Mittwoch, 16. Oktober 2013

Große Namen im Kunsthaus

Kunsthaus Zürich, Foto © Anita Affentranger
Zürich.- Das Kunsthaus Zürich startet mit spannenden Kombinationen und grossen Namen in die neue Saison. Von Matisse geht es zum Blauen Reiter. Cindy Sherman wird mit einer Retrospektive geehrt. Im Dialog mit Jenny Savilles Körpermalereien erfahren Egon Schieles Werke neue Aktualität. Antoine Bourdelle und Alberto Giacometti erhalten klassische Einzelausstellungen, während sich ältere Schweizer von zeitgenössischen Positionen herausfordern lassen: Johann Heinrich Füssli trifft auf Javier Téllez und Ferdinand Hodler auf Jean-Frédéric Schnyder. Auf www.kunsthaus.ch kann das Programm eingesehen und heruntergeladen werden. Die neuen Jahres-Mitgliedschaften der Zürcher Kunstgesellschaft für 2014 gelten schon seit dem 1. Oktober.

Auf die derzeitige Ausstellung Edvard Munch (4. Oktober bis 12. Januar 2014) folgt die spannungsvolle und folgenreiche Wechselbeziehung zwischen den Expressionisten in Deutschland und den franösischen Fauves. Egon Schiele wird aus der berühmten Wiener Sammlung Leopold zu Gast sein – zusammen mit der zeitgenössischen Körpermalerin Jenny Saville. Die erstaunlich grosse und weitgefächerte Kunsthaus-Sammlung von Werken Ferdinand Hodlers wird von Künstler Peter Fischli in Szene gesetzt und im Dialog mit Werken des zeitgenössischen Schweizer Kunstschaffenden Jean-Frédéric Schnyder neu beleuchtet. Aufregende Fotografien der Amerikanerin Cindy Sherman gibt es als Retrospektive und zum Thema «Prometheus» werden Gemälde und Zeichungen von Johann Heinrich Füssli auf eine Videoinstallation von Javier Téllez stossen. Alberto Giacomettis Zeichnungen und Aquarelle und die frisch restaurierte «Sappho» von Antoine Bourdelle runden das Angebot ab.

Das Angebot im einzelnen:
VON MATISSE ZUM BLAUEN REITER. EXPRESSIONISMUS IN DEUTSCHLAND UND FRANKREICH. 7. Februar – 11. Mai 2014
«Expressionismus» wird heute gemeinhin als deutsche Bewegung verstanden, ungeachtet der Tatsache, dass er sich am Anfang des 20. Jahrhunderts aus einer lebhaften Auseinandersetzung von deutschen Künstlern mit der Klassischen Moderne in Frankreich entwickelte. «Van Gogh traf moderne Kunst wie ein Blitzschlag», schrieb ein deutscher Beobachter über den Einfluss des Malers auf die deutschen Künstler zu einer Zeit, in welcher diese bereits Seurat, Signac und die Postimpressionisten rezipierten. Es folgten Gauguin, Cézanne und Matisse. Mit wahren Farbexplosionen reagierten die Künstler der «Brücke» und des «Blauen Reiters» auf die Werke der französischen Neoimpressionisten und der «Fauves». Sehr bald wurde französische Kunst in Deutschland auch eifrig gesammelt, ausgestellt und von fortschrittlichen Museumsdirektoren für die eigenen Sammlungen angekauft. Die Ausstellung, die in Kooperation mit dem Los Angeles County Museum of Art und dem Musée des Beaux-Arts in Montréal entsteht, rückt die Verhältnisse ins richtige Licht. Sie zeigt auf, dass der Expressionismus keine nationale Bewegung war, sondern vielmehr eine im Geiste des Kosmopolitismus und produktiven Austauschs entstandene.

ALBERTO GIACOMETTI. ZEICHNUNGEN UND AQUARELLE
28. Februar – 25. Mai 2014
Das familiäre Konvolut, 2012 durch das Legat Bruno Giacometti ins Kunsthaus gekommen, repräsentiert Alberto Giacomettis (1901 – 1966) Schaffen von den frühen Jahren in Stampa bis in die Pariser Zeit. Darunter befinden sich Kopien nach Werken Dürers, Mantegnas, Holbeins und Hodlers, die Giacometti bereits zwischen dem 12. und 15. Lebensjahr anfertigte. In den 1920er-Jahren folgten Studien nach romanischen und ägyptischen Plastiken, in den 1930er-Jahren setzte sich Giacometti mit Matisse, Cézanne und Rodin auseinander, wobei sehr eigenwillige Umsetzungen entstehen. Weiter werden bedeutende Bildnisse von Familienangehörigen und diverse Selbstporträts gezeigt. Landschaften bei Stampa und Maloja, Atelieransichten und Figurenstudien aus den 1950er- und 1960er-Jahren runden die Auswahl ab.

ANTOINE BOURDELLE. SAPPHO. 21. März – 6. Juli 2014
Antoine Bourdelle (1861 – 1929) bildet mit Rodin und Maillol das Dreigestirn der frühmodernen französischen Plastik. Das Kunsthaus besitzt von ihm drei Werke, das bedeutendste darunter ist seine grossformatige Darstellung Sapphos, der berühmtesten Dichterin der Antike. Frisch restauriert erhält sie wieder ihren gebührenden Platz in der bedeutenden Gruppe französischer und in Frankreich entstandener Plastik, für die das Kunsthaus zu Recht Bewunderung findet. Die Präsentation stellt das restaurierte Werk vor und erschliesst es im Kontext.

CINDY SHERMAN – UNTITLED HORRORS. 6. Juni – 14. September 2014
Cindy Sherman (*1954) blickt auf eine lange Karriere zurück. Jetzt erhält sie ihre erste Einzelausstellung in Zürich. Im Zentrum der Retrospektive «Cindy Sherman – Untitled Horrors» steht das Groteske und Schaurig-Schreckliche in ihrem Werk, von den Anfängen bis zu den neuesten Arbeiten. Der Titel verweist auf die inhaltliche Ausrichtung der Ausstellung sowie auf die Tatsache, dass Cindy Sherman ihre Fotos immer mit «Untitled» bezeichnet. Die Künstlerin lässt die Lesart der Bilder offen. Sie lädt die Betrachter ein, in den Fotos angelegte Geschichten selber zu entwickeln und sich einen Titel auszudenken. Ihre ersten Werke produzierte Sherman bei sich zu Hause mit Selbstauslöser. Schon damals ging es um die Inszenierung von verschiedenen (Geschlechter-)Rollen und ständig wechselnden Identitäten. Diese frühen Werke aus den 1970er- Jahren werden zum ersten Mal umfassend gezeigt. In Kooperation mit dem Astrup Fearnley Museet, Oslo, und dem Moderna Museet, Stockholm.
Ein Kulturengagement von Swiss Re – Partner für zeitgenössische Kunst

DIE FACKELN DES PROMETHEUS. J.H. FÜSSLI UND JAVIER TÉLLEZ
20. Juni – 12. Oktober 2014
Prometheus wurde in Dichtung, Malerei und Musik der europäischen Romantik zur Projektionsfläche für das Ideal des autonomen, von überkommenen Autoritäten sich lösenden Künstlers und zum Inbegriff einer für die Selbstbestimmung ringenden Menschheit. Diese Botschaft ist angesichts des Arabischen Frühlings wieder brandaktuell. Einmal entzündet, lässt sich das Prometheus-Feuer kaum bändigen. Die Ausstellung konfrontiert Gemälde und Zeichnungen von Johann Heinrich Füssli aus der eigenen Sammlung mit einem kapitalen Werk der Gegenwartskunst. In Téllez‘ Film-Installation werden zwei Skulpturen in einer langsamen Rotationsbewegung umkreist: der prometheische Männerakt des Nationalsozialisten Arno Breker und der «entartete» Zwitter des Art Brut-Künstlers Karl Genzel. Beide Werke waren 1937 in München ausgestellt.

JAVIER TÉLLEZ. 5. September – 30. November 2014
Javier Téllez wurde 1969 in Venezuela geboren. Mit Beteiligungen an wichtigen internationalen Gruppenausstellungen wie der documenta 13 hat sich der in New York und Berlin lebende Künstler einen Namen gemacht. Die Ausstellung ist seine erste Einzelausstellung in einer grösseren Institution in der Schweiz. In Videos und Videoinstallationen rückt Téllez Menschen ins Zentrum, die am Rande der Gesellschaft stehen. Er thematisiert Fragen von Normalität und Anderssein und arbeitet oft mit Laienschauspielern, wie Patienten aus psychiatrischen Kliniken. Téllez geht es um eine Hinterfragung des Begriffs des «Fremden» oder «Anderen», wie auch um eine kunst- und filmhistorische Reflexion des Mediums Film. In Zusammenarbeit mit dem SMAK in Gent.

FERDINAND HODLER / JEAN-FRÉDÉRIC SCHNYDER
12. September 2014 – 26. April 2015
Grundlage der Ausstellung, deren Konzept und Realisation der Künstler Peter Fischli verantwortet, ist der umfangreiche Bestand von über 90 Gemälden und mehreren Hundert Zeichnungen Ferdinand Hodlers im Kunsthaus. Konzeptuell darauf bezogen, sind Jean-Frédéric Schnyders Bilderzyklen «Berner Veduten» (1982 –1983) und «Am Thunersee» (1995) zu sehen. Mit den «Veduten» hatte sich Schnyder (*1945) erstmals in die stark von Hodler geprägte Tradition der Pleinair-Malerei eingereiht. Zugleich trennt ihn seine Vorgehensweise, die vom sorgsamen Abarbeiten der Möglichkeiten ausgedehnter Bilderreihen lebt, wesentlich von dem bekanntesten Schweizer Malers des 19 Jahrhunderts. Jenseits von Ikonografie und Kategorisierungen erlaubt es die Ausstellung, am künstlerischen Blick auf die Umsetzung der Welt in Malerei Anteil zu nehmen.

EGON SCHIELE – JENNY SAVILLE. 10. Oktober 2014 – 18. Januar 2015
Das Werk Egon Schieles (1890 – 1918) wird den grossformatigen Gemälden und Zeichnungen der 1970 geborenen britischen Künstlerin Jenny Saville gegenübergestellt. Es kommt zu einer offene Begegnung zweier «Jungstars», die trotz grosser zeitlicher Distanz und bei aller malerischen Unterschiedlichkeit, beharrlich der Körperlichkeit und dem Selbstbildnis eine eindringliche Leiblichkeit abgewinnen und in Malerei übersetzen. Schieles meist kleinformatige Selbstbildnisse steigern sich durch Pose, pointierte Untersicht und malerischen Duktus zu einer geballten Bildkraft, die in nichts den gigantischen Formaten Savilles nachsteht. Gerade im frappanten Unterschied der Bildformate liegt auch die visuelle Herausforderung dieser Präsentation zweier malerischer Positionen, die trotz scheinbarer Expressivität bis in den kleinsten Pinselhieb durchdacht sind. Das Werkkonvolut von Egon Schiele stammt hauptsächlich aus der Sammlung Leopold in Wien, mit der das Kunsthaus Zürich seit 1988 eine enge Zusammenarbeit unterhält.

Öffnungszeiten: Fr–So/Di 10–18 Uhr, Mi/Do 10–20 Uhr.

Kunsthaus Zürich
Heimplatz 1
CH–8001 Zürich
+41 (0)44 253 84 84,
www.kunsthaus.ch

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