verglasung und Lichtschutz

In der Sammlung Beyeler gehört Acanthes zu den grössten Werken. Es ist zudem das grösste verglaste Bild, das von Ernst Beyeler schon frühzeitig gerahmt wurde. Die Rahmenkonstruktion entsprach jedoch nicht mehr den aktuellen konservatorischen Anforderungen. So musste der Keilrahmen, auf den Acanthes gespannt ist, das gesamte Gewicht von Rahmen und Verglasung tragen. Die Rahmung ist eine wesentliche konservatorische Massnahme, die dem Schutz des Werks dient. Ernst Beyeler liess Acanthes zu einem späteren Zeitpunkt Ende der 1970er Jahre mit einer aus zwei Teilen zusammengeklebten Acrylglasscheibe verglasen, um die empfindliche Oberfläche vor Schmutz, mechanischen Beschädigungen und schädigenden Lichtstrahlen zu schützen.

Die Scheibe hatte sich über die Zeit gelblich verfärbt und wurde auch wegen der mittigen Klebenaht nicht wieder verwendet. Ziel ist es, eine optimale ästhetische und für das Werk zugleich schützende Präsentation zu gewährleisten. Heute ist es glücklicherweise möglich, dank einer Spezialanfertigung eine Acrylglasscheibe aus einem Stück in dieser Grösse zu erhalten. Anders als bei der alten Scheibe ist nun keine störende Klebenaht mehr vorhanden, und doch ist ein optimaler Schutz vor schädigender UV-Strahlung gegeben.

Microfading

Chromatische Veränderungen und das Ausbleichen der farbigen Formen führen zu einem veränderten Farbeindruck. Bereits Matisse war um die Stabilität der Gouachefarben besorgt, denn der von ihm gewählte chromatische Kontrast zwischen den einzelnen Farben und dem Hintergrundpapier sind für ihn essentiell. Daher kommt dem Monitoring von möglichen Farbveränderungen eine besonders wichtige Bedeutung zu.

Bei der Methode des Microfadings oder der Microfading-Spektroskopie wird ein Lichtstrahl über eine bestimmte Zeit auf einen sehr kleinen Punkt (0,25 mm) gerichtet. Ein Detektor misst die Farbveränderungen an dieser Stelle. Mithilfe dieser Methode können im günstigsten Fall Prognosen gestellt werden, wie lichtstabil die einzelnen Farben sind. Dies hat auch Auswirkungen, wie oft und wie lange man Acanthes zukünftig präsentieren kann und darf. Die Microfading-Untersuchungen werden in Kooperation mit der Nottingham Trent University (UK) durchgeführt.
www.fondationbeyeler.ch


Mittwoch, 6. Juni 2012

Zwischen Sehnsucht und Erinnerung

Philippe Parreno, CHZ, inverted topiary, #1, 2011, Tusche auf Papier, 20,8 x 29,3 cm; Quelle: Fondation Beyeler
Riehen.- Der französische Künstler Philippe Parreno (*1964) zeigt in der Fondation Beyeler neue Filme, Zeichnungen, Skulpturen und Soundinstallationen. In den dunklen, geheimnisvollen Landschaften, die er für seinen spektakulären Film «Continuously Habitable Zones (CHZ)» geschaffen hat, vermischen sich Wissenschaft und Fiktion. Seine Werke bewegen sich im poetischen Raum zwischen Sehnsucht und Erinnerung. Parreno experimentiert mit Wahrnehmungsverschiebungen und Ausstellungsformen, welche den Betrachter auf überraschende Art miteinbeziehen.

Der französische Künstler Philippe Parreno zählt zu den interessantesten Erscheinungen der zeitgenössischen Kunstszene. Seine Werke bewegen sich im poetischen Raum zwischen Sehnsucht und Erinnerung. Parreno experimentiert mit Wahrnehmungsverschiebungen und Ausstellungsformen, welche den Betrachter auf überraschende Art mit einbeziehen. Die Fondation Beyeler zeigt seine spektakulären Filme, Zeichnungen, Skulpturen und Soundinstallationen.

Philippe Parreno ist 1964 in Oran, Algerien, geboren. Er absolvierte ein Studium an der Ecole des Beaux-Arts de Grenoble und lebt heute in Paris.

Die Ausstellung wird von Sam Keller, Direktor, und Michiko Kono, Associate Curator der Fondation Beyeler kuratiert.

Öffnungszeiten: Täglich 10 - 18 Uhr, mittwochs 10 - 20 Uhr.
Während der Art Basel gelten folgende Öffnungszeiten: Montag, 11.06. bis Sonntag, 17.06.2012: 09 – 19 Uhr

«Philippe Parreno»
10.6. - 30.9.2012

Fondation Beyeler
Baselstrasse 101
CH-4125 Riehen / Basel
Tel. +41 - (0)61 - 645 97 00
info@fondationbeyeler.ch
http://www.fondationbeyeler.ch/

Montag, 14. Mai 2012

Ein Fest fürs innere Kind

Winter Bears, 1988, Gefasstes Holz, 121,9 x 111,8 x 39,4 cm, The Rachel and JeanPierre Lehmann Collection © Jeff Koons
Riehen.- Der Fondation Beyeler in Riehen ist ein Coup gelungen. Sie zeigt die erste Ausstellung des amerikanischen Künstlers Jeff Koons (*1955) in einem Schweizer Museum. Der wohl bekannteste lebende Künstler sorgt mit seinen unverkennbaren, die Populär und Hochkultur verbindenden Kunstwerken seit Jahrzehnten für grosses Aufsehen.

Jeff Koons ist einer der bekanntesten Künstler der Gegenwart, der seit den 1980erJahren mit seiner Kunst immer wieder für Furore gesorgt hat. Besonders berühmt wurde er mit jenen Werken, welche die gängigen Vorstellungen von Kunst und Kitsch infrage stellen. Von Anfang an arbeitete Koons in chronologisch aufeinanderfolgenden Werkgruppen, von denen jede einen eigenen Titel trägt. Zusammengenommen entwerfen diese Serientitel ein Panorama seines künstlerischen Konzepts.

Die Ausstellung widmet sich in einer umfangreichen Präsentation mit rund 50 Werken drei zentralen Werkgruppen, die entscheidende Etappen der künstlerischen Entwicklung von Jeff Koons aufzeigen und den ungewöhnlichen, Populär- und Hochkultur verbindenden Weg verfolgen, den das Objekt in seinem Schaffen gegangen ist und weiter geht.

Bei den drei gemeinsam mit dem Künstler für die Ausstellung ausgewählten Serien handelt es sich um The New (entstanden zwischen 1980 und 1987), Banality (1988) und Celebration (ab 1994). Mit The New, der frühen Werkgruppe des jungen Künstlers, und Celebration, unter deren Namen bis heute neue Arbeiten entstehen, spannt die Ausstellung einen weiten Bogen. Dazwischen positioniert sich Banality, jene folgenreiche Gruppe von Werken, die Manifestcharakter hat und gleichzeitig für das künstlerische Selbstverständnis von Koons entscheidend war. Gemeinsam führen die drei Serien ins Zentrum des Schaffens und Denkens von Jeff Koons. Sie machen auch den inneren Zusammenhalt des Gesamtwerks deutlich, der mit der Systematisierung in Werkgruppen mit je eigenen Titeln leicht in den Hintergrund gerät.

In der Werkgruppe The New, die für Jeff Koons’ Schaffen wegweisend wurde, konzentrierte er sich explizit auf fabrikneue, ungebrauchte Staubsauger und Teppichshampoonierer des Fabrikats Hoover, die, auf Leuchtstoffröhren liegend oder stehend, von kubischen Plexiglasvitrinen umschlossen werden. Die Gegenstände sollen auf diese Weise unberührt und unversehrt bleiben und ihre verführerischkostbare Dimension gesteigert werden. Sie verkörpern so das ideale Neue. Leitthemen der Werkgruppe The New sind somit Integrität, Unschuld und Reinheit – Werte, die für Koons’ Schaffen allgemein massgeblich sind. In der strengen Anordnung, aber auch im Rückgriff auf die Neonröhren verweisen die Objekte nicht zuletzt auf die Minimal Art.

Koons ist aber auch einer jener Künstler, welche die von Duchamp mit der Erfindung des Readymade zu Anfang des 20. Jahrhunderts lancierte Objektdiskussion aufgegriffen und auf eigenwillige und brillante Weise vorangetrieben haben – und er ist darin ein Meister. Die Ausstellung präsentiert aus der Serie The New dreizehn Arbeiten, unter anderem eine mit den originalen Objekten rekonstruierte Schaufensterinstallation mit Staubsaugerarbeiten, die 1980 in The New Museum of Contemporary Art in New York zu sehen war. Die Zelebrierung des Neuen erfährt innerhalb der Serie The New nicht nur in den Staubsaugerarbeiten ihren Ausdruck, sondern auch im programmatischen The New Jeff Koons (1980), bestehend aus einem Leuchtkasten mit einer SchwarzWeissFotografie, die den Künstler als Kind zeigt. In dieser Arbeit manifestiert sich bereits das künstlerische Selbstbewusstsein des jungen Koons.

Die von Koons für seine Lithografien verwendeten Werbeplakate manifestieren sein besonderes Interesse für kommerzielle Bilder oder Bildstrategien. Sie bringen dem Betrachter in Kombination mit den Vitrinenobjekten den Grundgehalt der Serie auf unmittelbare Weise nahe und veranschaulichen Koons’ Faszination für das manipulative Potenzial von Bildern und deren Zurschaustellung sowie sein Anliegen, ein Kunstwerk für den Betrachter so zugänglich wie möglich zu machen. Als Bild auf Leinwand erweist sich die Lithografie New! New Too! (1983) auch als frühes Zeugnis für Koons’ Beschäftigung mit der monumentalen Malerei, die erst Jahre später in der Werkgruppe Celebration zur Umsetzung gelangt. Die Readymadeartigen Objekte aus Alltagsgegenständen von The New wandeln sich in der Werkgruppe Banality zu wundersamprovokativen, in traditionellem Handwerk gefertigten Skulpturen aus Holz, Porzellan und Spiegelglas, deren Motive gleichwertig der Kunstgeschichte und der Populärkultur entnommen und zu neuartigen Figuren mit einer am Barock orientierten Ästhetik collagiert werden. Mit der viel beachteten BanalitySerie stellte Koons nicht nur den Kunstbegriff auf neue Grundlagen, sondern avancierte endgültig zum Star der internationalen Kunstszene.

Die Ausstellung zeigt mit 16 Plastiken und Reliefs beinahe vollständig die aus insgesamt zwanzig skulpturalen Figuren bestehende Serie. Die Motive aus Banality entstammen einem breit gefächerten Bilderfundus aus der Kunst der Renaissance und des Barocks, aus populären Zeitschriftensujets, der Spielzeugwelt und Postkarten. Das Ausgangsmotiv wird modifiziert, sodass die Figuren einen massstäblichen, medialen oder materiellen Verwandlungsprozess durchlaufen, durch den sie sich neuen Interpretationen öffnen.

Der Leitgedanke der Werkgruppe Banality ist die über das vermeintlich Banale vermittelte Selbstakzeptanz des Betrachters. Richtunggebend dafür ist die polychrome quasireligiöse Holzskulptur Ushering in Banality (1988), die gleichsam das Banale als künstlerisches Grundideal von Koons manifestiert.

Ein weiteres Thema der BanalitySerie bildet die Komplizenschaft zwischen Mensch und Tier, die viele Werke der Serie kennzeichnet, etwa Stacked. Als Gruppe fügen sich die BanalityFiguren zu einem Gesamtbild zusammen, in dem Koons’ künstlerisches Anliegen in Form eines regelrechten Erlösungsprogramms illustriert wird und sein Anspruch einer für alle zugänglichen, verständlichen und erbauenden Kunst in der Gegenwart zum Ausdruck kommt. Sein inhaltliches Konzept ist aber weniger religiös denn allgemein auf existenzielle Fragen zum Dasein des Menschen ausgerichtet. Das gesamte Bildprogramm von Banality gründet auf den Begriffen von Schuld und Unschuld und zielt über ästhetische Mittel auf Sündenvergebung und die Auflösung des Schuldbegriffs überhaupt. Dies zeigt in der Serie der häufige Rekurs auf Heilige oder mit dem Sakralen verbundene Gestalten: etwa bei der aus gefasstem Holz bestehenden Skulptur Buster Keaton. Die imposante Porzellanplastik Michael Jackson and Bubbles, die Koons als zeitgenössische Pietà bezeichnet, ist heute zur postmodernen Ikone geworden. Die Plastik veranschaulicht Koons’ Ideal einer alle Gegensätze vereinenden Kunst, mit der er das grösstmögliche Publikum zu erreichen sucht. Koons’ Interesse an Materialien und Oberflächen erreicht in Banality eine besonders symptomatische Dimension.

Der ästhetische Effekt des Materials steht immer unmittelbar mit dessen emotionaler Wirkung in Beziehung. Der Künstler appelliert mittels des Materials, sei es Porzellan, Holz oder Chromstahl, an die Affekte des Betrachters und versucht, dessen Begehren zu entsprechen. Mit dem Einsatz von Spiegelglas für die Werke Christ and the Lamb und Wishing Well greift er schliesslich auf ein Material zurück, das – wie zuvor schon der Chromstahl – in seiner reflektierenden Qualität den Betrachter unmittelbar in das Werk einzubinden vermag und insofern Koons’ Grundkonzept einer zugänglichen Kunst auf besondere Weise konkretisiert.

Die Werkgruppe Celebration stellt bis heute Koons’ wohl aufwendigste Serie dar, die auf zwanzig monumentale Plastiken aus perfekt gearbeitetem Edelstahl sowie sechzehn grossformatige Ölgemälde angelegt ist. In der Ausstellung werden zehn Gemälde gezeigt. In den Gemälden und Skulpturen von Celebration behandelt Koons Vertrautes und Vergängliches, feiert das Kind und die Kindheit, mit Motiven, die an Kindergeburtstage und Feiertagsbräuche erinnern, die in ihren monumentalen skulpturalen Formen aber gleichzeitig zu ikonenhaften Figuren stilisiert sind. Stilistisch erscheint Celebration wie eine Art Synthese aus der minimalistischen Ästhetik von The New und der barocken Opulenz von Banality und knüpft in der Auseinandersetzung mit der Kindheit an Koons’ frühere Werkreihen an. Attribute von Kindergeburtstagen erscheinen in den Gemälden Party Hat (1995–1997) und Cake (1995–1997), in den Ballonfiguren Balloon Dog (Red) (1994–2000), Tulips (1995–98) und Moon (Light Pink), (1995–2000). Geschenk oder Spielzeugartikel bilden das Motiv in dem meisterhaften Gemälde PlayDoh (1995–2007) wie auch in Shelter (1996–98). Von besonderer Anziehungskraft ist die monumentale Plastik Hanging Heart (Gold/Magenta) (1994–2006) aus hochlegiertem rostfreiem Chromstahl. In Celebration spielen mit Cracked Egg (Blue), (1994–2006), das auf das Osterfest hinweist, ebenfalls religiöse Motive eine Rolle. Die scheinbar fragilen CelebrationFiguren wirken geschmeidig und schwerelos, während sie in Wirklichkeit stabil, hart und tonnenschwer sind.

In Celebration entwickelt Koons nicht nur seine skulpturale Bildsprache weiter, sondern vollzieht darin den eigentlichen Schritt hin zur Malerei, die erstmals in seinem Werk ebenbürtig neben die Bildhauerei tritt. Für die CelebrationGemälde geht der Künstler von selbst zusammengestellten realen Objektarrangements aus, die, abfotografiert und nach einem komplexen Schematisierungsverfahren überarbeitet, um ein Vielfaches vergrössert akkurat auf die Leinwand übertragen werden. Das zentrale Bildsujet wird vor einer drapierten Glanzfolie inszeniert, in der sich einzelne Partien des Objekts, meist verzerrt, unzählige Male spiegeln. In ihrer ästhetischen Erscheinung, die nicht zuletzt auf die Pop Art zurückgeht, bestechen die Gemälde durch eine »objektive«, geradezu hyperrealistische Wirkung. In Celebration drückt sich die mediale Austauschbarkeit des Objekts, die für Koons’ Arbeit charakteristisch ist, ebenso auf besonders spektakuläre Weise aus wie deren kunsthistorisch singuläre Wechselwirkung zwischen Malerei und Bildhauerei. Das Zusammenspiel der Gattungen – Objektkunst, Bildhauerei und Malerei – bildet sich in Celebration erstmals im Schaffen von Koons vollständig aus.

Im Berower Park der Fondation Beyeler werden zwei Skulpturen zu sehen sein: Im Nordpark des Museums wird Balloon Flower (Blue) (1995–2000) im Teich installiert. Und im vorderen Teil des Parks wird die kolossale Blumenskulptur SplitRocker (2000) präsentiert. Siehe die separate Medienmitteilung.

Folgende Leihgeber haben wesentlich zum Gelingen der Ausstellung beigetragen: Jeff Koons, The Brant Foundation, Greenwich, Connecticut; The Broad Art Foundation, Santa Monica; Des Moines Art Center; Kunstmuseum Wolfsburg; The Rachel and JeanPierre Lehmann Collection; Prada Collection, Mailand; Rubell Family Collection, Miami; The Sonnabend Collection; Tate / National Galleries of Scotland; Whitney Museum of American Art, New York.

Die Ausstellung wird kuratiert von Sam Keller, Direktor, und Theodora Vischer, Senior Curator at Large der Fondation Beyeler.

Der Katalog erscheint in Deutsch und Englisch im Hatje Cantz Verlag, Ostfildern. Er enthält ein Vorwort von Sam Keller und Theodora Vischer, ein Gespräch mit dem Künstler und Theodora Vischer sowie Essays von Raphaël Bouvier und Günther Vogt. 212 Seiten und 154 Abbildungen, CHF 68, ISBN 9783906053004 (Deutsch); ISBN 9783906053011 (Englisch).

Öffnungszeiten: Täglich 10  18 Uhr, mittwochs 10  20 Uhr. Das Museum ist an allen Sonn und Feiertagen geöffnet.


Jeff Koons
13. Mai–2. September 2012

FONDATION BEYELER
Baselstrasse 101
CH4125 Riehen / Basel
Tel. +41  (0)61  645 97 00
info@fondationbeyeler.ch
www.fondationbeyeler.ch

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