Mittwoch, 24. Juli 2013
Das „West-Eastern Divan Orchestra“ unter Daniel Barenboim
Basel.- In Basel war dieses Orchester noch nie zu hören, jetzt bietet die Reihe World Orchestras der Allgemeinen Musikgesellschaft Basel ein besonderes Erlebnis. Und wenn es am 15. August im Grossen Musiksaal des Basler Stadtcasinos mit den grossen „Zweihundertjährigen“ Verdi und Wagner, und obendrein mit Beethoven auftritt, dann geht es nicht nur um exzellentes Musizieren – das sich unter einem Dirigenten und Mentor wie Daniel Barenboim fast von selbst versteht. Sondern es geht auch um den klingenden Nachweis, dass politische Grabenkämpfe dort enden, wo Angehörige verfeindeter Länder Instrumente in die Hand nehmen, gemeinsame Probenarbeit leisten und sich als freundschaftlich verbundene Gruppe junger und hoffnungsvoller Menschen auf Tournee begeben.
Das „West-Eastern Divan Orchestra“
Zusammen mit dem prominenten palästinensischen Literaturwissenschaftler und passionierten Musikfreund Edward Said († 2003 New York) gründete Barenboim 1999 das bald schon international konzertierende „Westöstliche Divan-Orchester“. In ihm musizieren junge Musiker aus Israel, Libanon, Ägypten, Syrien, Jordanien, den palästinensischen Autonomiegebieten und dem Gastgeberland Spanien mit dem Ziel freundschaftlicher Annäherung politisch verfeindeter Volksgruppen, um einen interkulturellen Dialog zu ermöglichen.
Anlass zur Gründung gab das Weimarer Kunstfest 1999. Goethes umfangreiche, vom persischen Dichter Hafis inspirierte Gedichtsammlung West-Östlicher Divan (1819, 1827) bestimmte die Namensgebung. Seit 2002 bietet – neben weiteren Stiftungen – die andalusische Regionalregierung in Sevilla Domizil und Unterstützung für das Orchester während seiner sommerlichen Probenphasen. Ein besonders wichtiger Auftritt war 2005 ein Konzert in Ramallah im westjordanischen Autonomiegebiet.
Daniel Barenboim im Gespräch
„… ich habe mir niemals eingebildet, dass man mit einem Orchester aus israelischen und arabischen Jugendlichen den Nahost-Konflikt lösen kann, niemals! Schauen Sie sich die aktuelle Situation an: Sie ist total aussichtslos und verzweifelt. Man spricht von einer Zweistaatenlösung – und weiss doch genau, dass die Realitäten das längst verhindern. Vom Mittelmeer bis zur jordanischen Grenze ist das ganze Gebiet voller israelischer Siedlungen. Wie soll man da einen palästinensischen Staat ausrufen? Indem man 400 000 Menschen umsiedelt? Das bedeutet Bürgerkrieg, sofort. Der Konflikt zwischen Israel und Palästina ist ein Konflikt zwischen zwei Völkern, die zutiefst davon überzeugt sind, auf ein und demselben Stückchen Land leben zu dürfen. Das ist politisch unlösbar, das kann man nur menschlich lösen. Und das war auch der Ansatz des Orchesters: jungen Musikern eine menschliche Alternative im Denken aufzuzeigen. Dazu stehe ich bis heute, ohne falsche Bescheidenheit.“
DIE ZEIT 13 / 2012
Verdi schien es bei der Sizilianischen Vesper angezeigt, sich dem anspruchsvollen Pariser Publikum mit einer gross angelegten sinfonischen Ouvertüre zu vorzustellen. Nach der verhaltenen Largo-Einleitung steigert sich das zunehmend lebhafte Zehn-Minuten-Stück bis zur Prestissimo-Stretta. Ein wirkungsvolles Stück für temperamentvolle Orchester!
Die beiden orchestralen Traviata-Vorspiele sind hingegen von grosser Empfindsamkeit und Wärme geprägt. Sie verzichten auf hohles Pathos und gestelzte Feierlichkeit, setzen dagegen auf die Beschwörung glaubwürdiger Emotionen und beseelter Menschlichkeit.
Im Parsifal, seinem letzten Werk, konnte Wagner erstmals die jüngst gewonnenen Erfahrungen mit dem halbverdeckten Orchestergraben im neuen Bayreuther Festspielhaus berücksichtigen. Gerade das Vorspiel des zum „Bühnenweihfestspiel“ erhobenen Werkes bringt den Zauber eines fast schwerelosen Klanggeschehens zu einzigartiger Wirkung.
Im ausgedehnten Meistersinger-Vorspiel dominiert der festlich-orchestrale Habitus eines fest auf die Tonart C-Dur gegründeten, thematisch überaus dicht gearbeiteten Sinfonie-Satzes.
Bei Beethovens „Siebenter“ scheint das Publikum der Wiener Uraufführung unmittelbar begriffen zu haben, dass der Komponist nicht nur angenehme Unterhaltung im Sinne hatte. Ihn trieben die aktuellen Nachrichten von Napoleons Niederlagen dazu an, seine Hörer kämpferisch einzustimmen (Satz 1), zu Trauer und Klage über die sinnlosen Opfer dieser Kriege zu bewegen (Satz 2) und schliesslich für Durchbruch und Sieg des Guten und Gerechten zu begeistern (Sätze 3, 4). Selbstbewusst soll Beethoven über Bonaparte geäussert haben: Schade, dass ich die Kriegskunst nicht so verstehe wie die Tonkunst, ich würde ihn doch besiegen!
Do 15.08.2013, 19.30. AMG WORLD ORCHESTRAS. Stadtcasino, Musiksaal
West-Eastern Divan Orchestra
Daniel Barenboim, Leitung
Giuseppe Verdi
«Die sizilianische Vesper», Ouvertüre
«La Traviata», Vorpiele zu den Akten 1 und 3
Richard Wagner
«Parsifal», Vorspiel
«Die Meistersinger von Nürnberg», Vorspiel
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92
Restkarten:
Vorverkauf: Konzertgesellschaft Tickets, Steinenberg 14 (Stadtcasino), 4051 Basel, Tel. +41 (0)61 273 73 73, und über www.konzerte-basel.ch
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