Ein Nanometer, das ist ein Millionstel-Millimeter, kleiner als ein Grippevirus. Strukturen in solchen Größenordnungen sind schwierig zu kontrollieren. Der Anfang ist inzwischen gemacht. Wenn es gelingt, dann könnten es Professor Jens Gobrecht und sein Team am Paul Scherrer Institut Viklligen mit ihren Grundlagenforschungen auch schaffen, die Welt ein wenig zu verändern. Zum Beispiel, indem Computer mit dem 20-fachen der heute üblichen Speicherkapazizät gebaut werden können. Und das alles mit Hilfe von stark gebündelter Röntgenstrahlung. Gobrecht hält hier übrigens den Weltrekord an Kleinheit. Und nun zu den 15 Fragen:
Lebensmotto? Jeder ist selbst seines Glückes Schmied.
Sternzeichen? Widder
Jahrgang? 1951
Wie würden Sie sich und Ihre Arbeit beschreiben (Ihre Antriebsfedern, die Themen, die Materialien; was wollen Sie für sich und die anderen damit erreichen?)?
Ich bin Naturwissenschaftler und seit meine Ausbildung in der Forschung engagiert. In meiner "Industrie-Zeit" eher in der angewandten Forschung, seit einigen Jahren an einem öffentlichen Forschungsinstitut mehr den Grundlagen zugewandt. Es ging und geht mir immer darum, Neues zu finden oder zu schaffen. Die stärkste Motivation und Herausforderung für mich ist, ein kniffliges experimentelles oder technologisches Problem zu lösen und dadurch neue Resultate zu erhalten - entweder in Form neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse oder in Form von technischem Nutzen (z.B. neue Verfahren oder Produkte).
Der Ablauf meiner Arbeit hat sich natürlich im Laufe meines Werdeganges geändert. Stand ich in den ersten Jahren in der Regel selbst im Labor (inklusive -Dreckarbeit- wie Maschinenputzen), habe ich in der heutigen Führungsposition dazu die Zeit nicht mehr. Ich bespreche dafür die Arbeitsschritte und Vorgehensweisen mit meinen Mitarbeitern, welche sie dann im Labor ausführen. Gemeinsam analysieren wir die Resultate, um zu optimalen Problemlösungen zu kommen. Neue Projekte resultieren oft aus Ideen, die während der Arbeit entstehen, oder werden auch in Form von Problemen von Partnern z.B. aus der Industrie an uns herangetragen. Zufrieden bin ich, wenn ein komplexes technisches Problem auf möglichst einfache Weise und zur Zufriedenheit aller Partner gelöst ist.
Was bedeutet es für Sie, im Bereich Forschung/Wissenschaft zu arbeiten und wie fing alles an?
Ursprünglich wollte ich nach dem Abitur Arzt werden. Aufgrund der geburtenstarken Nachkriegs-Jahrgänge war jedoch der numerus clausus für das Medizinstudium damals sehr streng und ich hätte etwa zwei Jahre auf einen Studienplatz warten müssen. Dazu hatte ich keine Lust und begann, Physik zu studieren, was ich im Nachhinein nie bereut habe. Für mich das Wichtigste an der Arbeit in der wissenschaftlichen Forschung ist wohl, dass diese Tätigkeit nie Routine oder gar langweilig wird. Man tut ja ständig etwas Neues! Gleichzeitig ist für mich das Bewusstsein wichtig, durch die Arbeit einen Beitrag zu leisten, der die Menschheit auf irgendeine Weise ein kleines Stück voranbringt. Von Bedeutung für mich persönlich ist noch, dass dabei auch unmittelbar Nützliches entsteht, weshalb ich mich gern in der angewandten Forschung engagiere.
Familie, erblich vorbelastet?
Vermutlich bin ich erblich vorbelastet, denn mein Vater war Professor für Physik in Berlin und mein ältester Bruder ist ebenfalls Physiker. Als "Kontrastprogramm" bin ich mit einer Literaturwissenschaftlerin verheiratet, übrigens glücklich seit bald 29 Jahren. Wir haben drei Kinder: Tochter - Sohn - Tochter. Unser Sohn, der mitten im Abitur steckt, hat sich nun auch entschlossen, Physik zu studieren. Zufall?
Noch eine andere "Profession"?
Nichts, was man nicht unter Hobbys aufführen kann.
Hobbys?
Soweit die Zeit für Hobbys reicht: Ich singe klassische Musik in einem anspruchsvollen Chor (Schola Cantorum Wettingensis); bevorzugte Sportarten sind Ski und Tennis, im letzten Sommer haben meine Frau und ich mit Golf begonnen. Bevorzugte Lektüre sind Tages- und Wochenzeitschriften. Gerne würde ich auch wieder Zeit haben, um Möbel zu konstruieren und zu bauen.
Lebensstationen?
Eine unbeschwerte Kindheit und Jugend in Berlin, Studium an der TU Berlin inmitten der studentischen Unruhe Anfang der 70er Jahre, Doktorarbeit am Fritz-Haber Institut der Max-Planck Gesellschaft, dann 15 Monate Forschung auf dem Gebiet der Solarenergie im wilden Westen der USA, von dort in die Schweiz, erst 12 Jahre in der industriellen Forschung, danach und bis heute in der Grundlagenforschung am Paul Scherrer Institut.
Vorbilder?
Große Wissenschaftler mit entsprechenden menschlichen Qualitäten, wie z.B. mein Doktorvater, Prof. Heinz Gerischer.
Die größten Stärken?
Toleranz, Bereitschaft, andere Standpunkte anzuerkennen, Beharrlichkeit bei Dingen, die mir wichtig sind, die nötige Sozialkompetenz und praktisches Geschick.
Die größten Schwächen?
Manchmal gehe ich gern den Weg des geringsten Widerstandes und es passiert auch, dass ich nicht "nein" sagen kann, obwohl ich es eigentlich sollte.
Ich mag?
Menschen mit hohem Engagement, interessante Zeitschriften, Musik (fast) aller Art, Reisen.
Ich mag nicht?
Unpünktlichkeit, Regenwetter, Sauerkraut
Ich wünsche mir?
Dass die Fundamentalisten auf dieser Erde - gleich welcher Richtung - akzeptieren lernen, dass Menschen mit einer anderen Meinung vielleicht auch ein bisschen Recht haben...
Homepage: http://people.web.psi.ch/gobrecht/
E-Mail: mailto:jens.gobrecht@psi.ch
(Die Fotos hat uns Prof. Dr. Jens Gobrecht zur Verfügung gestellt.)