Mittwoch, 16. September 2009

Herr R. und der Platz im Himmel

Zürich.- Mit WARUM LÄUFT HERR R. AMOK? nach dem gleichnamigen Film von Rainer Werner Fassbinder steht ab dem 25. September im Pfauen eine Schweizerische Erstaufführung auf dem Spielplan. Das Junge Schauspielhaus, seit dem Beginn dieser Spielzeit neu unter der Leitung von Petra Fischer, zeigt als erste Produktion EIN HIMMLISCHER PLATZ von Guus Kuijer, einem der profiliertesten und meist ausgezeichneten Autoren der Niederlande. Premiere: Sa., 26.9.2009, 15 Uhr, Schiffbau/Matchbox. In dem Stück für Kinder ab 10 Jahren, setzt sich ein Spatz auf den Kopf von Florian, der bisher ein ziemlich gewöhnlicher Junge war – und fortan ist Florians Welt eine andere… Regie führt Enrico Beeler (Bild).

Florian denkt am liebsten. Mit Hilfe von Wörtern versucht er, die Welt um sich herum zu erforschen und zu entschlüsseln. Eines Tages fliegt ein Spatz auf seinen Kopf und bleibt in seinen Haaren sitzen. Von jetzt an passieren ungewöhnliche Dinge: Katja aus der Schule überfällt ihn mit einer Liebeserklärung und will ihn küssen, zusammen lernen sie die alte Frau Raaphorst kennen, in deren Welt ein Schlüssel eine Gabel ist und vorvorgestern heute, dann stellt Florian fest, dass seine Eltern zwar ununterbrochen diskutieren, in Wirklichkeit aber ständig aneinander vorbei reden… Kein Wunder, fühlt sich Florian da manchmal wie ein Verirrter in der Wüste. Eine Geschichte vom Älter- und Alt-Werden, vom Verstehen, Vergessen und Verlieben.

Enrico Beeler studierte Schauspiel an der Schauspiel-Akademie Zürich. Seit 1994 arbeitet er hauptsächlich als Regisseur. Seine Entdeckungen und Bearbeitungen neuer Stoffe für die Bühne schlagen sich in zahlreichen Ur- und Erstaufführungen nieder, wie z.B. „Sophie oder was das Leben zu bieten hat“ und „Alplantis“ (Theater en gros en detail), „Die wilden Schwäne“, „Weit ist der Weg“ (Theater an der Sihl) und „Hinter dem Bahnhof liegt das Meer“ (jetzt&co. Theaterproduktion).

Die Regisseurin Heike M. Goetze beschäftigt sich im Ensembleprojekt WARUM LÄUFT HERR R. AMOK? mit der Frage, was den schüchternen Technischen Zeichner Herrn R. zu Mord und Totschlag treibt. Darauf gibt es im Stück hunderte Antworten und keine - schon in der Aufsehen erregenden Filmvorlage von 1970 ist das Fragezeichen im Titel Programm. Eine ratlos die Köpfe schüttelnde Gesellschaft muss am Ende die Gründe alleine suchen. Herr und Frau R. leben mit ihrem schulpflichtigen Kind in einer Mietwohnung in einer grösseren Stadt.

Herr R. ist als technischer Zeichner in einer kleinen Firma angestellt, Frau R. führt den Haushalt und organisiert die sozialen und familiären Kontakte. Die Sehnsucht nach Anerkennung ist gross, der Druck ebenfalls. Die häufigste Frage, die Herrn R. gestellt wird, ist die nach seiner vermeintlich bevorstehenden Beförderung – alle wollen wissen, wann es für Herrn R. weiter geht auf der Karriereleiter. Doch statt zu einem Erfolgserlebnis kommt es am Ende zu Mord und Totschlag: Herr R. läuft Amok, begeht einen, so die genaue psychologische Definition, „erweiterten Selbstmord“.

Die junge, in Zürich lebende Regisseurin Heike M. Goetze inszeniert zum ersten Mal am Schauspielhaus Zürich. Sie studierte Regie an der Zürcher Hochschule der Künste und gewann 2008 den renommierten Preis der Körber-Stiftung als beste Nachwuchsregisseurin. WARUM LÄUFT HERR R. AMOK? ist Goetzes erste Auseinandersetzung mit Fassbinder.

Foto: Enrico Beeler

WARUM LÄUFT HERR R. AMOK?
nach dem Film von Rainer Werner Fassbinder
Drehbuch Rainer Werner Fassbinder und Michael Fengler
Mit:
Franz Konstantin Beil
Ursula Doll
Nadine Geyersbach
Sascha Geršak
Markus Scheumann
Lilith Stangenberg
Regie Heike M. Goetze
Bühne Bettina Meyer
Kostüme Inge Gill Klossner
Dramaturgie Roland Koberg
Weitere Vorstellungen im Pfauen:
26./ 29. September, jeweils 20 Uhr
2./ 6./ 10./ 17./ 22./ 27./ 29. Oktober, jeweils 20 Uhr
11. Oktober, 19 Uhr

EIN HIMMLISCHER PLATZ
von Guus Kuijer
Deutsch von Sylke Hachmeister
Mit:
Jelle Wowo Habdank
Mieke Frauke Jacobi
Florian Fabian Müller
Katja Kathrin Veith
Frau Raaphorst Ruth Oswalt
Regie Enrico Beeler
Bühne Flurin Madsen
Kostüme Isabel Schumacher
Musik Simon Hostettler
Dramaturgie Petra Fischer
Theaterpädagogik Eva Rottmann / Caroline Ringeisen
Schulvorstellungen in der Matchbox des Schiffbaus:
28. September, 14 Uhr
1./ 6./ 27./ 29. Oktober, jeweils 14 Uhr
29./ 30. September, jeweils 10 Uhr
2./ 28./ 30. Oktober, jeweils 10 Uhr
Familienvorstellungen in der Matchbox des Schiffbaus:
2./ 30. Oktober, jeweils 19 Uhr
3. Oktober, 18 Uhr

Schauspielhaus Pfauen
Zeltweg 5
8032 Zürich
www.schauspielhaus.ch

Schauspielhaus Schiffbau
Giessereistrasse 5
8005 Zürich

Tel. Zentrale: +41 44 258 70 70
Tel. Theaterkasse: +41 44 258 77 77

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