Freitag, 28. August 2009

Vom Leben, Puppen und anderen Wundern

Basel.- Ein berauschendes, skurriles Liebesabenteuer, temperamentvoll begleitet auf dem Piano, bildet den Auftakt des nächsten Basler FigurenTheaterFestivals (2. – 7.9.2009). "Schwein, Weib und Gesang" bietet die brillante Ostschweizer Figurenspielerin Kathrin Bosshard. Dieses Jahr sind Ensembles und Solokünstlerinnen und -künstler aus sechs Ländern eingeladen, aus Russland, Spanien, den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und der Schweiz. Sie bringen Stücke mit, die einem in Traumwelten entführen, zum Staunen und Nachdenken anregen, oft auch zum Lachen. Dabei fällt auf: Politisches ist nicht mehr tabu. Brennende Themen wie drohende Wasserknappheit, Armut und Heimatverlust, religiöser Fanatismus finden ihren Ausdruck. Auf dem Programm stehen 17 Produktionen mit 32 Aufführungen, darunter auch Vorstellungen für Schulklassen und die clownesken Openair-Darbietungen „Elephant walk“ und „CockTales“ der süddeutschen Gruppe PasParTouT. Olivier Benoit von Tàbola Rassa bietet für Theaterschaffende den Workshop „Animer un objet ...“ an. Helmut Pogerth leitet eine Gesprächsrunde mit Theaterschaffenden und nimmt interessierte FestivalbesucherInnen auf eine dramaturgische Kurzreise mit.

1995, als das FigurenTheaterFestival Basel gegründet wurde, gab es noch das legendäre Theaterfestival „Welt in Basel“. Heute exisitiert „Welt in Basel“ nicht mehr. Das FigurenTheaterFestival indessen lebt und hat sich entwickelt. Gegründet wurde es vom Riehener Figurentheater Vagabu, das im Januar sein 30-jähriges Bestehen feierte. Seit 2003 findet es alle zwei Jahre statt, dieses Jahr zum fünften Mal. Das Festival kann die Welt nicht nach Basel holen, aber es will den Blick öffnen und Grenzen überschreiten, nicht nur zwischen Ländern und Sprachregionen, auch zwischen verschiedenen Kunstformen – und sich dabei auf sieben bewährte Veranstalter in Basel, Riehen und Saint-Louis stützen. Konstant geblieben ist die Unterstützung der Kantone BS/BL, der Gemeinde Riehen, des Trägervereins und der Unima Suisse. Gut eingespielt ist das Leitungsteam mit Christian Schuppli, Iris Weder und Franziska von Blarer. Das Dreier-Team ist nun seit 2005 in dieser Zusammensetzung im Einsatz.

Ziel der Festivalmacher ist es, mit einem vielfältigen und anspruchsvollen Programmangebot für Erwachsene, Jugendliche und Kinder den Besuchern Figurentheater in seinen verschiedenen Formen und Möglichkeiten vor Augen zu führen und neues Publikum dafür zu begeistern. Eine besondere Attraktion des diesjährigen Festivals ist die Kombination von Figurentheater und Oper. Das Spiel mit Figuren in Verbindung mit Live-Musik bildet einen Schwerpunkt. Daneben stehen experimentelle Formen von Objekt- und Material-Theater auf dem Programm. Bewusst wurden auch einzelne Produktionen aus den Sparten Videokunst und Performance miteinbezogen. So wird die Stellung des Figurentheaters im Reigen der darstellenden Künste sichtbar. Und noch eine Besonderheit bringt das Festival: Erstmals sind grössere Ensembleproduktionen zu sehen wie „Die Zauberflöte“ aus Nürnberg, „White Cabin“ aus St. Petersburg und „Die Passion der Schafe“ aus Stuttgart.

Thalias Kompagnions zusammen mit dem Ensemble Kontraste aus Nürnberg zeigen ihre viel bejubelte Version von W.A. Mozarts „Zauberflöte“ für einen Sänger, zwei Puppenspieler und ein 8-köpfiges Kammerorchester. Das russische AKHE Theatre aus St. Petersburg lässt uns mit seinem legendären Bildertheater „White Cabin“ in obsessive Traumwelten eintauchen. Das Ensemble Materialtheater aus Stuttgart ist mit zwei Produktionen vertreten, „Passion der Schafe“, eine Auseinandersetzung mit dem christlichen Fundamentalismus, und „Ernesto Hase“, ein heutiges Märchen über Armut und Vertreibung. Aus den Niederlanden kommt das TAMTAM Objekttheater mit „Survival“ für Erwachsene und „Haben oder Nichthaben“ für ein gemischtes Publikum, beides Stücke die sich ausschliesslich auf die Wirkung ihrer Bilder verlassen. TAMTAM gibt es seit 30 Jahren und war noch nie in der Schweiz zu sehen. Aus Strasbourg erwarten wir das Tohu-Bohu Theater, das die Legende von Robin Hood auf elsässisch spielen wird, auch dies eine Schweizer Erstaufführung. Die Compagñía Tàbola Rassa aus Barcelona hat den Mut, die Molière-Komödie vom Geizigen mit sprechenden Wasserhahnen zu spielen und damit die Themen Geiz und Wasserknappheit zu verbinden – eine äusserst vergnügliche und spritzige Angelegenheit.

Mit sieben Produktionen ist die Schweizer Szene dieses Jahr stark vertreten: Die brillante Ostschweizer Figurenspielerin Kathrin Bosshard eröffnet mit „Schwein, Weib und Gesang“ das Festival im Theater Basel. Die Gruppe Roosaroos wagt es, am Festival mit ihrer „Odyssee“ Première zu feiern. Das Basler Marionetten Theater ist mit seiner erfolgreichen Neuinszenierung für die ganz Kleinen und ihre Eltern „Das kleine Ich bin Ich“ vertreten. Mit „Rosen für Herrn Grimm“, zeigt die junge Zürcher Künstlerin Katja Baumann ein berührendes Treffen zwischen Alt und Jung, entstanden in Zusammenarbeit mit Ueli Bichsel. Das Aargauer Eidos Musikobjekttheater spielt „Emma, die Windfängerin, ein Spiel für eine schrullige Frau, eine singende Säge und einen zauberhaften Pianisten. Der Figurenspieler Michael Huber aus Liestal erzählt kleinen und grossen Zuschauern die sagenhaften Erlebnisse „Vo Zwärge in de Bärge“ und das Figurentheater Vagabu spielt „Schorschis Wunsch“, die Geschichte von Schorschi, der sich eine Phantasiewelt baut, da die Erwachsenen nie Zeit haben.


FigurenTheaterFestival Basel 2.–7.9. 2009

Das Angebot für Schulklassen:

Emma, die Windfängerin eidos Musikobjektheater Schöftland AG
Ein Windstoss stellt Emmas Leben auf den Kopf: Sie verfolgt den Wind, der ihr das schönste Kleid geraubt hat. Eine zauberhafte Geschichte, erzählt und gespielt mit Fundgegenständen und live begleitet auf dem Klavier.
MI 2.9. 10.30 + Do 3.9. 10.30 Vorstadttheater
Dauer: 40 Min.; Kindergarten, 1.–3. Primarstufe

Elephant Walk PasParTout Bergatreute (D)
Ein junger Elephant und sein alter Dompteur führen die Kinder ins Zirkus-Zelt. Rudi ist ein widerspenstiges Tier, doch musikalisch und tänzerisch begabt. Die kleinen Albernheiten nimmt sein Meister mit Humor, doch einmal treibt es Rudi allzu bunt...
Do 3.9. 10.30 + Fr 4.9. 10.30 Riehen, Zelt im Sarasin-Park
Dauer 45 Min.; Kindergarten, 1.–3. Primarstufe

L’Avare d’après Molière Compagnia Tàbola Rassa Barcelona (ES)
Molières berühmte Komödie um Geiz und Liebe, dargestellt mit sprechenden Wasserhahnen. Die spanischen Figurenkünstler schaffen eine witzige Verbindung zwischen Geldgier und der Gier nach Wasser.
In leicht verständlichem Französisch
Fr 4.9. 10.30, Junges Theater Basel, Kasernenareal
Dauer: 70 Min.; Oberstufe, ab 16 Jahren

Haben oder Nichthaben TamTam Objektentheater Olst (NE)
Auf ihrem Planeten, einer Sandkiste, bewegen sich seltsame Wesen, eine Gartenschere, eine Beisszange, ein Handbohrer... Sie führen einen gnadenlosen Kampf um Besitz. Ein Stück ohne Worte zum Nachdenken und Staunen.
Mo 7.9. 10.30 Junges Theater Basel, Kasernenareal
Dauer: 40 Min.; 2.– 4. Primarstufe, 1. OS

Das Kleine Ich bin ich Basler Marionettentheater
Ein buntes Tier, das keinen Namen hat, fühlt sich vielen anderen Tieren ähnlich, doch alle weisen es zurück: „Du gehörst nicht zu uns“. Zwei rivalisierende Männer bringen uns die Geschichte nahe und überraschen uns mit ihrer Spielfreude.
Mo 7.9. 10.30 Theater Arlecchino Basel, Amerbachstrasse 14
Dauer: 50 Min.; Kindergarten, 1./2. Primarstufe

Robin Hood der Wälder TohuBohu Théâtre, Strasbourg (F)
Wie die Puppenspieler in alten Zeiten kommen sie daher mit ihrem Karren voll holzgeschnitzter Marionetten, um die Sage von Robin Hood aufleben zu lassen.
Mit Pfeil und Bogen wie Robin und seine Freunde, stets bereit das Unrecht zu bekämpfen.
In deutscher Sprache
Mo 7.9. 10.00 + 14.00 Saint-Louis, Théâtre La Coupole, 2 Croisée des Lys
Dauer: 50 Min.; 3./4.Primarstufe, OS

Dank Unterstützung von Schule & Theater BS und Kultur in Schulen kis.bl.
0–Tarif für Kindergarten- und Primarschulklassen
5 Franken–Tarif für alle übrigen
Théâtre La Coupole 3.50 €

Der Vorverkauf für alle Vorstellungen läuft über die Billettkasse von Theater Basel 061 295 11 33 oder die Infothek Riehen 061 641 40 70. Ausgenommen sind die Veranstaltungen in Saint-Louis. Diese müssen direkt beim Théâtre La Coupole gebucht werden 0033 389 70 03 13.
Das Programm findet sich im Internet unter www.figurentheaterfestival.ch

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