Basel.- Der eigentliche Einband ist in vornehm-zurückhaltendem Bordeau mit Goldprägung gehalten, die Verpackung mit Box in gedecktem Weiß, der Inhalt ist dafür umso augenfälliger: 70 musikalische Begegnungen verspricht das im Basler Schwabe Verlag erschienene Werk mit dem Titel „Komponisten in Basel“. Es versammelt – inklusive Auszügen aus handschriftlichen Partituren oder Briefen – jede Menge bekannter Namen aus fünf Jahrhunderten, viele aus dem 19. und dem 20. Jahrhundert als da wären: Bartók, Hindemith, Levy, Liszt, Mahler. Unter den „Lebenden“ sind Martin Jaggi (*1978), Andreas Pflüger (* 1941) und Patricia Jünger (*1951), eine der wenigen Frauen. Dabei beginnt der Band mit einer Frau: Heidi-Bader-Nobs (*1940). Denn es geht nach Alphabet, nicht nach der Chronologie oder gar dem Geschlecht.
Neben einem Seite füllenden Portraitfoto finden die Leser also bedeutende Persönlichkeiten der Musikgeschichte mit teilweise überraschenden Bezügen zur Stadt Basel. Und natürlich auch solche, deren internationaler Ruhm noch auf sich warten lässt. Es stimmt schon, was die Herausgeber Mark Kunz und Beat Keusch im Vorwort schreiben: Die Stadt wird nicht erst mit Musik in Beziehung gebracht, seit der berühmte Kunst- und Musikliebhaber Bonifacius Amerbach, Spross der Basler Druckerdynastie, die Werke bedeutender Komponisten seiner Zeit gesammelt hat. Schon in der Folge des Konzils von Basel im 15. Jahrhundert gab es Konzerte durchreisender Musiker, die Hausmusik hat ebenfalls eine lange Tradition.Mark Kunz, Beat Keusch (Hrsg.)
Wussten Sie, dass Béla Bartók (1881-1945) zu Besuch bei Paul und Maja Sacher auf dem Schönenberg bei Basel war, dass viele seiner Kompositionen in den Ferien in der Schweiz entstanden sind? Um bei den Sachers zu bleiben und damit zu Benjamin Britten zu kommen: Paul Sacher liebte die neoklassizistische Musik des 20. Jahrhunderts. Und so schrieb Britten auf sein Drängen hin schließlich anlässlich des 500-jährigen Bestehens der Universität Basel im Jahr 1959 die Cantata academica „Carmen Basiliensae“, die 1960 uraufgeführt worden ist. Oder wussten Sie, dass Friedrich Nietzsche (1844-1900) komponiert hat? Dass er auf einem Klavier musizierte, das bei der Musikalienhandlung der Gebrüder Hug gemietet war?
Einer der Musiker der „ersten Stunde“ im Portraitband ist neben dem gebürtigen Basler Ludwig Senfl (*um 1486) Heinrich Glarean (1488-1563). Er war ein Junge aus dem Glarner Land, aus bescheidenen Verhältnissen und Verfasser des "Dodekachordron“, einem epochalen musikwissenschaftlichen Werk, das 1547 durch die Officin Petri herausgegeben worden ist. Das Offizin heißt übrigens heute Schwabe Verlag.
Wussten Sie, dass – um zu den Zeitgenossen zurückzukommen – Gerald Bennett (*1942) im Jahr 1965 an die Musikakademie kam, um seine Fähigkeiten als Dirigent zu vervollkommnen? Dass Pierre Boulez (*1925) eine langjährige Beziehung zu Basel hat, an deren Anfang ein Konzert im Jahr 1965 stand?
Wenn man sich diesen Band anschaut, dann ist die Pflege von Traditionen ganz sicher eine Sache des Schwabe Verlags, nicht nur, weil dieser 1488 durch Johannes Petri in Basel gegründet worden ist und damit selbst Tradition hat. Man könnte die Edition so beschreiben: kompakt gestaltet, Wissenswertes in überschaubaren Portionen, fachkundig geschrieben, vermittelt in anschaulichem Umfeld; eine Art Lexikon für alle, die verlässliche Informationen suchen, die allerdings nicht sehr in die Tiefe gehen. Jeder der Beschriebenen bekommt eine gute Handvoll Seiten, inklusive Abbildungen. Mehr nicht. Ein „Handbuch“ im guten Sinne.
Komponisten in Basel
Siebzig musikalische Begegnungen aus fünf Jahrhunderten,
Mit Textbeiträgen von Sibylle Ehrismann, Jürg Erni, Thomas Gerlich, Hans-Georg Hofmann, Klaus Schweizer, Martina Wohltat, David Wohnlich und Heidy Zimmermann.
436 Seiten mit 139 Abbildungen. Gebunden. Leinen, im Schuber, erschienenim Schwabe Verlag Basel.
Fr. 42.– / EUR 29.50
ISBN 978-3-7965-2416-5